B"H
Genau vor acht Jahren machte ich offiziell Aliyah nach Israel und war seither nicht mehr in Deutschland. Doch schon vor meiner Einwanderung nach Israel hatte ich einige Jahre im Land gelebt, war in drei Kibbutzim (zwei davon Ulpan - Sprachkurse) und in mehreren relig. Programmen wie Yeshiva gewesen. Dadurch hatte ich einen recht guten Vergleich erlangt, was Deutschland und Israel anbelangt. Insbesondere spiele ich hier auf relig. Unterricht an.
Zu meiner Zeit gab es in Deutschland einiges an Angeboten, was sich jedoch in vielen orthod. Gemeinden auf Basiswissenvermittlung beschränkte. Seitdem Chabad und Lauder aktiver geworden sind, wird auch über das Basiswissen hinaus Judentum vermittelt. Allerdings sei allen deutschen Teilnehmern gesagt, dass ihr Angebot keineswegs mit dem israel., amerik. oder engl. Unterrichten bzw. Vorträgen zu vergleichen ist.
Zuerst einmal sind jüd. - orthod. Gemeinde im Ausland wie Antwerpen, London, Paris, New York, New Jersey, Johannesburgh oder Jerusalem viel fester verankert und daher lebendiger. Auch der Chassidim wegen. Kurz gesagt, es ist eine richtige Infrastruktur vorhanden. Jüdisches Leben überall und ganze jüdische Stadtteile wurden errichtet.
Ich kann mir vorstellen, dass es in Deutschland diesbezüglich noch so ausschaut, wie zu meiner Zeit. Wenn jüd. Leben vorhanden ist, dann entweder in den eigenen vier Wänden oder in der Gemeinde. Ansonsten ist man draußen irgendwer und umgeben von Nichtjuden. Und in solch Umgebung passt man sich halt an.
Ich fand das jedesmal recht eigenartig. In der Gemeinde Jude und irgendetwas erinnerte einen an Israel; wieder draußen war ich in einer anderen, der deutschen, Welt. Fast ein Kulturschock.
Zugeben muß ich heute nach acht Jahren, dass ich immer noch froh bin, Aliyah gemacht zu haben und mir ein Leben mit dem deutschen Gemeinde - Pipapo nicht mehr vorstellen kann. Einfach undenkbar und viel zu lästig.
Verändert aber hat sich nun doch etwas in deutschen jüdischen Diaspora - Landen. Zum Limmud - Programm werden auch schon einmal ausländische Referenten eingeladen und dies sehe ich als Fortschritt. Andere Meinungen und Ansichten hören und vor allem andere Themen im Judentum vorgetragen bekommen als das ewige deutsche Einerlei. Nicht immer nur den Gemeinderabbiner hören, sondern andere Aspekte und Redner. Dazu sage ich nur, dass es höchste Zeit wurde und hoffentlich diese Idee noch ausgebaut wird, denn das Judentum setzt sich aus Hunderten von Themen zusammen und mir erzählt niemand, dass sich ein Gemeinderabbiner in allem auskennt. Da ist die Chassidut, welche ganz gewiß nicht nur aus Chabad besteht, die Jüdische Geschichte, Kabbalah, Halacha, Talmud, Torah, Kommentatoren, bekannte Rabbiner, Fragen und Antworten und auch die Philosopie. Letztere sei nicht zu unterschätzen und ich spiele hier auf Rabbiner wie Saadia Gaon oder den Rambam an, welche sich bestens in griechischer Philosopie (Plato oder auch Arisoteles) auskannten und Theorien analysierten. Ebenso wurde die islamische Philosopie analysiert.
Ein guter Freund von mir, der gebürtige Australier, David Salomon hat vor kurzem in Deutschland im Limmud - Programm die Jüdische Geschichte vorgetragen. Seine Spezialität ist es, dies innerhalb einer Stunde zu tun. Nicht die gesamte Geschichte, sondern mehr oder weniger Schlagzeilen.
Vor seiner Abreise aus Tel Aviv nach Deutschland hatte ich ihn gewarnt, er solle mal vor den Deutschen nicht so schnell Englisch reden. Gestern nun traf ich ihn in Jerusalem und wir wollen uns demnächst zusammensetzen, damit er mir von seinen Eindrücken erzählen kann. Einiges in Deutschland habe ihn sehr gestört und er wolle das erläutert haben.
Und ob sein Publikum ihn denn verstanden hätte ?
Ja, das seien fast alles Russen gewesen, aber er habe allen Zuhörern schon rüberbringen können, was er von Juden halte, die ausgerechnet in Deutschland leben. Und das nicht nur wegen des Holocaustes.
Ich bin einmal gespannt, was er mir über Deutschland erzählen will. Auch, weil er in meiner Heimatstadt Nürnberg einen Vortrag hielt.
Insgesamt aber ist es positiv zu bewerten, dass deutsche Gemeinde und dabei besonders Chabad, auch Redner aus dem Ausland holen. Andere Ansichten, Auslegungen und besonders die vielfältige Themenwahl sind für mich persönlich immer wichtig und man kann froh sein, dass sich ein wenig tut.
Derzeit ist David Salomon wöchentlich im Jerusalemer "Israel Center - Orthodox Union" zu hören genauso wie in einer Synagoge in der Ben Yehudah in Tel Aviv.
Homepage "David Salomon"
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