Donnerstag, 13. Januar 2011

Wie ausländische Investoren das israelische Flair zerstören


Photo: Miriam Woelke

B”H

Man soll ja nicht den Tag vor dem Abend loben, doch es kann sein, dass meine Wohnungssuche im nordisraelischen Zfat erfolgreich war. Heute schaute ich zwei Wohnungen an. Je zwei Zimmer, davon eine zu einem Spottpreis. 

Die erste Wohnung lag mitten in der Altstadt, antiker Bau, ruhige Lage, doch viel zu groß. Kein schlechter Preis, doch eher für eine Familie mit Kindern. Schon allein ins Bad hätte eine Reisegruppe gepasst. 

Nachmittags ging es zu einer zweiten Besichtigung. Wieder in der Altstadt, wieder Altbau, wieder ruhige Lage. Zwei Zimmer, ein super Preisangebot, was für die Lage und Spitzenaussicht einmalig erscheint. Nachteil: Die Wohnung benötigt einen Dauerputz von mindestens drei Tagen nonstop und ich werde einen Putzmittelvorrat anschaffen. 
Am Sonntag treffe ich mich mit der Vermieterin zu Details und hoffentlich werden wir uns einig. 

In Zfat überhörte ich ein Gespräch von zwei amerikanischen Einwohnern der Stadt. Angeblich will ein Immobilienagent Millionensummen in die Stadt investieren. Zfat ist gemütlich, hat ein besonderes Flair, hinzu kommt die jüdische Religion. Die Nachteile der Stadt sind ihre katastrophale industrielle Infrastruktur sowie die verbreitete Armut der Bewohner. Dadurch, dass kaum Industrie vorhanden ist, sind Jobs rar. Viele Bewohner leben von der Sozialhilfe bzw. dem Arbeitslosengeld. Die Mieten sind noch relative erschwinglich und alles andere zum Leben auch. Im billigen Süden der Stadt leben Hunderte Haredim (ultra – orthodoxe Juden), Russen und Äthiopier und es ist wahrlich kein Geheimnis, dass die Zfatim (Bewohner von Zfat) wenig Geld haben. 

Käme ein reicher amerikanischer Investor, könnten die Millioneninvestitionen durchaus von Vorteil sein. Der Tourismus ist in vollem Gang, kann jedoch ausgebaut werden. Wer durch die Altstadt schlendert, der liebt sie. Andererseits würden riesige ausländische Investitionen 1. das Flair der Stadt in Gefahr bringen und 2. die Mieten hochtreiben. Tausende von Bewohnern sind aber auf die niedrigen Mieten und Lebenshaltungskosten angewiesen. 

Leider passiert es immer öfter, dass amerikanische Juden mit ihrem Geld daherwedeln und alles kaputt machen. Schauen wir uns nur Jerusalem an. Die German Colony, Alt – Katamon, die Gegend um die Palmach Street oder Nachlaot. All das ist in amerikanischer Hand und Israelis, die weniger verdienen, leiden darunter. Es kann nicht sein, dass reiche Amerikaner oder Franzosen Israel als Luxus – Urlaubsziel ausnutzen. Sich Wohnungen kaufen, die sie nur zwecks Kurzurlaub benutzen und Israelis so den Wohnraum wegnehmen. Die Bewohner machen eine Stadt aus und keine High Society, die ab und an mal vorbeischaut und der das Land ansonsten egal ist. 

Ab Sonntag soll die Jaffa Road in Jerusalem nur noch Fussgängerzone sein. Eine gute Nachricht, doch entstehen um die Jaffa Road ebenso amerikanische Luxusbauten wie, z.B., hinter dem Machane Yehudah Markt. “LUXUSAPARTMENTS” und Otto Normalverbraucher ist nicht mit einbegriffen

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