Photo: Miriam Woelke
B”H
Jemand aus der Leserschaft erkundigte sich nach den Mietpreisen in Jerusalem und als ich auf einer der beliebtesten israelischen Site (Jobangebote, Wohnungen, Autokauf, etc.) "YAD 2" nachschaute, kam in mir sogleich der Neid hoch. Da werde ich in Tel Aviv für ein 2 – Zimmer – Wohnung mindestens 3000 Schekel (ca. 600 Euro) Miete hinblättern. 3500 (ca. 700 Euro) – 3800 Schekel wären noch besser und da habe ich auch gleich mehr Auswahl an Wohnungen. In Jerusalem hingegen bekomme ich für das gleiche Geld eine 3 – Zimmer – Wohnung. Locker, und das sogar im nationalrelig. Stadtteil Kiryat Moshe, der sonst so teuer ist. Vor allem bei der Arnona (Grundsteuer, die der Mieter selber zahlen muss).
2 – Zimmer – Wohnungen kosten in Jerusalem von 2400 Schekel (ca. 450 Euro) aufwärts, aber auch hier gilt das Prinzip: Je näher an der Innenstadt, desto höher die Miete.
Zu Jerusalem muss man jedoch sagen, dass dort die Einkommen wesentlich niedriger liegen als in Tel Aviv, wo etwas mehr verdient wird. Nicht immer, denn viele viele Israelis erreichen nicht das Durchschnittseinkommen, was gern in statistischen Tabellen veröffentlich wird.
Grundsätzlich leben viele Tel Aviver in WGs. Und das auch noch im “gesetzteren” Alter, denn wer kann sich die Mieten alleine leisten ? Dafür ist es einfacher als in Jerusalem, Jobs zu finden. Jobmässig herrscht in Jerusalem tote Hose; Tel Aviv ist vollgespickt mit Möglichkeiten, sich zu bewerben. Oftmals schaut der Bewerber einfach selbst kurz im Betrieb vorbei oder ruft einmal durch.
Wer neu nach Tel Aviv zieht und noch nicht genau weiss, wie und was und nach Perspektiven sucht, der landet häufig erst einmal in den Schichten bei “Super Shushi” oder “Frank’s Würstchen”. In einem Job beim Theater oder in einem Office kopieren. Das sind oftmals so die Anfänge, bis es dann irgendwann bergauf geht. Diese kleinen doofen Jobs aber helfen, Leute kennen zulernen und sich so ein Network aufzubauen. Auf diese Weise erfährt der Neuling viel über die Stadt, Connections und Job – und Wohnungsangebote.
Ich sitze auch in einem der doofen Jobs, habe demnächst nichts mehr Doofes auf mich zukommen. Eher im Gegenteil, doch nervt mich nun der doofe Job, bei ihnen nicht alles hinzuschmeissen. Man arbeite doch gut zusammen und ob ich nicht wenigstens zeitweise weiterarbeiten will. Zuverlässige neue Mitarbeiter seien rar und jetzt werde ich von allen Seiten genervt, was bis zur Schleimerei der Kollegen führt.
Geld kann in Tel Aviv jeder gebrauchen, obwohl ich mich dann doch frage, wieso wir hier den Vermietern unser schwer Erarbeitetes so einfach in den Rachen werfen müssen. Hohe Mieten und Lebenshaltungskosten, wohingegen in Jerusalem alles viel billiger ist. Nicht immer “viel”, aber der Unterschied wird im Portemonnaie deutlich.
Zurück nach Jerusalem möchte ich trotzdem vorerst nicht mehr.
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