Montag, 13. Dezember 2010

Parasiten an der Kreuzung

B"H

Regen und Sturm in Israel sind fast immer ein Desaster. Es kann so windig werden, dass ein Aufspannen des Regenschirmes zur Unmöglichkeit wird, denn beides zusammen, den Schirm gerade ziehen sowie dem Regen zu entkommen, ist zwangsläufig eine Sache des Scheiterns. Mein neu erstandener Regenschirm machte mir gestern auch sogleich einen Strich durch die Rechnung und landete zerfetzt in der Mülltonne. Ich ging im Regen ohne Schirm weiter und war nach zehn Minuten nass.

Wer Tiberias kennt, der meint, auf dem Hügel lebe es sich leichter und exklusiver. Pustekuchen und ich war schon nach dem Aussteigen aus dem Bus froh, irgendwo in der Mitte des Hügels zu wohnen. Auf dem Hügel, in Tiberias Illit, kann man genauso auf Chaoten und Armut stossen, wie weiter unten in Richtung See Genezareth (Kinneret). Außerdem ist es total windig, wohin gegen der Hügel weiter unten eine Art Schutzschild bildet und es somit wesentlich wärmer ist.

Ich hatte einen Termin in Tiberias Illit, danach war ich nass, nahm den Bus und hatte die "großartige" Idee, am "Center Big" auszusteigen und im Billigdiscounter "Rami Levy" einkaufen zu gehen. Das "Center Big" liegt an der Stadteinfahrt von Tiberias (aus Richtung Afula kommend). Mindestens zwanzig Geschäfte drängen sich aneinander und wer nicht unbedingt hierher muss, dem kann ich von einem Besuch abraten. Die Mehrheit quetscht sich eh in den billigen "Rami Levi" zum Lebensmitteleinkauf. Der ALDI Israels, sozusagen.

Als ich ankam, waren meine Schuhe patschnass und meine Socken gleich dazu. Erst einmal aufwärmen gehen und ein bestimmtes Buch suchte ich auch gerade. Nichts wie hinein in die "Zomet HaSfarim - Bücherkreuzung" und der Bücher - ALDI Israels. Vier Bücher für 100 Schekel (ca. 20 Euro) sind im Angebot. Gute Bücher und keine Billigliteratur.

Wie ich auf diesem Blog schon mehrere Male schrieb, lässt sich als Autor in Israel kein Blumenpott mehr verdienen und das große Geld strömt den Oz, Grossmanns, Kerets oder Shalevs aus dem Ausland zu. Dank "Zomet HaSfarim" sind in Israel Bücher längst zum ALDI - Produkt geworden. Zum Vorteil des Lesers, denn Bücher waren bisher ungemein teuer. Der "Zomet" - Konkurrent "Steimatzky" muss nun sehen, wie er bei den Preisangeboten hinterher hechelt. Die "Zomet HaSfarim" Filialen finden sich im ganzen Land und so auch in Tiberias am "Center Big". Die Mehrheit der Bücher ist in hebräischer Sprache und ich bin ein recht guter Kunde des Discounters. Da das Buch, was ich suchte, nicht so elicht zu finden ist, schlurfte ich durch die Regale und trocknete so allmählich meine Schuhe aus. Angenehme Wärme, doch eine der zwei Verkäuferinnen nervte mich mir ihren Blicken. Am Ende kam sie dann doch auf mich zu und fragte, was ich denn suche. Zumindest liess sie mir zuvor meine Ruhe, denn ich hasse es, wenn sofort jemand auf einen zuströmt, helfen will, doch einen bei Ablehnung immer noch hinterher schleicht.

Ich war bei dem Sauwetter die einzige Kundin und man fand tatsächlich mein Buch "Flaubert's Parrot" oder auf Hebräisch "HaTuki shel Flaubert". Nur 20 Schekel (ca. 4 Euro) kostete mich das und am Ende hatte ich trockene Schuhe und ein Buch meiner Wahl. Damit zähle ich letztendlich doch nicht so ganz zu denjenigen "Parasiten", die nur so tun als ob sie kaufen wollen, sich in Wahrheit aber aufwärmen wollen.

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