Photo: Miriam Woelke
B”H
Irgendwie sind wir es gewohnt, auf uns zu schauen. Unsere Sorgen, Freuden, Beziehungskisten, unser Leben. So jedenfalls erging es auch mir wieder einmal vor ein paar Tagen bis ich ein paar Gesprächsfetzen zweier Kolleginnen aufschnappte. Die eine fragte die andere, warum sie denn so total übermüdet aussehe.
“Nicht geschlafen”, so die Antwort.
“Und warum nicht ? Biste unterwegs gewesen ?”
“Ich hatte keinen Platz zum Schlafen, denn momentan habe ich keine Wohnung”.
Unzähligen Tel Aviver ergeht es genau so. Und das aus vielerlei Gründen. Die Beziehung ist zerbrochen und der eine Teil behielt die Wohnung, der andere nicht und weiss nun nicht wohin (wie besagte Kollegin). Kein Geld, um sich etwas Festes zu mieten, da recht viele Leute lediglich in Tagelöhnerjobs beschäftigt sind. Ein Russe, z.B., klappert des nachts sämtliche Mülltonnen ab und zerrt heraus, was noch irgendwie nicht so vergammelt und kaputt aussieht. Alte Kleidung, halbwegs brauchbare Elektrokocher und leere Pfandflaschen sammelt er eifrig ein. Außer den Flaschen verscherbelt er alles auf dem täglich stattfindenden Flohmarkt in der Nachbarstadt Yaffo.
Andere Leute, vorwiegend Männer, jobben als Anstreicher oder Tellerwäscher bei den großen Hotels in Strandnähe. Wie also soll man da Mieten und Kaution aufbringen, wenn der Tag 100 – 200 oder manchmal auch 300 Schekel einbringt ? Leben will man sofort und da zahlen diese Menschen eben ihre tägliche Hostelmiete im Dormitory.
Leider, so muss ich sagen, schauen wir uns viel zu selten um und erkennen daher nicht, was eigentlich in unseren (unmittelbaren) Mitmenschen vorgeht und ob sie nicht Hilfe benötigen.
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