Dienstag, 17. Juni 2008

Auslieferung


Die gestrige Ankunft von Boaz Yonah auf dem Ben Gurion Flughafen
Photo: Ynet


B"H

Im August 2007 meldete eines der größten israelischen Bauunternehmen, die Cheftsiba, Konkurs an. Zahlungsunfähig, mehrere Hundert Millionen Schekel Schulden und der Geschäftsführer des Familienunternehmens, Boaz Yonah, setzte sich "rechtzeitig" vor Bekanntwerden des Skandales ins Ausland ab. 4000 Cheftsiba - Geschädigte gibt es heute in Israel. Sie nämlich hatten ihre gesamte Habe in das geplante Eigenheim inverstiert, welches niemals fertig wurde. Seit dem Konkurs liegen die Baustellen brach und die Geschädigten stehen ohne Wohnung und Geld da. Manche von ihnen mussten noch mehr Geld berappen, um von den Banken in konfessziertes "Eigentum" wieder zurückzuerhalten. Denn nach der Flucht Yonahs und dem Untergang des Unternehmens beschlagnahmten die Banken alles was nicht niet und nagelfest war, um so die immense Schuldensumme der Cheftsiba auszugleichen. Nun gehörte alles den Banken und die Häuslebauer mussten mit ihnen verhandeln, um ihr zuvor erstandenes Eigenheim zurückzuerhalten.

Dennoch befand sich die Mehrzahl der Eigenheime noch im Rohbau und so zogen die neuen Eigentümer aus Protest in halbfertige Bauten ein. Außerdem zogen sie zu Protestaktionen vor das Finanzministerium und man beschwor die Regierung einzuspringen, um wenigstens die Cheftsiba - Geschädigten zu entlasten. Meistens misslang dies und das Geld war futsch.

Nach wenigen Wochen der Interpol - Suche fassten eigens eingeflogene israel. Polizisten den entschwundenen Boaz Yonah in Norditalien. Mit seiner Frau ließ er es sich dort gerade in einem Restaurant gutgehen. Seitdem saß Boaz Yonah in italienischer Haft und verweigerte jegliche Auslieferung nach Israel. Er wolle in Italien bleiben, auch wenn es nur der Knast sei. Dann kam vor wenigen Wochen die Wende. Yonah stimmte einer Rückführung nach Israel zu und gestern nachmittag landete er auf dem Ben Gurion Flughafen.

Die Cheftsiba - Geschädigten sehen in der Rückkehr von Boaz Yonah keine Erleichterung ihrer finanziellen Probleme. Der habe ja gar kein Geld, um sie zu entschädigen und mit dem Häuslebau gehe es eh nicht weiter. Betroffen sind vor allem die Cheftsiba - Bauten in Maale Adumim (Jerusalem), Har Chochma (Jerusalem) oder in Beitar. Geld investiert, Bauunternehmen bankrott - so schaut es auch weiterhin aus.

Auf seinem streng bewachten Rückflug beschimpfte Boaz Yonah die anwesende Presse und die Tageszeitung "Yediot Acharonot" veröffentlicht in ihrer heutigen Ausgabe gleich mehrere Photos von Yonah, auf denen er wilde ärgerliche Gesten macht.
Die Presse mache ihn fertig und verurteile ihn, ohne dass ihn ein Gericht bisher jemals verurteilt habe. Er sei nie abgehauen, sondern habe einzig und allein versucht, sein Unternehmen vor einem Bankrott zu bewahren. Niemals habe er sich etwas zu schulden kommen lassen und man behandele ihn schlimmer wie Eichmann bei dessen Auslieferung nach Israel.

Alles kalter Kaffee, denn sofort nach seiner Ankunft in Israel unterzeichnete Boaz Yonah einen Deal mit der Justiz. Er gibt jegliche Schuld zu und bekommt sieben Jahre Knast plus 4 Mio Shekel Bußgeld, welches er an die Geschädigten zahlen soll. An Geschädigte, die er dafür gar nicht hält, denn nur er allein sei hier das Opfer.

Meine Prognose lautet:
Boaz Yonah sitzt sieben Jahre im Knast und wird danach Finanzminister in der Regierung Olmert.

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Ynet - Artikel

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