Montag, 25. Oktober 2010

Tiberias, Jerusalemer Mieten und die 80iger Jahre

B"H

Neulich las ich einen israelischen Blog, in dem der Autor die am See Genezareth (Kinneret) liegende Stadt Tiberias als ein "Überbleibsel aus den Achtziger Jahren" betitelte. Nicht viel habe sich in all den Jahren verändert, es sei denn, man schaue hinauf auf die neugebauten Wohnviertel am Hang. 

Vielleicht ist es das, was mich an der Stadt anzieht. Das alte Jerusalemer Flair ist schon lange futsch und der grauen Moderne von Bürgermeister Nir Barkat und seinen hochtrabenen Zukunftsplänen gewichen. Jerusalem heute ist nicht mehr das von vor mehr als acht oder zehn Jahren. Die Mentalität der Bewohner hat sich gewaltig verändert und nicht wenige sehen zu, dass sie baldigst fortziehen. 



Downtown Tiberias: HaBanim Street




Hotelmonster in der Innenstadt und nahe der Uferpromenade
des See Genezareth (Kinneret).




Der See mit dem Golan im Hintergrund.



Einer Bäckereikollegin soll die Wohnungsmiete drastisch erhöht werden. Sie wohnt im Stadtteil Nachlaot nahe der Bäckerei und ist gezwungen, sich eine neue Bleibe zu suchen, denn die jetzige kann sie nach der Mieterhöhung nicht mehr halten. Mittlerweile fragt sie mich, ob ich meine gefundene 4 - Zimmer - Wohnung in Tiberias auch mal untervermiete. Dann könnte sie ja einziehen. Vier Zimmer für 1500 Schekel (ca. 300 Euro) Miete pro Monat, das sei ja unfassbar. Das findet niemand in Jerusalem, wo schon eine kleine Wohnung in der Tschernichowsky 3000 Schekel (ca. 600 Euro) koste. Wer es billig sucht, der ziehe hinaus in die Vororte Pisgat Ze'ev oder Gilo. Ansonsten ist nicht mehr viel los auf dem Jerusalemer Wohnungsmarkt, ausser man hat viel Geld zum investieren.

Eine Freundin hatte noch Glück und sie verlängerte gerade ihren Mietvertrag um ein weiteres Jahr. Zwei Zimmer in Nachlaot für 2200 Schekel (ca. 450 Euro) pro Monat. Wohin die Mieten und Immobilienpreise sich hinbewegen, weiss kein Mensch. Der Norden des Landes ist ruhiger und nicht übervölkert. Wer jedoch bezüglich eines Jobs nicht improvisationsbereit ist und vor allem keinerlei Einfallsreichtum sowie die Gründung eigener Projekte vorweist, könnte das Nachsehen haben.



Mac Donald's gleich am See.
Die Filiale ist nicht koscher !



Statt städtischer Action gehts also in die "Pampa der 80iger". Mit Landschaft, Idylle und einer gnadenlos feuchten Hitze.

Photos: Miriam Woelke

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