B"H
Heute bin ich noch nicht zu allzu viel gekommen. Gerade kam ich erst aus Jerusalem heim nach Tel Aviv und es wartet eine ganze Menge Arbeit auf mich. Trotzdem nehme ich mir eine kleine Auszeit von ein paar Stunden.
Die Busfahrt von Jerusalem nach Tel Aviv glich einem Chaos. Die Leute standen in Warteschlangen und ich konnte erst den dritten Bus nehmen, weil alles dermassen überfüllt war. Nebenbei wurde ich dann auch noch zum Rassisten, denn die Hälfte der Wartenden bestand aus in Israel asylsuchenden Afrikanern.
In Israel werden viele automatisch zum Rassisten und ich gehöre dazu. Wobei sephardische Juden auch auf meiner Liste stehen. Wer hier lebt, der wird sofort wissen, wie ich das meine.
Einige meiner Freunde fragen mich, wieso ich mir die Mühe mache und zweimal pro Woche auf Nachtschicht in der Jerusalemer Bäckerei arbeite. Der Grund ist einfach erklärt, wenn man sich das Geschehen von heute morgen.
Eine amerikanische Kundin kam in den Laden und schon befand ich mich mit ihr und unserem Manager in einer riesigen politischen Diskussion. Unser Manager als total Linker bekam von uns mächtig etwas über die rechte Politik zu hören. Unser Thema war eh "Hebron" und wenn es darum geht, dann fliegen die Fetzen. Gerade deswegen, weil die heimische Presse die Siedler immer gern als brutale Vollidioten abstempelt, über die Pali - Gewalt jedoch kaum berichtet.
Weitere Kunden lauschten unserer lauten Diskussion und dann stimmten sie enso mit ein.
Ich glaube, solche Begebenheiten findet man fast nur in Israel. Und eben wegen des Chaos liebe ich die Bäckerei und nicht nur wegen des Kuchens. Konzerte gab es unten im Laden auch schon. Einmal kam ein Amerikaner mit einer Gitarre herein und erzählte mir, sein Künstlername sei "Hurricane" und er spiele Blues. Und dann holte er die Gitarre hervor und legte vor aller Kundschaft los.
Jetzt aber werde ich mich in Tel Aviv akklimatisieren. Zumindest bis Mittwoch abend. Dann steht wieder Kuchen auf dem Programm.
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