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Sobald das Wort “Kabbalah” fällt, werden Tausende Menschen hellhörig und sind sofort interessiert. Nichtjuden, religiöse oder säkulere Juden, die Kabbalah erlebt einen regelrechten Boom und allzu viele springen auf den Wagen mit drauf. Einerseits moderne Autoren, denn sie wollen verkaufen und verdienen. Andererseits das interessierte Klientel, denn nicht wenige von ihnen suchen nach dem Sinn ihres Lebens.
Klar, dass ich dazu einiges zu sagen habe: Zuerst einmal wird allgemein zwischen jüdischer und christlicher Kabbalah unterschieden. Genauso haben die Moslems ihre eigene Mystik. Vielen Christen ist gar nicht bekannt, dass die Kirchen ihre eigene Kabbalah entwickelten, die nichts mit der jüdischen zu tun hat. Insgesamt sind die christlichen Kirchen und das Judentum völlig unterschiedliche Religionen.
Ich will jetzt nicht auf die Cash – Cow “Kabbalah Center” eingehen, denn wer ernsthaft an der jüdischen Kabbalah interessiert ist, der rennt nicht zum Madonna Center. Leider wird heutzutage allgemein viel zu viel unter dem Titel “Kabbalah” verkauft. Selbst in der Stadt der mittelalterlichen Kabbalah, im nordisraelischen Zfat (Safed). Dort beruhen viele Touristenattraktionen auf der Kabbalah und das bringt Cash in die maroden Kassen. Wer durch das Künstlerviertel schlendert, der stößt auf unzählige Künstler, die kabbalistische Symbole zu ihrem Thema gemacht haben. Nicht, weil sie davon etwas verstehen, sondern weil es die Touristennachfrage verlangt.
“Kabbalah” – da bekommen viele Menschen glänzende Augen und sehen sofort eine eventuelle Lösung ihrer privaten Probleme und Sinnsuche. Zwar bin ich hier auf Erden, rackere mich im Job ab, habe ein Haus und Familie, aber irgendwie fehlt doch was. Etwas Höheres Spirituelles. Was ist der eigentliche Sinn meiner Existenz und Fragen dergleichen.
Ich kann mir in Zfat soviel kabbalistische Kitschsymbole kaufen wie ich will, die Kabbalah erlerne ich deswegen nicht und den Sinn meines Dasein kapiere ich immer noch nicht. Die jüdische Definition der Kabbalah lautet, dass es sich um die uns ansonsten verborgene Seite der Thora handelt. Die Thora kann auf unterschiedliche Art und Weise gelernt werden und wer den tieferen Sinn sucht, der kommt irgendwann zur Kabbalah. Vorausgesetzt, er lernte die Thora, sämtliche Kommentare sowie den Talmud. Wer in die kabbalistische Literatur der Rabbiner Cordovero, Ramban (Nachmanides), Avraham ben Yitzchak von Granada, Luria oder Ramchal schaut dem wird Gewahr, welches Wissen vorausgesetzt wird. Aber nicht nur um Wissen geht es, sondern gleichzeitig um Verständnis und um den Drang seinem Erschaffer näher zu kommen. Laut jüdischer Sichtweise geschieht dies anhand der Erfüllung der Thoragesetze (Mitzwot). Ich setze mich nicht eben mal so mit meinen Einkaufstüten ins Kabbalah Center der Fussgängerzone, sondern Kabbalah bedeutet ein jahrelanges Studium unterschiedlicher Quellen. Wer den Talmud nicht kennt, der versteht die verborgenen Hinweise in der kabbalistischen Literatur nicht.
Souvenir Shops im Künstlerviertel zu Zfat.
Leider ist die Kabbalah in der heutigen Zeit zum FAST FOOD abgedriftet und zuviele Leute zahlen eine Menge Geld, erhalten jedoch nur Schrott zurück. Den Drang und die Nachfrage erschüttert die profitabele Scharlatanerie jedoch nicht.
Vor einiger Zeit begann ich mit einigen Erklärungen zur Lurianischen Kabbalah des Rabbi Yitzchak Luria (1534 – 1572), der da seine letzten Lebensjahre in Zfat verbrachte und auch dort beerdigt ist. Da ich die Texte professionell gestalte und diese Vorgehensweise viel Zeit in Anspruch nimmt, hinkt der Blog etwas hinterher. Trotzdem bin ich zufrieden mit den bisher eingestellten Inhalten.
Der berühmte Friedhof zu Zfat: Links sehen wir einige ultra - orthodoxe Juden, die am Grab des Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria beten. Wer mehr Infos und Bilder zum jüdischen Friedhof von Zfat sucht, der findet viele Inhalte auf meinem religiösen Hamantaschen - Blog !
Photos: Miriam Woelke
Ein Tipp zum Abschluss: Nicht immer geben mir all die kabbalistischen Symbole den Sinn meines Lebens oder das, was ich suche. Vielmehr kommt es auf uns selbst an und wie wir unser Leben meistern. Auf unsere inneren Werte und wenn wir in uns selbst schauen und danach gehen, wer wir wirklich sind, so wird unser leben wesentlich friedvoller und zufriedener. Nicht immer muss man in die grosse Kabbalah ausweichen um etwas zu finden. Oftmals liegt es am Menschen selbst und eine positive Lebenseinstellung ist immer noch die beste Garantie eines zufriedenen Lebens.
Photos: Miriam Woelke
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