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Als ich Ende September 1987 zum ersten Mal das Kibbutz Office in der Hayarkon Street in Tel Aviv betrat, war mir alles fremd. Vor allem jene jungen Leute, die sich im Wartezimmer versammelt hatten und nacheinander aufgerufen wurden.
Mein Englisch war mies, doch noch betrübter stimmten mich die drei Deutschen, die das Wartezimmer füllten. Deswegen war ich eigentlich nicht nach Israel gekommen, um hier Deutsche zu treffen. Der Neuseeländer nebendran war mir da wesentlich sympathischer, denn der machte sich weniger wichtig.
Als auch ich aufgerufen wurde und die Angestellte mich fragte, wohin in denn wolle; in den Norden oder lieber in den Süden, entschied ich mich für einen Kibbutz im Zentrum des Landes. Der Rest der Deutschen reiste ab nach Ashkelon in den Süden und ich war sie los.
Das waren noch Zeiten. Das alte Kibbutz Office, was sich schon lange nicht mehr in der Hayarkon befindet. Ich erhielt den Kibbutz Gezer zugesprochen und machte mich auf den Weg zum Zentralen Busbahnhof, der schon längst durch einen neuen ersetzt worden ist. Den Bus in die nicht allzu weit entfernte Kleinstadt Ramle sollte ich nehmen und von dort aus einen Lokalbus nach Gezer. Ramle mag deme in oder anderen als Hinrichtungsort von Adolf Eichmann bekannt sein. In Ramle wohnen zudem viele Araber, doch den mehrheitlichen Anteil der Bevölkerung halten die Juden. Die Stadt hat sich seit 1987 sehr verändert und kaum jemand würde sie heute wiedererkennen.
Nach meiner Ankunft in Gezer traf ich zuerst auf den Verantwortlichen für die Volontäre. Jeff hiess der damals und der Kibbutz setzte sich zumeist aus eingewanderten Amerikanern zusammen. Jeff erklärte mir die Regeln und zeigte mir ein Zimmer, welches ich mit zwei anderen jungen Frauen teilte. Typische Volontärshäuser in einer Volontärsgegend des Kibbutzes. Etwas abgeschieden von den Häusern der Chawerim (Kibbutzmitglieder).
Norweger, Holländer, Amerikaner, Engländer, Kanadier – so sah damals die Volontärsherkunft aus. Wir arbeiteten in der Küche, dem Speisesaal, auf den Feldern, im Kindergarten, in der Wäscherei, bei der Weintraubenernte, in der Klebstofffabrik, im Kuhstall oder im Hühnerstall. Ich war zumeist im Speisesaal oder bei den Hühnern und liebte diese Jobs. Die Leute waren super, manche Volontäre weniger, denn die zeigten sich häufig besoffen.
Der Kibbutz bemühte sich, die Volontäre dort einzusetzen, wo sie am liebsten arbeiten wollten. Das Essen war okay, zu Kibbutzfeiern waren wir eingeladen, einmal pro Woche wurde ein Film gezeigt. Dazu span jemand im Speisesaal eine Leinwand auf. Im Kibbutz Club, genannt “Moadon”, floss freitags Bier und es gab Musik und Tischtennis. Mein Lieblingsort war die kleine Bibliothek, in der ich als Volontär neben der Arbeit freiwillig nochmals volontierte. Idylle pur und nachmittags nach der Arbeit wurde regelmässig Mittagsschlaf gehalten.
Neun Monate blieb ich in Gezer, kehrte nach Deutschland zurück und kam nochmals zu zwei anderen Kibbutzim, in denen ich jeweils einen Ulpan (Hebräischsprachkurs) besucht: In Revivim in der Negev sowie in Givat Brenner bei Rehovot.
In Revivim arbeitete ich neben dem Unterricht vorwiegend in der “Lady Shaver” Fabrik. Die Plastikrahmen für die “Lady Shaver” wurden dort produziert und Hunderte von Shaverhüllen flossen aus der Schmelzanlage auf das Fliessband. Wir Volontäre durften dann alles in einen Karton schlichten und so ging das mindestens sechs Stunden am Tag.
Es war eine super Zeit, an die ich stets gerne zurückdenke. Alles war easy, der Kibbutz machte uns faul, denn es war für alles gesorgt. Essen gab es dreimal am Tag, die Wäsche wurde gemacht …
Heute ist vieles anderes, denn die Kibbutzim entwickelten sich weiter. Gesellschaftlich genau so wie wirtschaftlich.
Am meisten geschockt war ich über die heutigen Zulassungsvoraussetzungen, denn die sind mittlerweise wesentlich strenger geworden. Die offiziellen Website des KIBBUTZ PROGRAMME CENTERS ist sehr informativ, dennoch blieben bei mir ein paar Fragen offen. Gerade aus deshalb, weil mich ein Blogleser kontaktiert hatte und mir einige detaillierte Fragen sandte. Da ich schon seit längerem ein Update zum Volontärsprogramme plante, ging ich gestern kurzerhand ins Kibbutz Office und hoffte auf jemanden zu treffen, der bereit war, meine Fragen zu beantworten. Dazu jetzt mehr im nächsten Artikel !
Am meisten geschockt war ich über die heutigen Zulassungsvoraussetzungen, denn die sind mittlerweise wesentlich strenger geworden. Die offiziellen Website des KIBBUTZ PROGRAMME CENTERS ist sehr informativ, dennoch blieben bei mir ein paar Fragen offen. Gerade aus deshalb, weil mich ein Blogleser kontaktiert hatte und mir einige detaillierte Fragen sandte. Da ich schon seit längerem ein Update zum Volontärsprogramme plante, ging ich gestern kurzerhand ins Kibbutz Office und hoffte auf jemanden zu treffen, der bereit war, meine Fragen zu beantworten. Dazu jetzt mehr im nächsten Artikel !
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