Dienstag, 25. Mai 2010

Das Brotkartell

B"H

Natürlich macht man sich so seine Gedanken über Terror, Krieg oder die Achmadinejad - Bombe, dennoch beherrscht derlei negatives Gedankengut keineswegs den israelischen Alltag. Trotz dem morgigen landesweiten Großlarm mit Sirene, Bunkergang und allem Pipapo beruhen die heutigen Presseschlagzeilen auf einem ganz anderen Thema. Ein Thema, was uns Verbraucher angeht. Vielleicht nicht gerade mich, denn ich esse weder Brot von Berman, Deudovitch noch Angel (ausgesprochen: An - djschel). 

Die Bosse der drei führenden Großbäckereien des Landes (Angel hat einen Backwaren - Marktanteil von mehr als 40%) wurden wegen angeblicher gesetzeswidriger Preisabsprachen verhaftet. Ein geheimes Kartell sollen sie in Bezug auf den Brotpreis gebildet haben und wenn wir heute in den Artikel der "Yediot Acharonot" schauen, zeigt uns eine Brotpreistabelle, dass insbesondere Angel und Berman dieselben Brotpreise haben. Übrigens kostet dort ein einfaches Roggenbrot mehr als 17 Schekel (fast 4 Euro). Ein selbst für Israel unverschämter Preis. Da ist ja sogar unsere Naturbäckerei, in der ich u.a. arbeite, noch weitaus billiger. Bei uns gibt es auch keine Brote zum Preis von 19 Schekeln. Unser teuerstes Brot ist "Spelt Sprout Bread - Kusmin Nawut" mit 16,50 Schekel. Auf Deutsch nennt man das wohl "Buchweizenbrot hergestellt aus Sprossen ?".

Angel sowie Berman sind riesige Betriebe, die allerdings ihre Kosten niedriger halten, indem sie weitgehend Palästinenser und russische Neueinwanderer zu Mindestlöhnen beschäftigen.
In Israel besteht ein Mindestlohn - Gesetz schon jahrelang und Fabriken sowie anderweitige Betriebe fahren auf diesem Gesetz und zahlen gehaltsmässig das, was ihnen das Gesetz vorgibt, ohne dabei besondere Flexibilität nach oben hin zu zeigen.

Das reguläre Weissbrot von Angel habe ich schon jahrelang nicht mehr hinuntergewürgt. Es ist trocken und schmeckt nach nichts. Die Teigpampe, aus der die weisse Masse (was man dann BROT nennt) hergestellt wird, möchte ich lieber erst gar nicht sehen. Ab und an gehe ich in den Fabrikdirektverkauf im Jerusalemer Stadtteil Kiryat Moshe, doch viel kaufe ich nicht. Ein paar Borekas gefüllt mit Kartoffelbrei oder ein kleines Brot belegt mit Tomaten, Auberginen und Oliven. Mehr aber auch nicht.
Was Angel jedoch Besonderes anzubieten hat, sind Backwaren für Diabetiker. Wenn auch doppelt so teuer.

Die Kartellbeteiligten wurden von der Polizei dingfest gemacht und richtig freuen tun sich nur die kleineren Bäckereien. Die Brotpreise in Israel liegen unterschiedlich und es kommt darauf an, wo und welches Brot der Kunde kauft. Der MEGA in Tel Aviv kommt meines Erachtens dabei günstig weg, wobei die Supermarktkette (Mega) in Jerusalem wesentlich teurer ist. Wer in Jerusalem ist und über den Machane Yehudah Markt schlendert, der sollte den TELLER Brotstand (im überdachten Bereich) aufsuchen. Brote gibt es dort für ca. 15 Schekel (ca. 3,30 Euro). Persönlich kann ich das Tomatenbrot bestens empfehlen. Wer in der Gegend ist, kann in unserer Bäckerei vorbeischauen. Dienstags gibt es dort sogar glutenfreies Brot (genannt "Reisbrot").

Es kommt auf den Geldbeutel drauf an und wer knapp bei Kasse ist, wie viele Familie, ist leider oftmals auf Angel und das trockene Weissbrot angewiesen.

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