B"H
Sechzehn Jahre sind vergangen, seitdem die beiden israelischen Soldaten Nir Poraz und Nachshon Wachsman von palästinensischen Terroristen erschossen worden sind.
Vor einem Jahr veröffentlichte die Tageszeitung MAARIV ein Interview mit Wachsmans Mutter Esther. Esther und Nachshons Vater Yehudah wurden während ihr Sohn im Kidnapping sass zu den Eltern der Nation. Ihr Verhalten und ihre Haltung wird bis heute von Tausenden Israelis bewundert.
Esther Wachsman (63) wurde als Kind von Holocaust - Überlebenden aus Europa in den USA geboren. In ihrem gestern erschienenen Zeitungsinterview kritisiert sie insbesondere die damalige (1994) Regierung unter Yitzchak Rabin. Der nämlich habe, statt abzuwarten und Zeit zu gewinnen, eine Kommandoeinheit (Sayeret Matkal) losgesandt, um Nachshon aus den Händen der Kidnapper zu befreien. Zu übereilt, meint Esther Wachsman. Außerdem wurde nicht auf eine für solche Fälle trainierte Spezialeinheit beauftragt, sondern die Sayeret, wo nicht jeder Soldat durch Fitness glänzte. Aber anscheinend wollte der damalige Oberbefehlshaber Ehud Barak seine Einheit ins rechte Licht rücken.
Premier Yitzchak Rabin habe nach der Erschiessung Wachsmans geweint. Später sagte die Witwe Rabins, Leah, Esther und ihrem Mann Yehudah, dass sie ihren Mann nur zweimal im Leben hat weinen sehen. Eines davon sei nach der Ermordung Wachsmans gewesen.
Im ersten Teil des Videos, welches Nachshon Wachsman vorstellt, ist der Song "Schema Israel" von Sarit Hadad zu hören.
Der zweite Teil über Nir Poraz wird musikalisch von Yehudah Polliker begleitet.
Vor genau 15 Jahren, in der Woche, in welcher alle Israelis um das Leben Wachsman fürchteten, war ich bei Freunden aus Fürth zu einer Wohnungseinweihungsparty eingeladen. Ich lebte damals in Nürnberg und als ich im nahegelegenen Fürth in der neuen Wohnung meiner Freunde eintraf, teilte mir einer von ihnen mit, dass da zwei Iraner im Zimmer sassen. "Ehemalige Kommilitonen von Gernot (einem klassischen Gitarristen). Ob mir das was ausmachen täte ?" Eigentlich sei ja nur einer der Iraner eingeladen gewesen, doch der habe halt den anderen einfach mitangeschleppt.
Natürlich machte mir das etwas aus. Gerade in der Woche, in der Nachshon Wachsman gefangengehalten wurde. Ich setzte mich in die Menge und irgendwann fielen mir die beiden Iraner in einer Ecke auf. Sie allein sassen da und warfen mir unaufhörlich hasserfüllte Blicke zu. Keiner gab sich mit ihnen ab, denn offenbar wollten sie eh in ihrem Eckchen unter sich bleiben.
Mich nervten die Blicke und anscheinend hatte ihnen jemand gesteckt, wer ich bin. Ich ging in die Küche, wo ich auf ein paar andere Leute zum reden traf. Zumindest wurde man dort nicht missbilligend angeglotzt.
Dieser Vorfall ist genau 16 Jahre her und meine Freunde wohnen schon längst woanders und in keiner Vierer - WG mehr. Auch kann ich nicht mehr alle "meine Freunde" nennen, denn man lebte sich auseinander.
Die Party in der damaligen neuen Wohnung aber bleibt mir wegen Nachshon Wachsman stets in Erinnerung.
Die Mutter des Nir Poraz erscheint in Israel eher selten in der Presse. Ich kann mir vorstellen, dass sie darunter leidet, wenn immer nur der Name Nachshons erscheint und ihr Sohn, der nicht einen Augenblick zögerte, Nachshon zu befreien, im Hintergrund bleibt.
Vor einigen Monaten gab Yehudah Wachsman ein Interview, indem er seine Unfähigkeit mit dem tragischen Tod seines Sohnes fertig zu werden. Er schloss sich sogar einer Selbsthilfegruppe trauernder Eltern an. Dort bat ihn der leitende Psychologe um Folgendes:
"Stelle Dich hier vor uns allen auf und stell Dir vor, Nachshon stehe hier.
Was würdest Du ihm sagen ?"
Yehudah Wachsman gab im Interview an, dass er in dem Moment seinen Zorn auf seinen Sohn losliess. "Warum bist Du in das Auto der Terroristen gestiegen ? Hättest Du nicht besser aufpassen können ?"
Danach brach der Vater in Tränen aus.
Ein sehr bewegendes Interview, welches jedem Leser bewusst machte, wie sehr die Familie Wachsman (und auch Poraz) heute noch leidet.
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