Mittwoch, 26. Mai 2010

Koscheres Jerusalem ?

B"H

Auch in Israel gilt: "Nicht überall wo KOSCHER draufsteht, ist auch wirklich KOSCHER drin !"

Vorsicht bei koscheren Produkten ist auch hierzulande geboten und nicht nur in der Diaspora.

Jerusalemer lästern nicht selten über Tel Aviv ab. Nicht koscher und man müsse nach koscheren Restaurants, vor allem jenen des gehobenen Kaschrutstandards (nicht nur Oberrabbinat, sondern Badatz Edah Charedit), regelrecht suchen. Das ist alles wahr und auf dem Tel Aviver Carmel Markt werden sowohl Schweinefleisch als auch Shrimps verkauft. Ist aber der Jerusalemer Machane Yehudah Markt 
soviel koscherer ?

Der Blogger von "Jerusalem Kosher News" unternimmt alle paar Wochen Führungen über den Machane Yehudah Markt und gestern, als ich zufällig meine Einkäufe tätigte, sah ich die Gruppe und lauschte etwas. Unauffällig, denn ich war ja nicht angemeldet.:-)

Dabei stellte ich erschrocken fest, dass der Stand, an dem ich jahrelang Salate, Oliven, saure Gurken oder Fisch einkaufe, gar kein eigenes Hechscher (Koscherzertifikat) besitzt. Jegliche Produkte sind in Plastikbecher abgepackt. Außer den Oliven und sauren Gurken, die, je nach Gewicht, in Plastiktüten abgefüllt werden.
Die Verkäufer geben an, dass die Produkte, aus Kanister kommend, lediglich zum Verkauf abgepackt werden, doch original mit dem Hechscher der "Edah HaCharedit" aus dem ultra - orthodoxen Stadtteil Mea Shearim versehen sind. Stimmt, doch wer schaut nach, ob auch die Oliven oder der Käse mit demselben Hechscher versehen sind, wenn er zuvor schon den Salatkanister begutachtete ?

Als ich die "Jerusalem Kosher Tourgruppe" gestern passierte, wurde gerade verkündet, der Stand an sich besitze kein Koscherzertifikat, sondern verkaufe Waren aus Kanistern mit einem Zertifikat. Die Frage ist, ob dies ohne eigenes Hechscher erlaubt ist. Mit dieser Abfülltour jedoch macht besagter Stand seit Jahren dicke Kohle. Auch bei Religiösen. Mag ja sein, dass das Hechscher auf dem Kanister genügt.

Bei einem Makolet (kleiner Supermarkt) im Markt muss man beim Einkauf von Frischkäse aufpassen, denn das Zertifikat ist auf den Laden ausgestellt und nicht auf den separaten, draussen platzierten, Käsestand.

Ferner blüht das Geschäft mit gefälschten Hechscherim (Koscherzertifikaten). Ganz besonders von dem mit dem Oberrabbinat (Rabbanut) - Siegel. 
Worauf soll man also achten und wo kann man unbesorgt einkaufen ?

Ein im Laden ausgehängtes Hechscher beinhaltet stets den Namen des Ladens sowie dessen Besitzer, eine Telefonnummer des Rabbanut, genaue Ortsangaben, ob der Laden / Restaurant auf milchige oder fleischige Produkte ausgerichtet ist sowie ein offizielles Siegel. Keinen Vordruck, sondern ein Original mit richtigem Stempel.

Insgesamt ist das israelische Kaschrutbusiness ein riesen Geschäft, denn Laden - Kaffeehaus - oder Restaurantbetreiber werden dabei zur Kasse gebeten. Um dies zu umgehen, aber dennoch relig. Kundschaft anzuziehen, werden auch in Jerusalem nicht selten gefälschte Koscherzertifikate ausgehängt.

Die "Jüdische Allgemeine" stellte vor einigen Wochen einen bestimmten Käsestand im überdachten Mittelgang des Machane Yehudah vor. Auch dieser Laden ist nicht koscher. Verschiedene angebotene Käsesorten aus Frankreich sind ein Problem, denn sie enthalten "Chalav Nochri - nichtjüdische Milch (eventuell am Schabbat gemolken), was für viele relig. Juden ein Problem darstellt. Nicht, dass "Chalav Nochri" vollkommen unkoscher ist, aber ein besseres Hechscher a la "Badatz Belz" oder "Badatz Edah HaCharedit" wird dafür nicht ausgestellt. Lediglich ein als minder angesehenes Rabbanut - Hechscher. Insgesamt jedoch ist der Laden kein koscheres Einkaufsparadies und Religiöse sieht man dort nicht.
Allerdings wunderte es mich, dass unter all dem koscheren Angebot, unbedingt ein unkoscherer Laden vorgestellt wurde.

Was also gilt als koscher, was als zweifelhaft und was als unkoscher ?
Keine leicht zu beantwortende Frage und diejenigen, die strikt koscher halten, setzen sich mit dem Thema ausführlich auseinander. Entweder geht man regelmässig zu seinem Händler, bei dem der Kunde weiss, wo er dran ist oder … viele Religiöse kaufen in ihren Supermärkten und essen grundsätzlich nur daheim.

2 Kommentare:

  1. Shalom,

    wir kaufen in dem grossen haredischen Supermarkt ein, abgepackte Ware mit BADATZ-Hechsher, fertig. Bei Käse und Fleisch gibts keine Kompromisse!

    Der Artikel von Dir ist sehr gut, werd ich ich Zukunft dran denken. Sowieso hilft jeder Artikel von Dir hier extrem viel weiter, Kol Hakavod!

    Joshua

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  2. B"H

    Hallo Joshua,

    es zeigt halt, dass man ueberall aufpassen muss. Leider denken heutzutage vile zu viele Laeden nur noch an Profite und lassen sich auf allerlei krumme Geschaefte ein.

    Ich sprach gestern mit unserem Baeckerei - Maschgiach von der Chassidut Belz und der meinte, dass halt jeder selber entscheiden muss, ob er glaubt, dass alles Badatz ist, wenn es der Verkaeufer so sagt.

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