Freitag, 9. Januar 2009

Ibn Gvirol Street


B"H

Israel besteht nicht nur aus dem Krieg in Gaza, obwohl die Leute fast allein an ausgerechnet dem Landesinneren interessiert zu sein scheinen. Sollen wir nun im Inneren des Landes mit gesenktem Haupte herumlaufen, weil wir hier den Krieg nicht spüren ? Solidarität mit den raketengeplagten Mitbürgern im Süden des Landes bezeugen ?

Das Gebiet um Tel Aviv, der "Merkaz", wie es in der Fachsprache heißt, ist fast ein Leben für sich. Einem Tel Aviver nimmt man nicht seine Freiheit und eines seiner liebsten Spielzeuge weg:
das Ausgehen.

Als ich im Jahre 1987 das erste Mal in der Stadt war, da gab es gerade einmal zwei richtige Hochhäuser: den Shalom - Tower nahe der Allenby und den Dizengoff - Tower in der Dizengoff Street, der Einkaufsmeile. Die Cafes boten Kaffee und Kuchen an und nach gutem Filterkaffee durfte man genauso gut suchen. "Bots" waren angesagt. Türkischer Kaffee genannt "Schlamm - Bots". Zu essen gab es Falafel und Schwarma (Döner) und alles wurde rustikal israelisch gehalten. Wer etwas anderes wollte, der ging zu Burger Ranch (damals gab es noch kein Mc Donald's in unserem Land) oder träumte vom Essen im Ausland.

In all den letzten Jahren hat sich die Kultur einem totalen Wandel unterzogen und die Menuliste schaut heute wesentlich anders aus. Obwohl es Schwarma, Falafel, Kuchen und Bots nach wie vor gibt, stehen nun auf Platz Eins die Sushi, die Pizza, Thainudeln, Paella (koscher oder nicht) und viele andere Speisen. In Jerusalem ist die Auswahl noch etwas eingeschränkter, trotz des "Osaka - Sushi" neben dem Cafe Hillel in der Jaffa Road. In Tel Aviv hingegen sind die Ibn Gvirol Srteet oder die Allenby und Ben Yehudah sowie die Dizengoff das Sushi - Paradies an sich.

In der Meile Ibn Gvirol wird alles feilgeboten und für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Von Cafe Hillel, Aroma, The Coffee Bean hin zur Pizza, Sushi, heimische sephardische Küche, Eis, Yoghurts, ist alles vertreten. Vom Billigangebot des "Caffe Caffe" (Tasse Kaffee mit Hörnchen für 15 Schekel (ca. 3 Euro) bis hin zum noblen "Petit Dejeuner" (Preise habe ich aus Angst vor einer Ohnmacht lieber nicht erfragt).




Die Ibn Gvirol, benannt nach dem jüdischen Philosophen Shlomo Ibn Gvirol aus dem 11. Jahrhundert, ist eines der Zentren der Stadt. Mitten im Zentrum gelegen und leicht erreichbar. Bekannt wurde die Straße nach dem Rabin - Mord im November 1995, denn der Tatort, das Tel Aviver Rathaus, befindet sich inmitten der Straße. Drumherum liegen die Kaffeehäuser, Schokoladenshops (handgemachte Truffel), Pizzarien oder kleine Tante - Emma - Läden. Hier sitzt und flaniert man, um zu sehen und noch viel wichtiger, gesehen zu werden. Am besten nicht hungrig, sonst ist der Geldbeutel schnell leer.

Neben Shenkin und dem Rothschild Boulevard ist die Ivn Gvirol sicher eine der originalsten Plätze der Neureichen. Auch die Wohnungen drumherum liegen in der höheren Mietklasse. Ein WG - Zimmer kostet mit Sicherheit zwischen 400 - 500 US Dollar / ohne Nebenkosten. Der übliche Preis halt.



Architektur


Mein Tip:
Wer einfach nur all das Treiben beobachten und ein paar kuriose Gestalten sehen will, der setze sich in ein Cafe und trinke Kaffee. Ist der Geldbeutel fast leer, auf dem Rabin - Platz (Kikar Rabin) gibt es genügend Bänke mit dem Blick auf alles; incl. Rathaus und Springbrunnen davor.


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