Samstag, 31. Dezember 2011

Beit Shemesh, Mea Shearim und die Bate'i Warscha



Obwohl ich nicht ganz hinter dem Protest gegen einige haredische (ultra - orthodoxe) Fanatiker stehe, denn er wurde vielerseits von der extremen Linken organisiert, so gebe ich dem Videobeitrag Recht. Die Haupt - Message hierbei sollte sein, dass es sich NICHT um alle Haredim handelt, welche mit radikalen Mitteln versuchen, die israelische Gesellschaft zu verändern. Vielmehr sind es kleine Ausrichtungen der "Sikarikim", eine kleine Gruppe Fanatiker, welche die haredische Gesellschaft von innen heraus drangsalieren und seit längerem nach Machtausbreitung streben. Die Sikarikim, deren Mitglieder, u.a., aus mindestens einer der zwei bestehenden antizionistischen Neturei Karta Gruppierungen in Mea Shearim besteht (einer der zwei Neturei Karta Oberhäupter im Stadtteil namens Yoelish Kroisz ist bekennender Sikariki und mehr als unbeliebt in der eigenen Nachbarschaft), machen schon einige Zeit den ultra - orthodoxen Jerusalemer Stadtteil unsicher. Haredische Geschäfte werden boykottiert und teilweise abgefackelt.  

Normalerweise berichtet, im Gegensatz zur haredischen Presse, die säkulere Presse kaum etwas zu den Vorfällen, denn es ist alles andere als leicht, nicht den Überblick zu verlieren. Wer gegen wen und warum die Buchhandlung Or HaChaim mehrere Male beschädigt worden ist. Die Besitzer von Or HaChaim sind Chassidim der Chassidut Gur, der grössten chassidischen Gruppe Israels mit immensem politischem Einfluss. Unter anderem gehört Gur das Areal am Kikar Schabbat / Jerusalem, welches Mea Shearim vom ebenso haredischen Stadtteil Ge'ulah trennt. Und dort befindet sich eine kleine Wohngegend, welche"Bate'i Warscha" genannt wird. Die "Warschau - Häuser" und die ursprünglich polnische Chassidut Gur vermietet die Wohnungen, u.a., auch an Neturei Karta Mitglieder oder andere Haredim, welche eher extremeren chassidischen Gruppen angehören.

Über Gur gibt es unendlich viel zu sagen. Politisch wie ideologisch, doch Gur ist es auch, welche die Bate'i Warscha abreissen will, um ein haredisches Einkaufszentrum zu errichten. Das ist der Plan, doch die Mieter wollen nicht raus und so kam Gur auf die Idee, Mietrückständler erst einmal räumen zu lassen. Im Gegenzug werden dann Chassidim von Gur einquartiert und so sollen die Bate'i Warscha langsam von Gur - Mietern bevölkert werden. Dagegen laufen die derzeitigen Mieter Sturm und neulich wurde ein Chassid von Gur in Ge'ulah ziemlich verkloppt. Es geht also nicht allein um die Or HaChaim Buchhandlung, denn es steht viel mehr dahinter: Der Kampf um die Bate'i Warscha ist ein entscheidender Aspekt im Kampf um die Vorherrschaft in Mea Shearim.

Dies nur einmal, um aufzuzeigen, wie kompliziert die Fronten innerhalb der haredischen Gesellschaft sind. Der Fehler ist, dass führende haredische Rabbiner zu wenig gegen die Sikarikim vorgehen.  

Die Warschau - Häuser










Copyright / Photos: Miriam Woelke

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