Montag, 11. Januar 2010

Tel Aviv und der Barrassismus


Photo: Amazing Israel

B"H

Tel Aviv hat ein mehr als aktives Barleben und wer etwas sehen will, der bewege sich in eine der Hunderten (?) von Bars. Mit "Bar" ist nicht unbedingt etwas Anrüchiges gemeint, denn innerhalb der vergangenen Jahre haben sich ganze Nobelschuppen aufgetan.

In Jerusalem befinden sich die aktuellen "Standardbars" in der Shlomzion HaMalka am Innenministerium (nahe Jaffa Road in Richtung Altstadt). Des nachts geht es dort heißer her als am Tag. In Tel Aviv hingegen sind die Bargegenden weit gestreut. Von der Ibn Gavirol bis in die Carlebach - Gegend. Ramat HaChayal bis Florentin. Und dazwischen liegen ebenso unzählige Trinkstätten. Die Barkultur lebt, selbst wenn sie viel Geld kostet. Aber einmal ausgehen, sollte man sich leisten. Jeden abend zum AM:PM rennen und sich eine Flasche Massenbier zu kaufen, bringts auf Dauer auch nicht.

Meine Freunde stehen auf guten Scotch oder Whiskey, ich dagegen bevorzugen den fast schon proletarisch wirkenden Arak (Ouzo). Richtiger israelischer Arak mit den Hirschen auf dem Etikett.


Die israelische Küstengegend hat ihren Ruf als "aschkenazisch und rassistisch" weg. Wer in eine der guten (oder selbst weniger guten) Bars geht, der sollte weiss sein. Bedeutet soviel wie "kein sephardischer Jude" ! Dunklere Hautfarben kommen bei den Türstehern nicht gut. "Sephardisch" setzen viele gleich mit Krawallheinis, die garantiert ein aschkenazisches Mädchen anrüpeln. Von daher kommt es gerade in der Tel Aviv - Herzliya - Gegend immer wieder zu neuen Beschwerden von marokkanischen, kurdischen, irakischen oder jemenitischen Juden. Sie seien unerwünscht im gut betuchten Aschkenazen - Jeckentum. Und immer wieder kommt es in der Presse zu Rassismusbeschwerden: "Alle wurden eingelassen, nur die Sepharadim stehen draußen !"

Der Vorwurf ist begründet, doch wird er die Barbesitzer keines Besseren belehren. Im Aschkenazen - Tel Aviv bleibt man auch barmässig unter sich und wem das nicht passt, der mache gefälligst sein eigenen Etablissement auf.

"Weiss" rein, "dunkel" raus !
Es versteht sich von allein, dass die Bars dies weniger gerne zugeben und so heißt es dann, die jeweilige Bar veranstalte eine Privatparty, bei der nur geladene Gäste zugelassen sind. Hinzu kommt, dass viele Bars Schilder aushängen haben: Eintritt nur ab 25 Jahre !
Wieso nicht 18 Jahre ?
Weil die Besitzer meinen, ein 25 - jähriger sei beruflich etabliert und könne sich mehr Drinks leisten anstatt den halben Abend an einer Cola mit Schuss herumzulutschen.

Ich habe keine Ahnung, wie man sich zu solch einem Ausgehziel anzieht. Nicht nobel, Jeans tun es, doch weiss sollte man sein. Wenn es geht, nicht vorher zukiffen oder sonst irgendwie ein mieses Gesicht ziehen. Locker halt.

Ich bin kein Barausgehtyp und ende dann doch lieber am Suffregal des AM:PM. Demnächst aber muss ich mich zu einer bestimmten Bar aufmachen. Vielleicht hat jemand einen passenden Türsteherpassiervorschlag bereit ! Die beiden  Barbesitzer rühmen sich damit, fast jeden hineinzulassen, denn einer von ihnen wurde selbst einmal woanders abgewiesen.



Wer als Tourist in Tel Aviv weilt und in keine Bar und auch nicht zur Supermarktkette AM:PM will, der gehe zum Strand und finde dort das allseits beliebte "Mike's Place". Da kann jeder rein und  Live - Musik gibt es auch.
Oben: Mike's Place am Tel Aviver Strand (Herbert Samuel Street)
Photo: Ipbase.com 

2 Kommentare:

  1. Mit 25 Jahren ist man beruflich etabliert?? Haha... ich bin es mit 27 schon mal nicht.

    Barbesitzer hassen doch jeden, der nicht min. 100 Euro in der Bar versäuft. Alleinetrinker, Barhocker, Bartträger, Partymuffel... alle nicht willkommen. ;o)

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  2. B"H

    Was soll ich sagen ?
    Im Barbesitzersinne bin ich mit 43 noch nicht einmal etabliert.:-))) 100 Euro lasse ich gewiss nicht da, selbst wenn ich Millionaer waere. Mich nervt es einfach, wenn dort ein Glas Arak 20 Shekel kostet und ich die ganze Flasche im Supermarkt nebenan fuer 30 bekomme.

    Und Barhocker bin ich auch noch, denn ich will in einen speziellen Club gehen, um ueber das Publikum dort zu schreiben. Was bleibt mir also als die Bar ?
    Vielleicht ist es ja unauffaelliger, wenn man sich nach einer Stunde wieder abseilt.:-)

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