B"H
Die Tel Aviver Wochenzeitung "Ha' Ir" fährt in diesen Wochen eine Serie über den Zentralen Busbahnhof von Tel Aviv. Trotzdem Israel schon vor einigen Jahren auf den Zug gekommen ist, bewegt sich das Land weiterhin überwiegend mit dem Bus voran. Die Bahnfahrt zwischen Jerusalem und Tel Aviv ist zwar sehr nett und landschaftlich ein Erlebnis, dennoch dauert sie weitaus länger als die reguläre Busfahrt von ca. einer Stunde.
Der Koloß: Busbahnhof Tel Aviv
Ich erinnere mich noch gut an den alten Tel Aviver Busbahnhof nicht weit von der jetzigen neuen Lokalität. Als ich im Jahre 1987 zum ersten Mal nach Israel kam, war der alte Busbahnhof noch voll in Betrieb und besonders sauber, geschweige denn gepflegt, ging es auch dort nie zu. Vielleicht einmal mehr in der 20igern oder 30igern, doch in den 80igern war der Platz ein Desaster. Heruntergekommen mit schmuddeligen Geschäften drumherum. Als der neue Busbahnhof eröffnet wurde, hatte man sich soviel vorgenommen. Die Modere sollte einziehen. Von Welt und sauber. Doch schnell trat das Gegenteil ein, denn Dealer, Junkies, Obdachlose, Prostituierte, machten sich breit. Ganz zu schweigen von dem Rotlichtviertel in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Bis heute hat sich nichts verändert, denn Afrikaner (die Mehrheit von ihnen illegal im Land) und Philippinos (ebenso viele von ihnen illegale Gastarbeiter) rissen sich die Schmuddelgegend völlig unter den Nagel. Gefolgt von russischen Prostituierten. Wer zum Busbahnhof muss und nicht den Weg zum "normaleren" Arlozorov Busbahnhof machen will, der nehme einen Bus und bewege sich nicht unbedingt zufuss zum neuen Busbahnhof. Besonders abends sind die lokalen Dan - Buss angebrachter, die einen direkt vor die Tür des Busbahnhofes in der Levinsky Street bringen.
Als der neue Busbahnhof in den 90igern dastand, sollte er zugleich als Shopping Center dienen, denn Israelis lieben alles unter einem Dach. Zu Beginn glückte die Vision, doch schon seit Jahren machen sich immer mehr Pleiten breit. Mehrere Hundert Geschäfte stehen leer und der Rest der Ladeninhaber hält sich mehr recht als schlecht über Wasser.
Den Normal - Israeli zieht es nicht in solch eine heruntergekommene Gegend, wo sich allabendlich Hunderte Philippinas und Afrikaner niederlassen. Stattdessen geht man aus, und das ins Dizengoff Center oder seit wenigen Jahren in den hochmodernen Azrieli Tower. Aufgrund der starken Sicherheitsvorkehrungen werden erst gar keine auffällig verdreckten zwielichtigen Gestalten eingelassen. Im Dizengoff sowohl als auch im Azrieli will man unter sich sein, was auch schon allein die Preise der Waren / Restaurants aussagen.
Die verbliebenen Geschäftleute im Busbahnhof sich sich ihrer Misere bewusst. Die Kaufkraft geht in den Azrieli und Leute mit nur wenig Geld kommen zu ihnen. "Die Lage sei katastrophal", so heißt es in der aktuellen Ha' Ir Ausgabe. Verdenken könne man es den Leuten jedoch nicht, denn wer sucht schon schmuddelige Stände in einem Gebäude auf, wo man sich vorkommt wie in Ostasien oder Afrika und wo noch dazu philippinische und russische Dauermusik dudelt ?
In Jerusalem dagegen ist es geglückt, den neuen Busbahnhof von derlei Katastrophen fernzuhalten und auch dort werden übermässig verdreckte oder volltrunkene Personen schon an den Eingängen abgewiesen.
Azrieli Tower in Tel Aviv
Dass man lieber mit dem Bus als mit dem Zug fährt, wird sicherlich nicht nur an der Dauer der Fahrt liegen, sondern auch an den Preisen - mindestens 150% des Bus-Tarifs.
AntwortenLöschenIch habe zwar letzten Sommer den Zug sehr gerne benutzt, aber zwischen Tel Aviv und Jerusalem konnte ich die Landschaft nicht wirklich genießen, so dreckig waren die Scheiben. Man sah kaum etwas. Und die derzeitige Endstation liegt in Jerusalem derart weit vom Schuss, dass auch das wieder ein Argument für den Bus ist: Mit dem kommt man mitten in die Stadt.
B"H
AntwortenLöschenVon den hiesigen Bahnpreisen verstehe ich absolut nichts, denn on man es glaubt oder nicht, ich bin in Israel noch nie mit dem Zug gefahren. Was auch mit der Endstation in Jerusalem zusammenhaengt, denn ehe ich mit dem Bus nach Malcha hinauskutschiere, bin ich dreimal am Busbahnhof und schon halb in Tel Aviv.
Der Tel Aviver Busbahnhof ist wirklich eine Katastrophe. Obwohl das Gebäude eigentlich noch gar nicht so alt ist, wirkt es schon wieder total heruntergekommen und abbruchreif.
AntwortenLöschenIn meinen Augen ist es außerdem auch architektonisch gesehen eine Fehlplanung und ein Schandfleck in der ohnehin nicht besonders schönen Nachbarschaft.
Ein schnelles Erreiches seines Busses bzw. des Ausgangs waren bei der Planung offenbar genausowenig vorgesehen wie Security Checks. Zumindest funkionieren sie im Vergleich zu Jersualem nicht sehr effizient, wirken wie ein Provisorium und grösseres Reisegepäck sollte man am besten auch keines dabei haben. Außerdem schaffe ich es regelmäßig mich im Inneren zu verlaufen.
Lg, Gernot
B"H
AntwortenLöschenIch will ja nicht unbedingt irgendwelche Sicherheitsbedenken erwecken, doch was am Zentralen Busbahnhof in Tel Aviv als Sicherheitspersonal jobbt, ist unter aller Sau (um das einmal deutlich zu sagen!). Meist Aethiopier oder Russen, die keinen blassen Schimmer haben.
Vorgestern betrat ich den Busbahnhof mit einem kleinen Paeckchen im Rucksack. Als mich der aethiopische Guard fragte, was da im Postpaeckchen sei, sagte ich ihm: "Eine Batterie fuer einen Laptop".
Der Typ verstand kein Wort von Laptop und so und liess mich einfach passieren.
Viele israelische neue Gebaeude haben es so an sich. Man baut neu und nach einem Monat schaut alles so aus als staende es schon zwanzig Jahre dort.