Samstag, 20. Dezember 2008

Verkehrschaos

B"H

Seit vielen Monaten geht es nun schon so: Die Jerusalemer Hauptstraße Jaffa Road gleicht einer einzigen Verkehrskatastrophe. Für den allgemeinen Verkehr war sie eh teilweise schon seit Ewigkeiten gesperrt und ausschließlich für Busse und Taxen zugänglich. Seit dem Baubeginn der Straßenbahn jedoch ist alles aus. Zwischen Machane Yehudah Markt und Shlomzion HaMalka geht kaum noch etwas. Die Busse fahren einspurig, was wiederum Staus verursacht. Besonders im Berufsverkehr. Wer es sich leisten kann, der verzichtet auf den Bus und geht gleich zufuss.

Im unteren Teil der Jaffa Road, vor der Shlomzion HaMalka, wird derzeit die gesamte Straße bis zu den Eingängen der umliegenden Geschäfte aufgerissen. Die Ladeninhaber werden sich morgen freuen, denn alles ist unzugänglich und die Kundschaft wird über rumpelige Holzbrücken umgeleitet. Wer von uns will da noch in einen Laden balancieren ?

Ein Ende des Bauchaos ist nicht abzusehen und die nächste Katastrophe folgt schon. Der neue Bürgermeister Nir Barkat will Bilanz ziehen. Ist eine Straßenbahn in Jerusalem überhaupt rentabel ? Sind die Brücke und all das Drumherum nicht viel zu teuer für die zweitärmste Stadt Israels ? Falls die Wartungskosten die Einnahmen übersteigen sollten, werde sogar an einen Abbruch der Bauarbeiten gedacht.

Der ehemalige Bürgermeister Ehud Olmert (vor Bürgermeister Uri Lupolianski) wollte Jerusalem auf Hochglanz und Weltstadt trimmen, ohne zu bedenken, dass sich die Stadt nicht so einfach ummodeln läßt. Die Bewohner denken nicht wie New Yorker oder Pariser und anstatt Millionen in eine nutzlose Straßenbahn und deren Brücke zu investieren, hätte das Geld lieber an den armen Teil der Bevölkerung ausgegeben werden sollen.

Mit oder ohne Straßenbahn, Jerusalem bleibt weiterhin die "Provinz" Jerusalem und das ist es, was die Stadt so einzigartig macht. Jedenfalls für

2 Kommentare:

  1. Dass der Autor den Nutzen der Strassenbahn in Jerusalem in Frage stellt, ist mir ganz unverständlich. Als Tourist, der seit 1977 immer wieder nach Jerusalem gekommen ist, habe ich erlebt, wie der Individualverkehr zugenommen hat und die städtischen Busse diese Entwicklung nicht wirklich auffangen konnten. Meines Erachtens wird es höchste Zeit, dass in Jerusalem der umweltfreundiche öffentliche Nahverkehr massiv gefördert wird. Es wird auch höchste Zeit, dass eine schnelle Bahnverbindung nach Tel Aviv und zum Flughafen Ben Gurion hergestellt wird. Die Bevölkerung Jerusalems wird von Straßenbahn und Eisenbahn profitieren. Eine Stadt dieser Größe braucht dringend beide öffentlichen Verkehrsmitte. Martni Rösch, Deutschland

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  2. B"H

    Umweltfreundliche Transportmittel waeren Jerusalem sicherlich zu wuenschen, doch muss man andererseits bedenken, dass die Stadt die zweitaemrste Stadt Israels ist (nach Bnei Brak). Wenn Sie zum Beispiel nach Tel Aviv schauen, dann wird Ihnen der Unterschied mehr als augenmerklich. Wobei ich mich hier besonders auf die Reinheit der Stadt beziehe. Schon das Muellproblem in Jerusalem ist im Gegensatz zu Tel Aviv kaum zu bewaeltigen und meiner Meinung nach sollte eher investiert werden, eine Stadt attraktiver zu gestalten, anstatt fuer Hunderte von Millionen Schekel eine nutzlose Strassenbahnbruecke zu bauen.

    Ob die Strassenbahn einen Gewinn bringt ?
    Fuer die Umwelt ganz bestimmt, denn die EGGED - Busse qualmen aus allen Auspuffen. Und die Jaffa Road als Fussgaengerzone waere nicht schlecht.
    Doch wer soll das alles bezahlen ? Die Bruecke allein war ein Desaster und eine finanzielle Misskalkulation. Die Strassenbahn wird von einem franzoesischen Unternehmen geleitet werden und wenn Sie bedenken, dass der lokale EGGED - Buspreis in Jerusalem bei 5,70 Schekel liegt, dann koennen Sie sich vorstellen, was erst eine Strassenbahnfahrt kosten wird. Und wer soll sich solch eine Fahrt listen, wenn sie, wie ich einmal annehme, bei mind. 7 Schekel liegen wird ? Wovon soll die Wartung finanziert werden ?

    Jerusalem hat ein enges Strassennetz und Busse sind garantiert nicht die beste Loesung. Dennoch haette die Stadtverwaltung warten sollen, bis einmal mehr Foerdermittel da sind als wild draufloszubauen, weil jeder Buergermeister als Bauherr angesehen werden wollte.

    Uebrigens gibt es schon laenger eine Bahnverbindung zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Der Bahnhof liegt in Malka, also recht weit draussen.

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