Freitag, 31. August 2007

Stoeckchen zugeschmissen bekommen.....

B"H

Ich weiss nicht warum, aber irgendwie lieben es die Leute die sogenannten "Stoeckchen" im Internet zu verteilen. Jetzt hat es auch mich erwischt indem MEDBRAIN es mir zuschmiss.
Also dann:

Dein Handy? Man mag es kaum glauben, aber seitdem ich im Januar mein Handy entsorgte, habe ich mir bewusst kein neues mehr angeschafft.

Dein/e Partner/in? Gibt es

Deine Haare? kurz und bequem

Deine Mama? Waere froh, wenn ich noch eine haette, denn sie ist schon lange verstorben.
Dein Papa? Ereilte das gleiche Schicksal.

Lieblingsgegenstand? Bücher

Dein Traum von letzter Nacht? Letzte Nacht war nichts mit Traeumen, aber normalerweise ueberkommen mich die Geschehnisse des Tages. Wer traeumt, lebt gesuender und das nicht nur laut Judentum.

Dein Lieblingsgetränk? Schoko - Milch und viel Kaffee

Dein Traumauto? Fahre Bus

Der Raum, in dem du dich befindest? Balkon

Dein/e Ex? Ewige Vergangenheit und abgehakt

Deine Angst? Ausgerechnet in Jerusalem zu leben ist manchmal nicht einfach. Meine groesste Angst ist es krank zu werden oder in einem eventuellen Bombenattentat so verletzt zu werden, dass ich nur noch dahinsieche.

Was möchtest du in zehn Jahren sein? gelassener und klüger und den Talmud von vorwaerts bis rueckwaerts kennen.:-)

Mit wem verbrachtest du den gestrigen Abend? Mit dem Gedanken, die Kotel (Klagemauer) doch noch zu besuchen oder faul dazuliegen. Das letztere war dann leider der Fall.

Was bist du nicht? geduldig

Das letzte, was du getan hast? Etwas gegessen

Was trägst du? Schwarze Hose und gruenes T - Shirt

Dein Lieblingsbuch? Frueher sehr viele, heute beschraenkt sich alles nur noch auf Sifrei Kodesh - jued. relig. Buecher aller Art. Talmud, Thora, Kommentare und viel jued. talmudische Geschichte

Das letzte, was du gegessen hast? Kartoffel und Fisch

Dein Leben? intensiv - und immer anstrengend, zuwenig Freizeit und Ausspannen, ewige Zeitreisen zwischen in zwei Welten,

Deine Stimmung? In wenigen Stunden ist Shabbat und daher natuerlich Shabbat - maessig.

Deine Freunde? Viele Bekannte, wenige richtige Freunde

Woran denkst du gerade? An meine Freunde, die ich heute beim Rabbi zum Shabbat - Essen treffe.

Was machst du gerade? Gleich duschen und ein, zwei Stunden schlafen.

Dein Sommer? Viel zu heiss.

Was läuft in deinem TV? TV, was ist das ? Ich schaue eher selten.

Wann hast du das letzte Mal gelacht? Man merkt es mir vielleicht nicht an, aber ich lache viel und bin Optimist.

Das letzte Mal geweint? Kann ich mich jetzt nicht dran erinnern. Wenn, dann bei einem depressiven Film. Nein, vorhin beim Zwiebelschneiden.

Schule? Da war ich meistens gern.

Was hörst du gerade? Das Rauschen des Ventilators.

Liebste Wochenendbeschäftigung? Ausschlafen nach einem anstrengenden chassidischen Tisch. Ansonsten spielt sich jeder Shabbat bei uns sehr religioes ab und ich spanne unterhalb der Woche aus.

Traumjob? Noch nicht gefunden.

Dein Computer? Laptop

Außerhalb deines Fensters? Strasse und Imbisse

Bier? Ja, aber wenn, dann bayerisches Hefeweizen.

Mexikanisches Essen? Igitt.

Winter? naßkalt

Religion? Bestimmt mein ganzes Leben von A - Z.

Urlaub? Viel zu wenig.

Auf deinem Bett? Zeitungen, Buecher

Liebe? Fast das Wichtigste im Leben.


Weitermachen darf TRANSPONDER 48

Interpol griff durch

B"H

Nun ist es doch geschehen und ich hatte so sehr gehofft, dass endlich einmal jemand ungesehen entkommt. Anscheinend gibt es im heutigen Zeitalter der Technik keinen anonymen Ort mehr auf der Welt. Aber offensichtlich lag es ganz einfach nur an der Daemlichkeit der Person selber, sich nicht richtig verstecken zu koennen.
Tja, ein Mann von Welt ist er nicht, der Boaz Jonah.

Gestern wurden er und seine Frau nach zwei Wochen internationaler Interpol - Suche in Mailand (Milano) gefasst. Das Ende einer Odyssee oder erst der eigentliche Beginn ? Jedenfalls das vorlaeufige Ende der Freiheit des Boaz Jonah, der nun mit vielen Jahren Knast rechnen muss.

Vor gut einem Monat stuerzte der Bauunternehmer Boaz Jonah seine Firma Cheftsiba in den Bankrott und entschwand mit vielen Millionen Shekeln Bares. Seinen Vater, Mordechai Jonah, liess er mit den Schulden sitzen und setzte sich ins Ausland ab. Rumaenien, so glaubte man und durchkaemmte es zusammen mit dem rueman. Interpol. Aber nichts, denn Jonah hatte sich schon weiter nach Italien abgesetzt.

Die Pleite der Cheftsiba erschuetterte ganz Israel und immer noch stehen Hunderte von Haeuslebauer vor dem Ruin. Ihre Eigenheime hatten sie im voraus bezahlt und Cheftsiba hat das Geld anderweitig verschleudert.
Nach Bekanntwerden des Bankrotts sorgten die Banken dafuer, dass die Wohnungen in ihren Besitz uebergingen, um dadurch zur Tilgung der Cheftsiba - Schulden beizutragen. Die neuen Eigentuemer aber gaben nicht auf und rueckten zur Hausbesetzung ihre eigenen Hab und Gut an. Teilweise zogen sie in halbfertige Bauten, wo sie seither leben, denn eine andere Bleibe haben sie nicht mehr.

Vorgestern machte die Frau von Boaz Jonah einen fatalen Fehler. Sie rief die israel. Presse aus dem Ausland an und jammerte, dass auch sie an Obdachlosigkeit leide. Die Polizei konnte feststellen, aus welchen Land die Dame Jonah angerufen hatte. Naemlich aus Italien, wo sie zusammen mit Gatte Boaz sein durchgebrachtes Bares verprasste.

Die israel. Polizei flog sofort nach Mailand und Gatte samt Gattin Jonah wurden nach dem Essen in einem Restaurant verhaftet. In den naechsten Tagen geht es zurueck nach Israel, wo sie von keinerlei Obdachlosigkeit betroffen sein werden, wie ihre hereingelegte Kundschaft. Fuer die naechsten Jahre wird Boaz Jonah hinter Schloss und Riegel sitzen.

Was aber aus den betroffenen Haeuslebauern wird, ist noch unklar.


Boaz Jonah



(Photo Ynet)


Unfertige Cheftsiba - Bauten



(Photo Ynet)

Donnerstag, 30. August 2007

Der Kampf um Linie 15

B"H

Vor wenigen Tagen gab es in einer Tageszeitung einen kleingedruckten Artikel zu lesen. Beim Durchlesen dachte ich mir noch, dass dies bestimmt keine erwaehnenswerte Nachricht sei und vergass die Mitteilung kurz darauf wieder.

Heute Nachmittag jedoch unterrichtete ich, wie jeden Donnerstag, eine kleine Kindergruppe in einem religioesen Stadtteil und schon kam die Erinnerung an den kleinen Artikel wieder. In haredischen Vierteln ist es ueblich, dass Wagen mit einem Lautsprecher auf dem Dach herumfahren und relig. Nachrichten ausrufen. Seien es erbetene Spenden fuer einen Krankheitsfall, fuer eine Hochzeit oder es findet eine Beerdigung statt.

Ausgerufen wurde heute eine neue Demonstration, die genau wegen des Themas in besagter Kurzmitteilung stattfinden sollte.
Die Haredim verlangen vom staatlichen Busunternehmen EGGED, dass die Jerusalemer Buslinie 15 zum koscheren Bus umfunktioniert wird. EGGED lehnt bisher ab und deswegen sollte demonstriert werden.

Koscherer Bus heisst, dass Maenner und Frauen getrennt sitzen werden. Meistens sitzen die Frauen hinten und die Maenner vorne. Landesweit gibt es schon einige solcher Busse, so der EGGED - Bus 402 von Jerusalem nach Bnei Brak oder die lokale Linie 1 in Bnei Brak. Auch in New York gibt es in haredischen Stadtteilen solche Busse.

Laut Meinung der Haredim faehrt die lokale Jerusalemer Buslinie 15 nur durch haredische Stadtviertel und von daher sei es erforderlich, dass dieser Bus "kosher" wird. Die Busroute lautet: Ge'ulah, Binyanei HaUmah, Givat Shaul, Kanfei Nesharim und Har Nof.
Allerdings uebersehen die Haredim, dass unzaehlige andere Leute die Linie 15 benutzen, denn in der Kanfei Nesharim Street befinden sich viele Regierungsgebaeude und die Leute fahren zu ihrem Arbeitsplatz.

Nun werde ich einmal meine Meinung zu dem Thema kundtun und jeder kann darueber denken, wie er will.
Ich bin absolut gegen oeffentliche Stadtbusse, in denen Maenner und Frauen getrennt sitzen sollen. Jeder zahlt den gleichen Fahrpreis und kann sitzen wo er will.
Warum eine Geschlechtertrennung stattfinden soll ist folgendermassen zu begruenden: Maenner sollen durch Frauen, welche sich nicht anstaendig, sprich langer Rock und bedeckte Arme, kleiden nicht irgendwie erregt werden. Frauen haben nun einmal den Vorteil, dass sie sich besser beherrschen koennen als Maenner und die Schwachheiten der Maenner sind ueberall bekannt. So auch in der jued. Religion.
So manch maennlicher Leser mag das nun abstreiten, aber allgemein ist es so. Maenner sind schwach und kommen oefters auf dumme Gedanken als Frauen.:-)

Damit die relig. Maennerriege vor sich selbst und ihren Gedanken geschuetzt wird, muss die Frau woanders hin; naemlich in den hinteren Teil eines Busses. Selbst, wenn sie anstaendig angezogen sein sollte, Frau bleibt halt nun mal Frau.
Meine Meinung dazu ist, dass wenn ein Mann Probleme hat, er psychologische Hilfe in Anspruch nehmen sollte und nicht die Frauen in den hinteren Busteil draengt.

Obwohl ich selber religioes bin und ich sehr gut nachvollziehen kann, dass vor allem im Sommer viele Frauen fast gar nichts anhaben, und deswegen die relig. Kundschaft provozieren, bin ich auf keinen Fall fuer eine Trennung im Bus. Wenn EGGED will, koennen sie derlei Busse nur in haredischen Vierteln einsetzen, aber nicht dort, wo immer noch andere Fahrgaest auch mitfahren.

Ich kenne das Problem sehr gut, wohnte ich doch einmal im halb - haredischen Stadtteil Ramot und unser Bus 35 war zwar nicht offiziell nach Geschlechtern getrennt, inoffiziell aber doch. Allerdings hielt ich mich nie an diese Regel und rebellierte intern im Bus. Kommentare brachte mir das nicht ein, ist doch die Linie 35 ein regulaerer Stadtbus.

Sollte EGGED den Haredim nachgeben und die 15 in einen "koscheren" Bus umwandeln, werden viele andere Busse auch noch folgen, was negativ auf Jerusalem auswirken kann. Fuer EGGED wird keine Entscheidung einfach sein, denn einerseits sind die Haredim eine gute und zahlreiche Kundschaft, andererseits aber haben auch alle anderen ein Recht, in einem "normalen" Bus zu sitzen wo es ihnen passt. Wem es im Bus nicht gefaellt, der kann ja ein Taxi nehmen oder zufuss laufen, wie es viele chassidische Gruppen in Mea Shearim eh schon tun (Satmar oder Toldot Aharon zum Beispiel). Diese Chassidim lehnen EGGED - Busse grundsaetzlich ab, da sie dem Staat Israel gehoeren und die Chassidim eben diesen Staat ablehnen.

Ich hoffe, dass es nicht wieder zu chaotischen Demos kommen wird und Jerusalem einheitlich Bus fahren darf.


Der Jerusalemer Zentrale Busbahnhof in der Jaffa Road

Mittwoch, 29. August 2007

Farbe bekennen

B"H

Israel ist ein kleines Land, jeder kennt irgendwie jeden und jeder glaubt alles ueber den anderen zu wissen. Sollte einmal das Gegenteil der Fall sein, nervt der notorisch neugierige Israeli sein Opfer solange, bis das er alles aus ihm herausgequetscht hat. Wieviel er verdient, wieviel Miete er zahlt, wieviel Schulden er hat und wie hoch die Summe ist, um die Schulden monatlich abzustottern. Ganz zu schweigen vom Familienleben, Israelis wissen alles.

Als im vergangenen Jahr im Maerz die Knesset - Wahlen anstanden, ging es auch mir auf der Arbeit so richtig an den Kragen, denn ich war absichtlich nicht bereit, den Kollegen die Partei zu nennen, fuer die ich vorhatte zu stimmen. Das trieb zwei Kollegen so auf die Palme, dass sie mir alle moeglichen Parteien unterstellten, nur um die Wahrheit aus mir herauszuquetschen.

Ja, ich sei bestimmt links, Meretz oder so. Oder doch lieber rechts. Ja, Kahane wuerde zu mir passen. Nein, lieber doch nicht, denn ich stimme sicherlich fuer Olmert und seine Kadima - Partei oder doch nur Bibi und LIKUD.

Kadima, Kadima, vorwaerts, vorwaerts, wurde ich dann zum Arbeiten aufgefordert. Sarkastisch natuerlich und nicht boes gemeint. Ich beschloss, die Kollegen zu foltern und liess sie raten. Irgendwann kamen die dann drauf und es hiess, sie haetten es ja gleich geahnt.

Kaum etwas bleibt in diesem Land geheim und jeder sitzt ueberall in der ersten Reihe. Vor allem einmal wieder mehr die Presse, die sich auf alles stuerzt. In Israel gibt es keine Mitte, sondern man wird in zweierlei Sparten eingeordnet: Rechts oder links, religioes oder nicht religioes. Diese Eigenschaften sagen schon die Haelfte ueber die Persoenlichkeit eines Menschen aus.

Als ich vor Jahren einmal auf Jobsuche war, habe ich bewusst vermieden mitzuzaehlen, wieviele Jobs ich nicht bekam, weil ich religioes gekleidet war. Ich dachte, mein Vorstellungsgespraech haette einen guten Eindruck hinterlassen, aber meistens ging die Tuer auf, mich traf ein missbilligender Blick und es war alles von vornherein klar.

Als ich beschloss, es umgekehrt anzustellen, sprich Jeans und T - Shirt zu tragen, erlebte ich den naechsten Schock. Die Tuer ging auf und vor mir stand eine Gerer Chassid. Uebrigens ging das ganze so aus, dass ich als einzige in Hose kam und den Job sogar bekam. Dafuer wurde ich aber auch von zwei Haredim getestet und es stellte sich schnell heraus, dass ich ja eigentlich religioes war. Irgendwie fliegt man halt immer gleich auf.

Wenn ich einmal nicht bereit bin, mein gesamtes Privatleben offen auf den Tisch zu legen, loest das Misstrauen aus. Sicher haette ich etwas zu verbergen und es wird bei anderen nachgeforscht, ob die vielleicht mehr wissen. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob es nur mit Neid zu tun hat oder jemand wirklich nur alle Details erfahren moechte. Aber interessant sind die Erfahrungen doch immer wieder und ich muss zugeben, dass ich es schon oft geniesse, die Leute so richtig auf die Palme zu bringen.

Dienstag, 28. August 2007

Happy Birthday, Gilad

B"H

Heute feiert der im letzten Jahr von der Hamas gekidnappte Soldat Gilad Shalit seinen zweiten Geburtstag in Gefangenschaft. Alle Tageszeitungen veroeffentlichen heute auf ihren Titelseiten Geburtstagswuensche seiner Eltern an ihn und das er bald heimkommen werde.

Ich las heute frueh die Tageszeitung "Israel HaYom - Israel heute" und mir fiel sofort ein Wort auf, welches in den meisten Saetzen des Briefes staendig Wiederholung fand. "HaBaita - nach Hause" und "BaBait - Zuhause". Kann sein, dass der Brief mit Hilfe von Psychologen aufgesetzt wurde und diese Worte eine bestimmte Bedeutung haben.

Andere Tageszeitungen wie die MAARIV veroeffentlichen ganze Photosaetze aus seiner Kindheit und heute Abend um 20.00 Uhr findet auf dem Kikar Rabin in Tel Aviv eine riesen Geburtstagsfeier fuer Gilad statt. Natuerlich mit bitterem Beigeschmack, denn ein Ende der Entfuehrung ist noch nicht abzusehen. Jedenfalls nicht oeffentlich.

Auf alle Faelle MAZAL TOV an Gilad Shalit zu seinem heutigen 21. Geburstag.

Rettung in letzter Sekunde

B"H

Eigentlich verdient der gestrige Vorfall mehr Aufmerksamkeit, doch beschraenkt sich die Presse auf nicht allzu grosse Schlagzeilen. Ein hoher Offizier der israel. Armee verirrte sich gestern auf der Fahrt nach Dotan (noerdl. Jerusalems). Er uebersah saemtliche Warnungsschilder und befand sich ploetzlich in der palaestinensischen Stadt Jenin wieder.

Jenin ist als Stadt der Terroristen bekannt, da unzaehlige Selbstmordattentaeter aus dieser Stadt kamen. Auch gestern machten viele Bewohner Jenins ihrem Ruf alle Ehre, indem sie den Offizier lynchen wollten. Die palaestinensische Polizei konnte gerade noch dazwischengehen und den Offizier sicher nach Israel zurueckbringen. Der Wagen des Offizieres wurde jedoch vom aufgebrachten Mob voellig ausgebrannt.

Abu Mazen wurde, wie zu Erwarten war, von der Hamas beschuldigt, seine Polizisten zugunsten Israels losgeschickt und so eine Entfuehrung des Soldaten verhindert zu haben. Kurz gesagt, die Hamas sieht Abu Mazen als Verraeter. Die israel. Regierung dagegen bedankte sich bei der palaestinensischen Autonomiebehoerde, denn ohne sie waere der Offizier oeffentlich hingerichtet worden.

Der Name des Offizieres wurde in der Presse nicht genannt und es hiess nur kurz, dass er wegen seiner bewussten Unachtsamkeit zu Verhoeren beim Militaergericht vorsprechen muss.

Montag, 27. August 2007

Buergermeister des Wohlstandes

B"H

Schon viel zu lange spukt ein Thema durch die israel. Gesellschaft, welches leider bisher viel zuwenig Beachtung findet. Hier und da schrieb die Presse einmal einen Artikel, aber die Oeffentlichkeit wacht erst immer dann auf, wenn alles akut wird. Jetzt wird es akut und die Tel Aviver Innenstadt wird brutal aus ihrem Tiefschlaf geruettelt.

Aber nicht nur Tel Aviv ist betroffen. Nein, auch Jerusalem und Eilat schlagen Alarm. Letzten Freitag berichtete die israelische Tageszeitung MAARIV vom Immobilienmarkt, wo gerade die Preise ins Unermessliche steigen. In den drei genannten Staedten kann sich Otto Normalverbraucher mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen den Wohnungskauf nicht mehr leisten und immer mehr Einwohnern wandern in die Nachbarstaedte ab.

Besonders die Tel Aviver Innenstadt ist betroffen. War sie vor zehn Jahren noch ein heruntergekommener Slum, so schiessen nun Neubauten aus dem Boden und abgefackelte Haeuser werden zu Luxusvillen umfunktioniert. Vor allem die Strandgegenden Montefiori, die HaYarkon Street, Frishman Street und Umgebung. Vom reichen Tel Aviv Nord und Ramat Aviv will ich erst gar nicht reden.

Ploetzlich sehen die Hauseigentuemer ihre Chance gekommen und schmeissen WG - Bewohner hinaus. Aus der Wohnung wird eine Loft oder aehnliches und reiche Mieter gibt es immer. Wer will da noch die armseligen Studenten mit ihren 300 Dollar Mieten fuers Zimmer. Die Eigentuemer wollen absahnen und lassen durch einschlaegige Makler zahlungskraeftige Mieter suchen. Wie vergangene Woche, wo mitten am hellichten Tag ein Kult - Cafe neben dem Eingang des Carmel Marktes von der Polizei geraeumt wurde. Betreiber und Kaffeetrinkende Gaeste fanden sich auf der Strasse wieder und die Polizei versiegelte die Tuer. Die Stadtverwaltung verweigert die Betreibererlaubnis und dem Vermieter lacht mehr Bargeld fuer die Miete entgegen.

Legal oder nicht ? In Tel Aviv scheint alles erlaubt zu sein, denn Buergermeister Ron Chuldai hat sich laut der Rathausopposition ganz dem Kapital verschrieben. Arme raus, Reiche rein, so laute sein Motto. Alles soll plattgemacht werden, damit sich mehr Reiche ansiedeln und so Geld in die Stadtkasse kommt. Was sollen da diealleinerziehende arbeitslose Mutter, der hilflose Rentner oder Studenten, bei denen Geld eh Mangelware ist ?

Man muss nicht allzu genau hinschauen, um zu sehen, dass Tel Aviv sich innerhalb weniger Jahre voellig verwandelt hat. Ueberall stehen neue haessliche hohe Tuerme und jeden Monat kommen noch mehr hinzu. Nicht, dass sich in den Tuermen nur Bueros befinden; nein, hier leben Leute in Luxuswohnungen. Die neuen Yuppies wollen ihre Ruhe haben und dulden keine asozialen Nachbarn neben sich. Da zieht man lieber in einen der Tuerme, wo es gleich das Freizeitprogramm inclusive gibt. Swimming - Pool, Bar, Kindergaerten, Fitness - Raum, alles ist dabei. Und ueberall sind Wohlhabende und niemand schnorrt herum. Die Reichen kaufen alles auf und zahlen jeden Preis. Ganz zur Freude der vorherigen Eigentuemer.

Aber es gibt noch eine ganz andere und vielleicht viel gefaehrlichere Gruppe: die Chutznikkim - die Juden ausserhalb Israels. Vor allem Franzosen und Amerikaner kaufen kaufen kaufen. Sie haben Geld und alles andere ist ihnen egal. Nicht, dass sie sich ausgerechnet in Tel Aviv, Eilat oder Jerusalem niederlassen wollen. Ueberhaupt nicht. Was sie suchen ist eine Sicherheit nach dem Motto "Man kann ja nie wissen, was einmal kommt".

Wenn sie beim Wohnungskauf zuschlagen, dann stehen die Wohnungen leer. Es sei denn, die neuen auslaendischen Besitzer kommen einmal fuer ein paar Wochen zu Besuch. Obwohl sie Mieten verlieren, sind sie nicht bereit ueberhaupt zu vermieten, denn keiner will sich mit Mietern herumaergern muessen.

Genauso geht es Jerusalem und selbst haredische Zeitungen schlagen Alarm. Reiche Haredim aus dem Ausland ruinieren die Miet - bzw. Immobilienpreise und kein normaler Israeli kann da mehr mithalten. Junge haredische Paare waeren gezwungen, auf Jerusalem Vororte oder relig. Siedlungen wie Beitar Illit auszuweichen.

Bevorzugtes Viertel der auslaendischen Juden waren Katamon und die German Colony. Dann kam Nachlaot hinzu, wo die Mietpreise in unbezahlbare Hoehen stiegen. Selbst absolute Loecher koennen zu Bestpreisen vermietet werden.

Was die Reichen aus dem Ausland uns Bewohnern antun, wissen sie entweder nicht oder es interessiert sie nicht. Israel ist ein flaechenmaessig kleines Land und da wir wenig Platz haben, baut man entweder in die Hoehe oder zahlt so richtig schoen drauf. Die MAARIV sieht den Immobilienmarkt als sozialen Sprengstoff, denn in Tel Aviv werden schon die ersten Armenghettos arrangiert. Yaffo und Tel Aviv Sued.
Aber auch in Yaffo wird die Kluft immer groesser, denn seit einigen Jahren steht dort der lukrative Gebaeude - Komplex "Andromeda". Im Andromeda wohnen nur Reiche und niemand mit leerer Geldboerse hat Zutritt. Ausser der Putzfrau vielleicht.

Zum Glueck haben wir in Jerusalem noch keine Tel Aviver Zustaende und hoffen wir, dass es nie dazu kommen wird. Was soll ueberhaupt aus den Staedten werden, in denen sich Reiche in ihre Tuerme zurueckziehen und die auslaendischen Juden erst gar nicht hier wohnen ? Erst die Bewohner machen eine Stadt zu dem was sie ist, aber die fremden Auslaender produzieren nur Geisterstaedte.

Mehr religioese Offiziere

B"H

Laut aktuellen israel. Presseberichten, sind 40 % der Absolventen von Offizierskursen nationalreligioes. Die restlichen 60 % bilden sich ueberwiegend aus Neueinwanderern und immer noch Kibbutznikkim.

Es ist nicht Neues, wenn heutige israel. Jugendliche einmal keine Lust auf den Armeedienst verspueren. Man denkt materiell und Armee ist trotz aller Heorisierung OUT. Wer will schon gerne in einen Krieg ziehen, wo er eventuell sterben koennte, wenn es daheim am PC oder in einem lukrativen Job viel besser ist. Sollen die anderen mal machen, mich interessiert es jedenfalls nicht. Leider sind diese Gedanken nur allzu haeufig, wenn auch viele andere Berichte ueber hochmotivierte Jugendliche darueber hinwegtaeuschen wollen.

Nach wie vor herrscht bei Nationalreligioesen und Neueinwanderen die hoechste Motivation fuer ihr Land zu kaempfen. Natuerlich stehen bei den Nationalreligioesen die Thora, das Heilige Land und G - tt im Vordergrund. Dagegen wollen sich die Neueinwanderer beweisen, da sie meistens eh schon vielfach aus zionistischen Gruenden einwandern.

Die Armee ist das groesste Auffangbecken der Neueinwanderer, wo man auch die hebraeische Sprache am besten lernt. Hier ist jeder gleich, denn bei Militaereinsaetzen heisst es nicht "Du bist Russe oder Amerikaner", sondern jeder hat seine Rolle und alle halten zusammen.

Wer die israel. Gesellschaft von innen heraus kennen lernen will, der gehe zu Armee. Ob Olmert es gerne sieht oder nicht, die Nationalreligioesen sind wieder im Kommen.

Sonntag, 26. August 2007

Ran Danker

B"H

Der Schauspieler, Saenger und angeblich schoenster Mann Israels Ran Danker.

Im Angesicht des Boesen

B"H

Vergangene Woche war ich, wie fast alle Israelis, etwas im Urlaub und machte ein paar Ausfluege. Wegen der grossen Hitzewelle in Israel werden derzeit Orte mit Klimaanlage vorgezogen und da passt ein Museum ganz gut ins Programm.

Recht spontan entschloss ich mich zu einem Besuch im Jerusalemer Holocaust - Museum Yad VaShem. Mein letzter Besuch dort liegt mehr als zwei Jahre zurueck und somit war die Zeit guenstig.

Grosse Probleme zum Yad VaShem zu gelangen, gibt es nicht, denn fast alle Busse fahren, mehr oder weniger, daran vorbei.
Fuer Interessierte: Der Eintritt ist frei und das Museum ist taeglich von 10.00 - ca. 17.00 Uhr geoeffnet. Freitags schliesst es eher und am Shabbat ist es geschlossen.

Seit mehr als zwei Jahren gibt es einen nagelneuen Gebaeudekomplex, der eine riesige Ausstellung beinhaltet. Wer hinein will, der muss die obligatorischen Sicherheitskontrollen passieren und gleich hier wurde ich wieder hinausgeschickt. Ich solle meine kleine Tasche im Vorgebaeude unten an der Garderobe abgeben. Die Mitnahme von Taschen jeglicher Art ins Museum sei untersagt. Auch Kameras und Handys seien nicht erlaubt und muessen abgegeben werden.

Schliesslich im Gebaeude angekommen, zeigt sich das Museum sehr persoenlich. In den frueheren Gebaeuden war die Ausstellung immer etwas anonym und es wurde von "den Juden" gesprochen. In der neuen Ausstellung hingegen werden ueber individuelle Einzelschicksale berichtet.

Die Raeume sind in Zeitabschnitte aufgeteilt und zuerst wird die Machtergreifung Hitlers dokumentiert. In den Ausstellungsvitrinen befinden sich rare Dokumente, Plakate, Poster und private Gegenstaende von den deutschen Juden.

Bei meinem Besuch war das Museum fast ueberfuellt und man kam nur schwer voran. Einige Soldatengruppen wurden herumgefuehrt und amerik. Juden brachten gleich auch noch ihren Reiseleiter mit, und so droehnte dann aus jeder Ecke eine Ansprache. Seit der Eroeffnung des neuen Gebaeudes ist das Yad VaShem meistens ueberfuellt und es kann vorkommen, dass man am Eingang solange auf Einlass warten muss, bis andere das Gebaeude verlassen haben.

Nach der Machtergreifung folgen die Nuernberger Gesetze und danach der Kriegsausbruch. Es gibt sogar ein richtiges deutsches Wohnzimmer mit Essbesteck, anhand dessen dokumentiert wird, wie deutsche Juden damals gelebt haben. Ausserdem befinden sich im gesamten Museum ueberall Bildschirme, auf denen Zeitzeugen Erlebtes berichten.

Nach Ausbruch des Krieges und den ersten Judenvernichtungen wird die Ausstellung sehr spezifisch. Persoenliche Photoalben von Ermordeten sind ausgestellt, genauso wie Armbanduhren, KZ - Kleidung, selbstgefertigtes KZ - Spielzeug usw. Wer in die Halle tritt, in der das Warschauer Ghetto dokumentiert wird, der meint, sich wirklich im Ghetto zu befinden, so real ist es dargestellt. Die Hauptverkehrsstrasse wurde incl. Strassenbahnschienen und Strassenlaternen nachgestellt. Davor laeuft ein Film auf einer grossen Leinwand. Der Film zeigt, ohne Ton, das alltaegliche Ghettoleben. Menschen huschen an einem vorbei und Hungernde liegen auf den Strassen.

So ziemlich am Schluss befindet sich eine riesige Auschwitz - Ausstellung, in der sogar einer der Eisenbahnwaggons zu sehen ist. Ein grosses Loch im Fussboden ist mit Schuhen aus einem der Vernichtungslager gefuellt. Hierbei bin ich mir nicht mehr sicher, ob es Majdanek oder Treblinka war. Ueber dem Loch liegt eine Glasplatte.

Gleich gegenueber stehen drei grosse Tonmodelle. Das erste zeigt, wie die Menschen in die Gaskammer getrieben worden sind, das zweite zeigt die Vergasung und wie die Menschen geradezu aneinander klebten und das dritte Modell stellt das Sonderkommando dar, welches die Leichen in die Oefen schob. Es handelt sich hier nur um Tonmodelle, dennoch wirkt alles gespenstisch real.

Die folgende Halle zeigt die Reaktion der Allierten, die Befreiung der Lager und das Ende des Krieges sowie die Auswanderung nach Palaestina (Israel). Ein aeusserst interessantes Video zeigt ein Interview mit dem bekannten Jan Karski.
Jan Karski war ein poln. Nichtjude, der Photos im Warschauer Ghetto schoss und nach wenigen Minuten so bestuerzt war, dass er das Ghetto schnell verliess. Danach sah er seine Aufgabe darin, der Welt von der Judenermordung zu berichten und er reiste zu Churchill nach London und in die USA zu Praesident Roosevelt. Vor allem Roosevelt zeigte sich nicht besonders beeindruckt und meinte nur zigarrenrauchend, dass die USA den Krieg gewinnen werden. Ausserdem kritisiert die Ausstellung besonders den damaligen Papst Pius, der seine Augen vor der Realitaet verschloss. Die Juden waren ihm eh laestig und da kam ihm Hitler gerade recht.

Was mich besonders betroffen machte, war ein ca. zweiminuetiges Amateurvideo. Man sah Akrobaten auf einem Seil balancieren und die unten stehenden Menschenmengen lachten und schauten zu ihnen hinauf. Ueber dem Geschehen sah man schwarzen Rauch, der aus dem Warschauer Ghetto kam. Es war ein Sonntag Nachmittag und die Polen amuesierten sich auf dem Marktplatz, waehrend ein paar Meter weiter im Ghetto Erschiessungen stattfanden. Das Video zeigt sehr deutlich den moralischen Fall einer sogenannten zivilisierten Gesellschaft.

Ganz am Schluss befindet sich eine Halle, in der bis unter die hohe Decke Photos von Ermordeten haengen. Genau darunter befindet sich ein tiefes Erdloch gefuellt mit etwas Wasser. Die Photos spiegeln sich in dem Wasser und wenn wir hineinschauen, sehen wir dazu unsere Koepfe. Jemand erklaerte einer israel. Jugendgruppe, dass sich beim Hineinschauen die Toten mit den Lebenden kreuzen und beide zusammen zu sehen sind. Dies repraesentiere die neue lebende Generation.

Natuerlich gibt es ausser dem neuen Gebaeude noch weitere, in denen ich jedoch schon so oft war, sodass ich sie ausliess. Wer heute den Holocaust verleugnet oder der Ansicht ist, dass dies alles nie wieder geschehen koenne, der sollte sich das Yad VaShem auf jeden Fall genauer anschauen.

Freitag, 24. August 2007

Die Armut vor den Feiertagen

B"H

Die Politik hat momentan Pause, aber in Israel hat die Presse gewoehnlich immer etwas zu berichten. Ein Sommerloch existiert bei uns nicht wie vielleicht in Deutschland.

Die Tageszeitung MAARIV beschaeftigt sich heute ausfuehrlichst mit der Armut der israelischen Bevoelkerung. In drei Wochen feiern wir das juedische Neujahrsfest Rosh HaShana und mindestens 1 Mio Menschen werden zum Festtag ohne Essen dastehen.

Rosh HaShana hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Geschenkefest entwickelt. Die Wirtschaft boomt an den Feiertagen und jeder darf etwas verdienen, denn Wein, Suessigkeiten, Honig und Fruechte sind der Renner am Neujahrstag.

Anmerkung: An Rosh HaShana wird eine kleine halachische Seder (aehnlich wie zu Pessach) abghalten. Dann werden verschiedene Fruechte Israels gegessen, die entsprechenden Segen dazu gesprochen und Wein gibt es auch. Danach folgt das grosse Festtagsmahl.

All das kann sich eine sozial schwache Familie gar nicht mehr leisten, selbst wenn der Wein billig sein sollte. Geschweige denn Geschenke fuer die Kinder.

Wie jedes Jahr sammeln jued. Hilfsorganisationen Spenden zum Fest, um die Familien mit Essenspaketen zu versorgen. Aber was ist schon gross in dem Paket: Wein, Honig, Mehl, Reis und in paar Kleinigkeiten. Unsere Feiertage entpuppen sich mehr und mehr als Katastrophe fuer sozial Schwache. Und alle Jahre wieder sind dieselben Vorwuerfe zu hoeren, die nach den Feiertagen sofort wieder vergessen sind.

Wer sozial schwachen Familien helfen will, der kann dies u.a. auch auf dieser Website tun:

http://www.latet.org.il/english/


Donnerstag, 23. August 2007

Kreuzigung in der Jaffa Road

B"H

Vor wenigen Minuten beobachtete ich folgende Szene in der Jaffa Road in der Innenstadt:

Ein aelterer Mann ging an beiden Haenden gefesselt hinter seiner Gattin her. Seine gefesselten Haende hielt er ueber den Kopf und stumm ging er vor sich hin.

Seine Gattin ging vor ihm her und hielt das Ende des Seiles in einer Hand, welches seine Haende fesselte. Kurz gesagt sah es aus als ob die Gattin einen Hund hinter sich herzog. Eine graessliche Szene, an der aber niemand der Passanten interessiert war.

Das Desintersse ist sehr einfach zu begruenden:
Bei dem Ehepaar handelt es sich offensichtlich um christliche Fundamentalisten, denn die Frau hielt das Seilende in der einen und das Neue Testament in der anderen Hand.

Ist das jetzt die neue Version einer Kreuzigung ?

Mittwoch, 22. August 2007

Wer kennt Guy Chever ?

B"H

Hand aufs Herz, wer von Euch kennt Guy Chever oder hat den Namen wenigstens schon einmal gehoert ?
Nein, nicht gleich zu Google rennen und suchen, sondern selbst ueberlegen. Wer ist Guy Chever ?

Keine Ahnung ? Damit steht Ihr nicht allein. Okay, in Israel ist er bekannter als im Ausland, aber an seinen Namen will gerade die Armeefuehrung nur ungern erinnert werden.

Ausgerechnet in diesen Tagen ist Guy Chever wieder ganz gross in den Schlagzeilen, denn am 17. August jaehrte sich zum 10. Mal der Tag, an dem der damals 19 - jaehrige Soldat von seiner Militaerbasis auf dem Golan verschwand.



Seit zehn Jahren befindet sich seine Mutter Rina im Kampf gegen die Militaerbehoerden, die ihren Sohn Guy nicht als vermissten Soldaten anerkennen wollen.

Damals im August 1997 verschwand Guy Chever ploetzlich nachdem er seinen Dienst beendet hatte. Eigentlich sollte er sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten machen, denn es gab Meinungsverschiedenheiten. Die Armee erklaerte nach dem Verschwinden des Soldaten, dass Guy wohl Angst vor einer Bestarfung gehabt und sich deswegen abgesetzt haette. Eine grossangelegte Suchaktion wurde gestartet, die jedoch nichts einbrachte. Dann herrschte Schweigen.

Waehrend Ron Arad, Zechariah Baumel, Ehud Goldwasser, Eldad Regev, Gilad Shalit und viele andere intensiv gesucht werden und staendig Verhandlungen zu laufen scheinen, stellt sich die Armee im Falle von Guy Chever auf taub. Er wird auf kaum einer offiziellen Liste erwaehnt und seinen Eltern Rina und Eitan kommen keinerlei Einladungen zu internationalen Treffen zu, an denen die Eltern Goldwasser, Regev, etc. teilnehmen.

Stattdessen gab Rina Chever ihren Job auf und reist um die Welt, um sich mit Diplomaten zu treffen, denn sie vermutet, dass Guy sich auf dem Golan verirrte, unabsichtlich auf syrisches Gebit geriet und von den Syrern gekidnappt wurde. Tatsaechlich kam vor einigen Monaten eine kurze Nachricht aus Syrien. Der Name Guy Chever sei dort ein Begriff.
Die Chevers schoepften wieder Hoffnung, aber seitdem blieb jede neue Meldung aus und Guy verschwunden. Trotz Zeitungsberichten haelt sich die Armeefuehrung vorsichtig zurueck und Rina Chever befuerchtet, dass die Generaele ihren Sohn lieber tot sehen wollen. Das sei wohl anscheinend bequemer.

Sie ist nicht die einzige mit der Behauptung. Seit vielen Jahren wird hinter vorgehaltener Hand erzaehlt, dass ein toter entfuehrter Soldat besser sei als ein lebender. Jedenfalls sei er so zur Legende geworden.
Was also spielt sich wirklich hinter den Diplomatenkulissen ab ? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will und kann nur hoffen, dass uns allen eine Entfuehrung erspart bleibt.

זכור את אשר עשה לכם עמלק

B"H

Aufgrund der momentanen ueberwaeltigenden Hitze faellt das Reisen schwer. Das einzige, nach dem man staendig auf der Suche ist, ist die Klimaanlage.
Deshalb besuchten wir heute das Yad Vashem und ich berichtete von einigen Eindruecken auf meinem engl. Blog.

Eine deutsche Uebersetzung folgt in den naechsten Tagen.

Dienstag, 21. August 2007

Tokio Hotel

B"H

Es hat sich sicher schon herumgesprochen, dass die deutsche Boygroup Tokio Hotel die neue Nummer Eins in Israel ist. Nummer Eins in den auslaendischen Charts.
Vielfach wird in der deutschen Presse gerne behauptet, dass dies zum ersten Mal geschah, was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Schon Modern Talking zu ihrer Bluehtezeit schafften es die israelische Nummer Eins zu sein.

Als ich im September 1987 das erste Mal nach Israel kam, fragten mich zu meinem Entsetzen alle nach Modern Talking aus und deren Songs wurden auf israel. Radiosendern rauf und runter gespielt. Kein Wunder, dass ich kaum Heimweh hatte, denn es gab ja Modern Talking.

Zwar las ich zuvor ueber Tokio Hotel im Internet, doch verspuerte ich nie das Verlangen, mir deren Lieder anzuhoeren. Nicht schon wieder ein Modern Talking - Verschnitt !!!

Irgendwann im Juni dann spielte der israel. Radiosender "Galatz" das Lied "Through the Monsun" und es war so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Nichtssagend. Aber israel. Kids fliegen auf alles, was aus dem Ausland kommt und kauften anscheinend die CD. Danach hoerte man das Lied oefters, aber meine Aufmerksamkeit zieht es nicht auf sich. Bekannterweise ist die Musikbranche kurzlebig und in ein paar Tagen wird es wieder eine neue Nummer eins geben. Hoffentlich nicht Modern Talking oder Tokio Hotel.

Uebrigens waere ein Dieter Bohlen in Israel undenkbar. Wir haben zwar einen Laesterheini namens Dudu Topaz, doch meide ich konsequent seine primitiven Sendungen und bekomme nur manchmal mit, dass Leute ihn gerichtlich verklagen.

Jobnikkim

B"H

Der Begriff JOBNIK kommt aus der israelischen Armee und hat allgemein einen negativen Beigeschmack. Ein JOBNIK ist ein Soldat, der im Buero Dienst schiebt und nicht in einer Kampfeinheit dient. Jobnikkim haben oft gesundheitliche Probleme und sind fuer militaerische Aktionen untauglich. Von der Gesellschaft werden sie etwas belaechelt, aber es muss ja auch Jobnikkim geben.

Der Journalist Amnon Dankner schnitt in einem Zeitungskommentar (MAARIV) am letzten Freitag ein interessantes Thema an. Haben wir uns nicht alle schon einmal gefragt, was eigentlich die wehrpflichtigen Kinder unserer Prominenten in der Armee machen ?
Ist der Sohn von Shaul Mofaz oder der Enkel (Urenkel) vom Millionaer Stef Wertheimer in einer Kampfeinheit und bereit, fuer sein Land zu sterben ? Wo sind all die Kinder unserer Politiker, Industriegroessen und Musiker ?

Die Antwort lautet, dass wir es nicht wissen, denn darueber herrscht eisiges Schweigen. Genauso wie ich bezweifelt Amnon Dankner, dass die Promi - Kinder in Kampfeinheiten sind geschweige denn ueberhaupt ihren vollen Wehrdienst erfuellen. Anscheinend werden viele von ihnen schon von vornherein freigestellt. Gesundheitliche Gruende, versteht sich. Aktiv in Kaempfe verwickelt werden - nein, danke. Da sitzt man schon lieber in einem Buero oder gleich ganz daheim.

Wen man heute in Kampfeinheiten antrifft, das sind die Nationalreligioesen, sephardische Juden, Neueinwanderer oder Kibbutznikkim. Von Promis hoert und sieht man nichts. Sie sind gaenzlich von der Bildflaeche verschwunden. Jedenfalls solange, bis ihre Armeezeit vorueber ist.

Something Israeli

B"H

Sehr haeufig mache ich keine Werbung fuer andere Blogs, aber hier mache ich eine Ausnahme, denn es handelt sich um einen guten Freund von mir.

Ein israelischer Blog mit hebraeischen und englischen Inhalten incl. Photos.

http://gilgilad.blogspot.com/

Montag, 20. August 2007

Mit dem Feind in einem Bett

B"H

Es beginnt ganz harmlos; palaestinensische Jugendlich sitzen auf Parkbaenken, vor Einkaufszentren oder am Zion Square vor der Ben Yehudah und machen weibliche israelische Teenies an. Nicht immer ist das ein primitiver Anmachetrick, sondern haeufig geschieht es, dass sich auf diese Art und Weise eine Liebesaffaere zwischen einem Palaestinenser und einer jungen juedischen Israelin entwickelt.

Laut Zeitungsberichten spielt sich fast immer alles nach dem gleichen Schema ab. Palaest. Jugendlicher versucht mit einer jungen Israelin in Kontakt zu kommen. Israelinnen, die sich darauf einlassen, kommen ueberwiegend aus sozial schwachen Familien. Nie zuvor bekamen sie Anerkennung und ploetzlich ist da jemand, der ihnen Geschenke macht und ihnen auch sonst die Welt zu Fuessen legt. In solchen Situationen ist der Terror vergessen und es gilt die Liebe.

Die Familie der Maedels trifft meistens der Schlag und schlimmstenfalls wird die abtruennige Tocher aus dem Haus geworfen. Aber selbst wenn nicht, versucht der Palaestinenser das Maedchen zu ueberreden, mit ihm in sein Dorf zu ziehen und ihn zu heiraten. Aus Liebe stimmen viele junge Frauen zu und finden sich ploetzlich in Doerfern bei Ramallah oder anderswo wieder.

Vielmals ist es auch so, dass das Maedchen zu Beginn an gar nicht weiss, dass ihr Angebeteter ein Palaestinenser ist. Entweder legte er sich einen juedischen Namen zu, aenderte seinen Akzent und schmierte sich viel Gel ins Haar wie israel. Jugendliche es zu tun pflegen. Wenn sie es dann erfaehrt, ist sie schon so verknallt, dass sie kaum noch entrinnen wird.

Ersteinmal verheiratet und im arab. Dorf angekommen, zeigen in den meisten Faellen die Palaestinenser ihr wahres Gesicht und misshandeln ihre jued. Frau. Auch dann, wenn sich die Israelin entscheidet, zum Islam ueberzutreten. Ploetzlich verbietet ihnen der Gatte das Dorf zu verlassen und sperrt die Frau ein. Schlaege sind an der Tagesordnung und auf Hilfe aus dem Dorf braucht die Israelin erst gar nicht zu hoffen.

In solchen Situationen schalten sich israel. Organisationen wie YAD LE'ACHIM und andere ein. Dabei handelt sich sich ueberwiegend um relig. bzw. haredische Hilfsorganisationen. Mit oder manchmal auch ohne Hilfe der Armee fahren sie in das arab. Dorf und befreien die Frau samt ihrer Kinder. Aus Angst vor Verfolgung und Rache werden die Frauen dann an geheimen Orten untergebracht, wo sie psychologische Hilfe bekommen und ersteinmal wieder zu sich selbst finden sollen.

Die Kinder aus solchen Ehen sind fast alle juedisch, denn es ist fast ausschliesslich der Fall, dass jued. Frauen Palaestinenser heiraten und nicht umgekehrt.
Ich frage mich oft, was in solchen Frauen vorgeht. Kann man so blind sein vor Liebe und alles andere Verdraengen ? Und was ist mit dem kompletten Ausschluss aus der israel. Gesellschaft, die solche Beziehungen ablehnt und die Frauen als Verraeterinnen betrachtet ?

Mittlerweile geben Betroffene Frauen selbst Seminare und halten Vortraege ueber ihre Erfahrungen, um andere zu warnen.

Sonntag, 19. August 2007

Bei der Konkurrenz in Tel Aviv

B"H

Ausnahmsweise berichte ich heute einmal aus ungewohnten Gefilden; mit einer Freundin bin ich morgens nach Tel Aviv gefahren und gerade befinden wir uns auf dem Weg in die haredische Stadt Bnei Brak. Eigentlich war alles ganz anders geplant, aber wie das so ist in Israel, in den seltensten Faellen laeuft etwas nach Plan.

Schon im Bus wurden die Plaene geaendert. Nein, wir fahren nicht zuerst nach Bnei Brak, sondern erst kommt Tel Aviv an die Reihe. Der Grund mag fuer viele laecherlich klingen: das Wetter.
Wir Jerusalemer sind die feuchte heisse Tel Aviver Luft nicht gewohnt, denn wir geniessen ein windiges Klima in den Judaeischen Bergen. Tel Aviv liegt im Flachland und noch dazu am Meer. Seitdem wir aus dem Bus stiegen, kleben uns die Klamotten auf der Haut. Das Wasser laeuft nur so hinunter und zwischendurch kauften wir sogar neue T - Shirts auf dem Carmel - Markt. Der Klamottenwechsel half gar nichts und so stinken wir weiter vor uns hin wie alle anderen auch.

Nun gehts nach Bnei Brak, denn wir wollen uns einige chassidische Synagogen und Yeshivot anschauen. Die Hitze laesst etwas nach uns jetzt ist die perfekte Zeit, um draussen herumzulaufen.
Bisher tranken wir nur Kaffee, liefen ueber den Markt und sassen in unserer relig. Klamotte am Strand. Was wir riesig bereuten war, keine kurzen Hosen mitgenommen zu haben, um ins Wasser zu gehen. So begnuegten wir uns damit, die Schuhe auszuziehen und durchs Wasser zu waten.

Der Strand ist gerammelt voll, doch es gibt noch freie Plaetze. Es macht riesigen Spass, einfach nur dazu sitzen und Leute zu beobachten. Der Strand kommt mir eh vor, wie eine franz. Kolonie. Ueberall wird nur Franzoesisch gesprochen. Die vielen franz. Neueinwanderer haben alles fest im Griff, auch den Strand.

Es ist immer gut, einmal aus Jerusalem herauszukommen, denn selbst uns Bewohnern nervt die Enge. Wo wir auch nur hingehen, bekannte Gesichter. Tel Aviv ist da anders, eben weil es groesser ist. Dennoch werden wir heute Abend recht froh sein, die Heimreise anzutreten.


Samstag, 18. August 2007

Der Satmarer Rebbe in Jerusalem

B"H

Im ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim gab es in den letzten Tagen nur ein Thema:
Einer der zwei Rebben der chassidischen Gruppe Satmar ist auf Besuch und alle wollten ihn sehen.

Einen persoenlichen Bericht dazu gibt es hier:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/08/rebbe-aharon-teitelbaum-superstar.html

Freitag, 17. August 2007

Zimmer gesucht

B"H

Fuer Wohnungssuchende in Tel Aviv und Jerusalem sind die Monate Juli / August die wahre Hoelle. Wer gerade einmal kein Student sein sollte, ist schon am Telefon von der Frage: "Bist Du Student"? vollkommen genervt. Entweder wollen Vermieter oder WG - Bewohner nur Studenten oder ueberhaupt keine.

Ich bin in der gluecklichen Lage, keine neue Bleibe suchen zu muessen, aber bei der Mehrheit der Jerusalemer laeuft gewoehnlicherweise jeden Sommer der einjaehrige Mietvertrag aus. Entweder verlaengert man oder es wird gefluechtet. Vor allem, weil der Vermieter meint, er muesse gleich 200 Dollar mehr verlangen.

Also sind in israelischen Grossstaedten immer alle irgendwie auf Wanderschaft. In diesem Jahr hier und im naechsten dort. Richtig nervig ist erst das Gesuche. Gluecklicherweise gibt es gute neue Internet - Sites mit Wohnungsangeboten. In meiner Vergangenheit war ich ansonsten immer guter Kunde bei "Maagar Meida" in der Fussgaengerzone. Dort gab es Listen fuer teures Geld. Jeden Tag kann man sie abholen und sich neuesten Wohnungsangebote durchlesen. Zwischenzeitlich ist Maagar Meida aber dermassen teuer geworden, dass sich ein Gang dorthin nicht mehr lohnt.
Das Internet hat mehr zu bieten und liefert die Photos der Wohnung gleich mit. Und das alles ohne laestige Gebuehren.

Wohnungssuche ist immer eine Qual. Unzaehlige Anrufe und Israelis haben die schlimmeAngewohnheit, schon am Telefon alles auszuspionieren. Wer man ist, was man macht, ist man Single oder macht sonst irgendwelchen Laerm ?
Meine interessantesten Wohnungsbesichtigungen hatte ich vor mehr als zehn Jahren im Grossraum Tel Aviv.
Einmal kam ich morgens in Petach Tikwa an, wo eine junge Frau ein Mitbewohnerin suchte. Sie oeffnete und vor mir stand eine ziemlich schwergewichtige Dame. Sie starrte mich an und meinte zu mir: "Du bist ja duenn".
Was hatte sie denn erwartet ? Am Telefon jedenfalls fragte sie mich nicht nach meinem Gewicht.
Kurz gesagt, ich bekam das Zimmer bei ihr nicht. Der Grund schien klar. Vielleicht haette ich einfach mehr fruehstuecken sollen.

In Jerusalem hatte ich ein viel besseres Erlebnis. Ich wohnte in einer WG mit zwei Polizisten. Besser gesagt zuerst war es nur einer und dazu eine junge Frau, die beim israel. TV arbeitet. Als sie auszog, um mit ihrem thailaendischen Wan Tan - Koch zusammenzuziehen, entdeckte der Polizist bei einer Inspizierung in ihrem Zimmer doch gleich eine tote Katze. Oder besser gesagt, das uebriggebliebene Skelett.
Er schlug mir vor einen Rabbiner zu holen, um das Zimmer von eventuellen Vodoo - Opferungszeremonien zu befreien. Der Rabbi kam dann nicht, dafuer aber ein neuer Polizist.

Dies sind vielleicht zwei Extremfaelle, aber ich bin mir sicher, dass jeder so seine Stories ueber die Wohnungssuche hat. Wer in Jerusalem sucht, der sollte das, wenn moeglich, bis zum September oder Oktober hinausschieben, denn da gibt es wieder mehr Angebote.

Donnerstag, 16. August 2007

Der Familiensumpf

B"H

Die Pleite des Bauunternehmens CHEFTSIBA zieht immer weitere Kreise. Wer haette das vor drei Wochen erwartet, war doch Cheftsiba eines der Vorzeigeunternehmen Israels. Der Firmengruender Mordechai Jonah war gern gesehener Gast bei Politikern und anderen Persoenlichkeiten. Man kannte und respektierte sich.
Wie schnell es doch gehen kann. Ploetzlich halten sich alle fern von Mordechai Jonah, der gestern vor einem Tel Aviver Gericht antreten musste. Zuerst einige Tage Haft und nun Hausarrest genauso wie weitere hochrangige Cheftsiba - Angestellte. Der 68 - jaehrige Jonah weiss nicht mehr, wie ihm geschieht.

Ueber 30 Jahre lang baute Cheftsiba in Israel. Wohnblocks und sogar den neuen Zentralen Busbahnhof in Tel Aviv. Vor knapp drei Wochen kam das Aus. Cheftsiba brach finanziell zusammen und der mehrheitliche Aktieninhaber Bank Hapoalim verweigerte weitere Kredite. Firmenboss Boaz Jonah, der Sohn von Mordechai Jonah, fluechtete mit seinen abgezweigten 70 Mio Shekel (ca. 14 Mio Euro) ins Ausland. Ziel unbekannt.

Zurueck blieb ein Scherbenhaufen. Unfertige Wohnungen und Familientragoedien. Hunderte Israelis hatten im voraus fuer ihre Neubauwohnungen gezahlt und standen nun vor Rohbauten, welche von der Bank konfesziert wurden. Schuldenbegleichung von Cheftsiba.

Die Betroffenen gingen auf die Barrikaden und besetzten ihre eigenen Rohbauten bis die Polizei kam. Viele gaben nicht auf und blieben. Heute soll vor der Knesset eine grosse Demonstration Cheftsiba - Geschaedigter stattfinden und man verlangt eine Loesung von Olmert. Das investierte Geld sei futsch und Firmenboss Boaz Jonah ist ueber alle Berge. Die Familien stehen vor dem Ruin, denn sie hatten ihr ganzes Geld in die Wohnungen investiert.

Bei Familien Jonah dagegen schaut es auch nicht besser aus. Im Gegenteil, immer mehr kommt zum Vorschein, wie aus einer anscheinend perfekten Familie ein psychologischer SuperGAU wurde. Da ist zuerst der Vater Mordechai. In Jerusalem geboren und aufgewachsen begann er erst auf dem Bau zu arbeiten und machte sich spaeter selbstaendig. Er hatte Glueck und das Geschaeft bluehte. Ohne jegliche Bildung biss er sich durch und schaffte es bis an die Spitze. Das Problem waren seine zwei Soehne Eyal und Boaz. Mordechai verwoehnte den Aeltesten Eyal und merkte gar nicht, wie neidisch Boaz war. Fuer Boaz war Eyal die grosse Konkurrenz beim Vater und er tat alles, um auch Anerkennung zu finden. Pech gehabt, denn der Vater liebt Eyal abgoettisch. Beide Brueder sprechen seit Jahren nicht mehr miteinander.
Wie in einem Kinofilm auch darf natuerlich eines nicht fehlen; ein Abtruenniger der Unternehmerfamilie. Schachar Jonah, ein weiterer Sohn Mordechais, ist Maler und widmet sich der Kunst.
Schachar und Eyal geben an, nichts von Boaz Machenschaften und von seinem Kampf ums Ueberleben gewusst zu haben. Auch der Vater Mordechai und Mutter Cheftsiba (nach der das Unternehmen benannt ist), wissen von nichts.

Nun ist Boaz weg und die Firma auch. Bleibt der Rest der Familie, der von den Geschaedigten verfolgt wird und natuerlich die Banken. Und alle stellen die gleiche Frage: Wie konnte das bloss passieren ?

Haushaltskuerzungen

B"H

Nun sollen wie wieder abgeschafft werden, die Security - Leute in den Bussen. Sie sind die neuen und garantiert nicht die letzten Opfer neuer Haushaltskuerzungen der Regierung.

Nach endlosen Terrorattentaten auf Busse bekamen vor allem Staedte wie Jerusalem und Tel Aviv an fast jede Bushaltestelle sowie in die Busse das beruehmte Security - Personal. Blaue Hosen, weisse Shirts und eine ockerfarbene Weste. Hochbewaffnet marschieren sie an Haltestellen auf und ab, springen wie aus dem Nichts auf uns zu, wenn wir voruebergehen und fragen uns, wie es uns geht.

Zuerst nervte mich das wichtige Gehabe der Machos in der Ockerweste schon. Kaugummikauend fragten sie nach meinem und anderer Wohlbefinden, ohne es ueberhaupt wissen zu wollen. Es ging ihnen nur um meine Reaktion und um meinen Akzent. Mit Arabisch kann ich da nicht so dienen und schon schossen sie auf den naechsten Passanten zu.

In der letzten Zeit ist es um sie ruhiger geworden und der Eifer liess nach. Seit Jahren gab es keinen explodierenden Bus mehr und seither beschaeftigen sich die Security - Machos lieber mit den weiblichen Teenies an den Haltestellen. Manchmal kommt allerdings noch ein "Boker Tov - Guten Morgen", aber unsere Antwort interessiert eh keinen mehr.

Ob die Bus - Security wirklich Attentate verhindern kann, ist fraglich. Als vor wenigen Jahren die Buslinie 14 in der German Colony in die Luft flog, waren zuvor zwei Security - Leute durch den Bus gegangen und hatten doch glatt den palaestinensischen Selbstmordattentaeter uebersehen. Der sass in der Busmitte mit einer Tasche in der Hand. "Sah halt aus wie ein Schueler", meinte spaeter einer der Security - Leute verlegen. Wer bitteschoen soll auch schon nach zwei Wochen Kurs in der Lage sein, Terroristen zu erkennen und auszuschalten ? Stattdessen ging es dem staatlichen Busunternehmen EGGED eher darum, die Kundschaft zu beruhigen. Man faehrt schon sicherer mit einem Security - Guard. Reich verdienen sich die Security - Leute auch nicht. Meistens scheint es eh fuer sie eine Zwischenloesung zu sein. Gerade frisch aus der Armee entlassen und noch jobsuchend, bewerben sie sich halt erst einmal bei EGGED und dann schauen wir weiter.

Jetzt sollen sie ganz von der Bildflaeche verschwinden, denn die Regierung braucht das Geld fuer anderes. Keine explodierende Busse heisst kein Security - Personal mehr. Wer weiss wie lange, denn in der gleichen Position befanden wir uns schon einmal und wenig spaeter wurde das neue Personal eingearbeitet.

Hoffen wir jedoch, dass wir sie wirklich nicht mehr benoetigen.

Mittwoch, 15. August 2007

Good News

B"H

Mir ist gerade beim Lesen einer e - mail ein grosser Stein vom Herzen gefallen und ich kann nicht beschreiben, wie froh ich bin.

Meine Freundin, die sogenannte B aus meinem vorherigen Bericht, teilte mir mit, dass sie im letzten Moment doch noch ein neues 3 - Monats - Visum erhielt.

Jetzt muss sie innerhalb dieser Zeit konvertieren, aber ich bin zuversichtlich, dass sie es schafft.

Ninet Tayeb und Matti Caspi

B"H

Ninet Tayeb, der neue Star





Der beruehmte israel. Liedermacher Matti Caspi. Scheint, dass er sich von seinen Lebenskatastrophen wieder etwas erholt hat. Scheidungen, geplatzte US - Karriere, zurueck nach Israel und in die Pleite. Ich hoffe, es geht ihm wieder besser.


Der Sieger Bibi

B"H

Die Wahllokale schlossen um 23.00 Uhr und wenige Stunden danach, wussten alle, wer der Sieger ist: Benjamin Netanyahu.

Die LIKUD - Partei waehlte gestern ihren neuen Vorsitzenden und somit Kandidat auf das Ministerpraesidentenamt bei den naechsten KNESSET - Wahlen. Zur Wahl stellten sich drei Kanditaten, wobei ich den Namen vom dritten Mann nie genau wusste. Dani irgendwas...

Nummer 1 war natuerlich Benjamin Netanyahu genannt Bibi.
Nummer 2 war der rechtsgerichtete nationalreligioese Moshe Feiglin.
Auf Nummer 3 konnte verzichtet werden, denn alles schaut nur auf die Nummern 1 + 2. Da die Prognosen eine niedrige Wahlbeteiligung voraussagten, sah Moshe Feiglin seine Stunde gekommen. Er rollte die Werbetrommel und alle Religioesen wurden aufgefordert, ihn zu waehlen. Bibi tat das gleiche. Er putzte Klinken und rief die LIKUD - Mitglieder daheim an und forderte sie zum Urnengang auf.

Nun ist es amtlich: Bibi Netanyahu ist der neue alte LIKUD - Vorsitzende. Strahlend sieht man ihn heute auf allen Titelblaettern zusammen mit seiner hysterischen Gattin Sarah. Zur Verteidigung der LIKUD - Mitglieder muss man sagen, dass die Wahlbeteiligung nur bei 40 % lag und der Rest anscheinend eh von Bibi die Schnauze voll hat. Von diesen 40 % waehlten dann auch glatt 70 % Bibi und 20 % der Stimmen kamen auf Moshe Feiglin.

In einem jedoch muss ich Bibi recht geben. Moshe Feiglin ist der falsche Kandidat fuer die LIKUD - Fuehrung gewesen. Trotz rechter Parolen ist er zu unscheinbar und ausser bei Wahlen, hoert man nie etwas von ihm.

Dienstag, 14. August 2007

Kurze Eindruecke aus der Ben Yehuda - Fussgaengerzone

B"H

Keine Ahnung wieviele Musikanten in diesem Augenblick in der Ben Yehuda musizieren. Jedenfalls waren es gleich mehrere, die sich Konkurrenz machen.
Im unteren Teil der Mall, am Zion Square, sind die Cafes bis zum Bersten ueberfuellt. Mitten im Gewuehl liegt ein Mann auf einer gruenen Luftmatratze auf dem Boden. Schon seit einigen Wochen liegt er am Zion Square. Zuerst dachte ich, dass er fuer oder gegen etwas demonstriert. Hatten wir doch einmal das bekannte Ehepaar, welches ein Jahr lang in der Innenstadt campierte, weil sie das Jugendamt zwingen wollten, ihnen die entzogenen Kinder wiederzugeben. Aber der Mann auf der Luftmatratze will anscheinend nur Spenden einsammeln.

Gleich gegenueber stand eine palaestinensische Familie. Kinder, Mutter und der Vater in rot - weisser Kaffiyeh auf dem Kopf. Nebendran rief jemand: "Shekel echad, shekel echad - einen Shekel". Auch dort wird nach Spenden gebettelt.
Wie nahe doch Wohlstand und Armut zusammen sein koennen. Hier ruft der Mann nach Spenden und neben ihm sitzt ein Yuppie und schreibt auf seinem Laptop.

Am Zion Square, 10m weiter, steht die Militaerpolizei. Aber gegenueber europaeischen Kollegen kuemmert sie sich nicht um gruene Luftmatratzen oder Laptops. Nein, es wird nur nach Terroristen Ausschau gehalten und die liegen gewoehnlich nicht auf Luftmatratzen.

Montag, 13. August 2007

Die Konversionsbuerokratie

B"H

Lange habe ich ueberlegt, ob ich das Thema zur Sprache bringen soll, welches derzeit einen Teil meines Bekanntenkreises und mich bewegt. Momentan sind die Lager dermassen gespalten, dass ich bis auf Weiteres auf die Gesellschaft der Streithaehne verzichte. Vor allem aus dem Grund, weil kaum jemand die Fakten kennt, sich aber immer wieder gerne einmischt und meint jetzt auch einmal seinen Senf dazu geben zu muessen. So kocht die Geruechtekueche erst richtig los.

Der Hintergrund ist etwas kompliziert und ich fasse mich an dieser Stelle kurz und die Namen der Personen habe ich mit Buchstaben abgekuerzt.

Vor drei Jahren begannen zwei Personen, nennen wir sie A und B, in Jerusalem einen Konversionskurs zum Judentum. A war / ist ueberzeugte Christin mit fundamentalistischem Hintergrund.
B war Christin, doch schon vor Jahren besann sie sich anders und entschloss sich, zum Judentum zu konvertieren. Aus ihrem Heimatland kam sie nach Israel.

Auf die Gesellschaft von A legte ich von Beginn an keinen Wert, denn, wie gesagt, ihre christl. Zuege hatte sie nicht abgelegt. Mit B allerdings freundete ich mich ganz gut an. Beide hatte ich durch Bekannte kennen gelernt und ich kann nicht sagen, dass wir uns in der ersten Zeit ueberhaupt oft sahen. Erst viel spaeter traf ich B regelmaessig.

Der Konversionskurs wurde zur Farce, denn viele Leute wie A hatten sich eingeschlichen. Woechentlich beschwerten sich Leute beim Oberrabbinat und beim Religionsministerium. Die Kursteilnehmer seien nicht an einer ernsthaften orthod. Konversion interessiert, sondern an der israel. Staatsbuergerschaft.
Dies ist ein Argument, welches man oft hoert in Israel. Viele Rabbiner haben Vorurteile, denn jemand koennte ja nur aus wirtschaftl. Gruenden konvertieren. Das Innenministerium, dass fuer die Visavergabe zustaendig ist, sieht das genauso.
In vielen Faellen zu unrecht, denn die Haelfte der Konversionswilligen kommt aus westlichen Laendern und man muss schon total naiv sein um zu glauben, dass die Leute Wirtschaftsfluechtlinge seien. Bei B zum Beispiel ist es so, dass sie einen hochrangigen Computerjob aufgab, nur um nach Israel zu ziehen.

Die fundamentalistische A bombardierte die Rabbiner des Konversionskurses sofort mit Forderungen. Sie wolle so schnell wie moeglich konvertieren, denn sie haette diverse Visonen gehabt. Sie trampelte herum wie ein Elefant im Porzellanladen und fuehrte ihre Telefongespraeche. Dabei kam es ihr zugute, dass ein lediger Rabbiner ein Auge auf sie geworfen hatte. Tja, sowas gibt es auch. Allerdings war / ist er ledig und die Situation waere unter gewissen Umstaenden einwandfrei. Sie sah sich schon als Rebbitzen, muesste ihr doch dann jeder andere die Fuesse kuessen. Eine naive und dumme Einschaetzung der Dinge, was wir von ihr gewohnt sind.

B wurde irgendwann zum Beit Din (rabbinisches Gericht) gerufen und versagte. Heisst, sie machte einen dummen Anfaengerfehler. Auf die Frage hin, ob sie denn heiraten und eine jued. Familie gruenden wolle, sagte sie NEIN. Aufgrund ihrer Scheidung und schlechten Erfahrungen rutschte ihr die Wahrheit heraus, aber das verstehen die Rabbiner selten. Sogleich flog sie aus dem Beit Din und kam erst einmal in die Warteschleife. Ein weiteres grosses Problem war ihr Job, denn sie fuehrte die Buecher einer Organisation der juedischen Reformbewegung, den sie aber spaeter aufgab.

Ueber A dagegen trafen mehr und mehr Beschwerden beim Rabbinat ein. Von ihren Klassenkameraden wohlgemerkt. Sie haette angeblich rumerzaehlt, dass sie lieber Christin bleiben wolle, aber G - tt ihr sagte, sie solle Juedin werden.
Bei einer Anhoerung vor dem Beit Din stritt sie alles ab und machte auf unschuldig. Bekannte koennten von ihr andererseits noch ganz andere Dinge berichten, was einige, mich selbst eingeschlossen, taten. Ein befreundeter Rabbiner aber wiegelte nur ab. Schon allein aus dem Grund, weil er mit eben jenem verknallten Rabbi und Freund von A befreundet ist. Das Rabbinat hatte jedoch seine Meinung gefaellt und wollte A nicht konvertieren. Nur durch Aktionen hintenherum gelang ihr schliesslich die Konversion. Keine Halachische, wenn man es genau nimmt, sondern eine mit Hilfe von Kontakten und Beziehungen. Stolz macht sie nun auf religioes, erwaehnt aber im gleichen Moment, dass sie sich ja nun aussuchen koenne, welche Halachot sie einhaelt und was nicht. Der zukuenftige perfekte messianische Jude, was jeder von uns weiss. Der verknallte Rabbi wollte sie dann uebrigens doch nicht heiraten. Ein Baby J. ist ihm wohl doch zuviel.

B wiederum wartete nach ihrem Missgeschick seit zwei Jahren auf einen erneuten Termin beim Beit Din. Telefonate fuehrten zu nichts und so wurde gewartet. Die gleichen Leute, die fuer A naechtelang intrigierten, liessen B fallen wie eine heisse Kartoffel. Und das, obwohl B sehr aufrichtig mit ihrer Konversion ist und es ernst meint.
Vor wenigen Wochen dann gab es doch noch einen Termin beim Rabbinat, wo ihr mitgeteilt wurde, dass sie nur dann zu einem Beit Din zugelassen werde, falls ein Kommittee des Innenministeriums zustimmt. Dies sei eine neue gesetzliche Regelung, da staendig Leute ohne gueltiges Visum konvertiert seien und dann Aliyah beantragten.
Mittlerweile lief dann zu allem Unglueck auch noch das Visum von B aus und sie bekam einen Brief vom obersten Rabbi des Beit Din. Er meinte, dass sie mit seiner Empfehlung keinerlei Probleme haben werde. Falsch, denn das Innenministerium pochte auf eine Wartezeit. B wurde heimgeschickt und man wolle sie anrufen, sobald alles geklaert sei.

Der Anruf folgte zwei Wochen spaeter. B bekomme kein neues Visum mehr und muesse das Land verlassen. Ohne Beit Din.
Am Abend darauf teilte sie dies in einem privaten Gespraech einem ihr bekannten Rabbi mit. Zu allem Schreck und vor lauter falscher Hilfsbereitschaft verkuendete dieser bei einem Shiur das Problem von B. Und das vor mehr als 20 Leuten, wovon einige die groessten Klatschmaeuler sind. B erzaehlte mir wenige Tage spaeter, dass sie fast im Erdboden versunken waere als der Rabbi dies tat.
Seitdem wird sie von ueberfluessigen Klatschkommentaren verfolgt. "Ja, mit ihr wuerde etwas nicht stimmen und da sei doch was faul". Jeder verkuendet es dem naechsten, jeder dichtet noch mehr hinzu und keiner kennt die genauen Fakten. Vor allem reden gerade jene Leute, die selbst mehr als genug Probleme am Hals haben.

Wer nun denkt, dass dies ein einmaliger Fehltritt des Rabbis war, liegt so richtig schoen falsch. Am Shabbat wurde es zweimal verkuendet und gestern Abend bei einem weiteren Shiur nochmals. Vielleicht toent es ja auch bald vom Zion Square, wer weiss.
Fakt ist, dass trotz der Entscheidung des Ministeriums immer noch zwei hochrangige Rabbiner des Rabbinats versuchen, B im Lande zu halten. Die Buerokratie dreht sich also noch weiter, denn im Rabbinat wurde man zwischenzeitlich darauf aufmerksam gemacht, die falschen Leute aus dem Kurs konvertiert zu haben. Einschliesslich der Fundi A.

Ich weiss noch nicht, wie es weitergehen wird. Muss B gehen oder nicht. Auf alle Faelle halte ich mich von den Laestermaeulern und dem Rabbi fern. Das Schlimmste fuer mich ist, dass ich nicht weiss, was ich B sagen soll oder wie ich ihr helfen koennte.

Fortsetzung folgt bestimmt.....


Ich kann nur allen Leute, die in Israel konvertieren wollen raten, den richtigen Kurs auszusuchen, sich um das Visum zu kuemmern und gleich von Beginn an sicherzugehen, dass der Kurs Termine beim Beit Din arrangiert.

Sonntag, 12. August 2007

Israeli Rock - Hayehudim

Der verschwiegene Makel

B"H

Die Tageszeitung MAARIV sprach in ihrer letzten Freitagsausgabe ein sehr interessantes Thema an: Ehescheidungen in der nationalreligioesen Gesellschaft.
Ein Thema, welches auch mir gut bekannt ist und uebrigens nicht nur die Nationalreligioesen betrifft, sondern genauso Haredim und Nichtreligioese.

In den vergangenen Jahren gab es in Israel, wie auch in anderen Laendern, ein grosses Umdenken. Genossen frueher geschiedene Frauen in der nichtreligioesen israel. Gesellschaft einen negativen Ruf und wurden als eine Kuriositaet betrachtet, hat man sich mittlerweile an die Tatsache gewoehnt. Israel ist ein Scheidungsland und jedes Jahre gehen Tausende von Ehen zu Bruch. Geschiedene Maenner haben weniger Probleme mit ihrer Umwelt, wenn sie ihre Scheidung bekanntgeben. Frauen mit Kindern dagegen haben immer einen kleinen Kampf um Anerkennung zu bestehen, obwohl Scheidungen heutzutage etwas Alltaegliches geworden sind.

Dennoch, die israelisch - juedische Gesellschaft ist nach wie vor eine familienorientierte Gesellschaft. Vater, Mutter, Kind. Das muss so sein und wer es nicht hat, ist anders. Sicher kommt es darauf an, wo man wohnt. Tel Aviv ist in der Beziehung toleranter und anonymer als Jerusalem.

MAARIV aber bezog den Artikel nur auf die nationalreligioese Gesellschaft und berichtete von geschiedenen Frauen aus dem Gush Etzion - Gebiet (relig. Siedlungen zwischen Jerusalem und Hebron).
Wer sich entscheidet, in eine religioese Siedlung zu ziehen, dem geht es so wie den Kibbutznikkim; zuerst muss ein Aufnahmeantrag gestellt werden. Viele religioese Siedlungen nehmen grundsaetzlich nur Ehepaare auf und keine Singles. Letzteres gibt es in religioesen Kreisen ab einem bestimmten Alter eh nicht mehr, denn normalerweise heiraten Religioese recht frueh. Haredim mit 18 und Nationalreligioese etwas spaeter. Religioes zu sein bedeutet aber keine Garantie fuer eine intakte Ehe. Wir alle sind nur Menschen und ueberall kann etwas zu Bruch gehen. Ob nach ein paar Monaten, nach ein paar Jahren oder nach mehr als 30 Jahren.

Aber eine religioese Siedlung ist meistens ein Dorf und jeder weiss ueber jeden Bescheid. Familie ist das A und O solcher Siedlungen und Muetter veranstalten Muettertreffen, Maenner treffen sich mit Maennern und auch die Kinder sind unter sich. Was nun, wenn eine Ehe schiefgeht ?
In nichtreligioesen Zirkeln wuerde dann eine der Parteien ausziehen und in der Regel bleiben die Kinder bei der Mutter. So auch bei den beschriebenen Paaren in der MAARIV. Der Ehemann zog aus und die Frau blieb mit den Kindern in der Siedlung wohnen. Fuer die religioese Gesellschaft ist es immer noch schwer, sich mit solch einem Thema zu befassen. Nationalreligioese wie Haredim kehren es gerne unter den Teppich, denn eigentlich darf es keine Scheidungen geben. Noch bis vor wenigen Jahren wollte man kein Aussenseiter sein und entschloss sich zusammenzubleiben. Das Ehepaar lebte nebeneinander her und zog die Kinder gross. Heute dagegen sind die Frauen mutiger geworden und packen ihre Koffer.

Nach der Trennung beginnt zuerst einmal das Gerede in der Siedlung. "Weisst Du schon…." Des weiteren tun sich ploetzlich ungeahnte Komplikationen auf. Eine alleinstehende Frau wird zur Bedrohung in der Siedlung. Was, wenn sich andere Maenner fuer sie interessieren, weil sie alleinstehend ist? Da koennte der ein oder andere schon auf dumme Gedanken kommen. Und was passiert, wenn andere unzufriedene Frauen die Geschiedene als Beispiel nehmen und sich auch zur Scheidung entschliessen ? Genau das sind die Vorurteile, die hinter vorgehaltener Hand durch die Siedlung gefluestert werden.

In der haredischen Gesellschaft ist es in der Regel so, dass die frisch Geschiedene so schnell wie moeglich wieder verheiratet werden soll, was sie meistens auch selbst will. Das Problem loest sich also oft von selbst innerhalb weniger Monate.
Bei den Nationalreligioesen schaut es etwas anders aus, denn dort sind die Frauen um einiges feministischer und wer die Schnauze voll hat vom Thema EHE, der geniesst das Single - Dasein. Der gesellschaftliche Zwang zur neuen Heirat kann beiseite geschoben werden. Nicht selten passiert es, dass Frauen mit Kindern in Grossstaedte ziehen, um anonymer zu leben. Allerdings gaben die geschiedenen nationalrelig. Frauen zu, dass sie mit vielen Entscheidungen einfach allein gelassen werden. Wer unterrichtet nun daheim die Soehne Thora und Talmud, wenn der Vater fehlt oder wer bringt die Kinder in die Synagoge ? Und was geschieht ueberhaupt mit den Kindern, die auf relig. Schulen dem Spott anderer Kinder ausgesetzt sein koennten ?

Einige geschiedene nationalrelig. Frauen haben nun eine Initiative gegruendet, wo sie das erste Mal ueber ihre Probleme reden und sich gegenseitig Mut machen. Erst mitleidig belaechelt, bekommt die Initiative taeglich neue Mitglieder und die Frauen reden davon, dass 50 % der Ehen in jeder Siedlung am Abgrund stehen, doch keiner der Parteien die Scheidung einreicht, um sich nicht blamieren.
Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis das Thema "Scheidung" auch in der relig. Gesellschaft oeffentlich diskutiert wird. Bisher schweigen sich auch die Rabbiner aus und wiegeln ab, doch die Realitaet schaut mittlerweile anders aus.

Freitag, 10. August 2007

Schiesserei in der Altstadt

B"H

Heute frueh gegen 11.00 Uhr kam es in der Jerusalemer Altstadt zu einer Schiesserei. Tatort war das christl. Viertel gleich neben dem Yaffa - Tor.
Ein Palaestinenser stahl die Waffe eines jued. Wachmann und schoss wild um sich. Der eintreffenden Polizei gelang es jedoch, den Palaestinenser zu ueberwaeltigen.
Zehn Menschen wurden verletzt, drei davon schwer.

Die Schiesserei fand in einer engen Gasse statt, die vom Yaffa - Tor aus in das christliche Viertel fuehrt, gleich neben dem "Raphael - Internetcafe". Passanten am Yaffa - Tor bekamen den Vorfall erst mit als die Polizei und Ambulanzen anrollten.

An alle MEGA und BAMBA - Kunden

B"H

Schon vor Ewigkeiten habe ich mir abgewoehnt, beim Discounter MEGA einzukaufen. Die Preise sind zwar immer noch niedrig, doch hatte ich einfach keine Lust nach koscherer Ware suchen zu muessen.
Einmal sah ich einen leckeren franz. Kaese und traeumte schon vom ersten Biss. Nichts war es, denn der Kaese hatte kein Koscherzertifikat (Hechscher) und ich musste mich also doch wieder nur mit der Billigimitation von TNUVA zufrieden geben.
Die Ware ist zwar nach Milch - und Fleisch koscher getrennt, doch viele Produkte haben kein Koscherzertifikat und kommen aus dem Ausland.

Nun ist beim MEGA ein Fleischskandal aufgeflogen. Die Filiale in Nes Ziona (zwischen Rishon LeZion und Rehovot gelegen) hatte im Lager vergammeltes Fleisch. Laut MEGA sollte das Gammelfleisch aber nicht mehr verkauft werden und ueberhaupt war alles nur ein Unfall. Wegen Umbauarbeiten waren die Kuehlschraenke ausgefallen und das Fleisch vergammelt. Die Behoerden aber trauen den Beteuerungen nicht und vermuten, dass schon einiges von dem Gammelfleisch ueber die Ladentische gegangen ist.


Ueber einen weiteren Betrug berichtet die Tageszeitung MAARIV auf Seite 2. Die Firma OSEM, welche das israelische Kultprodukt BAMBA herstellt, schwindelt mit ihrer Zutatenangabe. Laut Verpackung handele es sich bei den Zutaten nur um natuerliche Zusatzstoffe. Realitaet ist aber, dass die Vitamin C - Anreicherung chemisch ist.
Was sagt nun das BAMBA - Baby (Werbecartoon) dazu, welches ich absolut nicht ausstehen kann ?

In Deutschland wuerde man BAMBA Erdnusswuermchen nennen. In Israel werden taeglich Abertausende Tueten verkauft, denn BAMBA ist sozusagen eine Nationalspeise. Schon als Baby isst man BAMBA, denn die Muetter bekommen von der Werbung eingetrichert, dass BAMBA schliesslich Vitamin C fuer die Kinder enthalte.

Hier ein BAMBA - Werbespot des Herstellers OSEM:

Strompreis steigt ins Unermessliche

B"H

Vor einiger Zeit wurde endlich das Gesetz erlassen, dass das Wasser von den Behoerden nicht mehr bei den Leuten abgestellt werden darf, welche die Wasserrechnung nicht bezahlten. Ein grosser Fortschritt fuer den aermeren Teil der Bevoelkerung.

Strom dagegen darf bei Nichtbegleichung der Rechnung abgestellt werden und so zittern Tausende alle zwei Monate vor der zu erwartenden Stromrechnung. Vergangenen Monat wurden die Strompreise um 4,7 % erhoeht.
Heute nun heisst es in der Tageszeitung MAARIV, dass die Chevrat HaChashmal (Stromversorgung) eine erneute Erhoehung des Strompreises plant. Naemlich um ganze satte 5 %. Grund fuer die Erhoehung sei, dass einfach zu wenig Strom in Israel produziert werde.

Donnerstag, 9. August 2007

Rina Borenstein aus dem Kibbutz Givat Brenner

B"H

Ich konnte es kaum glauben, aber durch puren Zufall fand ich Rina Borenstein aus dem Kibbutz Givat Brenner bei Rehovot auf Youtube.
Sechs Monate lang war ich im Jahre 1995 Ulpanist (im Hebraeischsprachkurs) von Givat Brenner und lernte Rina in der Kueche kennen. Sie machte die besten Schokoladenkuchen, die ich kenne. Leider verstarb Rina im Juni 2000 und das Video ist zu ihrer Erinnerung.


Jerusalem im August

B"H

Der August ist fuer die Jerusalemer, wahrscheinlich sogar fuer alle Israelis, ein Langeweile - Monat. Bis Anfang September sind noch Schulferien und wer nicht gerade in die Tuerkei oder sonstwohin in den Urlaub geflogen ist, der muss sehen, wie er die Zeit am besten verbringt.

Die Haredim haben schon lange ihren Lieblingsplatz entdeckt. Jeden Spaetnachmittag verwandelt sich der Sacher - Park in eine haredische Picknick - Kolonie. Ueberall dampft es auf den Grills und es geht anstaendig zu. Keine halbnackten Leute, sondern brave Buerger, die mit ihrer Kinderschar das Gruen besetzen.

In der Ben Yehuda feiert dieser Tage die "Jewish Agency for Israel" ein Fest, dessen Grund mir unklar ist. Es kann sein, dass immer noch das 40 - jaehrige Jubilaeum Jerusalems gefeiert wird. Vor 40 Jahren wurde Jerusalem nach dem gewonnen Sechs - Tage - Krieg wieder zu einer vereinten Stadt.
Die gesamte Ben Yehuda ist seit Tagen gesperrt und wer hinein will, der muss erst die Sicherheitskontrollen passieren. Drinnen angekommen hoert man dann verschiedene Konzerte und Photos oder Gemaelde von Neueinwanderern werden ausgestellt. Die Hauptaufmerksamkeit gehoert allerdings den Kindern, die Artistenshows am Zion - Square anschauen koennen. Ausserdem gibt es Staende, an denen Kinder malen koennen. In Israel gehoert die Aufmerksamkeit immer den Kindern und es gibt kein Fest ohne Kinderattraktionen.

Ein weiteres Kinderfest findet jeden Spaetnachmittag vor dem Rathaus am Kikar Safra statt. Die Stadt liess unzaehlige bemalte Baeren aufstellen und nennt das Ereignis "Buddy Baers - The Art of Tolerance". Was dort genau ablaeuft, weiss ich allerdings nicht. Vielleicht sollte ich einmal hingehen und mitspielen.

Ordenvergabe

B"H

Ein Jahr ist seit dem Libanon - Krieg vergangen und jetzt ist die Zeit fuer die Ordenvergabe gekommen. 142 Soldaten, darunter einige Verstorbene, sollen mit Orden ausgezeichnet werden. Dreierlei verschiedene Level stehen dabei zur Auswahl und zwei davon werden vom Oberbefehlshaber persoenlich vergeben.

Die Olmert - Regierung versagte im Krieg, doch es ist unbestreitbar, dass die Soldaten ihren Dienst ausfuehrten und immer noch erfahren wir von aussergewoehnlichen Ereignissen, die sich vor einem Jahr zutrugen. Da bekommt ein Sanitaeter einen Orden, denn er rettete unter feindlichem Feuer Verletzte und natuerlich darf die Story des Roi Klein nicht fehlen. Nicht wenige Male wurden den Nationalreligioesen vorgeworfen, Roi Klein nur fuer sich auszuschlachten, was nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.
Roi Klein, ein 31 - jaehriger religioeser Soldat der Golani - Eliteeinheit und wohnhaft in der relig. Siedlung Eli, sprang auf eine Handgranate, die auf seine Einheit geworfen wurde. Um seine Soldaten zu retten, ueberlegte er nicht lange und sprang.

Der Diesengoff - Platz wird wie einst

B"H

Wer jemals in Tel Aviv war der kennt ihn bestimmt: den Diesengoff - Platz in der Diesengoff Street. Die Buslinie 5 vom Zentralen Busbahnhof bringt einen, am Bima - Theater vorbei, direkt zum Diesengoff - Center und Diesengoff - Platz.

Bei dem Platz handelt es sich um eine haessliche Empore, die oberhalb der Diesengoff Street errichtet wurde. Unten fliesst der Dauerverkehr und oben sitzten Leute um einen Brunnen herum. Romantisch koennte man meinen, doch vom ersten Moment an hasste ich den Platz. Viel zu kuenstlich und die Umgebung in der Pinkser Street ist auch nicht die beste.

Nun soll sich alles wieder in die Vergangenheit zurueck verwandeln. Einst gab es am Diesengoff - Platz einen Brunnen mit viel Gruen drumherum. Allerdings nicht auf einer Empore, sondern direkt unten an der Strasse. Und genau das will man wieder einfuehren; die haessliche Empore kommt weg und der Platz wird wie einst.

Mittwoch, 8. August 2007

Die geduldete Verweigerung

B"H

Die Tageszeitung MAARIV berichtet heute in grosser Aufmachung ueber das Thema Befehlsverweigerung bei der Armee. Wurden doch vorgestern in Hebron sogenannte illegale Siedler aus mehreren Hebroner Apartments am Markt von der Armee geraeumt. Zwoelf religioese Soldaten hatten den Befehl verweigert und sitzen nun fuer einige Wochen im Militaergefaengnis.

Schon seit geraumer Zeit verweigern immer mehr Soldaten den Befehl, Siedlungen zu raeumen. MAARIV berichtet von einigen Hunderten. Um die genaue Zahl nicht bekannt werden zu lassen und ueberhaupt jenes Thema zu meiden, haben Offiziere offenbar einen bequemen Ausweg gefunden. Sie geben den Verweigerern ihrer Kompanie Familienurlaub, lassen sie krankschreiben oder schicken sie zum Geschirrspuelen.
Wer will als Offizier schon gerne in die landesweiten Schlagzeilen und alle erfahren, dass seine Soldaten Befehle verweigern. Lieber einen Ausweg finden als in die Presse.

Gestern beschlossen die Kibbutzim, dass sie ihre jugendlichen Wehrpflichtigen in die Chatifat Kfir (eine Eliteeinheit) schicken wollen. Soldaten von Kfir sind oftmals an Raeumungen beteiligt und die Kibbutzim glauben, dass ihre Jugendlichen in der Einheit Gutes tun koennen; sorgsam sollen sie mit den religioesen Geraeumten umgehen und keine Gewalt anwenden.

Am letzten Freitag veroeffentlichte die MAARIV uebrigens einen laengeren Artikel ueber die Kfir - Einheit. Ein junger Offizier zog mit fuenf weiteren Soldaten in ein palaestinensisches Dorf aus. Unterwegs kidnappten sie ein Taxi und bedrohten bzw. schossen auf einen Palaestinenser. Der Vorfall geschah ohne Wissen der Vorgesetzten und nur auf alleinige Anleitung des jungen Offizieres, der spaeter als zu engagiert bezeichnet wurde.

Manchmal frage ich mich wirklich, was fuer Leute eigentlich in den Offizierskursen sitzen. Haette nicht bekannt sein muessen, dass jener Offizier voellig ungeeigent ist und ueberemotional reagiert ?

Nun wartet er zusammen mit seinem Kollegen, der geschossen hat, auf den Prozess. Die restlichen vier wurden zur Einheit zurueckgeschickt. Bei Kfir fuerchten die Soldaten nun wegen eines irren Soldaten um ihren Ruf.

Primaries beim LIKUD

B"H

Am 14. August waehlt die LIKUD - Partei ihren neuen Vorsitzenden, der damit auch gleichzeitig Kandidat fuer das Amt des Premierministers bei den naechsten Knesset - Wahlen wird. Die LIKUD - Mitglieder haben die Wahl zwischen Benjamin Netanyahu und Moshe Feiglin.

Fuer viele scheint Netanyahu der eindeutige Favorit zu sein, doch bin ich mir da nicht so sicher. Anscheinend denkt Netanyahu genauso, denn schon scheint er seinen Konkurrenten beim Gericht verpetzt zu haben. Moshe Feiglin soll zu rechts sein. Zu rechts fuer die Demokratie ?

Feiglin sieht in der Attacke nur die Angst von Benjamin Netanyahu von den eigenen Parteimitgliedern ausgeschaltet zu werden. Heutzutage gebe es keinen Unterschied mehr zwischen Netanyahu und dem linken Verteidigungsminister Ehud Barak. Er, Feiglin, dagegen, will mit den Links - Rechts - Kompromissen Schluss machen und den LIKUD wieder zu dem machen, was er unter Menachem Begin einmal war.

Naechste Woche wissen wir mehr…..

Dienstag, 7. August 2007

Befehlsverweigerung

B"H

Gestern war es einmal wieder soweit; in Hebron sollten illegale Haeuser geraeumt werden. Nationalreligioese Bewohner und Organisationen hatten Widerstand angekuendigt und so rueckte die Armee mit einigen Hundert Mann an. Zwoelf nationalreligioese Soldaten einer Gadur - Einheit (Eliteeinheit) verweigerten den Befehl, die Bewohner zu raeumen. Armee und Politik zeigten keine Gnade und so wurden die Zwoelf ihrer Raenge enthoben (zwei davon sind Offiziere) und muessen fuer 2 - 4 Wochen ins Militaergefaengnis.

Die israelische Presse stellt heute ganz gross die Frage, ob es eine Befehlsverweigerung geben darf ? Uebrigens ist es nicht das erste Mal, dass dieses Thema diskutiert wird, aber auf die Nationalreligioesen scheint man es besonders abgesehen zu haben.
Und so geht auch die Tageszeitung "Israel HaYom - Israel Heute" ausfuehrlich auf das Thema ein. Die Meinungen ueber das JA oder NEIN gehen sehr weit auseinander. Was eine Befehlsverweigerung rechtfertigt ist, dass Juden nicht Juden von ihrem Hab und Gut schmeissen koennen. Religioese koennen nicht auf andere Religioese gehetzt werden. Die Armeefuehrung haette schon im Vorfeld keine relig. Soldaten dazu abstellen sollen. Wieso passierte dies ueberhaupt ? Konnten keine anderen Einheiten gefunden werden oder war man nur auf ein weiteres Politikum aus ?
Die Religioesen verwiesen auf die Thora und hatten damit nationalreligioese Rabbiner auf ihrer Seite, die sie diesesmal wirklich unterstuetzten und nicht nur redeten.

Allerdings nicht alle, denn Rabbi Yehudah Amital schreibt in "Israel Hayom", dass keinerlei Befehlsverweigerung, aus welchen Gruenden auch immer, in Frage kaeme. Wo kommen wir denn hin, wenn ploetzlich jeder Soldat seine eigenen Interessen entdeckt und verweigert ? Und ausserdem hilft die Befehlsverweigerung den Leuten in Hebron sowieso nicht. Verweigert der eine, kommt halt ein anderer und fuehrt den Befehl aus. Was soll' s also ?

Andere Journalisten wiederum sehen die Soldaten nur als Spielball der Politiker. Ehud Olmert bekommt seine Genugtuung, denn er kann einmal wieder mehr auf die Unzuverlaessigkeit der Nationalreligioesen verweisen und hetzen. Und rechte Politiker schlagen sich auf die Seite der Verweigerer. Olmert gegen die Opposition und umgekehrt.

Wenn mich jemand fragt, wie ich reagieren wuerde….ich weiss es nicht und war, G - tt sei Dank, noch nie in solch einer Situation. Das Problem ist von vornherein, dass wenn jemand zur Armee geht, er damit rechnen muss, in unangenehme Konfliktsituationen zu geraten. In Israel ist nichts eitel Sonnenschein wie anderswo. Jeder muss damit rechnen, in einen Krieg mit reingezogen zu werden und eventuell sein Leben zu verlieren. Andererseits kann ich keine Befehle ausfuehren, die gegen mein Gewissen gehen. Bestes Beispiel hierfuer sind die Verbrechen von deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Damals hiess es auch, alles sei Befehl gewesen.

Eine perfekte Antwort oder Loesung auf die Frage der Verweigerung kann ich nicht anbieten. Ich bin halt keine Armee - Person und eigentlich ganz froh darueber.

Weitere Preisanstiege

B"H

Es war zu erwarten, dass nach der Verteuerung des Brotes nun auch landesweit die Preise fuer Milchprodukte ansteigen. Joghurt, Frischmilch, Kaese, etc. sollen um 3,8 % teurer werden.

Im Gegensatz zu Europa liegen die israelischen Preise fuer Milchprodukte eh schon ueber dem Durchschnitt. Noch nie, ausser in der Schweiz, habe ich den Joghurt so teuer eingekauft wie in Israel. Die Haredim springen auf Billigprodukte um, was ich auch einmal versuchte. Einmal, aber nie wieder, denn alles schmeckte nach Plastik und Chemikalien. Ehrlich gesagt fragte ich mich, ob das wirklich Milch von einer Kuh sei oder eine zusammengemischte Chemiepampe. Was bleibt sind die regulaeren teuren Joghurts von Tnuva, wo wenigstens ein gewisser Milchinhalt vorhanden ist.

Europa und vor allem in Deutschland steht man auf "light" . Auch in Israel hat sich dieser Trend schon vor langem durchgesetzt, gilt doch auch in unserem Land der Schlankheitswahn. "Light" ist gleich noch um einiges teurer und deshalb entschloss ich mich, auf jegliche Diaeten zu verzichten. Muss ich halt sehen, wie ich mich mit meinen 70kg vorwaerts bewege…

Internationales Puppentheater

B"H

Noch bis zum 10. August findet in Jerusalem das internationale Treffen verschiedener Puppen - bzw. Marionettentheater statt. Wer Interesse an einem Besuch hat, der kann sich auf der Website der Stadt Jerusalem naeher informieren.

Sonntag, 5. August 2007

"נצולי השואה עדיין כאן"

So lautet das Motto einer weiteren Demo, die gerade vor dem Office von Premier Olmert stattfindet.

"Die Holocaust - Ueberlebenden sind immer noch hier".

Verschiedene Organisationen hatten heute dazu aufgerufen, an einem sogenannten "March of the Living" teilzunehmen. Dieser fuehrte vom Rosengarten im Sacher - Park, am Obersten Gerichtshof vorbei bis hin zu Olmerts Office.

Ich komme gerade von der Demo und schaetzte die Teilnehmerzahl auf ueber 1000 Leute. Laut offiziellen Presseberichten nehmen 5000 Menschen an dem Marsch teil.
Bei meinem Eintreffen im Rosengarten traf ich gleich auf mehrere Zeltdemos. Darunter auch jene, die ueber Nacht ihre ganze Habe verloren, weil ein bekanntes israel. Bauunternehmen pleite machte und der Besitzer sich ins Ausland absetzte.
Die Leute hatten in Neubauwohnungen investiert, im voraus gezahlt und nun machte das Unternehmen pleite. Die Wohnungen befinden sich noch im Rohbau und niemand fuehlt sich fuer den Schaden verantwortlich.
Jetzt sitzen die Betroffenen ohne Geld und Wohnung im Sacher - Park und campieren in Zelten.

Der Treff der Holocaust - Demo lag etwas weiter oberhalb auf einem Huegel; genau vor dem Teich und Eingang zum japanischen Garten. Die gesamte israelische Presse war schon versammelt. Ueberlebende wurden interviewt und Leute diskutierten ueber die Regierung und deren Absicht, jedem Ueberlebenden monatl. 88 Shekel (ca. 17 Euro) zu ueberweisen.

Was mir auffiel, war die ungewoehnlich hohe Anzahl junger Demo - Teilnehmer. Ganze Jugendgruppen waren dort. Dann machte man sich auf zum "March of the Living", der aeusserst friedlich verlief und die Polizei nur betroffen dastand.

Eines ist sicher: Die Ueberlebenden geniessen die Sympathie der Bevoelkerung und Olmert will sich mit ihnen noch diese Woche treffen. Eine endgueltige Entscheidung ueber die Hoehe des finanziellen Ausgleiches koenne sich jedoch noch mehrere Monate hinziehen.

Die Raeumung Gush Katifs einmal anders betrachtet

B"H

Vor genau zwei Jahren machte Gush Katif, der israel. Norden des Gaza - Streifens traurige Schlagzeilen. Der damalige Premier Sharon hatte die Raeumung des Gush und die Rueckgabe an die Palaestinenser beschlossen. An eine Uebernahme Gazas durch die Hamas wagte damals noch niemand zu denken. Im Gegenteil, man traeumte einmal wieder mehr und einmal wieder mehr umsonst vom Frieden. Sharon zog seine Raemungspolitik rigoros und auf Kosten der Bewohner des Gush durch.

Bis heute leiden viele ehemalige Bewohner an den Folgen und Traumata der Raemung. Schadenausgleich, der von Sharon so propagandiert worden war, traf nur teilweise ein und viele leben bis heute ohne Job oder Geld halb auf der Strasse. Ein ganz grosser Traum vieler Bewohner wurde bisher selten erfuellt. Fast alle Siedlungsbewohner wollten zusammen bleiben und woanders ihre Siedlung wieder aufbauen. Der Zusammenhalt war und ist erstaunlich.

Die israel. Tageszeitung MAARIV wartete in den letzten zwei Wochenendausgaben mit sehr guten Berichten ueber ehemalige Gush Katif - Bewohner auf. Zwei sehr gute Artikel aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen gibt es jene total Frustrierten, deren Kinder massiv gegen die Raeumung demonstrierten, und zum anderen selbstverstaendlich jene, denen es gutgeht und die wieder Mut gefasst haben.
Nationalreligioese Rabbiner und rechte Politiker riefen vor zwei Jahren zum aktiven Widerstand auf. Sollte es zu Verhaftungen kommen, ja, dann koenne Hilfe erwartet werden. Aus Idealismus machten sich unzaehlige Jugendliche, meist ohne Zustimmung der Eltern, sofort auf, Hauptstrassen mit brennenden Reifen zu blockieren oder Steine auf Polizisten zu schmeissen. Bei der Raeumung selbst wurde ein Synagogendach besetzt und Farbe etc. auf Polizisten geschuettet.
Viele Verhaftungen fanden statt und die Mehrzahl wurde kurz darauf wieder freigelassen. Aber nicht selten ohne einen Aktenvermerk bei der Polizei, was einer Art Vorstrafe gleichkommt. Zumindest erscheint es auf jedem polizeilichen Fuehrungszeugnis. Andere wiederum wurden angeklagt und mussten teure Anwaelte engagieren.

Von Seiten der Rabbiner und der rechten Politiker gab es ploetzlich keine Hilfe zu erwarten. Nach der Raeumung war alles aus und zum aktiven Widerstand wollte keiner mehr aufgerufenhaben. So habe man das schliesslich nicht gemeint und Rabbi Shlomo Aviner, zuvor einer der Hauptpropaganda - Akteure, wollte ploetzlich keine Kinder mehr fuer Demos ausgenutzt wissen wollen.
Eltern und Kinder koennen seither sehen, wie sie Anwaltskosten zahlen und die polizeilichen Vermerke aus der Vergangenheit ihrer Kinder streichen. Akut wird das Thema, wenn der Jugendliche zur Armee eingezogen werden soll und ploetzlich nicht mehr in Elite - Einheiten aufgenommen werden kann. Wenn nicht Vorstrafe eh den Einzug in die Armee verhindert. Und wer will ueberhaupt Jobs an Vorbestrafte vergeben ? Vielen scheint die Zukunft ruiniert. Wenn sie das nur vorher gewusst haetten, waere alles anders verlaufen.

Ganz anders spricht da ein Ehepaar mit drei Kindern aus der ehemaligen Gush - Siedlung Eli Sinai. Nachdem sie von der Armee aus ihrem Haus auf die Strasse gesetzt wurden, verbrachten sie viele Monate in einem Zeltlager mit anderen Gush - Bewohnern. Man wollte zusammen bleiben und irgendwo von vorn beginnen.
Dann aber hatte das Ehepaar die Schnauze voll von Israel und wollte an einen anderen Ort ziehen, um vergessen und vergeben zu koennen. Man buchte Australien und nach einigem Herumwandern fanden sie eine Bleibe an der sogenannten Gold Coast. Zusammen mit einem befreundeten Paar eroeffneten sie eine koschere Catering - Firma fuer die jued. Gemeinde mit ihren 4500 Mitgliedern. Auch von den Moslems sind sie anerkannt, denn ihr Catering entspricht den moslemischen Religionsregeln genauso.

Seit einem Jahr lebt die Familie in Australien und ist gluecklich. Vergeben haben sie dem Staat Israel noch nicht so ganz, sehen aber dennoch ihre Zukunft wieder in Israel. In einigen Jahren vielleicht, zusammen mit anderen Bewohnern aus Eli Sinai. Nichts gehe halt ueber Israel.

Demo der Ueberlebenden

B"H

Zur Stunde findet vor Olmerts Office eine Demonstrations der Holocaust - Ueberlebenden statt. Grund ist die monatl. Rentenzulage von nur 100 Shekel (20 Euro), die jene Ueberlebenden erhalten sollen, die unterhalb der Armutsgrenze leben.

Freitag, 3. August 2007

Israel aus zwei Perspektiven

B"H

Anflug auf Ben Gurion Airport




Sar - El, Volontaersprogramm fuer die israelische Armee

Schlagzeilen

B"H

Die Zeitung Maariv weiss heute nicht so recht, was sie berichten soll und spulte eigentliche Kurznachrichten als Schlagzeilen herunter.

1. Talli Fachimah sucht eine Wohnung in der palaestinensischen Kleinstadt Umm - al - Fachem. Talli hat von Israel gruendlich die Schnauze voll und glaubt, dass sie bei den Palaestinensern besser aufgehoben sei.
Der Buergermeister von Umm - al - Fachem hiess sie schon im voraus herzlich willkommen. Allerdings sucht Talli immer noch Bleibe und Job.

2. Die syrische Armee will von der libanesischen Hizbollah gelernt haben und plant angeblich einen Guerilla - Krieg gegen Israel. Statt Atom - oder Langstreckenraketen will man Katyushas abschiessen. So schaue es nicht nach Krieg aus, aber immerhin koenne man den Feind Israel auf den Beinen halten. Und ausserdem kuemmert sich das Ausland eh nicht um Katyuschas, siehe Nordisrael und Sderot. Also alles ganz legal in den Augen Syriens.

3. Immer mehr Israelis werden um ihr Geld gebracht. Investieren heisst seit langem die Devise und der Traum eines jeden Israelis (ausser mir) ist eine schicke Neubauwohnung irgendwo am Stadtrand. Wenn es geht in einer guten Gegend mit "normalen" Leuten und ohne Sozialschmarotzer. Dass man selber dabei hohe Kredite aufnimmt und sich in Schulden stuerzt, spielt keine Rolle, denn die Nachbarn brauchen ja nicht alles zu wissen.
Bezahlt wird noch vor dem Neubau vieler exklusiver Wohnbloecke und wenn dann das Bauunternehmen, wie in vielen Faellen, pleite macht, ist das Geld futsch und man steht auf der Strasse. Vielen Israelis ergeht es gerade so und die Jerusalemer Polizei hat einen unfertigen Neubau im Stadtteil Har Chomah vor der Erstuermung wuetender Investoren geschuetzt.