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Man kann ja in Israel bekanntlich auf vielerlei Arten auf Wohnungssuche gehen:
Diverse Inserate finden sich in Lokalblätter. Erscheinungstage: Donnerstags oder freitags.
Das Internet düfte die größte Hilfe darstellen. Was ich dagegen nicht empfehle ist die Jerusalemer Organisation “Ma’agar Me’ida” in der Fußgängerzone, denn dort zahlt Ihr für ein Abo mindestens 200 Schekel / pro Monat. Bedeutet, Ihr könnt Euch täglich neue Listen mit Wohnungen von dem Office abholen oder Euch die Liste per e – mail zuschicken lassen. Bis vor einigen Jahren war “Ma’agar Me’ida” noch der Hit und ich selbst fand so meine Bleiben. Mittlerweile jedoch kopiert die Organisation zuviel aus dem Internet und setzt es auf ihre teueren Listen. Im Internet dagegen erhaltet Ihr alles umsonst. Wozu also noch “Ma’agar Me’ida” auf dem Wohnungsmarkt ? Wer einen Job oder ein Auto sucht, der kann das genauso über “Ma’agar Me’ida” machen lassen, was vielleicht ergiebiger ist.
Wohnungssuchen in Tel Aviv und Jerusalem sind die absolute Hölle a la München in früheren Jahren. Eine Freundin aus Jerusalem verlängerte gerade ihren Mietvertrag, worin offiziell steht, dass der Mieter eventuelle Reparaturkosten übernimmt. Ein Standardvertrag abgeholt bei der Post, so meine Freundin. Das sei durchaus so üblich, denn das machen alle. Jetzt aber sind bei ihr zwei Waschbecken auf einmal kaputt gegangen und die Reparaturen gehen ins Geld. Wenn es zu stark regnet, kommt das Wasser durch die Decke oder das Dach senkt sich ganz. Investieren ? Die Vermieterin will den Schuppen verkaufen und alles andere interessiert sie nicht mehr.
Was einem für teure Miete angeboten wird, übersteigt fast alle Vorstellungen. Mir wurde in Tiberias eine riesige Wohnung angeboten, in der eine Wand fehlte. Ich könne sie ja selber bauen und zahle dafür weniger. Ein Bekannter besetzte mit Freunden ein Jerusalemer Haus und alle hausen dort umsonst. Jedenfalls solange, bis sie geräumt werden. Das zweite Problem: Das Haus hat keine Tür ! “Naja, sagte ich zu meinem Bekannten, immerhin habt ihr alle Wände. Das ist doch schon was !”
Da das Haus in einer von den Arabern selbsternannten “arabischen Zone” liegt, wurde den Hausbesetzern ein schwarzes Hakenkreuz über den Eingang gepinselt. Das Hakenkreuz wurde übermalt und nun prankt eine israelische Flagge nebendran.
Da werden Wohnungen in Inseraten für “sofort” angepriesen, doch dann stellt sich oft heraus, dass der jetzige Mieter noch gar nicht vorhat, auszuziehen und selber noch nach einer Bleibe sucht. Oder er will seinen Müll dalassen und verlangt Abstand.
Meist wird die Miete für ein Jahr per Scheck gezahlt. Der Mieter übergibt dem Vermieter zwölf ausgestellte Schecks, auf denen der Vermieter nur noch das Datum schreiben muss. Mancher Vermieter verlangt einen Bürgen, der den Mietvertrag mitunterschreibt. In Tel Aviv ist es keine Seltenheit, wenn die letzten drei Gehaltsabrechnungen verlangt werden.
Der Norden ist wesentlich billiger als das Zentrum oder selbst Beersheva, doch in einigen Orten die Mieten an. So in Carmiel und Afula. In Tiberias etwas weniger, doch in Zfat (Safed) geht der Trend nach oben. Da ich mich momentan auf dem Wohnungsmarkt in Zfat etwas umschaue, sehe ich, was sich dort abspielt.
Zuviele Leute ziehen aus dem Zentrum in den Norden und im Norden wiederum wittern die Vermieter das große Geschäft. Wer sich jedoch in Tiberias oder auch in Zfat niederlassen will, der muss sich darüber im Klaren sein, dass es keine Jobs gibt. Keine Jobs und keine kulturellen Angebote. Das nächste große Kino befindet sich in Haifa. Die Zfatim (Bewohner von Zfat) sowie die Tverianer hingegen sagen, dass sie entweder DVD oder TV schauen. Kultur, naja, da fahre man halt die 1,5 – 2 Stunden nach Haifa hinüber.
Eine Tageszeitung fragt heute ihre Leserschaft, ob denn ihr Vermieter schon angerufen an. Jetzt zum 1. Januar gehen die Mieterhöhungen wieder um und die Leute wissen schon gar nicht mehr, wo sie noch sparen sollen, wenn ein Großteil des Gehalts für die Miete draufgeht. Da tut einem das Geld leid ! Eine Besserung oder gar eine Lösung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, eine Wohnung entpuppt sich immer mehr als Luxusgut.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich einige hilfreiche Sites mit Wohnungsangeboten in den Blog stellen sollen, denn allesamt sind in hebräischer Sprache. Wer sich an englischsprachige Sites wendet, der wird fast immer über den Tisch gezogen. Die allerschlimmsten Angebote findet Ihr in der “Jerusalem Post”. Mein Rat: Lasst die Finger davon.
Als Allererstes solltet Ihr Euch stets darüber im Klaren sein, wo genau Ihr leben wollt. Danacht stellt sich die Frage, welcher Stadtteil am besten zu Euch passt. In Jerusalem, zum Beispiel, spielt der Stadtteil eine wesentliche Rolle, da jeder Stadtteil von einem anderen Charakter geprägt wird. Viele Studenten leben in Rehavia, aber dort steigen die Mieten ins Unermessliche. Die German Colony ist “out”. Wer es nationalrelig. sucht, der passt nach Kiryat Moshe (ich habe dort jahrelang sehr gut gewohnt), doch ist es dort teuer, auch wenn die Gegend wahrlich nicht so aussieht.
Fazit: Alles Gute bei der Suche !