Montag, 1. Juni 2009

Prostitution

B"H

Ein paar deutsche Künstlerfreunde von mir gründeten vor einigen Jahre ein lokales Kunstmagazin. Schon nach zwei oder drei Monatsausgaben ging das Heft baden, denn die Künstler steckten zu sehr in der Kunst als dass sie sich um etwaige Finanzen, Sponsoren und den Vertrieb gekümmert hätten.

In ihrer ersten Ausgabe jedenfalls machten die Herausgeber eines deutlich und diese Stellungsnahme ist mir bis heute in Erinnerung geblieben:


"Man wolle sich auf gar keinen Fall verprostituieren !"

"Kunst als "Prostitution ?"
Derlei Konzept war mir bis dahin noch nie zu Ohren gekommen.

Besagte Freunde jedenfalls erklärten mir, dass jene Künstler, die genau das "produzieren", was die Kundschaft von ihnen verlangt, sich verprostituieren. Die Kunst muss frei und kreativ bleiben, auch wenn der Künstler dabei am Hungertuch nagt.

Wenn ich mich so manches Mal in der Blog - bzw. Websitewelt umschaue, frage ich mich nicht selten, ob sich nicht zuviele Betreiber verprostituieren. Sollte einmal jemand eine ausgeprägte Meinung vertreten, wird nicht selten um den heißen Brei herumgeredet und zumindest zeigt man sich am Ende kompromißbereit. Dieses Verhalten kann vielerlei Gründe haben. Zum einen verwahrt man sich den Wunsch, von einigen Medienvertretern angesprochen zu werden. Somit könnte sich ein Arbeitsverhältnis entwickeln, welches durch zuviel eigene Kreativität zugrunde geht. Nicht mehr konform und anpassungsfähig genug. Zum anderen geht es den Sitebetreibern auch darum, Leser und eventuelle Sponsoren bei der Stange zu halten. Da wird dann schon einmal tief geschluckt und kleinbeigegeben. Wozu sich herumzanken und wozu der Aufwand ?

Was sagt eigentlich das eigene Gewissen dazu ? Oder schaltet sich das nach fortwährender Zeit automatisch aus ? Diese Frage kommt mir beim Lesen von derlei Sites fast immer in den Sinn.

Die Kunstzeitung von einst sagte mir zwar nicht besonders zu, doch vertrete ich immer noch das Motto sämtlichen Abhängigkeiten auszuweichen und seine Eigenständigkeit und Individualität zu bewahren. Ich krieche keinen Investoren oder potentiellen Arbeitgebern hinterher und mache mich dadurch taub und blind.

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