Dienstag, 5. Januar 2010

Jobestablishment der Neueinwanderer

B"H

Derzeit kommen sie wieder vermehrt, die Neueinwanderer. So mancher Amerikaner sagt mir dagegen, dass amerikanische Juden, die in den USA bestens etabliert sind, sich bestimmt nicht ausgerechnet Israel zum Auswanderungsziel machen. Wozu denn auch, wenn es ihnen in New York, Los Angeles oder Boca Raton (Florida) wesentlich besser geht ?

Nicht immer kann diese Aussage so stehenbleiben, denn die Aliyahorganisation "Nefesh be'Nefesh" (NBN) holt gleichwohl französische, amerikanische, kanadische oder britische Akademiker nach Israel. Die Frage jedoch bleibt, ob all diese Leute (Akademiker oder nicht) einen Job finden. Leider publiziert NBN keinerlei Ergebnisse über ihre Schützlinge, die da wieder in die Heimatländer zurückkehren.

Selber kann ich mir kaum vorstellen, dass gebürtige Israelis so furchtbar begeistert wären, wenn ihnen da ein gerade eingeflogener amerikanischer Jude den Job vor der Nase wegschnappt. Wozu hat man denn selber hierzulande studiert ? Damit solch ein Heini aus LA angeflogen kommt ?

In der Hightech Branche haben auch die Amerikaner nur halbwegs Chancen und die suchen sie unter sich selbst. In den sogenannten israelischen Silicon Valleys wie in Jerusalem, Beit Shemesh oder Herzliya vereinnahmen die Anglos Jobs bei ihren eigenen Anglo - Niederlassungen. Hätten sie dagegen beim israelischen Telefonunternehmen "Bezek" eine Chance ? Bei Bezek regiert der "Israelismus", sprich Hebräisch sowie die heimische Mentalität und kein "Hi, what's up ?"

Mit Israelis oder Neueinwanderen zu arbeiten ist schon ein gravierender Unterschied und ich ziehe oft Israelis vor. Der Nachteil ist, dass ich dann unentwegt darauf achten muss, dass mein Kollege mir nicht allein all Arbeit zuschiebt, dennoch ist das Klima unverkrampfter. Ich habe in der Vergangenheit schon erlebt, dass britische Einwanderer ihr britisches Arbeitssystem mitbrachten und im Betrieb fortsetzten. Grauenhaft war das und wer nicht britisch war, der war nichts.

Wenn, dann sollte der Betrieb auf eine gute Mischung von Mentalitäten achten und keine einseitige Herkunftsshow abziehen. In der Regel jedoch gilt, dass jeder Neueinwanderer sich in einem Job immer wieder neu einarbeiten muss. Auch oder gerade eben mit der Umgebung und den Kollegen. Was im Heimatland vielleicht so flugs und wie am Schnürchen lief, erweist sich in Israel als Chaos. Dabei nicht auszurasten, ist eine Kunst.

7 Kommentare:

  1. Shalom,
    wie würdest Du die israelische Mentalität am besten beschreiben. Kennenlernen durfte das ja jeder mal, ich tue mich aber schwer das genau zu beschreiben.

    Joshua

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  2. B"H

    Das so generell zu fassen, faellt schwer. Ich weiss auch gar nicht, ob man das so ueber den Zaum brechen sollte.

    Es kommt halt immer darauf an, welchen Background der Israeli hat.

    "Motza" bedeutet soetwas wie "Herkunft" und danach fragen halt die meisten zu Beginn, damit sie Dich einordnen koennen.

    "Sephardi" und falls ja, welcher ?

    "Aschkenazi" und falls ja, auch woher ?

    Je besser Du Hebraeisch lernst und je mehr Umgang Du mit den Menschen pflegst, desto weniger machen Dir all die kleinen alltaeglichen Katastrophen etwas aus.

    Sagen wir, der Busfahrer keift herum.

    Diese Beschwerde hoerte ich von vielen Touristen. Der Busfahrer sei doof, koenne kein Englisch und schreie, was das Zeug haelt.

    Stimmt teilweise, doch wenn sich viele Israelis unterhalten, sieht es dem Betrachter eher nach einem Kampf aus. Dabei ist es eine ganz normale Unterhaltung.

    Es kommt stets auf die jeweilige Situation an, wuerde ich sagen. Aber gnau wie ueberall auf der Welt: Es gibt halt solche und dann wieder solche Leute.

    Wenn Du mir eine praezise Situation nennst, kannst ich Dir vielleicht besser antworten ! :-)

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  3. Ämter, Misrad Panim :) Ist aber fast wie in Deutschland, keiner will was entscheiden usw.

    Ansonsten finde ich das sich in Sachen Freundlichkeit eine Menge zum Positiven geändert hat. Früher war es schon oft hart an der Grenze.
    Auch in Sachen Sauberkeit bin ich überrascht. Der Ansicht waren einige Bekannte die in den Letzten Monaten drüben waren.

    Vielleicht muss man eine gewissen Gleichgültigkeit spielen um besser klar zu kommen.

    Joshua

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  4. Seine Herkunft kann wohl kaum einer verleugnen, aber kommt es da nicht auch oft vor, dass jemand in von Anfang an in eine Schublade gesteckt wird? Ich könnte mir vorstellen, dass aus diesem Grund bestimmte Gruppen es z.B. auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben als andere.

    Dieter L.

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  5. B"H

    @ Dieter

    Mag sein, dass einige Gruppen es wegen ihrer Herkunft schwerer haben auf dem Arbeitsmarkt. Generell aber wuerde ich das nicht sagen. Wer die entsprechende Bildung hat, der besitzt eine Chance.


    @ Joshua

    Das Misrad HaPnim ist ein Fall fuer sich.:-))) Die israelische Seite davon ist sicher fruendlicher und schneller als die Touristenseite.:-)

    Sauberkeit: Tel Aviv teilweise mehr als Jerusalem.:-)
    Kommt drauf an, wie sauber man es haben will. In Deutschland scheint alles geradezu steril zu sein.

    Der Umweltschutz wurde vorangetrieben, aber es ist halt schwer, die Mentalitaet der Leute zu aendern.:-)

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  6. Beim Misrad HaPnim waren wir auf der israelischen Seite, es ging an sich, nur eben chaotisch. Das gleiche kann man aber auch bei deutschen Behörden haben, die tun sich nichts.

    Deutsche sind gute Befehlsempfänger, deshalb tun alle was der Staat ihnen sagt, allein aus Angst etwas falsch zu machen.

    Das mit dem Umweltschutz in Israel merkt man wirklich, da hat sich in den letzten Jahren wirklich einiges getan.

    Joshua

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  7. B"H

    Auch in Israel werden die allseits verbreiteten Plastikflaschen zurueckgegeben. Nicht wenige haben daraus ihr privates Business entwickelt und schieben den Einkaufswagen quer durch die Stadt und suchen in jedem Muell nach leeren Flaschen.

    Ich sah im Tel Aviver MEGA im Dizengoff Center die Leute an der Fleischtheke Nummern ziehen.:-)))
    Anscheinend gab es dort fast zu Keilereien wer der Naechste ist.:-)))

    Das ist mir noch nie begegnet:
    Nummern ziehen in der Fleischereiabteilung. Beim Frischfleisch.:-)

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