B"H
An meinem Akzent höre geborene Israelis, dass ich eine Chutznikit bin. Jemand, der im Ausland geboren worden ist und später ins Land kam. Allgemein haben Chutznikkim ihren Ruf weg, aber ich will jetzt nicht mit einigen Stereotypen aufwarten, selbst wenn sie nicht selten der Wahrheit entsprechen.
Chutznikkim gelten als weniger neugierig. Israelis quetschen einen schon beim ersten Kennenlernen aus. Von der Höhe der Miete bis zum Sex sind alle Fragen dabei. Chutznikkim dagegen stellen keine penetranten Fragen wie "Wohin gehst Du ?, Was machst Du ? Wo bist Du gerade (am Telefon) ?"
Noch nicht einmal meine Mutter fragte mich jedesmal, wohin ich gehe und warum.
Spezifische Fragen, wo ich herkomme, erhalte ich schon lange nicht mehr. Irgendwie meinen die Leute immer England. Weiß jemand, dass ich aus Deutschland komme, interessiert es nicht und ist kein Thema. Mich selber interessiert es auch nicht. Die Herkunft wurde ein Teil der Vergangenheit, genauso wie ich vor Jahren auf Jerusalemer Yeshivot (relig. Schulen) war.
Man war halt dort und hat seine Erfahrungen gemacht, die, unter anderem, in die Persönlichkeit mitaufgesogen worden sind.
Mittlerweile beschäftigt mich viel mehr der Gedanke an eine ganz andere Heimat:
Tel Aviv oder Jerusalem ?
Oder: Tel Aviv und Jerusalem ?
Jede Fahrt, und dies findet mehrmals pro Woche statt, ist eine Reise in eine andere Welt. In Jerusalem relig. eingebunden, in Tel Aviv weniger aktiv, doch die Religion stets im Hinterkopf. Ein Entkommen gibt es selten.
Sehnsucht nach Deutschland ?
Nein. Das Einzige was manchmal Sehnsucht hervorruft ist die "Ordnung". In Deutschland funktioniert fast alles, in Israel weniger.
Ordnung ja, aber zuviel darf es dann auch wieder nicht sein.
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