Mittags lassen die Glocken die Melodie von "Yerushalaim shel Zahav" erklingen.
Photos: Miriam Woelke
B”H
Neulich in Jerusalem musste ich auf die Post, was in Israel eine Katastrophe ist. Normalerweise meide ich die hiesigen Postämter wie die Pest, denn der Gang bedeutet nicht zuletzt eine Nummer ziehen und sich an eine ewig, nie enden wollende Schlange anstellen. Die Postbeamten machen, was sie wollen, und nicht selten steht eine der meist zwei Schaltertussen auf und verschwindet. Wohin ? Das weiss kein Mensch, wird aber meistens mit “Mal kurz was faxen gehen” begründet.
Die schlimmste Schlange der Stadt findet sich im Hauptpostamt an der Jaffa Road. Vor allem gegen Monatsende, wenn viele Sozialhilfeempfänger ihre Schecks einlösen kommen. Noch vor der regulären Öffnungszeit trifft der Kunde frühzeitlich auf eine riesen Schlange von Palästinensern, die an ihre staatliche Stütze wollen. Aber nicht nur gegen Monatsende wird das Hauptpostamt zum Tollhaus von Juden, Arabern und Touristen. Tagtäglich geht es hoch her und man braucht in der Regel Geduld.
Das kleine Postamt im “The Bell Center” an der Jerusalemer King George ist in den Nachmittagsstunden oft leer und so nahm ich die Gelegenheit wahr. Heuztutage verirren sich kaum mehr Besucher in das Center direkt an der King George Nr. 3; Kreuzung Jaffa Road, King George, Strauss.
Auf 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche reihen sich innendrin Shops aller Art aneinander. Mittendrin das kleine Postamt. Früher waren auch noch Cafes und kleine Imbisse zu finden, doch heute ist fast alles tot. Viele Geschäfte stehen leer und wer nicht gerade aufs Klo (im Erdgeschoss für ca. 2 Schekel Gebühr an den putzende Russen) oder zur Post muss, findet kaum einen anderen Grund in das Center zu gehen. Der Eingang ist eh leicht zu übersehen, wenn nicht der Security Guard postiert wäre. Gähnende Leere und sogar die Drogerie im Untergeschoss machte mittlerweile dicht. Ich hoffe nur, dass das Postamt bleibt, denn wenn ich in Jerusalem weile und einmal zu Post muss, bietet sich die Filiale zeitsparend an. Das Einzige, was The Bell Center heute noch attraktiv macht ist das alltägliche Glockenspiel um die Mittagszeit.
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