Samstag, 6. November 2010

Die Kibbutznikim kehren heim

B"H

Es ist keinerlei Geheimnis, dass immer mehr israelische Städter das Leben auf dem Lande suchen. Besonders ihre Kinder sollen in einer geborgenen heimischen Atmosphäre aufwachsen und nicht, z.B., in einem Großstadtmoloch genannt "Tel Aviv".
In Jerusalem tut sich der gleiche Trend auf. Nicht selten heisst das neue Wohnziel: Nordisrael. Dabei jedoch muss ein neuer Job organisiert werden und das Leben verlangt Umstellungen. Nicht jeder ist dazu bereit und so suchen vor allem Tel Aviver oder Leute aus dem Großraum Tel Aviv nach einer anderweitigen Lösung.

Um ihre hohen Schulden loszuwerden, begannen viele Kibbutzim schon vor Jahren Land zu verkaufen oder Wohnungen / Häuser an Auswärtige zu vermieten. Das bringt Cash in die geschundene Kibbutzkasse und erwies sich als sehr einträglich. Jetzt aber klagen die Kibbutzim über zuviel Einmischung von außen. Wer denn nicht nur eine Kibbutzwohnung mietete, sein Leben nicht weitreichend in Tel Aviv abhielt, sondern so richtig Kibbutzmitglied wurde, verstehe vielerseits die Ideologie der Kollektive nicht. Leute seien in den Kibbutz gekommen, Mitglied geworden und das einzige, was sie suchten, war ein Platz zum Wohnen. Die Ideologie der "alten" Mitglieder sei ihnen egal. Wie sollen die Kibbutzim darauf reagieren ?

Einer der größten israelischen Kibbutzim, der Kibbutz Ma'agan Michael an der Küste, fand gezwungenermassen eine Lösung: Man nehme bis auf Weiteres keine Leute von außerhalb auf, denn ein zweiter neuer unerwarteter Trend verbreitet sich in Windeseile und verlangt die Initiative vieler Kibbutzim: Die Jugend findet zurück. Und die Jugend braucht somit Wohngelegenheiten. Damit scheidet Wohnraum für Auswärtige aus, denn in Ma'agan Michael sei es eh schon fast zu eng.

Meine Zeit im Kibbutz liegt 15 - 23 Jahre zurück, doch damals war es an der Regel, dass die Jugend an den Unis in Jerusalem oder Tel Aviv studierte und nie wieder in den Kibbutz ziehen wollte. Das Leben lag in den Städten, wo die Action ist. Nicht im Kuhstall, im Chadar HaOchel (Kibbutz Speisesaal) und kein junger Kibbutznik hegte große Lust, die Schulden des Kibbutz abzahlen zu wollen.

Nun ist alles anders und die einstige abtrünnige Jugend kehrt heim. Samt ihrer Ehegatten und Kinder. Man suche soziale Sicherheit, einen ruhigen Platz zum Leben und halt das Altbewährte. Aus mit der Action an der Tel Aviver Shenkin oder in Florentin hinaus und rein ins Kibbutzleben. Den Kibbutzim fehlt es an Platz und man begann, neue Häuser für die Heimkehrer zu bauen. Nicht alle von ihnen sind nach wie vor Mitglieder. Zwar können die Eltern Mitglieder im Kibbutz sein, aber dadurch sind es die Kinder noch lange nicht.

Ma'agan Michael genauso wie Kibbutz Yad Mordechai besinnen sich auf alte Traditionen und es ist ihnen offenbar gelungen, diese aufrecht zu erhalten. Alles wird von den Mitglieder entschieden und abgestimmt. Profite werden nicht sinnlos an die Mitglieder hinausgeworfen, sondern fest investiert. Zuviele Kibbutzim sehen das Geld und laufen geradezu hinein in den Materialismus.

Ich jedenfalls freue mich, dass es vielen Kibbutzim wirtschaftlich offensichtlich wieder besser geht. Zu meiner Zeit war das Essen oft knapp und der wöchentliche Film im Vorführraum lief nur am Anfang des Monats, wenn noch Geld zum Filmausleihen vorhanden war.

Wie werden sich die Kibbutzim in Zukunft entwickeln ? Ich bin selber auf die Antwort gespannt ... 

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