Copyright / Photo: Miriam Woelke
B”H
Schon in den frühen Abendstunden meidet, wer kann, der Normalo Tel Aviver die Gegend um den Zentralen Busbahnhof im Südteil der Stadt. Obwohl die Billiggeschäfte der Gegend noch geöffnet haben, zieht es jeder vor, aus dem Stadtbus direkt in den Busbahnhof zu marschieren und so wenig wie möglich auf die Umgebung zu achten. In den Bus und dann weg von hier. Abends wagt sich kaum mehr jemand von außen in die Stadtteile Neve She’anan und Yad Harutzim. Dann gehört die “Neighbourhood” voll und ganz den Junkies, Prostituierten und meist illegalen Gastarbeitern aus Afrika, Rumänien oder Russland. Es gibt sogar Straßen in der “Hood”, in denen allein ein Weißer auffällt.
Dabei war ich gar nicht spät dran als ich gestern durch Neve She’anan sowie Yad Harutzim lief. Fast zwei Stunden war ich dort und das ist schon etwas, denn zu tun gibt es für mich wenig; es sei denn, ich lasse mich an einem der wenigen israelischen Schwarmastände (Dönerbuden) nieder. “Israelisch” deswegen, da fast die Mehrheit der Geschäfte entweder von Afrikanern betrieben wird oder zumindest fast ausschliesslich afrikanisches Publikum dort verkehrt.
Nein, dies ist kein rassistischer Bericht, sondern die allabendliche Realität der Umgebung.
Nein, dies ist kein rassistischer Bericht, sondern die allabendliche Realität der Umgebung.
Man muss auf alles gefasst sein:
Als ich diese Agalah (den kleinen Einkaufswagen) passierte, sprang die Besitzerin fast auf mich drauf, denn sie glaubte, ich wolle ihr ihre Pfandflaschensammlung klauen. Dann verschwand sie in einem Hof und ich schoss das Photo. Ansonsten wird Geld für ein Photo verlangt. Jeder Penner will heute 50 Schekel + Schwarma (Döner) Provision abkassieren.
Normalerweise fangen die Prostituierten erst nach 21.00 Uhr mit der Arbeit an. Bestenfalls um 21.30 Uhr, aber gestern war mal wieder Ausnahme. Es ist Monatsende und da kommt die Kundschaft spärlicher, denn erst zum ersten des Monats wird die Sozialhilfe ausgezahlt. Danach wird bis in den Levinsky Park gegenüber Schlange gestanden. Jedenfalls wenn man den Aussagen der Prostituierten Glauben schenken will.
Aneinandergereihte Türen bilden die Puffs. Preise zwischen 50 – 100 Schekel. Kommt immer darauf an, wen man engagiert. Hinter den Türen sind die fünf Minuten etwas teurer als ein paar Meter entfernt zwischen geschlossenen Obstständen. Fast alle Nutten sind zugedröhnt mit Drogen, denn wer hält die Chaoskundschaft der Gegend aus. Afrikaner im Pulk, Russen oder insgesamt fette schmierige Männer mit verschwitzen Shirts.
Viele der “Damen” geben sich als Hausfrau und tragen keine aufreissende Kleidung. Nicht alle sind jung, sondern bis in die Fünfzig hinein. Zumeist Russinen, doch auch viele Israelinnen. Selbst die Afrikanerinnen entdeckten das schnelle Geld und bieten sich in der mittlerweile afrikanischen Shopping Meile “Finn Street” an.
Die Pufftüren standen offen, doch um 21.00 Uhr war es der Kundschaft anscheinend noch zu früh. Die Prostituierten unterhielten sich vor den Türen, doch gegenüber traf eine kleine Gruppe israelischer Teenie Girls ein. Allesamt sephardischer Abstammung und aufgetackelt bis sonstwohin. Die populäre Kleiderfarbe war rot zu schwarzen hochhackigen Lackschuhen, die so spitz waren, dass der Freier mit Vorsicht ans Werk gehen sollte.
Die Gruppe trommelte an ein heruntergelassenes Eisengitter, was zu einem Geschäft gehörte. Ein junger Typ, Israeli, liess das Gitter hoch und glotzte die Gruppe an. Als er vernahm, zu wem die Girls wollten, liess er sie ein und das Gitter schloss sich sofort wieder. Das schnelle Geld ist es, was viele israelische Teenies ins Rotlichtmilieu bringt. Man will Klamotten kaufen und auch einmal unbeschwert im Azrieli Tower einkaufen und Kaffee trinken. Tel Aviv ist Konsumstadt und welcher Teenie hat keine Klamotten von Castro auf seine Liste stehen ? Mit dem iPhone will man genauso wedeln. Soll ein junges Mädchen, dass in der Schule weniger begabt ist und wo die Eltern arbeitslos sind, etwa auf das bisschen Leben verzichten und sich wie die Mutter beim Putzen abrackern ? Wer es psychisch nicht aushält, nimmt Drogen und denkt an die Kohle.
Vom Zentralen Busbahnhof bis hinüber zum Bankenviertel Yad Harutzim sind es lediglich ein paar Meter begleitet von kleinen Nebenstraßen. Das Rotlichtviertel und es empfiehlt sich nicht, hier allzu spät zu Fuss herumzulaufen. Kameras sind noch gefährlicher, denn man könnte ein Spitzel der Ausländerpolizei “Oz”sein, die viele Male zwecks Razzia einfällt und dann wird abgeschoben.
Unterwegs fiel mir ein, dass ich meinen Te’udat Zehut (Israel. Personalausweis) daheim vergessen hatte. Im Falle einer Polizeikontrolle in der Gegend drohte also eine Verhaftung, denn das Tragen des Personalausweises ist in Israel gesetzlich verankerte Pflicht.
Zentraler Busbahnhof, zur Linken der kleine Levinsky Park und zwischendrin kiffende Afrikaner. Viele von ihnen sitzen allerdings nicht mehr auf dem Rasen oder auf der Rutsche des Spielplatzes. Seit langem haben sich in der Bnei Brak Street, der Finn sowie der gesamten Gegend afrikanische Pubs etabliert. Illegales Glücksspiel inklusive Wettbüros inbegriffen. Hier ist man unter sich und kein Weißer betritt das Etablissement. Suff, zocken, das TV dröhnt und der Zigarettenqualm kommt wie Fabrikrauch auf die Straße hinaus.
Yad Harutzim by Night
Photo: Miriam Woelke
Junkies zogen kaum herum und sogar Yad Harutzim war leer. Nachts über gibt es dort kein Geld zu erbetteln, sondern erst wieder am nächsten Morgen, wenn die Banker zur Arbeit anrollen. Eine Philippina schleppte die Mülltüte zur Tonne und ich dachte, der Afrikaner nebendran klatscht ihr eine auf den Hinter als er ihr mit der Zunge entgegen schnalzte. Tat er aber nicht, denn die Philippina war derlei Situationen offenbar gewohnt und machte sich schnell vom afrikanischen Acker.
Die wenigen israelischen Geschäftsinhaber der Finn Street haben sich anscheinend mit den Afrikanern arrangiert, denn schliesslich bilden diese die Hauptkundschaft. Handys gibt es massenhaft zu kaufen, doch irgendwo hier soll der berüchtigte Markt der geklauten Handys sein. Ein illegaler Markt mit Preisen um die 100 – 200 Schekel für teure Handys und auch dort herrschen die Afrikaner.
Mehrere Monate war ich nicht mehr in der Gegend und insgesamt in Tel Aviv, aber was mir sofort auffiel war, dass die Afrikaner aufgerüstet haben. iPhones sowie elektrische Scooter gehören jetzt zur Ausrüstung der im Ausland so bemitleideten illegalen Afrikaner, die Schwarz über die ägyptische Grenze nach Israel strömen.
Wer von unseren Politikern wagt sich im Dunkeln in die Seitenstraßen von Neve She’anan ? Man schaut lieber weg und läßt die tickende soziale Zeitbombe gut sein. Und wer will als Journalist eine Nacht bei den Nutten verbringen, wo es sich doch daheim so bequem googlen läßt ?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen