Freitag, 16. Januar 2009

"Wer bist Du überhaupt ?"

B"H

Was mich in diesem, unserem Land, ungemein aufregt ist, dass der kleinste Hansel meint, er müsse in gewissen Situationen den großen Macker heraushängen lassen. Beliebte Opfer sind dann das Verkauspersonal sowie sonstiges Dienstleistungsgewerbe.

Wenn sich der kleinste Prolet etwas kauft, und selbst wenn die Kaufsumme nur einen Euro betragen sollte, meint er oftmals, er sei der King. Nicht, dass in Israel der Kunde gerade der Königszunft angehört und ein jeder von uns kann ein Lied über die teilweise miese Servicequalität singen; doch ist es erst einmal umgekehrt, dann wird es nicht selten genauso nervig.

Steht man irgendwo in der Schlange, sagen wir an der Kasse im Supermarkt, und ein proletarischer Kunde (wobei ich hier nicht die gesamte proletarische Bevölkerung verunglimpfen will, sondern eher nur das vielfache wichtige Gehabe mehrerer sephardischer Juden anprangere) taucht auf und meint, mit einer Reklamation daherkommen zu müssen, wird es kritisch. Dann ist dem Reklamierer der Kassenangestellte auf einmal zu "klein" und unwichtig. Schließlich soll die Reklamation auch ja ernst genommen werden und wer könnte das besser als der "Ba'al HaBait – der Ladenbesitzer". Was sich da lange dem kleinen Angestellten abgeben ? An dem jedoch wird schnell einmal die erste Wut abgelassen und der Prolet fühlt sich dabei unheimlich toll und wichtig. Dass der Angestellte genauso die Aufgabe hat, derlei nervige Kundschaft abzuwimmeln, kommt dem aufgeblasenen Kunden dann nicht in den Sinn. Wut macht blind und läßt kaum noch logisches Denken zu.

Falls der Ladeninhaber tatsächlich auftauchen sollte, wird der Kunde genauso abgewimmelt. Der Reklamierende droht zwar schnell mit der Polizei, doch in unserem Land sind Angestellte, Ladeninhaber und Polizisten an die nervige Wichtigkeit gewöhnt. Sogar in Indien oder Thailand stehen Israelis schon auf vielen Abschußlisten so mancher Hotels. Dort wird ebenso gerne gekeift und reklamiert.
Mit der überheblichen Frage "Wer bist Du überhaupt ?" werden israelische Serviceangestellte von den eigenen Landsleuten tagtäglich traktiert.

Ich bewundere jedesmal neu, wie gelassen die Angestellten damit umgehen und alles an sich abprasseln lassen.
Anscheinend muss man hier aufgewachsen sein, um das zu verstehen. Ich wuchs in Deutschland auf und begreife es nicht.

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