Sonntag, 5. Dezember 2010

Tiberias, Herzliya, Jerusalem, Tiberias und ein wenig Zfat (Safed)

B"H

Der Störfaktor am Leben in der Peripherie ist, dass die Busfahrten ins Zentrum des Landes lange dauern und ewig im voraus geplant werden muss. So nehme ich morgen einen der ersten Busse nach Herzliya und am Dienstag kommt derselbe Stress wegen einer Fahrt nach Jerusalem. Heute wollte ich eigentlich in der 40km entfernten Stadt Zfat (Safed) sein, doch daraus wurde nichts, denn kurzfristig musste ich meine Pläne für diese Woche umstellen.

Der zweite Störfaktor mag das fehlende kulturelle Angebot in Tiberias sowie in Zfat sein. In beiden Kleinstädten befinden sich Kultureinrichtungen wie das Gebäude "Yad Shitrit" in Tiberias und die "Yigal Alon Halle" in Zfat, aber das ist nicht zu vergleichen mit dem Theater der kleinen Stadt Ariel in der sogenannten Westbank.

In der vergangenen Wochenendausgabe der Lokalnachrichten aus Tiberias las ich, dass sieben Familien aufgrund von ideologischen Gründen sich absichtlich in Tiberias niederliessen. Nationalreligiöse Familien und mindestens eine Familie kam aus Ariel.
Man wolle sich in Tiberias etwas aufbauen und die Bevölkerung mehr miteinander verbinden. Sie, die Familien, seien gekommen, um sich am hiesigen Leben aktiv zu beteiligen und nicht in einer kleinen abgeschlossenen Welt leben. Wir werden sehen, ob die guten Vorhaben Erfolg aufzeigen, denn seit Jahren hinkt die Stadt allem etwas hinterher. Die Zeiten der großen Bürgermeister wie Yaakov Alchadif (wurde im Jahre 1938 von einem Araber ermordet), Schimon Dahan oder Moshe Zachar (eigentlich Moshe Weiss und im Jahre 1927 aus Weissrussland eingewandert) sind lange vorbei und alles plänkelt so vor sich hin. Richtig gegenwärtig wird es dem Beobachter, wenn ein Blick auf den Häuserzustand in der Altstadt geworfen wird. In Downtown Tiberias stehen zwei halbfertige Bauten in der Hagalil Street, an denen schon lange nicht mehr weitergearbeitet wird. Kein Geld oder die Bauherren sind untereinander verkracht. Wer kann das so genau sagen ?

Genau gegenüber wurde aus dem Stadtpark eine tiefe Baugrube, aus der mittlerweile meterhohes Unkraut wächst. An der Kreuzung Alchadif / Yehudah HaLevi ragt ein riesen Loch aus dem Boden, welches eigentlich der neue Zentrale Busbahnhof hätte werden sollen. Doch auch bei dem Projekt haben sich zwei Investoren untereinander verkracht und alles liegt seit Jahren brach.

Wenn die Bewohner von Tiberias (Tveriyaner) Action suchen, dann fahren sie hinüber nach Haifa oder in den nahegelegenen Norden nach Rosh Pinna (vor Zfat). Oder aber es bleibt beim TV bzw. Internet.

Bevor ich hierher zog warnten mich einige Jerusalemer. Tiberias ? Da sei nichts los, keine Jobs und vor allem die Leute ! Bäh, die seien richtig stur und eckig.
Das alles stimmt irgendwie und auch wieder nicht. Es herrscht eine völlig andere Mentalität als im gar nicht so weit entfernten Zfat, doch sind die Tverianer wesentlich offener als die Jerusalem mit ihrem stetigen Misstrauen, man wolle etwas von ihnen.

Alles hat so seine Vor - und Nachteile und ein perfektes Leben gibt es eh nicht ! Eines weiss ich allerdings jetzt schon: Wenn ich morgen nach Herzliya fahre, werde ich froh sein, abends nach Tiberias zurückzukommen. Tel Aviv, Jerusalem, die Küste, der Trubel … all das ist gut für einen Tag, doch danach sehnt man sich wieder nach dem Leben ohne die fortwährende Herumhetzerei.

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