Freitag, 29. Februar 2008

Bummel in Sderot

B"H

Ein Arbeitskollege in der Bäckerei fragte mich vorhin, ob ich am Sonntag oder Montag mit nach Sderot komme. Er fahre dorthin einkaufen und zum Bummeln halt.
"Bummeln, fragte ich. Wie willst Du denn groß bummeln gehen, wenn alle paar Minuten Raketenalalarm ausgelöst wird ?"

Allein gestern flogen wieder 40 Kassam - Raketen aus dem Gazastreifen auf die Negev. Die Stadt Sderot ist schon längst nicht mehr das einzige Ziel. Die Nachbarstadt Aschkelon leidet genauso mit. Und das besonders, weil Ex - Premier Ariel Sharon auf die "großartige" Idee kam, Frieden zu schließen und den Gazastreifen zu räumen. Nichts war es und das war uns vorher klar.

Mein Kollege jedenfalls will nach Sderot zum Bummeln fahren und seine Solidarität beweisen. Er nimmt sogar seine Kinder mit und hofft, dass "Zewa Adom - Raketenalarm" ausgelöst wird. Dann würden die Kinder endlich einmal kapieren, was Krieg bedeutet. Nicht nur stumm ins TV glotzen, sondern alles real miterleben.

Derzeit fahren viele Israelis nach Sderot zum Einkaufen und Solidarität beweisen. Wissen wir nicht alle insgeheim, dass wir morgen die nächsten sein könnten. Heute Sderot und morgen vielleicht Tel Aviv ?

Sderot jedenfalls wird an diesem Wochenende einen Boom erleben, denn das Wetter ist frühlingshaft. Aber ich denke mir, dass die Bewohner auf solch einen Boom gerne verzichten täten. Sie brauchen keinen Boom, sondern Ruhe.

Donnerstag, 28. Februar 2008

Omri Sharon sitzt

B"H

Seit gestern ist es amtlich: Omri Sharon, einer der Söhne des Komapatienten und Ex - Premier Ariel Sharon, sitzt bis zum Sommer im Knast. Das Gericht hielt ihn für schuldig, während der Wahlkampagne seines Vaters im Jahre 1999, Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben.

Wer hätte gedacht, wo Omri einmal landen würde. Zur Amtszeit seines Vaters war er DER Macher im Office des Premierministers. Nichts ging ohne ihn und alle mußten schon kräftig Klinkenputzen, wenn sie zu Ariel Sharon wollten.

Nur wegen seinem Vater zog Omri in die politische High Society ein. Man verschaffte ihm einen Sitz in der Knesset und Familie Sharon lebte in Saus und Braus. Damals noch in der LIKUD - Partei, wurden Parteimitglieder noch und nöcher bestochen, damit Vater Sharon auch ja seinen Job behielt. Ein Gewissen schien es nicht zu geben.

Nach der Erkrankung seines Vaters fiel auch Omri. Er wurde überflüssig und die Buckeleien vor ihm hatten eh alle satt. Er flog und ward nicht mehr gesehen. Die Presse lästerte, Omri würde jetzt Fahrradfahren und nicht mehr im dicken Volvo hocken.

Gerade wird entschieden, welchen Job Sharon im Knast ausüben wird: Lehrer, Putze oder Küchenhilfe. Auf alle Fälle ist er ein Beispiel für alle, die meinen, sie seien so super toll und unersetzbar. Der Fall Sharon beweist, wie schnell man Fallen und in der Versenkung verschwinden kann.

Mehr als 40 Kassam - Raketen

B"H

Wie hält ein Mensch den täglichen Raketen - Beschuß auf seinen Wohnort aus ?

Ich denke, dass man sich nach einiger Zeit einfach daran gewöhnt. Sirenenalarm, rein in den Bunker, raus aus dem Bunker.

Kann man sich an soetwas gewöhnen ? Ich als freiheitsliebender Mensch wahrscheinlich nicht, aber wer wird schon nach seiner Einstellung gefragt ?

Nachdem die israel. Armee gestern fünf Pali - Terroristen im Gazastreifen (Chan Junis) liquidierte, nahm die Rache der Hamas ihren Lauf. Mehr als 40 Kassam - Raketen flogen daraufhin in die Negev - Wüste. Sderot und die Stadt Ashkelon waren das Ziel. Der 47 - jährige Roni Yehil wurde in seinem Wagen von einem Raketensplitter getroffen und verstarb.

Die Presse beklagt heute die Opfer, eine Lösung ist nicht in Sicht. Frieden mit der Hamas wird es keine geben und alle Linken, die sich diesem Irrglauben hingeben, sollten vielleicht einmal eine Woche selbst nach Gaza ziehen.

Der eigentlich israelische Wahnsinn beginnt jedoch erst mit der Idee, in Gaza einzumarschieren und die Hamas durch Abu Mazen ersetzen zu wollen. Der Tod von mindestens Einhundert israel. Soldaten wird in Kauf genommen, um Terroristen durch eine anderen Terroristen zu ersetzen. Wo bleibt da die Logik ? Olmert hat nichts dazugelernt und Sderot wird auch weiterhin beschossen werden.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Wedding time again

B"H

Die Photos von der letzten Hochzeit, an der ich teilnahm, sind immer noch nicht angekommen. Alles war so richtig schön verwackelt und muß erst in Schuß gebracht werden. Dann werde ich die Bilder von der Hochzeit des Sohnes meines Rabbis in den Blog stellen.

Fast alle Gäste waren sich am vergangenen Dienstag einig: Die Hochzeit war kein so grosser Erfolg. Bestimmt waren 1000 Gäste dort und alle versanken irgendwo in der Anonymität.

Wenn ich auch letzte Woche versank, heute Abend versinke ich umso mehr, denn eine chassidische Hochzeit steht an. Einer der Enkel des Rebben der chassidischen Gruppe Toldot Aharon heiratet. Tausende Chassidim aller Art werden garantiert anwesend sein.

Die Chuppah, die Trauung unter dem traditionellen Baldachin, findet in Jerusalem statt und der Rest in der nahegelegenen Stadt Beit Schemesch. Dort nämlich ist innerhalb der letzten Jahre ein riesiges haredisches (ultra - orthod.) Zentrum entstanden. Für die Chassidim ist Beit Schemesch die billigere Alternative zu Jerusalem. Vor allem für frisch verheiratete Paare ohne großartige finanzielle Mittel.

Mal abwarten, ob ich überhaupt etwas von der Zeremonie sehen werde, denn bei den Toldot Aharon wird höchster Wert auf Anstand gelegt und somit sind Männlein und Weiblein strikt voneinander getrennt. Das Problem ist jedesmal, dass die Männer immer vorne stehen und die Frauen irgendwo in der hinteren Pampa. Wahrscheinlich sehe ich nichts und werde plattgetrampelt, aber ein Erlebnis wird es sicher trotzdem.

Das Wetter spielt jedenfalls mit, denn ab heute soll es richtig frühlingshaft werden. Freitag sogar bis zu 20 Grad und zu warm für die Jahreszeit.

Egal, nach all dem verhassten Schnee haben wir uns das verdient.

In eigener Sache

B"H

Die Bäckerei, in der ich zweimal pro Woche arbeite, bietet einen Job für einen männlichen Yeshiva - Studenten.

Bei dem Job handelt es sich um das Putzen von Maschinen sowie der Fussböden in der Backstube. Die Arbeitszeit wäre abends nach 19.00 Uhr, ca. 2 - 3 Stunden täglich. Aber dies kann je nach Vereinbarung stattfinden.

Es ist egal, welche Yeshiva derjenige besucht: ob nationalrelig. oder haredi.

Die Hälfte der Bäckereibelegschaft ist relig.

Unser Hechscher (Koscherzertifikat) ist Badatz Belz (Beit Din Zedek der Belzer Chassidim).

Die Location des Arbeitsplatzes ist die Gegend um den Machane Yehudah Markt in Jerusalem.

Wenn möglich, sollte der Bewerber israel. Staatsbürger sein.

Dieses Angebot gilt nur für Yeshiva - Leute, die sich etwas nebenbei verdienen wollen.

Wer Interesse hat, der kann sich mit mir in Verbindung setzen:

miriamwoelke@gmail.com

Dienstag, 26. Februar 2008

Wer schreibt in Israel ?

B"H

Fast jede deutsche Zeitung, die ich aufschlage, berichtet von den israelischen Schriftstellern Etgar Keret, Amoz Oz, Zuriah Shalev oder David Grossman. Alles Namen von Autoren, die selbstverständlich in Israel bekannt sind. Aber müssen es immer nur die gleichen Namen sein und wer bestimmt die israelische Literaturszene ? Sind alle israelischen Bücher wirklich israelisch ?

Spätestens seit der Ankunft Abertausender russischer Neueinwanderer ist es mehr als amtlich: Die israelische Literaturszene ist alles, nur nicht israelisch. Und das nicht unbedingt erst seit den russischen Neueinwanderern.

Nach dem Holocaust und der Gründung des Staates Israel (1948) haben Neueinwanderer immer geschrieben. Wer sich die drei Literaturkandidaten für den diesjährigen "Israelpreis (wird am Unabhängigkeitstag an Israelis ausgegeben) anschaut, dem wird deutlich, was ich meine. Eine Autorin, in der Ukraine geboren, kam nach dem Holocaust nach Israel und schreibt auf Polnisch. Oder ein anderer ist aus Slovakien. Jeder behielt seine Muttersprache bei und verwendet sie bis heute.

Nein, in Israel gibt es nicht NUR rein israelische Literatur. Russische, amerikanische oder französische Autoren beherrschen genauso den Markt. Letztere sind vielleicht weniger bekannt, aber innerhalb ihrer eigenen Bevölkerungsgruppe sind sie Bestseller.

Die israel. Buchhandlungskette "Steimatzky" macht es einem neuen Autoren nicht leicht. Wer seine Bücher bei Steimatzky über den Ladentisch bringen will, der muß einem bestimmten Buchverlag angehören. Niemals würde die landesweite Ladenkette auch nur ein einziges Buch von einem eigenen Herausgeber in die Regale aufnehmen.
Aber gerade zu heutiger Zeit ist es geradezu Mode geworden, seine Bücher selbst drucken zu lassen und danach zu vertreiben. Wer will schon an fiese Knebelverträge mit Verlagen gebunden sein ? Und wessen Werk wird schon gedruckt ? Also schreiten die Autoren selbst zur Tat und lassen drucken.

Schnell aber wird bemerkt, dass das Klinkenputzen hinterher nichts bringt. Weder bei Steimatzky noch anderen Großbuchhandlungen. Seit geraumer Zeit schlagen die "Freizeitautoren" zurück und man gründete einen eigenen Buchladen im Jerusalemer Stadtteil Baka. Dort darf jeder Hobbyautor sein selbstverfasstes Werk verkaufen und man staune nicht schlecht, es kam schon zu Bestsellern. Wer will sich auch schon ständig durch den lahmen Amoz Oz quälen ?

Das breite Publikum steht anscheinend immer noch auf A.B. Yehoshua, dennoch machen sich mittlerweile neue unbekannte Autoren auf und sie kommen an. Ich selbst beschäftige mich fast nur mit relig. oder historischen Büchern und nicht unbedingt mit der Belletristik. Falls ich aber einmal ein gutes Buch suche, dann stehen Yehoshua oder Grossman sicher nicht auf meiner Liste. Dann nämlich lese ich gerne etwas von neuen auch unbekannten Autoren, denn bei Oz & Co. weiß man eh was kommt.

Wer von den Lesern von der Herausgabe eines eigenen Buch träumt, der schaue hier einmal rein:

http://www.lulu.com/

Montag, 25. Februar 2008

Aliyah im Sturzflug

B"H

18.129 Neueinwanderer. So lautet die Bilanz für das Jahr 2007. Waren es vor mehr als zehn Jahren noch fast 200.000 Neueinwanderer jährlich, so sank die Zahl der Einwanderungswilligen im Laufe der Zeit drastisch.

Neu ist auch, dass franz. und amerikan. Juden die russischen Neueinwanderer längst auf die hinteren Plätze verdrängt haben. Im Gegenteil, seitdem Putin den Russen ihre Pässe bei der Ausreise nicht mehr abnimmt, kehren immer mehr Russen zurück nach Rußland.

Die Franzosen dagegen fühlen sich in Israel pudelwohl. Immer mehr Shops und franz. Restaurants eröffnen und es hat sich im Laufe der letzten Jahre eine riesige franz. Kultur entwickelt. Bei den Amerikanern schaut es nicht anders aus, doch sie müssen nicht unbedingt ihre eigenen Shops haben und sind anpassungsfähig.

Für Juden aus reichen Industrieländern ist Israel höchst unattraktiv. Wer will schon hierher kommen und sich dann teilweise mit minderwertigen Jobs begnügen ? Die Nachbarn sind laut, schlimmstenfalls Marokkaner, das Treppenhaus ist schmutzig und Deutsch kann auch keiner, um es einmal übertrieben auszudrücken. Da bleibt man lieber daheim, wo alles seinen gewohnten Gang geht und ich mich nicht mit rauchenden haaregefärbten Bürohengsten herumärgern muß. Ganz zu schweigen von der fremden Sprache. Und wie komme ich überhaupt dazu, mich beim Einwanderungsministerium (Misrad HaKlitah) mit keifenden Südamerikanern und armen Osteuropäern in den selben Warteraum zu setzen ?

Olmert auf Dienstreise

B"H

Premier Ehud Olmert befindet sich seit heute auf einem 5 - tägigen Japanbesuch. Unsere Wirtschaft soll einmal wieder angekurbelt werden und die Japaner zeigen uns, wie es gemacht wird.

Außenministerin Zippi Livni ist derweil das zeitweilige Staatsoberhaupt und mußte heute früh schon kräftig ihres Amtes walten. Hunderttausende Palästinenser wollten angeblich die Grenze vom Gazastreifen nach Israel durchbrechen und so auf ihre miserable Lage aufmerksam machen. Die israel. Armee habe ihnen den Hahn angedreht und es gebe nichts mehr zu essen.

Ganz verstehe ich die Behauptung nicht, denn liess die Hamas neulich noch verlauten, dass man Israel eh nicht mehr brauche, denn schließlich sei ja jetzt Ägypten da. Aber dem ist anscheinend nicht mehr so, denn heute sollte protestiert werden.

Die israelische Armee hatte auch gleich vorgesorgt und Tausende Soldaten am Grenzverlauf nach Gaza stationiert. Pferde, Panzer, Wasserwerfer, alles was man hat so im Repertoire hat.

Ein Hamas - Sprecher gab auf einem israel. Radiosender bekannt, dass es seitens der Palis nicht zu Ausschreitungen kommen wird. Nur dann natürlich, wenn Israel zu schiessen beginnt. Sie selbst, die Palis, kämen unbewaffnet.

Die Armee befürchtete das Schlimmste. Letzten Endes kam es jedoch nur zu einer Demo von einigen Hundert Palis und Zippi Livni war erleichtert.

Abschiebung

B"H

Es ist amtlich. Jedenfalls wenn es nach Premier Ehud Olmert geht.
Tausende Schwarzafrikaner waren in den vergangenen Wochen illegal in Tel Aviv eingefallen und wollten Asyl. Sie waren aus dem Sudan oder Eritrea geflüchtet, in Ägypten gelandet und später nutzten die die offene Grenze zum Gazastreifen, um nach Israel zu kommen.

Jetzt leben die Afrikaner in Tel Aviv, meistens in Parks. Mit Sack und Pack waren sie gekommen und sahen das als ganz selbstverständlich an. Israel dagegen ist ein kleines Land mit genügend anderen Problemen.

Olmert meinte, dass wenn wir jetzt nicht sofort den Asylantenstrom stoppen, wir in wenigen Monaten überlaufen werden. Und dementsprechend schaut seine Entscheidung aus, die das lautet:
Bis zum Wochenende werden alle Schwarzafrikaner nach Ägypten abgeschoben.

Sonntag, 24. Februar 2008

Kaufen für Sderot

B"H

In Sderot wird mobil gemacht. Trotz Kassam - Dauerraketenbeschuß aus Gaza, lassen sich die Bewohner nicht unterkriegen. Nicht alle von ihnen haben das Geld, wegzuziehen, um sich woanders ein neues Heim aufzubauen.

Um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, liefen jetzt große Aktionen an und auch die landesweite Presse schaltet sich ein:

"Kommt nach Sderot einkaufen."

Tausende Israelis liessen sich nicht zweimal bitten und fuhren los. Auch ist alles billiger als anderswo und da fährt man gerne zum Großeinkauf.

Befürchtet wird nur, dass die Bevölkerung einmal vorbeischaut und dann nie wieder. "Wir waren da, kauften ein, unterstützten und nun lasst uns gefälligst in Ruhe."

Wir werden sehen, ob die Sderot - Solidarität anhält.

Die israelische Botschaft macht aber auch in den USA, sprich in Hollywood, mobil. Sylvester Stallone und Paula Abdul wollen sich für die gebeutelte Stadt einsetzen und an Shows teilnehmen.

Das ist doch endlich einmal eine mehr als positive Nachricht.

Eritrea in Tel Aviv

B"H

Die Grenze Gaza - Ägypten ist immer noch offen und ein neuer unerwarteter Boom hat eingesetzt. Hunderte Afrikaner überqueren die Grenze zum Gazastreifen und werden irgendwie nach Israel weiterfiltriert. Einige Hundert von ihnen kamen in den letzten Wochen nach Tel Aviv, um Asyl zu suchen.

Überwiegend kommen sie aus dem Sudan und Eritrea, leben hier illegal und sind auf Jobsuche. Wen die israel. Ausländerpolizei einfängt, der fliegt in den Knast, aber was dann ?
In Israel ist man auf keine Asylanten vorbereitet und mit dem Zurückschicken ist das so eine Sache.

Die Mehrheit der Afrikaner lebte einige Zeit in Ägypten, suchte aber den Weg in die ganz große Freiheit. Erst Israel und dann vielleicht Europa oder die USA ? Wer will schon zurück in den Sudan ?

Und so haben sich viele illegal zusammengetan und hausen mit mehreren Leuten in kleinen Tel Aviver Apartments. Andere ziehen den Strand oder die Parks vor.

Die Regierung und die Polizei stehen dem Geschehen ratlos gegenüber und bisher hat sich noch keine Lösung ergeben.

Auch Israel wurde nun vom weltweiten Asylantenproblem eingeholt.

Jüdische Wurzeln

B"H

Nicht gerade wenige Polen und sogar polnische Neonazis finden ausgerechnet jetzt heraus, dass sie eigentlich jüdische Wurzeln haben.

Eines Tages kam ein polnischer Neonazi heim und seine Mutter gestand ihm nach langem Hin und Her, dass sie aus einer jüdischen Familie kommt und der Nazi - Sohn somit halachischer Jude ist.

Eine Woche habe er nicht mehr in den Spiegeln schauen können, so der geschockte Sohn. Aber wie es dann so kam, er wurde aktives Mitglied in der jüdischen Gemeinde und ist nun sogar Haredi (Ultra - Orthod.). Und, wer hätte es gedacht, mit seinem "neuen" Leben höchst zufrieden.

Insgesamt wird vermutet, dass es außer den derzeitigen 4000 polnischen Juden noch viel mehr im Land gibt. Die Theorie basiert darauf, dass viele polnische jüdische Eltern ihre Kinder vor dem Holocaust an Klöster bzw. christliche Familien abgaben. Und wie wir alle wissen, gaben viele von den neuen "Gasteltern" die Kinder nach dem Krieg nicht mehr her. Und das trotz Intervention jüdischer Organisationen.

Aber wie auch ? Die Eltern kamen aus den Vernichtungslager nicht mehr zurück, um ihre Kinder einzufordern.

Derzeit transformierten die Klöster und Gastfamilien die Kinder zu Christen um und es dauerte nicht lange, da waren die jüdischen Wurzeln vergessen. Jetzt aber scheint ein neues Revival eingesetzt zu haben und nicht wenige Polen suchen nach ihrer Identität.

Freitag, 22. Februar 2008

Schabbat Schalom

B"H

Wenigstens will ich allen Lesern Schabbat Schalom wünschen, wenn ich schon nicht zum anderweitigen Schreiben gekommen bin.

Auf mich wartet ein vollgepacktes Wochenende im ultra - orthod. Mea Shearim und ich habe mir viel vorgenommen.

Die chassidische Gruppe Toldot Aharon feiert Schabbat Chatan, denn ein Enkel des Rebben heiratet nächste Woche.

Schabbat Schalom an alle !!!

Donnerstag, 21. Februar 2008

Ins Ausland ohne Wiederkehr ?

B"H

Innerhalb der letzten Jahre hörte ich es oft: "Wir ziehen für einige Zeit ins Ausland. Ein, zwei Jahre oder so, schauen uns um, aber wir kommen wieder. Nur keine Sorge."

Wie oft habe ich diesen Satz vernommen und jedesmal schlagen bei mir die Alarmglocken. Zuviele sah ich gehen und nie wiederkommen. Es scheint als dass sie sich eher selber Mut machen mit dem "wir kommen ja wieder". Mut und Rechtfertigung zugleich.

Jedes Jahre verlassen viele Israelis das Land, um ihr Glück anderweitig zu suchen. Als Gründe werden Krieg, Terror, Arbeitslosigkeit, Familie und was sonst noch alles vorgeschoben. Der einzig wahre Grund ist jedoch die Bequemlichkeit des Auslandes. In den meisten Fällen geht es um Geld und Karriere. Im Ausland gibt es halt mehr Möglichkeiten.

Eine neue Studie ergab jetzt, dass sich die im Ausland befindenden Israelis immer mehr von ihrer israelischen Identität entfernen. Was bei der ersten Generation noch etwas weniger der Fall ist, beginnt mit der zweiten Generation, den Kindern. Letztere legen auch weniger Wert darauf, sich einen israel. bzw. jüdischen Partner zu suchen, sondern haben sich fast völlig mit dem "neuen" Land identifiziert.

Viele Israelis fragen mich nach Deutschland. Zugegeben, die Religiösen weniger und wenn, dann geht es nur um relig. Belange wie koscheres Essen oder so. Im allgemeinen interessiert gerade Deutschland die Religiösen nicht.

Weniger Religiöse oder sekuläre Israelis interessieren sich aus mehreren Gründen für Deutschland. Sind da alle Nazis ? Gibt es nur Russen in den jüdischen Gemeinden ? Wieviel verdient man in Deutschland und wie sind die Leute ?

Nicht wenige würden nach Deutschland ziehen und wenn ich auf den etwaigen Antisemitismus zu sprechen komme, dann wiegeln sie ab. "Ach was, wie gehen arbeiten, verdienen unser Geld, kaufen ein und der Rest drumherum ist uns doch egal." Auf meine Anmerkung, dass man schliesslich nicht nur arbeite und kaufe, sondern mehr zum Leben gehört, zucken viele nur mit der Schulter.

Deutschland wird respektiert.
Die Fußballnationalmannschaft wird respektiert, aber nicht geliebt. Bei einem Endspiel ist man immer auf der Seite Brasiliens und nicht auf der deutschen. Die Deutschen spielen wie Maschinen. Kalt und unsympathisch, aber spielen können sie, das muss man ihnen lassen.

Deutsche Produkte werden geliebt. Sie sind zwar teurer, aber brechen nicht nach zwei Stunden auseinander, wie die Waschmaschine "Made in Israel".

Die deutsche Mentalität gilt als humorlos, aber immer pünktlich und am schuften. "Jawoll".

Deutschland steht bei den auswandernden Israelis nicht unbedingt auf Platz 1. Vielmehr sind dies die USA, Kanada oder Australien. Dies ist jobbedingt und außerdem gibt es in den drei Ländern schon viele israelische Gemeinden und Israelis lieben es zu glucken. Treffen sie aufeinander, sind sie nicht mehr zu trennen. Da wird über die Armee, das Land und die Falafel debattiert. Ob New York, Los Angeles, Sydney, Toronto oder Miami, Israel ist überall.
Sollte ich einmal das Bedürfnis haben, wegziehen zu wollen, dann käme New York mit seinem Ultra - Stadtteil Boro Park in Frage und kaum etwas anderes. Vielleicht noch New Jersey.

Die genannte Studie kritisierte die Bereitwilligkeit vieler Israelis, sich im Ausland nahtlos anzupassen. Da gebe es einen Feind, der Umwelt heißt. Diese Umwelt will Anpassung und keine Mitmenschen, die da komischen relig. Ritualen nachgehen und nach koscherem Essen lechtzen. Und keien israel. Mentalität, bitte.

Um all den Problemen aus dem Wege zu gehen, wird aus den Israelis ein Mutant der neuen "Heimat". Ja, nicht zu sehr anecken, sondern immer brav gute Mine machen. Ein akutes aktuelles Problem ist natürlich auch der neue Anti - Israelismus und ein Israeli kommt nicht selten in Bedrängnis, politisch angegriffen zu werden. Und dann auch noch von Leuten, die von Israel gar keine Ahnung haben.

In New York oder Toronto mag das anders sein, aber Israeli in Deutschland bedeutet fast immer seine Identität in einer jüdischen Gemeinde bewahren zu wollen. Dort trifft man sich und kann sich austauschen. Verlässt man das Gemeindegebäude und steht draußen auf der Straße, wird einem sofort klar, dass man wieder im Ausland ist.
Wer so leben kann oder will, dem wünsche ich alles Gute. Für mich wäre es nichts mehr.

Kein Wunder, dass nächtliche israel. Radiosendungen unzählige Anrufe aus dem Ausland erhalten. "Ja, es geht uns gut, aber wir vermissen halt Israel. Nichts auf der Welt ist so wie Israel."
Und die Foren von im Ausland lebender Israelis spriessen wie Pilze aus dem Boden. Man liebt es, sich auszutauschen und neue Kandidaten wollen über das Leben im Ausland mehr erfahren. Aber für Israel gibt es halt keinen Ersatz, trotz Internet.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Offene Gesellschaft

B"H

Nachdem es gestern gefallenen Schnee einregnete, schmolz dieser schnell dahin. Schon am Nachmittag waren alle Straßen von ganz allein geräumt. Der Dauerregen aber hielt an und ließ die Hochzeit, auf welche ich abends eingeladen war, fast untergehen.

Man hatte mir geraten nicht unbedingt pünktlich bei einer Hochzeit anzukommen, was ich gestern abend auch nicht tat. Ich kam später und hatte nichts verpaßt. In der Großen Synagoge in der King George schlugen sich die mehreren Hundert Gäste unentwegt am Bufett herum. Freunde berichteten kurz nach meiner Ankunft, es gebe Hühnerschnitzel und Salate als Vorspeise. Bevor wir am Bufett überhaupt erst ankamen, umarmte mich die Mutter des Bräutigams, während der Vater und Sohn emsig nach der Ketubah (dem Hochzeitsvertrag) suchten. Die Ketubah war einfach nicht mehr auffindbar und alle herumstehenden Koffer wurden akribisch auseinander genommen. Die junge Braut sass wenige Meter entfernt. Eine Bekannte meinte, wir sollen alle zu ihr gehen und einen Segen empfangen. Einen Segen von der Braut und alle unsere Wünsche gehen in Erfüllung.

Irgendwie stiegen wir dann aber doch nicht über die umgeschütteten Koffer zur Braut, sondern begaben uns proletarisch in Richtung Bufett. Dort fragte mich eine ältere Amerikanerin, wieso ich da so rumstehe. Ich gehöre wohl nicht zu den Gästen. Sprachs und schaute mich misstrauisch an. Erst verstand ich nicht, was sie meinte, aber als sie einfach fortfuhr mit "Naja, macht ja nichts, ich bin auch einfach nur so gekommen", ging mir ein Licht auf. Als sie sah, dass ich doch zu den Eingeladenen gehörte, verschwand sie schnell.

Rabbi Mordechai Machlis hatte zur Hochzeit seines Sohnes Moshe geladen und alle kamen. Geladen oder nicht, Juden und Nichtjuden, der Rabbi hatte es geschafft, alle anzuziehen. Zum Schluß waren garantiert 1000 Leute anwesend.

Als die Ketubah endlich gefunden wurde, war es schon 1,5 Stunde über die angekündigte Chuppah (Baldachin) - Zeit. Um 19.00 Uhr hätte das Brautpaar unter der Chuppah stehen müssen und nun war es 20.30 Uhr als es losging. Das Paar war es dann auch, welches darauf bestand, die Chuppah draußen aufzubauen, denn die gesamte Zeremonie sollte unter dem Sternenhimmel stattfinden.

Alles bewegte sich mit Schirm bewaffnet nach draußen, wo die Chuppah schon mächtig ins Schwanken kam. Die Leute drängten und der Regen ließ das Wasser nur so von den Chuppahleinen tropfen. Nach ein paar Minuten stand das Brautpaar nicht nur unter der Chuppah, sondern auch unter zwei Regenschirmen. Nach ca. 20 Minuten war alles vorbei und dann ging es zum Bufett. Nicht zum vorherigen, sondern zu einer riesen Feier im Erdgeschoss.
Für meine Begriffe waren zuviele Leute da, was die ganze Feier etwas unpersönlich erscheinen ließ.

Schnell hatten meine Freunde und ich einen Tisch gefunden und okkupierten ihn standhaft. Genau das war nicht einfach, bei der Menschenmenge. In der Saalmitte stand eine weiße Trennwand (Mechitzah), die Männlein und Weiblein aus Anstandsgründen voneinander trennte. Nicht immer jedoch wurde der Anstand eingehalten.

Das Essen kam per Kellnerin und eine Flasche Wein wurde auch gleich geköpft. Unsere Runde begann feuchtfröhlich, ging aber irgendwie verloren. Nach dem ersten Gang wollten sich schon viele entfernen.
Mit einer Freundin blieb ich bis zum zweiten Gang und ob ein dritter folgte, haben wir nicht mehr mitbekommen. Beim Hinausgehen machte sie Photos vom Brautpaar samt Families und ich stand wieder nur da. Wenigstens kam die Frau nicht mehr auf mich zu, um mich zu verdächtigen, dass ich mich ja wohl nur eingeschlichen habe.

Stattdessen erblickte ich einen Bekannter, der bei der staatlichen Radiostation Reshet Aleph arbeitet. Emisg zog er ein Tonbandgerät aus der Tasche, um mich zu interviewen. Aufgrund des Weines verstand ich erst einmal nur Bahnhof, doch er drehte an ein paar Knöpfen und fragte, warum soviele Leute zu den Machlis - Hochzeit gekommen sind. Nun wird mein Gestammel irgendwann auf Reshet Aleph zu hören sein.

Umstehende Gäste schauten auf und fragten sich, ob sie mich kennen. Wenn einer interviewt wird, dann muß das jemand Wichtiges sein. Der Radio - Bekannte war weg und ich stand da mit ein paar Typen, die mich nun auch etwas fragen wollten. Was, habe ich nicht mehr vernommen, denn ich machte klar, dass ich doch jetzt dringend gehen müsse.

Photos gibt es demnächst zu bestaunen.

Bleibt nur noch, dem jungen Paar Cheftzi und Moshe Machlis "MAZAL TOV" zu wünschen !!!

Dienstag, 19. Februar 2008

Massenpanik

B"H

Und es ist wieder soweit: In der letzten Nacht hat es geschneit und der Schnee steht ein paar Zentimeter hoch.

Seit dem frühen Morgen schneit es vereinzelt oder es regnet. Der Schnee ist zu Matsch geworden und schmilzt vor sich hin.

Bei solch Wetter bekommen Israelis und selbst die an Schnee gewöhnten Jerusalemer ihre Panikattacken und gehen einfach nicht aus dem Haus. Wenn es schneit, geht kein Kind zur Schule, niemand zur Arbeit und alle Läden bleiben geschlossen. Ein idiotisches Verhalten, was damit begründet wird, dass es ja eh nur einmal im Jahr schneie. Wenn überhaupt.

Nachdem vor drei Wochen schon Schnee fiel und alles zwei Tage aussetzte und geschlossen blieb, war für heute wieder Schnee angesagt. Gestern wurde im Radio dazu aufgerufen, zur Arbeit zu gehen, denn keiner soll einfach tagelang daheim hocken und nichts tun.


Photo: Haaretz

Früh fuhren auch die Busse, was ein Zeichen ist, dass alles mehr oder weniger normal weitergeht. Die Vorlesungen der Hebrew University beginnen um 12.00 Uhr und die Campusse sind geöffnet. Auch an den Schulen wird unterrichtet.

Wer dieses Verhalten nicht gewohnt ist und aus dem Ausland kommt, der wundert sich immer wieder. Wie kann jemand bei ein bißchen Schnee einfach daheim bleiben ? Wenn es in Israel schneit, ist das ganze Land lahmgelegt.

Vielleicht sollte man sich daran gewöhnen, rechtzeitig die Strassen und die Gehsteige zu räumen, anstatt neben der Heizung zu sitzen.

Wer dennoch heute nicht hinausgeht, viel Spaß daheim.

Montag, 18. Februar 2008

Johannes Heesters ausgebuht

B"H

Der 104 - jährige Johannes Heesters gab ein Konzert in Amsterdam und draußen vor der Konzerthalle tobte eine Demo mit Buhrufen gegen ihn.

In Deutschland ist Heesters der Superstar, in Holland dagegen ist er der Nazi - Kolloborateur. Die Holländer vergassen Heesters Naziflirts nichts, obwohl der Sänger nach dem Krieg sein Verhalten mehr als nur einmal bedauerte.

Bei derlei Entschuldigungen frage ich mich immer, wie ernst die wohl gemeint sind. Das Liebäugeln mit den Nazis diente eh der Karriere, denn da wollten Heesters & Co. nicht hinten anstehen.
Und genau wie bei Herbert von Karajan, Heinz Rühmann und weiteren Schauspielern, regte sich kein Deutscher nach dem Kriege auf, dass diese Herren auch in der Bundesrepublik wieder am Wirken waren. Diesesmal ganz im Sinne der Demokratie, versteht sich. Wäre der Krieg anders ausgegangen, dann hätten sie ohne Frage auch weiterhin unter der Hakenkreuzflagge gearbeitet. Ganz wie es beliebt.

Wetterwechsel

B"H

Kalt, stürmisch und regnerisch - so zeigt sich gerade das Jerusalemer Wetter. Bis heute Abend soll die Temperatur von 11 auf 0 Grad absinken und Schnee ist auch zu erwarten. Falls Letzteres wirklich eintrifft, ist morgen wieder mit einem Urlaubstag zu rechnen. Leider.

Back to the Bakery

B"H

Mein Nachfolger in der Bäckerei stellte sich als Desaster heraus und vor ein paar Tagen bat man mich zur Rückkehr. Erst dachte ich, dass ich davon verschont bleibe, denn ich stellte höhere Gehaltsanforderungen und unser Boss ist knauserig. Anstatt mehr zu zahlen, holt er sich lieber billige Kräfte, die er nach ein paar Wochen wieder schmeisst.

Heute kam eine e - mail. Höheres Gehalt bewilligt und ich kann sofort anfangen !!!

Auch das noch.
Zumindest konnte ich die Arbeitszeit auf zweimal pro Woche herunterdrücken, denn ich arbeite schon in einem anderen Job.
Der große Nachteil steht erst noch an: Seitdem ich aus der Bäckerei weg war, trat eine erfolgreiche Diät ein und ich befinde mich wieder auf meinem Idealgewicht. Nun droht erneut die Gefahr des Kuchenessens und der Kalorien !!!!

Immobilienmarkt: Sderot

B"H

Es gibt nichts, was es nicht gibt:
Derzeit gilt Sderot bei vielen lokalen und ausländischen Immobilieninvestoren als IN.

Trotz Kassam - Dauerraketenhagel aus Gaza werden in der Stadt Immobilien gehandelt. Derzeit ist der Preis auf dem Nullpunkt und wer sich ein Schnäppchen sichern will, der greift ausgerechnet jetzt zu.

Sonntag, 17. Februar 2008

Drastische Reduzierung von Gastarbeitern

B"H

Immer wieder kommt die Frage neu auf:
Kann ich als Ausländer in Israel arbeiten ?

Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wieviele Male ich schon darüber berichtet habe. Obwohl die Antworten fast immer negativ ausfallen, wollen sich nicht wenige Touristen in Israel einen Job suchen und im Lande bleiben.

Was vor mehr als zehn Jahren manchmal sogar die Regel war, gilt heute nicht mehr. Damals kamen Touristen aus England, den USA, Frankreich, etc. nach Israel, schliefen in billigen Hostels und bekamen irgendwo auf dem Bau oder woanders Handlangerjobs. Seitdem Israel den Fehler beging, sich Tausende rumänische, philippinische oder chinesische Gastarbeiter ins Land zu holen, nahm alles überhand. Betrunkene Rumänen säumten die Nissim Behar Street in Nachlaoth, am Machane Yehudah sassen die Chinesen in Gruppen herum und die Philippinos gründeten ihre Kirchen. Dinge, die den Israelis negativ aufstiessen. Man wollte nicht so enden wie Deutschland. Israel ist ein kleines Land mit einer jüdischen Identität.

Aber nicht nur die Juden regten sich auf. Auch die Palästinenser wollten die fremden Gastarbeiter nicht sehen. Sahen sie doch in ihnen eine Jobkonkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Billige Chinesen nahmen den Palästinensern die Jobs auf dem Bau weg. Irgendwann hatte dann auch die Regierung die Nase voll und rief die Ausländerpolizei ins Leben. Seitdem wurde rigoros abgeschoben. Dies war nicht allzu schwer, denn Tausende Ausländer waren illegal in Israel unterwegs. Razzien des nachts ? Keine Seltenheit.

Von ehemaligen 50.000 philippinischen Altenpflegekräften sind gerade mal 10.000 übrig geblieben. Auch die Landwirtschaftshelfer mußten bis auf einen Bruchteil nach Thailand zurückkehren. Israel will ohne Gastarbeiter auskommen und in den folgenden Jahren sollen möglichst alle nach Hause geschickt werden. Die Palästinenser kehren, soweit erforderlich, in ihre alten Jobs zurück und den Rest sollen Israelis übernehmen.

Nicht anders ist es im Gaststättengewerbe. Ausländische Köche dürfen zwar für eine geraume Zeit im Land arbeiten und Kurse an Israelis erteilen, nach spätestens einem Jahr müssen sie jedoch das Land wieder verlassen.

Für den Rucksacktouristen ist es ganz unmöglich geworden, einen Job zu finden. Wer will, der kann es auf illegalem Wege versuchen, muß aber einkalkulieren, entweder nur ausgenutzt zu werden oder gar nichts zu bekommen. Einfach so zum Arbeitsministerium nach Arbeitserlaubnis fragen und losjobben gibt es nicht. Arbeitserlaubnisse werden nur in speziellen Ausnahmefällen erteilt, was normalerweise voraussetzt, dass jemand einen Job hat und der Arbeitgeber nachweisen muß, keinen Israeli für diese Position gefunden zu haben. Und monatelang in Hostels wohnen ist auch vorbei. Die Ausländerpolizei fährt nach wie vor ihre Razzien.

Was ich nicht ganz begreife ist, warum Touristen ausgerechnet in Israel arbeiten wollen ? Wir sind ein kleines Land ohne ein großes Jobangebot. Was fasziniert Leute so, dass sie hier jobben wollen ? Und leider planen die dann auch gleichzeitig einfach zu bleiben. Illegal, denn jüdisch sind sie nicht.

Freitag, 15. Februar 2008

Kälteeinbruch steht bevor

B"H

Und wieder plant die Jerusalemer Stadtverwaltung, am Sonntag alle Obdachlosen von den Strassen einzusammeln, um ihnen zeitweilige warme Unterkünfte zu geben.
Sonntag kehrt der Winter zurück. Bitterkalt soll es werden. Bis -4 Grad in Jerusalem und schneien soll es auch.

Ich hasse Schnee, aber noch mehr stört mich, wenn aufgrund des Schnees alles geschlossen ist und keine Busse fahren, weil Israelis nicht mit Schnee umzugehen wissen.

Sollte wirklich viel Schnee fallen, ist der Tag ein Urlaubstag und niemand geht arbeiten.

Oscher Twito wacht auf

B"H

Seine Eltern und Geschwister waren die Ersten, die Oscher Twito sah, nachdem er aus seinem künstlichen Koma erwachte.
Geschwächt und noch reichlich benommen, erkannte er alle sofort wieder. Den einzigen Satz, den er herausbrachte war, dass er Schmerzen im Bein habe.

Seine Eltern sagten der Presse, dass sie ihrem Sohn noch nichts von der Amputation des unteren linken Beines erzählt haben. Er wäre noch zu benommen gewesen und sie wollen es ihm allmählich schonend beibringen. Sollte er jedoch direkt fragen, was passiert ist, dann erzählen es sie ihm ohne Umschweife sofort.

Währenddessen besteht gute Hoffnung, dass sein rechtes Bein gerettet werden kann. Seine Eltern waren heilfroh, dass er aufwachte und normal reagierte.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Oscher Twito

B"H

Der achtjährige Oscher Twito, der zusammen mit seinem 19 - jährigen Bruder Rami bei einem Kassam - Raketenangriff auf die Negevstadt Sderot schwer verletzt wurde, soll heute aus dem Koma erwachen.

Oschers Beine wurden bei der Kassam - Explosion schwer verletzt und das linke Bein mußte amputiert werden. Heute nun beginnen die Ärzte mit der Reduzierung der Betäubungsmittel und Oscher soll allmählich wieder ins Leben zurückgeholt werden und eigenständig atmen.

Das Schlimmste steht jedoch noch bevor: Seine Eltern müssen ihm beibringen, dass er ein Bein verlor.



Mutter Iris sagte, dass die Ärzte sie gut vorbereitet haben, wie sie mit Oscher reden sollen und dass er nach dem Erwachen von Schmerzen geplagt sein wird. Die Mutter will ihrem Sohn Hoffnung machen, denn in der Zwischenzeit erhielt sie Besuch anderer Kinder, die wie Oscher Glieder bei Terrorattentaten verloren.

Selbstverteidigung oder Terror ?

B"H

"Die Welt ist soviel besser ohne ihn", so hieß es seitens der amerikanischen Regierung über die Hinrichtung des libanesischen Terroristen Imad Mughniyah.

Die Aussage ist richtig, denn war Mughniyah einer DER Drahtzieher des weltweiten Terrorismus. Nun stellen alle die Frage, wer verantwortlich war, dass er in Damaskus in die Luft flog. Ganz klar wird Israel und sein Mossad als Drahtzieher gesehen, doch nicht nur Israel hatte ihn auf der Abschußliste. Hier im Land hüllt sich die Regierung übrigens in Schweigen.

Wie zu erwarten, schreit die arabische Welt auf und sieht in Mughniyahs Exekution einen terroristischen Akt der Zionisten.
Als Mughniyah jedoch wild in Action war und andere Leute umbrachte, regte sich niemand auf, denn das war fair, gerechtfertigt und Mughniyah galt als Held. Geht es widerum so jemandem einmal selber an den Kragen, dann ist das Geschrei groß.

Die extremistischen moslemischen Terroristen stellen sich in der heimischen Presse in Pose und stellen ihren "Mut" zur Schau. Kommt aber der Gegner mit einer Waffe auf sie zu, dann sind sie meistens schnell auf der Flucht. Andere umbringen geht in Ordnung, doch selber sind sie die größten Feiglinge.

In Gaza ist man aufgewacht und zittert vor weiteren israel. Einsätzen führende Hamas - Leute zu exekutieren.
Ist dies wirklich der einzige Weg ?
Anscheinend ja, denn seltsamerweise ist nach solchen Vorfällen etwas Ruhe, da die selbsternannten Führer sind mit einer Verstecksuche beschäftigt. So traut sich auch Scheich Hassan Nasrallah nicht zur Beerdigung Mughniyahs. Wo bleiben da die großen Helden ?

Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass wieder einmal jüdische Einrichtungen in aller Welt und Israel einem haßerfüllten Rachezug islamischer Terroristen unterliegen könnten. In den kommenden Wochen werden die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen erhöht.

11 Jahre

B"H

Dieser Tage finden in Israel Gedenkveranstaltungen zum "Asson HaMassokim" statt.

Genau elf Jahre ist es her, dass zwei Militärhubschrauber zusammenstiessen und dabei 73 israel. Soldaten ums Leben kamen. Die zwei Hubschrauber waren dabei, jene 73 Soldaten zum Einsatz an die Libanesische Grenze zu fliegen, da diese Einheit eine Wachablösung war. Doch die Hubschrauber stiessen zusammen, stürzten ab und alle Soldaten verbrannten.

Viele Jahre gab es ein ständiges Hin und Her zwischen dem Verteidigungsministerium und den Eltern der toten Soldaten. Offiziell wollte man dem tragischen Ereignis einen anderen Namen geben und selbst eine Gedenkstätte wurde verweigert. Erst bauten die Eltern ihr eigenes Memorial auf und nun hat der russisch - israel. Milliardär Arkadi Gaydamak eine offzielle Gedenkstätte am Ort des Geschehens gestiftet.

Als das Unglück geschah, befand ich mich gerade in einer Yeshiva (relig. Schule) und ich erinnere mich gut, wie überaus geschockt man in Israel war. Stündlich wurden in den Nachrichten alle Namen der toten Soldaten in den Radionachrichtensendungen verlesen. Als ich im Bus saß, regte sich ein Fahrgast auf, dass der Busfahrer gefälligst den Sender wechseln oder das Radio ganz abschalten solle. Der Busfahrer weigerte sich.

Nun gedachten Verteidigungsminister Ehud Barak und die Generäle der Tragödie vor elf Jahren.

Israeli Airforce

Liste der umgekommenen Soldaten

Mittwoch, 13. Februar 2008

Abriß einer Legende

B"H

Wer wie ich einmal in Ramat Gan (neben Tel Aviv)wohnte oder noch wohnt, der kann den Nostalgieschmerz nachvollziehen.
Gestern nämlich wurde das im Jahre 1934 gebaute ELITE - Gebäude abgerissen, denn demnächst soll an gleicher Stelle ein weiteres monströses Hochhaus entstehen. Luxusapartments, Shops und Büros.

ELITE steht für die ehemalige deutsch - jüdische Familie Federmann, die nach ihrer Flucht vor den Nazis in Israel die größte Schokoladenfabrik eröffnete. Es gibt heute niemanden in Israel, der die ELITE - Produkte nicht kennt.

Wie oft ging ich an der Fabrik in Ramat Gan vorbei und stets roch es nach frischer Schokolade ? Insgesamt ist Ramat Gan nicht mehr das, was es einmal war. Die Gegenden um die Arlozorov oder Bialik bestimmt eher, doch die Hauptstrasse Jabotinsky durchläuft immer mehr Veränderungen.

Wer sich einmal die Mühe macht, von Tel Aviv nach Ramat Gan zu laufen, der wird zuerst vom Anblick häßlicher Hochhäuser empfangen. Vom nahegelegenen Busbahnhof Arlozorov ist das Laufen bequem und es dauert nur wenige Minuten. Die Brücke über den verdreckten Yarkon - Fluß überquert und schon steht man links vor der Diamantenbörse und dem dahinter gebauten City - Tower Hotel. Tagsüber herrscht wilder Trubel in der Börsengegend, doch des nachts sind die dunklen Wege und Nischen verlassen und es blühen Prostitution und Drogenhandel.

Geht man wenige Meter weiter die Ramat Ganer Jabotinsky hinauf, so steht man auch schon vor weiteren riesigen Hochhäusern. Erst vor wenigen Jahren fertiggestellt, beherbergen sie Büros und Penthouse - Apartments. Die sich im Untergeschoß befindenden Cafes sind weniger zu empfehlen. Der Wucherpreise wegen.

Wer es billiger und ebenso romantischer will, der gehe die Jabotinsky hinauf Richtung Bnei Brak. Dort sieht der Besucher dann das eigentliche Ramat Gan. Wer will, der sollte weiter oben rechts in die Herzl abbiegen. Dort gibt es mehrere kleine Parkanlagen und viele Bäckereien.

Ramat Gan erweckt den Anschein, der Billigableger von Tel Aviv zu sein. Eine Art Vorort. Dies stimmt schon seit vielen Jahren nicht mehr und teilweise haben die Mieten in Ramat Gan Tel Aviver Verhältnisse erreicht.

Wem es irgendwann zu langweilig wird, der findet in der Jabotinsky unzählige Bushaltestellen mit vielen Buslinien zurück nach Tel Aviv. Wer nicht genug bekommt, der kann die ewige Jabotinsky bis Bnei Brak hinauflaufen, was gleich an Ramat Gan anschließt. Und immer geradeaus durchquert er das überwiegend haredische (ultra - orthod.) Bnei Brak und findet sich irgendwann in der Industriestadt Petach Tikwa wieder. Viel gibt es in den Städten nicht zu sehen, aber wer ein wenig reales israelisches Leben schnuppern will, der sollte den längeren Marsch wagen. Wer keine Lust auf ewiges Gelaufe hat, kann sich in die Linie 51 setzen und entweder bis Petach Tikwa fahren oder in die entgegengesetzte Richtung zum Zentralen Busbahnhof in Tel Aviv.
Mir jedenfalls wird es beim nächsten Ramat Gan - Besuch komisch vorkommen, an der Stadteinfahrt keine ELITE - Schokoladenfabrik mehr vorzufinden. Schon vor einiger Zeit ist das Unternehmen selbst in einen Neubau nach Petach Tikwa gezogen, aber das alte rumpelige Gebäude war DAS eigentliche Wahrzeichen von Ramat Gan. Seit gestern existiert es nicht mehr.

Blick auf Ramat Gan von Tel Aviv aus



Das historische ELITE an der Stadteinfahrt



Rechts im Bild das neue geplante Hochhaus



Die hässliche Skyline von Ramat Gan

Dienstag, 12. Februar 2008

Der Hähnchen - Krieg

B"H

Das Leben in Israel ist teuer und so mancher Billigtourist, der meint, er käme mit einem geringen Budget aus, wird sich wundern. Es gibt zwar "billige" Hostels, aber auch dort steigen die Preise immer mehr an. Ein Bett in einem Dormitory ist kaum noch unter 45 Shekel (ca. 5 Euro) per Nacht zu haben (Petra + Jaffa Gate Hostel am Jaffa Tor). Der schwache Dollarkurs gegenüber dem israelischen Shekel tut sein Übriges und die Hostelpreise steigen.

Aber nicht nur die Übernachtungen sind teuer. So manchen Touristen trifft erst richtig der Schlag, wenn er die Lebensmittelpreise sieht. Von einer billigen Falafel oder einem Schwarma (Döner) kann man auch nicht täglich leben. Wem die Koschergesetze egal sind, der findet besonders im arab. Viertel der Altstadt billige Restaurants.

In der Neustadt hingegen sollte man schon wissen, wo was zu finden und zu kaufen ist. Viele Lokale haben sich auf den Tourismus spezialisiert und so mancher, der sich in der Stadt nicht auskennt, fällt voll auf die Abzocker herein. Bestes Beispiel hierfür ist das "Village Green" in der Jaffa Road, Höhe Internet - Cafe und Cafe Hillel. Der Abzocke wegen ist das "Village Green" zum Toruistenparadies geworden. Viele Amerikaner zählen zur Kundschaft, denn so manchem von ihnen sind die horrenden Preise egal. Israelis dagegen wissen genau, wo sie was bekommen und das ist garantiert nicht im "Village Green".

Seit Tagen tobt ein unerbittlicher Preiskrieg, von dem kein Tourist etwas mitbekommt. Israelische Zeitungen fahren täglich wilde Stories auf. Bisher betrifft der Preiskrieg Jerusalemer Ladenketten nur die frischen Hähnchen.

Wer konnte sich schon bisher mehrmals pro Woche ein Hähnchen leisten außer vielleicht am Schabbat ?
50 Shekel (10 Euro) oder mehr für ein ganzes Huhn. Zuviel Geld für den Normalverdiener. Nun ist alles anders, denn um mehr Kundschaft in die Läden zu locken, kam die Rami - Levi - Kette aus Jerusalem - Talpiot auf die Idee, die Hähnchenpreise drastisch herabzusetzen. Es gleicht fast einem Wunder, dass sich der Kilopreis auf 79 Agorot (ca. 20 Cent) beläuft. Allein gestern verkaufte Rami Levi 2500 Hühner. Ketten wie Mega oder der ewig teure Supersal waren gezwungen nachzuziehen.

Mega im Canion Malcha ist seit seiner Eröffnung als riesiges Einkaufsparadies bekannt. Dass, was mich am Mega stört ist, dass ich jedesmal nachschauen muß, ob ein Produkt koscher ist. Das Gleiche trifft auf den Supersal zu und ich kann mir nicht erklären, warum gerade der Supersal bei Touristen so beliebt ist. Vielleicht weil die Filiale in der Agron nahe der Altstadt liegt und die Hosteltouristen nicht allzu weit laufen wollen. Normalerweise kaufen nur etwas besser Betuchte dort ein, aber der Tourist kennt die hiesigen Preise nicht und kauft halt manchmal allzu wahllos. Wer dagegen richtig günstig einkaufen will, geht woanders hin und hier sei gewußt wo.

Jerusalemer kaufen bei Rami Levi in Talpiot (Buslinie 14), im "Kascher Le'Mehadrin" neben dem Zentralen Busbahnhof (relig. und nur Koscherprodukte), bei Schefa (superrelig. und alles superkoscher) oder natürlich im Mega in Malcha (Buslinie 6). Insbesondere im Stadtteil Talpiot entstanden in der letzten Zeit viele Billigsupermärkte, aber wer kennt schon als Tourist Talpiot ?

Nun hoffen alle Israelis, dass sich der Hähnchen - Krieg immer mehr ausbreitet und sich demnächst auch auf weitere Produkte ausweitet. Die Kundschaft würde danken und in Scharen in die Supermärkte strömen. Es wird höchste Zeit, dass wir einmal in den Genuß kommen, reguläre Produkte auch zu erschwinglichen Preisen kaufen zu können.

Montag, 11. Februar 2008

Die Bürger Sderots warten auf eine Lösung

B"H

Ehud Olmert geistert heute in Deutschland herum und deswegen verpasst er sämtliche Demonstrationen der Sderoter Bürger.
Die nämlich sind den siebenjährigen Kassam - Raketenbeschuß aus Gaza leid und wollen endlich leben, wie alle anderen Israelis auch. So steht es auch auf ihren Demo - Plakaten, die sie vor dem Jerusalemer Außenministerium aufgehängt haben.

Heute Abend (Montag) ist für 18.00 Uhr eine Großdemo vor Olmerts Office in der Kaplan Street geplant. Aber der Premier glänzt durch Abwesenheit in Deutschland, wo er Angela Merkel Wirtschaftssanktionen gegen den Iran abringen will.
Na, da wird Angela nichts versprechen können, denn die deutschen Wirtschaftsbosse halten diesbezüglich das Zepter in der Hand.

Außerdem will sich Olmert mit einem Verhandlungspartner treffen, der über deutsche Umwege mit der Hamas in Gaza verhandelt, um den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit endlich freizubekommen. Ein schweres Unterfangen, verkündete doch Verteidigungsminister Ehud Barak heute früh, dass sich die israel. Armee auf einen Einmarsch in Gaza gefasst machen soll. Man will Bodentruppen entsenden, um so wenigstens den Raketenbeschuß auf Sderot zu stoppen.

Ein Termin aber steht noch in den Sternen. Bisher wurden 16 Hamasführer liquidiert und Israel sieht auch das als kleinen Erfolg an. Immerhin ein paar Terroristen weniger.

Momentan demonstrieren einige Sderoter Bürger vor Zipi Livnis Amtssitz. Viele Photos haben sie mitgebracht und ein paar Kassam - Raketen sind auch dabei. Wer sich "life" davon ein Bild macht, der kann sich als Außenstehender kaum vorstellen was es bedeutet, wenn solch ein Ding in der Nachbarschaft oder geschweige denn im eigenen Wohnzimmer landet. Primitive Bauart, aber hohe Explosionskraft, so schauen die Raketen auf. Bei der kleinen Demo sind sie nebeneinander aufgestellt: Rote und grüne Kassam - Raketen oder besser gesagt das, was von ihnen nach der Explosion übrigblieb.



Mittlerweile ist es amtlich, dass dem achtjährigen Oscher Twito das linke Bein amputiert werden mußte. Seinem ebenso verletzten 19 - jährigen Bruder Rami geht es etwas besser. Ein Bein steckt im Gips und am anderen wirken noch die Chirurgen. Iris, die Mutter der Beiden weiß nicht recht, wie ihr bei all dem Unglück geschieht und vor allem nicht, wie sie es Oscher beibringen sollen, dass er ein Bein verlor.

Infos zu Sderot:

http://www.ujc.org/blog.html?id=95

http://www.sderotmedia.co.il

Sonntag, 10. Februar 2008

Kapp - Dortmunder alias Herbert von Karajan

B"H

Charaktäre wie Herbert von Karajan oder Heinz Rühmann erfreuen sich bis heute in deutschen Wohnzimmern größter Beliebtheit. Eine Beliebtheit, die ich nie verstehen konnte. Da kam zum Beispiel Heinz Rühmann in den 80iger Jahren als Gast zu "Wetten dass…." und wurde vom Publikum sofort mit stehenden Ovationen empfangen.
Das Gleiche wiederfuhr dem Theaterstar Willy Millowitsch als er vor Frank Elstner propagandierte, dass die heutige Jugend nichts mehr tauge, denn sei es doch die ältere Generation gewesen, die Deutschland wiederaufgebaut habe. Woraufhin Frank Elstner rechtfertigend erwiderte, dass es allerdings nicht die junge heutige Generation war, die Deutschland in einen Krieg geführte hatte. Millowitsch verstand die Anspielung nicht so recht und gab sich schweigend.

Nun ist ein neues Buch zum Thema "Karajan" erschienen. Auch der österreichische Dirigent verkaufte sich an die Nazis. Und das sogar schon im Jahre 1933, Jahre bevor die Deutschen überhaupt Österreich erst ins Deutsche Reich eingliederten.
Der Autor Henry Grinberg verfasste einen Roman, in welchem der Hauptprotagonist Hermann Kapp - Dortmunder die Bibliographie des Herbert von Karajan darstellt. In dem Buch heißt es zwar, dass Kapp - Dortmunder alias Karajan sich aus Narzismus und Machtgier mit Hitler verbündete. Weitere Quellen sind jedoch der Meinung, dass dies kaum der Fall gewesen sein könne, denn schließlich sei Karajan schon 1933 in die NSDAP eingetreten. Und seither scheute er nicht davor zurück, seine Konzerte mit dem "Horst - Wessel - Lied" einzuleiten.

Seitdem er im Besitz des Hitler - Parteibuches war, ging es mit Karajan bergauf. Die spätere Rechtfertigung vor dem Entnazifizierungsausschuß hieß, Karajan hätte noch vor dem Aus des Dritten Reiches die "Vierteljüdin" (Anita Gründermann) geheiratet und somit sei ja sein angeblicher Antisemitismus hinfällig.

Insgesamt verfolgte Deutschland nach Kriegsende eine seltsame Politik betreffend ihrer Schauspieler / Künstler. Seitdem Heinz Rühmann durch den "Hauptmann von Köpenick" zum absoluten Superstar aufstieg, war seine aktive Nazivergangenheit wie ausgelöscht. Soetwas will man dann lieber doch nicht mehr hören geschweige denn zur Sprache bringen. Das waren halt andere Zeiten und man mußte sich irgendwie mit Goebbels und seiner Propaganda arrangieren.

Das mag schon zutreffen, doch waren sowohl Karajan als auch Rühmann aktiv beteiligt. Rühmann, zum Beispiel, wurde gebeten, einem jüdischen Schauspielerkollegen zu helfen, was er durchaus hätte tun können, es jedoch in schamloser Weise ablehnte. Besagter Schauspieler kam später in Auschwitz ums Leben. Karajan war nicht viel besser und nahm dankend führende Dirigentenjobs an, aus denen seine jüdischen Kollegen zuvor gedrängt worden waren.

Deutschland tut sich nach wie vor schwer mit den schwarzen Vergangenheiten seine Künstler. Courage hingegen bewiesen Ausländer, die sich weigerten, überhaupt erst mit Karajan zusammen zuarbeiten.

Weder bei Karajan noch bei Rühmann und vielen anderen gibt es etwas zu feiern.

"Variations on the Beast" von Henry Grinberg

http://www.variationsonthebeast.com/about.htm

43 Kassam - Raketen und die Welt schweigt

B"H

An diesem gerade ausgeklungenen Wochenende fielen 43 Kassam - Raketen auf die Negev - Stadt Sderot. Die Zeitungsbilder, die uns heute alle schocken sind jene des 8 - jährigen Oscher Tvito, dem zur Stunde im Aschkeloner Barzilai - Hospital ein Bein amputiert wird. Das Zweite konnten die Ärzte gerade noch retten.

Die Brüder Rami und Oscher Tvito waren gestern in den Straßen Sderots unterwegs als neben ihnen eine Rakete einschlug. Der Vorfall wurde in Gaza euphorisch gefeiert. Ein Achtjähriger verliert ein Bein und die Hamas begrüßt diese Tatsache mit wildem Gewehrfeuer in die Luft. Die zynischen Bilder sind garantiert in keiner ausländischen Presse zu sehen.

Aber wer von uns dachte gestern noch groß an Sderot ? Haben wir uns nicht schon an all die Bilder gewöhnt ?

Die Tageszeitung "Yediot Acharonot" stellte bitter fest, dass wir uns in zwei Nationen aufspalten. Da ist zum einen Sderot und der Raketenalltag und da sind alle anderen, die auszogen, um die Sonne zu geniessen.

Manchmal frage ich mich jedoch, ob wir alle ständig nur an alle Katastrophen denken müssen. Selbst im Libanon - Krieg zog ich mich oft zurück, weil ich all die News nicht mehr hören konnte.

Freitag, 8. Februar 2008

Wahlstimmungen

B"H

Mir geht es so wie vielen Israelis; ich bin mir nämlich nicht mehr sicher, ob ich bei den nächsten Knesset - Wahlen überhaupt noch wählen soll. Wahlverdrossenheit oder so ähnlich sagt man dazu in Deutschland.

Auch in Israel ist das nichts Neues mehr und jetzt hatte es auch mich erwischt.
Wen soll man denn hier bitteschön noch wählen ? Kaum ein Knessetmitglied ist unbestechlich und falls ja, wer vertritt meine Ideale ? Gibt es in der Knesset noch Ideale oder gehört das alles dem alten Pioniergeist der 50iger Jahre an ?

Heute dann berichtete ich meine Gedanken einem Bekannten und der gab sich entsetzt.
"Was nicht wählen ? Das kannst Du doch nicht machen. Du bist Staatsbürger und lebst hier. Also muss man wählen oder willst Du, dass alles ganz den Bach runtergeht ?"

Wir diskutierten hin und her und mittlerweile ist meine Wahlverdrossenheit gewichen und ich konzentriere mich auf die Vorteile. Mal schauen, wie lange das anhält und wann die nächsten Wahlen vor der Tür stehen.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Falsche Identität

B"H

Als ich gestern früh einen Tante - Emma - Laden (Makolet) betrat um wie üblich Joghurt zu kaufen, wurde ich Zeuge einer wilden Diskussion an der Kasse.

Die Tageszeitung "Yediot Acharonot" hatte einmal wieder einen brandneuen Skandal aufgedeckt. Ein Palästinenser lebt seit weit mehr als 20 Jahren illegal und unter falscher Indentität in Tel Aviv und gründete sogar eine Familie. Nun wurde er verhaftet und sein bestens gehütetes Geheimnis flog auf.

Schoschana Eliezer gab an, den Palästinenser im Jahre 1980 am Tel Aviver Strand kennen gelernt zu haben. Toll habe er ausgesehen und schon kurz darauf zogen sie gemeinsam in eine Wohnung in der Stadt. Kinder kamen auch; der älteste Sohn Yaniv diente sogar als Offizier in der israel. Armee, ohne zu ahnen, wer sein Vater wirklich war. Nur Schoschana Eliezer kannte das Geheimnis des "Rami Eliezer", wie sich ihr Lebensgefährte mittlerweile nannte. Neben Yaniv kamen noch zwei Töchter auf die Welt.

Unscheinbar lebte die Familie in Tel Aviv und "Rami Eliezer" gab sich als jüdischer Israeli aus. Jetzt knallte es und die Kinder erfuhren erst auf dem Weg zur Polizeiwache, wer ihr Vater wirklich ist. Zuerst waren alle geschockt, doch mittlerweile wollen sie ihrem Vater verzeihen und ihn mit offenen Armen empfangen. Auch die Polizei will ihn freilassen und ihm eine Aufenthaltserlaubnis geben, denn nie habe sich "Rami Eliezer" etwas zu schulden kommen lassen.

Was mich dabei sehr wundert ist, warum niemand den arabischen Akzent in seinem Hebräischen vernahm. Ab einem gewissen Alter ist es unmöglich, den Akzent der Muttersprache abzulegen. Warum vernahmen seine Kinder oder Bekannte und Kollegen nie den eindeutigen Akzent. Es kann natürlich sein, und es wäre bestimmt nicht das erste Mal, dass ein Palästinenser behauptet, er sei marokkanischer, kurdischer oder irakischer Jude und daher stamme dann halt der Akzent.

Die Kundschaft im Tante - Emma - Laden jedenfalls war aufgebracht, denn ist doch der Sohn der Familie Offizier bei der Armee.
"Ja, man kann heute noch nicht einmal den Offizieren mehr trauen, meinte ein Kunde. Wer weiß schon, was sich hinter jedem Menschen verbirgt."

Das Mißtrauen ist groß und es beruht auf realen Ursachen. Zuviel ist schon passiert und man will Abstand nehmen. Wie die Nachbarn, Bekannten und Kollegen des "Rami Eliezer" und seiner Familie reagieren werden, wurde nicht berichtet.

Und wieder einmal mehr wirft der Artikel das Identitätsproblem der in Israel lebenden Kinder aus "gemischten Familien" auf. In Jerusalem und Nazareth sind die Hochzeitsraten zwischen Juden und Arabern am höchsten. Überwiegend sind es jüdische Frauen, welche einen moslemischen Mann heiraten. Vom umgekehrten Falle hört man so gut wie gar nicht.

Zur unterschiedlichen Religion kommt auch noch das Feindbild des Ehepartners. Wer will als jüdisches Elternpaar einen palästinensischen Schwiegersohn ? Und was wird mit den Kindern ? Fast alle Fälle beweisen, dass vor allem die Kinder an dem Identitätsproblem zu knabbern haben. Besonders in der Schule, wo sie gehänselt werden. Aber nicht nur dort, denn sind sie doch automatisch auch im Besitz zweier Religionen.
Laut des Islam sind sie Moslems, wenn der Vater Moslem ist, das Judentum hingegen betrachtet sie als Juden, wenn die Mutter halachische Jüdin ist. So sind sie für den Vater Moslems und für Israel und die Mutter Juden.

Ich kann mir denken, dass die Kinder es in der Öffentlichkeit vorziehen, nicht ihren palästinensischen Elternpart zu erwähnen. Fast nichts wird in der israel. Gesellschaft so verachtet wie Frauen, die einen Palästinenser heiraten. Die Mehrheit muß sogar damit rechnen, die eigene Familie zu verlieren und das der Kontakt abgebrochen wird. Und die Kinder sind nicht hier und nicht dort zuhause.

Mehr zu dem Thema:

Mit dem Feind in einem Bett

Wenn der Feind konvertiert

Besitzansprüche Holocaust - Überlebender und deren Erben

B"H

Aktuelle Informationen zur Neuregelung von Schadenausgleich / Besitzansprüchen von Holocaust - Überlebenden gibt es hier einzusehen:

http://www.hashava.org.il/eng/

Dies gilt besonders für all jene Betroffenen, deren Vorfahren vor dem Zweiten Weltkrieg in Israel investiert haben und ihr Vermögen nach Israel transferierten.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Rita in Action

B"H

Eine der besten Musikerinnen Israels überhaupt ist sicherlich Rita. Frisch getrennt von ihrem Gatten, dem Sänger Rami Kleinstein, hat sie gerade ihr neues Album herausgegeben.

Man mag mich für sentimental halten, aber ich bin ein Rita - Fan.



Die Angst vor der eigenen Schwäche

B"H

Wie der jüdische Philosoph Gershom Scholem beschäftige ich mit allem, was das Judentum hergibt. Egal, ob das die Thora, der Talmud, die Kabbalah, jüdische Philosophie oder Geschichte betrifft. Aus vielerlei Gründen lerne ich derzeit ausgesprochen viel jüdische Geschichte und Soziologie. Wobei Letzteres mehr vom relig. Aspekt zu bewerten ist.

Während meiner Zeit der relig. Studien, welche allerdings bis heute anhalten und weitergehen, lernte bzw. lerne ich unzählige verschiedene Religiöse aller Sparten kennen. Eines haben sie alle gemein: Sie selber unterteilen sich in mehrere Gruppen innerhalb ihrer eigenen Gesellschaft.

Da sind jene orthod. Religiösen, die sich neben den regulären Yeshiva - Studien (relig. Schule) auch mit dem akademischen Judentum beschäftigen. Heißt, nicht nur die Augen verschliessen und alles glauben, was viele Rabbiner vorschreiben bzw. sie Texte interpretieren. Andererseits gibt es jene, die stumm dasitzen und alles glauben, was ihnen ihre eigene Gesellschaft erzählt und vormacht.

An der Uni lernte ich viele Haredim (Ultra - Orthod.) kennen, die eine akademische Offenheit an den Tag legten, welche sie in ihrer eigenen Gesellschaft niemals offen zeigen dürften. Da werden akademische Thesen oder Doktorate verfaßt, die man in keiner gewöhnlichen relig. Buchhandlung angeboten bekommt. Das Schlimmste ist für mich, wenn orthod. Männer auf der Straße den Frauen schnell den Rücken zu drehen. Nur nicht die Frau anschauen, denn die könnte negative Eigenschaften in mir hervorrufen. Außerdem hat die Frau eh eine andere Aufgabe im Leben. Vornehmlich den Haushalt um den Zusammenhalt der Familie zu gewährleisten.

Wenn Haredim so denken, dann habe ich hierfür noch irgendwo ein gewisses Verständnis. Bei den Nationalrelig. dagegen ist bei mir in diesem Punkt der Ofen aus. Was bildet sich ein Nationalrelig. ein, der in kurzen Hosen daherkommt, Sandalen ohne Socken trägt und den Frauen erzählen will, sie sollen sich gefälligst anständig anziehen ?

Viele nationalrelig. junge Männer gehen direkt weg von ihrer Schule (Noam) in die Armee. Nicht direkt in die Armee, denn oft schließen sie sich dem "Hesder - Programm" an. Hesder bedeutet halb Armeedienst und halb Yeshiva.

Hesder - Studenten sind mir persönlich ein Dorn im Auge, denn deren Mentalität ist mir unbegreiflich. Kann sein, dass ich zu sehr in der haredischen (ultra - orthod.) Welt bin als in der nationalreligiösen an sich.

Vor ein paar Jahren arbeitete ich im Büro eines Hesder - Vereinigung. Außenstehende meinen, die Nationalrelig. seien überwiegend radikale Siedler, aber immerhin offen und nicht zu verschlossen wie die Haredim. Meiner Erfahrung nach ist jedoch oft das Gegenteil der Fall, was obskur wirkt. Aber vielleicht sollte ich zuerst klarstellen, dass nicht alle Nationalrelig. auf der radikalen Siedlerschiene fahren.

Die angeblich so offene Hesder - Gesellschaft dagegen gleicht in vielen Fällen einem frauenfeindlichen Club, der sogar Mea Shearim bei Weitem in den Schatten stellt. Die Hesder - Soldaten kapseln sich von der Weiblichkeit in der israel. Armee vollkommen ab. Überhaupt sollten Frauen eh nicht in der Armee dienen, so Hesder.

Frauen dienen in der Armee oftmals als Ausbilderinnen und auch diese werden von Hesder abgelehnt. Egal, ob die Frau bildungsmässig geeignet ist oder nicht, sie muß weg. Gerade wurden vier Hesder - Soldaten zu 21 Tagen Militärknast verurteilt, weil sie in einem Kurs die weiblichen Ausbilder ablehnten und aussteigen wollten. Die Vorgesetzten sahen die Ablehnung als total übertrieben an.

Täglich komme ich mit Religiösen in Kontakt, aber ein Fundamentalismus wie bei Hesder kommt mir selten unter. Ich rede mit Chassidim von Dushinsky, Vishnitz, Belz und allen fast nur denkbaren chassidischen Gruppen, aber nie erlebte ich diese Mentalität eines Fanatismus mit Sandalen und Socken.

Dienstag, 5. Februar 2008

Nachwirkungen

B"H

Wie zu erwarten, berichtet die hiesige Presse ausführlich über das gestrige Bombenattentat in Dimona.

Israel oder besser gesagt Dimona hat einen neuen Helden: Kobi Mor.

Der Polizeibeamte traf kurz nach der ersten Explosion am Ort des Geschehens ein und wurde von einem Passanten auf den zweiten auf dem Boden liegenden Selbstmordattentäter aufmerksam gemacht. Der Terrorist war sichtlich durch die Explosion seines "Kollegen" verletzt worden und die Passanten dachten, er sei tot. Nach wenigen Minuten jedoch hob sich seine Hand und alle dachten, dass er seinen Sprengstoffgürtel detonieren wollen. Kobi Mor zögerte nicht lange und schoß dem Attentäter vier Kugeln in den Kopf. So wurde ein noch viel größeres Unglück vereitelt.


Kobi Mor


Photo: Haaretz

In Israel ist Kobi Mor der Held, im Gazastreifen war man außer sich. Da sieht man es wieder: "Der häßliche Jude (Israeli) erschießt einen wehrlosen auf dem Boden liegenden Palästinenser". Wie die Welt reagierte, habe ich noch nicht gelesen. Aber ich kann mir denken, dass die Hamas die Bilder der Erschießung reichlich auspropagandieren wird. "Da habt ihr es live. Die Israelis erschiessen uns wehrlose arme Palis."

Da kommen Selbstmordattentäter nach Israel mit dem Ziel, soviele Juden wie nur möglich umzubringen, und wenn wir uns zu recht wehren, geht für uns der Schuß nach hinten los. Jeder Polizist auf der Welt hätte den Selbstmörder in solch einer Situation erschossen. Dennoch, bei Israel wird immer ein kleiner Unterschied gemacht.

Die kleine Negevstadt Dimona ist seit gestern aus ihren Provinzträumen aufgewacht und schaut der bitteren Realität entgegen, die da heißt: "Wir sind das neue Ziel".

Kassam - Raketen auf Sderot und das nicht weit von der ägyptisch - israel. Grenze liegende Dimona kann leicht von arabischen Terroristen infiltriert werden. Gestern erlebte die Stadt das Resultat der offenen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Waffenschmuggel von Al Khaida im Sinai an die Hamas im Gazastreifen, Terroristen überqueren die Grenze….Ich mag mir lieber erst gar nicht vorstellen, wie es in Israel aussehen könnte, sollten die Checkpoints zu den Autonomiegebieten aufgegeben werden.

Jedem Touristen jammern die Palis sofort vor, wie sie manchmal stundenlang an den Checkpoints nach Israel stehen und von den zionistischen Soldaten traktiert werden. So manchem Touristen zerreisst es da das Herz und es beginnt das große Mitgefühl. Was jedoch nie erzählt wird, ist der Grund, warum die Checkpoints existieren. Und Tourist kommt auch so gut wie nie auf die Idee nachzufragen.

Warum existieren die Checkpoints ?

Weil ohne sie der Waffenschmuggel und Bombenattentate absolute Hochkonjunktur erleben täten. Wie oft wurden an den Checkpoints schon Kinder mit Sprengstoffgürteln oder anderen Waffen erwischt ? Wie oft wurden dort schon israel. Soldaten angegriffen ?

All diese Fakten scheinen keine Rolle zu spielen. Von palästinensischer Seite wird kundgetan, dass man ja schließlich für "sein Land ?" kämpfe und man geradezu gezwungen sei, Busse in die Luft zu jagen. Die anti - israelische Linke im Ausland mag so dumm sein und dem Argument glauben schenken, denn man hat ja noch kein Attentat miterlebt. Im TV schaut immer alles so harmlos aus und man kann den Palis schon eine gewisse Sympathie abringen. Dies sind die typischen naiven Illusionen von jemandem, der noch nie dabei war.

Dimona ist eine kleine unauffällige Negevstadt, die nun Angst haben muß, neben Sderot zum neuen auserkorenen Ziel der Hamas zu werden. Aber wen interessiert das im Ausland ? Gilt es doch lieber den Polizisten Kobi Mor des Mordes an einem "unschuldigen Terroristen" auszurufen.

Video: Kobi Mor erschiesst den Terroristen

http://news.nana10.co.il/Article/?ArticleID=535889&sid=126

Zum Attentat aus der "Jerusalem Post"

http://www.jpost.com/servlet/Satellite?c=JPArticle&cid=1202064578650&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull

Lost

B"H

Wenn ich mich denn einmal dazu aufraffe, Online – Foren zu lesen, dann sticht nicht selten eine Ansicht hervor:

"Jemand will auf Teufel kommt heraus unbedingt in Israel leben".

Eigentlich verstehe ich es ganz und gar nicht, dass jemand als Nichtjude ernsthaft daran denkt, nach Israel ziehen zu wollen. In einem ehemaligen Kibbutz traf ich einmal kurz ein junges Mädchen, die nach Israel gekommen war, um hier zu leben. Das war auch das Einzige, was sie wußte. Im Kibbutz bat man mich, der Betreffenden doch lieber die Probleme zu erklären, die mit solch einer Entscheidung verbunden sind. Schon am nächsten Tag verließ sie den Kibbutz und ich habe keine Ahnung, was aus ihr geworden ist.

Derzeit ist es nicht unbedingt ratsam, ausgesprochen blauäugig einfach so nach Israel zu fliegen. Viele geben dabei ihre deutsche Habe auf und meinen, es werde schon alles werden. Denjenigen sei gesagt, dass das israel. Innenministerium keinen Visumspaß versteht. Die Visaverlängerung wurde drastisch eingeschränkt. Und was, wenn das Visum nach den üblichen drei Monaten abläuft ? Um eine erneute Verlängerung von drei Monaten kann gebeten werden, aber dann ? Ganz zu schweigen von den Lebenshaltungskosten. Israel ist ein teures Land. An solche "Kleinigkeiten" denken die wenigsten, die sich einfach so auf den Weg machen. Job finden ist auch schlecht geworden. Vor allem, weil Touristen nicht mehr so einfach schwarz eingestellt werden. Es droht die Ausländerpolizei und die Abschiebung.

Wie also überleben ? In einen Kibbutz gehen und voluntieren ?

Das ist die einfachste und bequemste Lösung, die jedoch auch irgendwann an der Visavergabe scheitert. Irgendwann ist Schluß mit lustig und es gibt kein neues Visum mehr. Dann wird umdisponiert und eine zeitlich begrenzte Aufenthaltsgenehmigung beantragt. Aber auch damit ist nichts mehr, denn wer keinen triftigen Grund für seine Anwesenheit in Israel hat, kann derlei Genehmigung vergessen. Schnell irgendwo zu voluntieren garantiert keine Aufenthaltsgenehmigung.

Und einen Israeli heiraten ?

Das ginge durchaus und die Aufenthaltsgenehmigung und eventuelle sogar die Staatsbürgerschaft könnte winken. Allerdings reagieren Israelis unterschiedlich auf derlei geschlossene Ehen. Nichtjüdische Ehepartner hängen fast immer in einem Status des "Ach, derjenige hat halt wegen der Staatsbürgerschaft geheiratet". Man schaut nicht selten herab und das ist immer eine überaus unangenehme Situation.

Illegal bleiben ?

Trotz Ausländerpolizei sind mir einige bekannt, die sich im illegalen Status befinden. Ständig Angst vor Entdeckung haben zu müssen, ist kein Leben. Und was geschieht, wenn der Betroffene krank wird ?

Mir passiert das nicht, denn ich komme schon klar.

Der Meinung sind anfangs fast alle. Schnell erkennt jedoch die Mehrheit, dass es nicht so einfach ist, wie sie dachten. Die Bürokratie frißt einen auf und irgendwann kommt allmählich der Punkt an dem man sich sagt: "Bis hierher und nicht weiter. Habe ich das nötig ?" Dann wird der Rückflug ins Heimatland gebucht und letztendlich ist man froh, wieder wer zu sein.

Eine belgische nichtjüdische Freundin aus meinem letzten Ulpan zog einmal in Erwägung, in Israel bleiben zu wollen. Sie hätte sogar heiraten können, denn ein Freund war vorhanden. Liebe und keine Visahintergedanken. Seine Familie aber akzeptierte sie nie, da sie keine Jüdin war. Konvertieren wollte meine Bekannte nicht. Nach mehr als zwei Jahren hin und her hatte sie die Nase voll. Die ewigen Visakämpfe, die ablehnenden Eltern ihres Freundes, ihre Putzjobs, alles kam zusammen. Eines Tages eröffnete sie mir, dass sie es nicht nötig habe, in Israel illegal putzen zu gehen, wo sie daheim in Belgien einen Uniabschluß hat. Sie wolle zurück nach Belgien und sich dort ein Leben aufbauen. Ohne Visum, putzen und einer Gesellschaft, die sie als Außenseiter sieht. Als ich sie später in Belgien besuchte, meinte sie, dass die Entscheidung, Israel zu verlassen, absolut richtig gewesen war. Wozu herumkämpfen, wenn es in den wenigsten Fällen zu etwas führt ? Und das, obwohl sie fast perfekt Hebräisch spricht.

Montag, 4. Februar 2008

Eine Frage der Zeit

B"H

Die Ruhe ist immer nur eine Frage der Zeit, wie die Erfahrung beweist.

Im Ausland und von einigen israel. Linkspolitikern wird eben diese "Ruhe" zu voreilig als "Frieden" gesehen.
Ruhe = Frieden = Friedensverhandlungen.
Bis es wieder knallt und dann gehen jegliche Beschuldigungen von vorn los.

Heute früh schockte uns noch die Medienschlagzeile, dass Ehud Olmert zugestimmt habe, in israel. Gefängnissen inhaftierte palästinensische Terroristen freizulassen, um so den von der Hamas gekidnappten israel. Soldaten Gilad Schalit freizubekommen. Eine Freilassung an sich wäre nichts Ungewöhnliches, doch war bei Olmert die Sprache von Palis, welche Menschen umgebracht haben und deswegen einsitzen.

Morgens gab es auf dem staatlichen Radiosender Reshet Bet eine hitzige Diskussion darüber, was denn bitteschön ein Terrorist mit Blut an den Händen sei.

Hat er Juden umgebracht oder Menschen anderer Religionen (Christen oder Drusen) ?

Falls ja, warum bestehe Olmert darauf, nur jene Terroristen mit Blut an den Händen freizulassen, welche Christen oder Drusen, aber keine Juden umbrachten ? Als ob das eine Rolle spiele.

Und wenn dann doch, was wird man den Angehörigen der Ermordeten sagen, wenn der Täter wieder munter auf freiem Fuß herumläuft ? Ist Gilad Schalit es wert oder nicht ?

Er sei schließlich nur eine Person; was aber, wenn der freigekommene Terrorist sich an der nächsten Ecke in die Luft sprengt und zwanzig Menschen mit in den Tod reisst ? Wie fühlt sich dann der freie Gilad Schalit ?

Es wurde diskutiert ohne Ende und dann knallte es auch schon in der Negev - Stadt Dimona. Zwei Pali - Terroristen waren mit Sprengstoffgürtel unterwegs, wovon sich einer in die Luft sprengte und der zweite von einem israel. Polizisten erschossen worden war, bevor es zur Explosion kam. Der Polizist befand sich gerade zufällig in der Nähe und verhinderte die Detonation des zweiten Sprengstoffgürtels.

Dass es bis auf weiteres keinen Frieden geben wird, ist allen klar. Den Palis und den Israelis sowieso. Ob und wie Gilad Schalit freikommt, ist fraglich. In der Bevölkerung hört man nicht wenig Stimmen, die gegen die Freilassung von Pali - Terroristen sind. Und in Dimona durfte diese Frage heute eh nicht gestellt werden, denn die Bewohner haben gründlich die Nase voll von allen Bushs, Olmerts, Abu Mazen oder EU - Blabla.

Olmert braucht nach dem Winograd - Bericht Erfolge, die ihm jedoch die Nation verweigert. Er soll weg. Je weiter, desto besser. Die Frage ist nur, wer wird folgen ?


Bombenentschärfung mit Hilfe eines Roboters in Dimona




Im Gazastreifen feiert man den heutigen Anschlag in Dimona



Photos: Ynet.co.il

Sonntag, 3. Februar 2008

Etwas Triviales nebenbei

B"H

Nachdem wir in der vergangenen Woche bitterlich vor Kälte gezittert haben und am Mittwoch sogar eingeschneit waren, hat sich jetzt alles zum Wärmeren gewendet. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und ganze 16 Grad sollen es heute werden.

Unübersehbar sind aber dennoch die schweren Schäden der Kältestürme der letzten Woche. Ausgerissene Bäume, beschädigte Dächer, etc. Hoffentlich erwartet uns in diesem Jahr keine Kältewelle mehr.

Für einen Europäer mag sich das banal anhören, doch verfügen wir in Israel längst nicht über die Heizkapazitäten wie andere Länder und hier sitzen die Leute dann schon einmal im Wintermantel daheim.

Zwischenzeitlich aber herrschen frühlingshafte Temperaturen, wobei auch die Laune wieder steigt.

Neuer Friedhof in Jerusalem

B"H

Der alte / neue Friedhof im Stadtteil Givat Shaul wird größer, denn ausreichen tut er schon längst nicht mehr.

In Jerusalem sind Grabplätze rar und teuer. Man muß schon tief in die Tasche greifen, um eine gute Grabesstätte zu bekommen. Die teuersten und lukrativsten Plätze befinden sich auf dem Ölberg, wo ein Grab mindestens 50.000 Dollar kostet. Die eher "normaleren" Friedhöfe sind der Har HaMenuchot und jener in Givat Shaul, gleich neben der Einfahrt von Tel Aviv nach Jerusalem. Da auch der Givat Shaul - Friedhof aus allen Nähten platzt, hat der Stadtrat beschlossen, weitere Hektar hinzuzufügen. Außerdem soll ein Parkplatz mit 800 Parkplätzen entstehen.

Das Neue an dem Friedhofsanbau wird die Sektion für nicht jüdisch - religiöse Beerdigungen sein. Jeder, sich sich nicht laut Halacha (Religionsgesetz) nach beerdigen lassen will oder derjenige, der halachisch gar kein Jude ist, kann sich in der neu entstehenden Friehofssektion beerdigen lassen.

Zur Verdeutlichung: Die neue Anlage wird natürlich nur für jüdische Begräbisse sein und die neue Sektion macht nur einen kleinen Teil in einem Ganzen aus.

Als relig. Mensch frage ich mich schon, wieweit jemand sinken muß, um zu der Überzeugung zu kommen, sich nicht gemäß der Halacha beerdigen zu lassen.

Freitag, 1. Februar 2008

"The Coffee Bean" verweigert Arbeitsrechte

B"H

An die Schlagzeilen haben wir uns längst gewöhnt:
Große Kaffeehausketten in Israel verweigern den Angestellten ihre Arbeitsrechte.

Einer der zwei Inhaber des Café "Aroma" beschimpfte sogar die Vertreterin einen anderen Firma mit rassistischen Ausdrücken. Die Vertreterin war Jemenitin und musste sich "dumm und primitiv" nennen lassen. Cafe "Hillel" war bekannt dafür, viele Angestellten nur teilweise oder gar nicht zu bezahlen. Seitdem sie verklagt wurden und die israel. Histadrut HaChadash (Gewerkschaft) einschritt, herrscht Ruhe und das "Hillel" zahlt.

Zur Stunde findet eine kleine Demonstration der "Histadrut HaChadasha" vor der Filiale von "The Coffee Bean" statt. Die Coffee Bean ist eine amerik. Kette mit Filialen in Tel Aviv und Jerusalem. Insgesamt beschäftigen sie 200 israel. Angestellte. Während Ketten wir Hillel und Aroma eingelenkt haben, denkt die Coffee Bean nicht daran, den Angestellten rechte zuzugestehen. Ich unterhielt mich gerade mit einem der Demonstranten von der Histadrut und er meinte, dass die Coffee Bean sogar die neu eingerichteten Rentenbeiträge nicht zahlt.


The Coffee Bean Jerusalem, Jaffa Road



Die Demo besteht aus ca. 10 Männern, die sich vor dem Eingang der Coffee Bean postiert haben. Der Wächter vor der Filiale sagt gar nichts und man belästigt ihn auch nicht. Der Histadrut - Abgesandte meinte, dass es der Coffee Bean natürlich peinlich ist, die Demo mit den grossen rosa Plakaten vor dem Eingang zu haben.

Nebenbei werden auch noch Handzettel ausgeteilt:

Vor einem halben Jahr wurde der 20 - jährige Angestellte Alon Lee Green aus der Filiale in der Tel Aviver Ibn Gavirol Street 73 gefeuert. Alon Lee Green hatte versucht, einen Betriebsrat für alle Filialen der Coffee Bean zu organisieren. In der vergangenen Woche schrieb sich die Mehrheit der Angestellten bei der Histadrut ein. Nun schreitet die Histadrut ein und versucht die Geschäftsleitung der Coffee Bean zum Einlenken zu bewegen.

Was wird gefordert ?

- Abschaffung plötzlicher ungerechtfertigter Gehaltskürzungen.

- Die Auszahlung der Trinkgelder des vergangenen Jahres.

- Wiedereinführung des Fahrgeldes.

- Sozialzahlungen wie es das Gesetz verlangt.

- Sofortige Einstellung der Bedrohung der Angestellten.

- Arbeitsverträge mit Sozialleistungen.


Was tut die Coffee Bean in der Zwischenzeit ?

- Die Angestellten einschüchtern.

- Die Geschäftsleitung spricht mit der Gewerkschaft nur durch die Presse.

Leider ist die Coffee Bean kein Einzelfall und wer in der israel. Gastronomie arbeitet, zieht fast immer den Kürzeren. Die Unternehmen wissen genau, dass wenn jemand kündigen will, sie schnell einen willigen Ersatz finden werden. Besonders bei jungen Leuten sind die Jobs beliebt und sie scheren sich weniger um Rechte, da sie die Anstellung eh nur kurzweilig ausführen und die Zeit überbrücken wollen.

Die Kundschaft muss büssen, denn wir bekommen einen Service unter aller Sau. Ewig wechselnde Angestellte ohne jegliche Qualifikation und Lust.