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Die weltweite Wirtschaftskrise greift auch in Israel immer mehr um sich. Vielleicht nicht ganz so verheerend wie anderswo, denn uns geht es bekanntlich immer mies. Wirtschaftliches Leiden gehört zum israelischen Alltag. Jedenfalls für jene Arbeitnehmer, die nicht gerade vorzugsmässig auf Rosen gebettet sind.
Derzeit erwischt es die mittelständischen Zulieferer - und Produktionsbetriebe, denn große Unternehmen streichen Bestellungen. Vor kurzem geriet die Nahrungsmittelfabrik "Pri HaGalil" aus dem Norden in die Schlagzeilen, denn die Fabrik sollte geschlossen werden. Protest unter den Angestellten machte sich breit und vor der Fabrik wurde demonstriert. Wie könne es angehen, dass "Pri HaGalil" schliesse, wenn die Auftragslage gut sei und man den Banken kein Geld schuldet ? Nun scheint die Fabrik gerettet; jedenfalls für den Augenblick, denn einige Investoren sehen nach wie vor positives Potential.
Anders hingegen bei "Of HaEmek", einer Hühnerverarbeitungsfabrik. Von 200 Angestellten wurden schon 50 auf die Straße gesetzt und demnächst sollen die Tore ganz geschlossen werden. Auch "Of HaEmek" liegt in Nordisrael, in einem Gebiet fast völlig ohne Infrastruktur. Wer hier arbeitslos ist, der bleibt es, es sei denn er zieht fort.
Missmanagement - das ist der Grund für die Schließung der Hühnerfabrik. 40 Mio Schekel (ca. 8 Mio Euro) werden den Banken geschuldet und man ist unfähig die sofort eingeforderte Zahlung von 10 Mio Schekel (ca. 2 Mio Euro) zu leisten. Da will auch kein Investor mehr heran und eine Schließung scheint momentan unvermeidbar.
So mancher Angestellte bei "Of HaEmek" arbeitet mehr als dreißig Jahre in dem Unternehmen und fragt sich jetzt ängstlich, was werden wird. In Israel hängt die Rentenzahlung von der Höhe des letzten Einkommens ab und wenn dieses Arbeitslosengeld lautet, dann schaut auch die Rente dementsprechend aus.
Benjamin Netanyahu gab vorgestern bekannt, dass man zwar von Regierungsseite bereit sei, eine finanzielle Sofortspritze für vom Konkurs bedrohte Mittelständler (immerhin 130 Betriebe) bereitzustellen, doch sei es unmöglich, alle Angestellten vor der Entlassung zu bewahren.
Während in Deutschland ein ausreichendes soziales Netz für derlei Fälle existiert, steht der israelische Arbeitslose größtenteils alleine da und muss zusehen, wie er mit ein paar Cent über die teuren Runden kommt. Ganz zu schweigen, wenn er auch noch krank wird und die Medikamente üblicherweise selbst gezahlt werden müssen.
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