Mittwoch, 1. Dezember 2010

Einkauf auf Israelisch

B"H

Israelis lieben es billig. Jedenfalls der Otto Normalverbraucher.
Billig soll es sein und nicht viel Geld kosten. Selbst beim Bäcker kommt es, trotz fester Preise, oftmals zu Rabattverhandlungen. Man kaufe doch hier regelmässig und da könne der Laden doch einen Preisnachlass gewähren.
"Uff", antwortet dann die Verkäuferin genervt, tippt den Preis in die Kasse und überhört alles weitere Gejammere des Kunden.

Wer billig will, der bekommt die Ware dementsprechend. Zwölf Würstchen für zehn Schekel (ca. 2 Euro), bei denen der Fleischanteil lediglich 50 oder weniger Prozent beträgt. Käse, der gar keiner ist, sondern aus Ersatzprodukten sowie Geschmacksverstärkern besteht. Und wer einen Billigsupermarkt einer der grossen Ketten in der Nähe hat, den treibt es in den nachbarschaftlichen Tante - Emma - Laden nur zum Milch einkaufen.

Was in Deutschland schon teuer erscheint, ist in Israel gleich dreimal so teuer; bei geringerem Einkommen, versteht sich. Wer kann sich jeden Tag Fleisch erlauben und bei vielen Produkten überlegt der Kunde, ob er sie tatsächlich braucht oder ob es heute einmal keinen Fisch gibt. Innerhalb der vergangenen Monate hat Stelle stehen dabei die Mieten sowie Obst und Gemüse. Besonders im Grossraum Tel Aviv stiegen die Mieten um ein Vielfaches an. Mieterhöhungen von Schekel (ca. 150 Euro sind keine Seltenheit. In Tel Aviv selbst kostet eine 2 - Zimmer - Wohnung 4000 Schekel (ca. 800 Euro); Jerusalem kommt ebenso schon auf 3000 Schekel. Im Grunde genommen arbeitet mehr als die Hälfte der Bürger fast nur für die Miete und an allem weiteren wird gespart. Selbst beim Medikamenteneinkauf.

Die Preisjagd und der Run auf preiswerte Produkte nehmen einen Grossteil unserer Zeit in Anspruch. Egal, um welche Gesellschaft es sich handelt. Jüdisch oder muslimisch, alle suchen gute, aber erschwingliche Waren. Für die jüdische Bevölkerung beginnt heute abend das Chanukkah (Lichter)fest und da erwarten die Kinder kleine Geschenke. Religiöse Kinder weniger als säkulere mit wohlhabenden Eltern. Kein I - Phone, sondern wenigstens einen Beutel Süssigkeiten. Gar nicht erst zu reden vom Chanukkah - Geld, welches da an die Kinder verteilt wird.

Ganz krass wird es, wenn ein Kunde mit dem Angebotsprospekt durch den Supermarkt stürmt und den Einkauf nach Liste tätigt. Dann grabbscht er abgepackte billige Wurst und den heruntergesetzten Weichspüler, doch beim Zahlen an der Kasse kommt das grosse Erwachen: Dann macht ihn die Kassiererin darauf aufmerksam, dass er die falsche Wurst nahm und das Weichspülerangebot beschränkt sich nur auf die halbe Literflasche und nicht auf die zwei Liter. Und wir stehen dann alle an der Kasse hinten an und warten, bis besagter Kunde durch die Regale eilt, um die korrekten Waren einzusammeln, damit die Kassiererin abrechnen kann.

Israelis wissen, wo es was billig gibt und seitdem ich im Land lebe, kenne ich fast alle Preise und Vergleiche. Zur Zeit findet wieder eine allgemeine Verteuerung statt: Vom Benzin (der Liter für sieben Schekel - 1,5 Euro) bis hin zur Milch (ein Liter im Karton für sechs Schekel - 1,20 Euro) und den Produkten der Firma Ossem. Die Preise verdoppeln sich fast, doch unser Gehalt bleibt gleich.

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