Dienstag, 5. April 2011

Jerusalemer Gesichter

B"H

“Alles mürrische Gesichter”. So kam es mir und einem Freund vor als wir gestern über den Jerusalemer Machane Yehudah Markt gingen. Und die Gesichter wurden nicht nur gezogen, weil Regenwetter angesagt war.

Nach wenigen Schritten landeten wir im Café “Mizrachi”. Die Familie Mizrachi eröffnete das erste Café auf dem Machane Yehudah. Das war vor mindestens fünf, sechs Jahren und damals sah das Innendesign noch anders aus. Schnell wurde ein Restaurant im unteren Teil des Marktes (Shuk Ha’Iraki) dazu eröffnet und der Rubel rollte. Das war die Einleitung einer gravierenden Veränderung auf dem Machane Yehudah und heute sehen wir viele neuartige Stände und Geschäfte. Längst ist das Mizrachi nicht mehr das einzige Café, denn es kamen viele weitere hinzu.

Im Mizrachi jedenfalls diskutierten mein Bekannter und ich die Zukunft Jerusalems. Erstens fiel mir eh auf, dass die Marktpreise für Obst und Gemüse sich nicht von denen in Tel Aviv unterscheideten. Ein weiterer Beweis der Verteuerung Jerusalems. Zweitens fehlt es in der Hauptstadt an Jobs und wenn es welche gibt, dann verbunden mit viel weniger Gehalt als in Tel Aviv. 



Auf dem Machane Yehudah in Jerusalem.

Photo: Miriam Woelke


Die Yerushalmim seien “Kaschee – Hart”. In wie weit das zu definieren ist ? Wir wussten es selbst nicht, doch fühlt es ein jeder, der dort länger lebt und dann eine zeitlang woanders hinzieht.

In Tel Aviv sind alle am Rennen und es muss schnell schnell gehen. Die Leute wollen verdienen, denn Rechnungen müssen bezahlt werden. In Jerusalem hingegen lautet das Motto “Ma Na’asseh – Was sollen wir machen ?” Dann wird tief durchgeatmet, sich zurückgelehnt und nichts geschieht. Die Stadt steckt fest und das, obwohl die neue Straßenbahn ständig Testfahrten fährt und frischen Wind bringen soll. Alles wird jedoch noch viel schlimmer durch die bockige Mentalität der Einheimischen, die keine Veränderung vorsieht. Nicht, dass Jerusalem von heute auf morgen umgekrempelt werden soll, doch die Bewohner brauchen mehr Eigeninitiative, um etwas zu bewegen.

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