Wie jeden Montag um 17.00 U treffen sich die Menschen in Leipzig zum Friedensgebet in der Nikolaikirche. Das heutige, am 09.11.2009, begangene Friedensgebet wurde von der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft gestaltet.
Folgende, von Klaus Hemmerle geschriebene Worte, die von allen gesprochen wurden, haben mich tief bewegt:
„Man hat meinem G-tt das Haus angezündet
- und die Meinen haben es getan.
Man hat es denen weggenommen, die mir den Namen G-ttes schenkten
- und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen ihr eigenes Haus weggenommen
- und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen ihr Hab und Gut, ihre Ehre, ihren Namen weggenommen
- und die Meinen haben es getan.
Man hat ihnen das Leben weggenommen
- und die Meinen haben es getan.
Die den Namen desselben G-ttes anrufen, haben dazu geschwiegen
- ja, die Meinen haben es getan.
Man sagt: Vergessen wir`s und Schluss damit.
Das Vergessene kommt unversehens, unerkannt zurück.
Wie soll Schluss sein mit dem, was man vergisst?
Soll ich sagen: Die Meinen waren es, nicht ich?
- nein, die Meinen haben so getan.
Was soll ich sagen?
G-tt sei mir gnädig!
Was soll ich sagen?
Bewahre in mir deinen Namen, bewahre in mir ihre Namen, bewahre in mir ihre Gedanken, bewahre in mir meine Scham.
G-tt sei mir gnädig!
Am Ausgang erhielt jeder Besucher eine Kerze, und wir gingen als Gedenkzug zur ehemaligen jüdischen Synagoge, welche in der Pogromnacht niedergebrannt wurde, wo heute eine Gedenkstätte ist. Dort, wo die Synagoge stand, stehen auf einem Podest viele Stühle in Gebetsrichtung, und Gedenktafeln erinnern an die Shoa.
Viele jüdische Bürger, die überwiegend aus der ehemaligen Sowjetunion gekommen sind (die Gemeinde zählt heute 1300 Juden), waren ebenfalls an dieser Gedenkstätte und der Bürgermeister von Leipzig hielt eine Ansprache. Der Landesrabbiner sang dann das Totengebet El-Male`. Es wurden Kränze niedergelegt, und die Menschen steckten die Kerzen in den Sand.
Im Anschluss daran fand ein gemeinsamer G-ttesdienst, Juden und Christen, musikalisch begleitet vom Synogalchor, statt. Die Predigt hielt Dr. Michael Krupp aus Jerusalem.
Für mich ist immer wieder der Gesang des Rabbiners ein wunderbares Erlebnis und ich spüre, dass wir einen gemeinsamen G-tt haben.
Der Abend endete mit einem Konzert im Ariowitschhaus, einer jüdischen Begegnungsstätte.
Verfasst von: B.K.
In fast identischer Weise wurde in Leer/Ostfr. der Reichspogromnacht gedacht. Selbst der Text von Klaus Hemmerle wurde dort ebenfalls vorgetragen. An der Synagogen-Gedenkstätte wurden die Namen aller ermordeten jüdischen Bewohner verlesen. Die Teilnehmerzahl an der Gedenkfeier lag bei ca. 200 Personen.
AntwortenLöschenAuch im nahegelegenen Papenburg fand eine solche Feier statt. Dort befindet sich auch das Kokumentations- und Informationszentrum Emslandlager. Hier hat man beschlossen, in nächster Zeit für jeden ermordeten Juden einen "Stolperstein" in das Straßenpflaster einzulassen.
Dieter L.
B"H
AntwortenLöschenDanke fuer den Bericht. Das Gedenken scheint ja immer noch regen Zulauf zu finden.