Photo: Miriam Woelke
B”H
Es ist Pessach und Israel ist in Urlaubsstimmung. Davon konnte ich mich bei meinem gestrigen Einkauf auf dem Tel Aviver Carmel Markt live überzeugen. Gedränge und gaffende israelische Touristen. Man will ja nicht lästern, aber wenn die “Provinz” nach Tel Aviv rollt, wird erst einmal gestaunt, geglotzt, an den Strand gegangen und zur Krönung wird noch schnell ein kitschiges und überteuertes Modeteil in der IN – Street SHENKIN gekauft. Damit man, wenn man heimkommt, auch etwas Fashion dabei hat und angeben kann.
Ich jedenfalls plagte mich mit meinen Tüten voll Kartoffeln, Zucchini, Tomaten, Zwiebeln, Paprikaschoten, Käse und Gurken durch die herumstehende und manchmal auch durch die Marktgänge schlendernde Menge. Heute dagegen war kein Strandtag, denn das trübe Wetter spielte weniger mit und momentan regnet es sogar in Tel Aviv.
Bis heute dachte ich, die Touristenmenge ströme dieser Tage nach Jerusalem, denn dort feiern die Christen Ostern. Wer jetzt noch hin will und eine Unterkunft sucht, der steht wahrscheinlich bis zum Sonntag abend bzw. Montag auf der Straße, denn insbesondere die arabische sowie christliche Altstadt Jerusalems wird voll gebucht sein. Tausende christliche Touristen schleppen morgen ihre vom arabischen Kreuzverleih ausgeliehenen Holzkreuze (in allen Größen erhältlich und sogar mit Rädern am unteren Ende, damit die Schlepperei nicht ganz zu hart wird) durch die schmalen Gänge der arabischen und christlichen Altstadt. Aber nicht nur an diesem Wochenende feiern die Christen Ostern, da die griech. – orthod. oder die russisch – orthodox. Christenheit stets andere Feiertagsdaten ausweist. Und so schleppt sich dann Ostern einige Zeit lang hin, was gut für den Tourismus im arabischen Bazar ist und die dortigen Händler reiben sich ihre Abzockhände. Im jüdischen Altstadtviertel hingegen dreht sich alles um die ebenso jüdischen Pessach – Feiertage und es ist ebenso voll. Allerdings vorwiegend mit Juden, die zu den Feiertagen an die Kotel (Klagemauer) reisen.
Eines der großen Touristenvorurteile lautet, dass Israel irgendwie anders sein muss und mit wem ich auch im Ausland telefoniere, ist überrascht zu erfahren, dass es auch in Israel Prostitution, Gastarbeiter (aus Afrika oder den Philippinen), eine Mafia, Arbeitslosigkeit, Drogen oder Jugendkriminalität gibt. Sogar Neonazis laufen hierzulande herum, wobei es sich bei denen jedoch um russische Neueinwanderer, zumeist nichtjüdischer Herkunft, handelt.
In Israel gibt es kaum etwas, was es nicht gibt, denn letzten Endes handelt es sich lediglich um Menschen, was Israel wiederum zu einem ganz normalen Land macht. Ganz normal bis auf die Thora und der jüdischen Identität.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen