Dienstag, 29. Dezember 2009

Der Bau gehört den Gastarbeitern

B"H

Einst war man zu Pionierzeiten so furchtbar stolz auf den eigenen Aufbau des Landes. Nach der Staatsgründung im Jahre 1948 ging es so richtig los; neue Siedlungen wurden gebaut, die sich kurz darauf in Städte verwandelten. Niemand kam sich zu minder vor, wenn er einmal zupacken musste.

Derlei Mentalität ging im Laufe der Zeit den Bach hinunter und langsam übernahmen die Palästinenser die Bauarbeiten. Israelische Juden begnügten sich mit der Aufsicht der "Drecksarbeit" und der Kabalan (Bauunternehmer) war sowieso Jude.
Eine israelische Mutter will, wenn möglich, die Kinder in einem "anständigen" Beruf sehen und nicht mit der Maurerkelle in der Hand. Die absolute Nummer 1 bei der Studienwahl ist das Fach Jura. Rechtsanwalt will man werden, obwohl Israel damit mehr als übersättigt ist. Soviele Anwälte wie flächenmässig bei uns, gibt es in kaum einem anderem Land. Wer keine guten Verbindungen hat, der ist nach der Promovierung arbeitslos, aber egal. Hauptsache Anwalt.

Wer in Israel macht sich heutzutage noch gerne die Hände schmutzig ? Der Pioniergeist ist längst begraben und heute will jeder etwas sein. Hightech oder sonst im Büro halt.

Die wenigsten Israelis packen aktiv beim Bau mit an, sondern sind als Zimmermänner, Schlosser oder Parkettleger angestellt. Richtig bauen tun nur die 8000 Thailänder und Chinesen. Die nämlich übernahmen schon vor Jahren die Jobs der Palästinenser. Zu Beginn des neuen Jahrtausends, denn die Palis waren einige Zeit gesperrt. Man konnte nicht mehr zur Arbeit, da die Armee deren Gebiete aufgrund der vielen Terrorattentate abriegelte. Und so griffen israelische Bauunternehmer auf die Gastarbeiter aus China und Thailand zurück. Zu Tausenden wurden die aus dem Fernen Osten angekarrt und leben teilweise unter miserablen Bedingungen. Befristet sind sie hier, wollen Geld machen und müssen gleichzeitig ihrem Schleuser daheim im Fernen Osten teure Dollars für Flug und die Vermittlung bezahlen.

Die israelische Regierung will die Gastarbeiter loswerden. Auf dem Arbeitsamt gäbe es genügend nach einem Job suchende Israelis. Das gleiche Bild bei den Moschavim oder überhaupt in der Landwirtschaft. Wer will heute groß auf dem Feld knien und Erdbeeren etc. pflücken außer den Thailändern ? Dabei ist der Verdienst auf dem Bau recht gut: Monatliche 8000 Schekel (ca. 1600 Euro) netto gibt es monatlich. Mehrheitlich wollen die arbeitslosen Israelis jedoch nicht, da kann das Arbeitsamt oder der Bauunternehmer das Blaue vom Himmel versprechen. Dreck bleibt Dreck und die Blöße mit Bau und so will man sich nicht geben.

Nicht nur die Bauunternehmer schreien nach produktiven israelischen Arbeitskräften, sondern genauso die Landwirtschaft. Der Bedarf ist da, doch kaum ein Israeli schert sich darum. Und falls dann doch, rennt er nach einigen Wochen oder Monaten auf und davon.
Die Unternehmer sagen, dass ein Thailänder pünktlich zur Arbeit erscheint und richtig loslegt. Ein Israeli dagegen trudelt irgendwann ein, trinkt erstmal seinen Kaffee und hängt danach ununterbrochen am Handy.
Eine Aussage, die ich aus der Bäckerei bestens bestätigen kann. Dort kam es sogar schon vor, dass studentische Aushilfen mit dem Handy am Ohr die Kundschaft bedienten. In Israel eine produktive Arbeitskraft zu finden, die nicht ewig auf dem Klo oder am Handy hängt und die darüber hinaus sogar noch arbeitet, ist wie ein Sechser im Lotto. Zu verwöhnt sei die Bevölkerung heute und keiner mache sich die Hände schmutzig. Und falls dann doch Dreck anfällt, wird ein "dummer" Hansel angeschleppt, der einem den Dreck annimmt. Der LKW - Fahrer hockt auf seinem Sitz und der Beifahrer darf die Waren aussortieren und mit dem Hubwagen in die Geschäfte liefern. Der Fahrer selbst steigt selten aus, um zu helfen.

Arbeiter, die wirklich proletarisch tätig sind wie Kellner, Verkäufer, etc. werden schikaniert und von der Kundschaft größtenteils dumm angequatscht. Neulich schmiss das Kleinkind einer Bäckereikundin ihren Saft auf den Fussboden und die klebrige Masse lief durch den Laden. Die Mutter vom Kind stand mittendrin und verlangte nicht nach einem Lappen. Dazu seien ja die "doofen" Bäckereiangestellten da, um ihr den Dreck nachzuräumen.
Eine Angestellte kochte immer noch vor Wut als die mir abends von dem Vorfall berichtete.

Es liegt so einiges im Argen und ich habe wenig Mitleid mit den hiesigen Arbeitslosen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist absolut unbrauchbar. Einen Vorschlag, wie Israel die Misere beheben kann, habe ich nicht zur Hand. Von meinem Standpunkt aus gesehen ist alles Erziehungssache. Spätestens am ersten Arbeitstag muss man dem Neuen im Betrieb sagen, was Sache ist und wenn er nicht mitzieht, fliegt er. Bei vielen ist das Feuern nicht nötig, denn sie verabschieden sich schon nach wenigen Stunden von allein.

2 Kommentare:

  1. So hat sich das Herzl nicht gedacht.

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  2. B"H

    Herzl taete heute schon beim Aussteigen aus dem Bus in Tel Aviv eine Herzattacke bekommen.:-)))

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