Freitag, 29. Januar 2010

Schabbat Schalom


Jerusalem ist immer und allerorts voll Politik.


B"H

Da wollte ich noch bei dem sonnigen Wetter kurz an den Strand und nun bin schon wieder spät dran. Es gibt kaum etwas Schöneres als an einem fast arbeitsfreien Tag morgens herumzutrödeln und dabei die Zeitung zu lesen. Zu lesen gibt es in den Wochenendausgaben immer reichlich. Die Politik ist überall und ein Entkommen gibt es nur, wenn man sich allein wegschliesst. Ansonsten wird immer und ewig diskutiert und bei uns in der Bäckerei weiss ein jeder, was der andere wählen tut.

Sarah Netanyahu ist einmal wieder mehr das Klatschopfer der Presse, denn es meldete sich eine weitere Mitarbeiterin (ehemalige Privatsekretärin), welche ein Jahre lang (1996 - 1997) in Sarahs Diensten stand und jeden Tag von ihrer Chefin heruntergeputzt worden war.
Wozu braucht Sarah Netanyahu eigentlich eine Privatsekretärin ? 

Manche Leute überschätzen sich masslos. Das bekomme auch ich des öfteren zu spüren: Will ich jemanden nach spezifischen Details zum Leben befragen und derjenige kriegt mit, dass ich eventuell darüber im Internet berichte, kommt schon die Frage nach dem Geld. Jeder will heutzutage bezahlt werden. Selbst wenn es der Obdachlose auf der Straße oder die Prostituierte an der Ecke ist. Infos gibt es heute nicht mehr leicht und selbst wenn man zahlt, wer sagt, dass die Infos dann stimmen. Prostituierte, zum Beispiel, lieben es, herumzujammern. Man habe Kinder, keinen Job und der Mann sei abgehauen. Wie bitteschön soll man also die Miete zahlen, wenn nicht vom Strich. Kaum eine sagt, sie habe sich ans schnell Geld gewöhnt und verprasse gerne. Es sei denn, man kennt die Dame etwas länger und näher.
Jemanden zum Essen einladen und dann zu befragen ist dagegen Standard. Zumindest ein oder zwei Tassen Kaffee sollten auf den Tisch kommen. Und wer Glück hat, der bekommt einen Gesprächspartner, der nicht dreimal Essen bestellt; von den Getränken erst gar nicht zu reden.

Heute und morgen ist das Wetter sonnig und frühlingshaft. Touristen meinen am Freitag stets, sie müssen nach Jerusalem weiterreisen, um dort ein wenig (Schabbat)Atmosphäre mitzubekommen. Die Hostels sind bestimmt etwas billiger als sonst, denn es ist noch längst keine Hochsaison. Aber, wie ich schon x - Mal sagte, lasst Euch in der arabischen Altstadt samt Jaffa Tor nicht von Pali - Schleppern in ein Hostel karren, sondern sucht selber ! Kommt ihr mit so einem nervigen Schlepper ("I can show you the Old City afterwards") ins Hostel, dann zahlt Ihr drauf, denn der Typ hat Absprachen mit dem Hostelbesitzer und kassiert Provision, die auf Euer Konto geht. Und lauft nicht mit jedem Pali mit, der sich als Guide ausgibt. Der will Euch ebenso ans Portemonnaie ! Nehmt Euch einen Stadtplan und geht selber los. In der Altstadt sind Hostels leicht zu finden. Am Jaffa Tor das "Petra" (immer noch billiger als die Nachbarn des fensterlosen "Yaffa Gate Hostels". Die Gefahr der Touristenabzocke liegt in Jerusalem besonders hoch.

Am Nachmittag fahre ich ebenso in die Heilige Stadt. Schabbat, Freunde treffen und so. Endlich einmal Zeit, was unter der Woche kaum möglich ist. Ein Freund von mir, Israeli, 55, aus Haifa und derzeit auf Jobsuche, kommt heute nach Jerusalem. Über alles kann man bequem mit ihm reden, nur nicht über Haifa und die bisher erfolglose Jobsuche. Wer älter ist, hat fast ausgedient. Auch dann, wenn er noch fit ist und eine gute Qualifikation vorweisen kann. Das Problem ist, dass die Vorgesetzten irgendwelche jungen Leute sind und meinen, da kommt halt so ein alter Knacker. Klapprig und doof. Mit dem kann man es machen. Eine gemeinsame Freundin von uns meinte, G. solle sich halt mit irgendwas selbständig machen. Er habe doch Beziehungen, kenne viele Leute und doof ist er auch nicht. Das Wissen ist da, nur am Willen fehlt es. Vielleicht wegen des Alters oder der ewigen Absagen.
Also sehe ich auch G. und wir reden nicht über Haifa.

Und jetzt verabschiede ich mich in die Sonne und rede auch nicht mehr von Arbeit ! :-)

"Schabbat Schalom" an alle Leser !

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen