B"H
Die israelische Wirtschaftzeitung "The Marker" veröffentlichte jetzt die neuen Wachstumsstatistiken des vergangenen Jahres 2007. Demzufolge beträgt der Anteil des israelischen Wirtschaftswachstums immerhin 5,3 %, womit wir eine führende Position im Nahen Osten einnehmen. Weiterhin gibt es in Israel derzeit 8700 Millionäre.
Kein Wunder, denn auch hier gelten die Gesellschaftsregeln wie anderswo. Kamen in den Dreißiger und Vierziger Jahren die Neueinwanderer noch ohne viel Geld in der Tasche ins Land, so erschufteten sie sich im Laufe der Zeit ein hübsches kleines Sümmchen. "Generation Erbschaft" heißt die heutige junge Generation. Man erbt und erspart sich teilweise das Arbeiten. "Was glaubst Du, wieviele in Tel Aviv in den Restaurants oder Cafes rumhocken, die mit dem Geld um sich schmeißen, keinen einzigen Finger krümmen und den großen Macker spielen, weil Opa ihnen Cash hinterließ", so ein Bekannter.
Wer dennoch zur proletarischen Gesellschaft gehören sollte, hat auch einen kleinen Grund zur Freude. Wie in jedem Sommer ist die Arbeitslosigkeit etwas gesunken und wer gerade auf Jobsuche sein sollte, der tut dies am erfolgreichsten in der Gush Dan Gegend (Tel Aviv, Petach Tikwah, Kfar Saba, Raanana, Rishon LeZion oder Hod HaSharon). Dort liegen auch die Gehälter viel höher als anderswo im Land. Bekommt ein Tel Aviver Büroangestellter mindestens 7000 - 10,000 Schekel Monatsgehalt (1400 - 2000 Euro), so muß er oder sie sich in Jerusalem etc. weitgehend mit 3500 - 4000 Schekel (700 - 800 Euro) begnügen. Hier sei angemerkt, dass die Lebenshaltungskosten in Tel Aviv viel höher sind als anderswo, doch steigen ebenso die Kosten in Jerusalem an. Sogar kräftig.
Dem ausgesprochen hohen Wirtschaftswachstum folgt jedoch gleich der Dämpfer, denn es folgen die Zahlen der neuen Armut. Und demnach gibt es in Israel ganz sage und schreibe 1,674,800 arme Leute. Dies bedeutet, dass 420,000 Familien unterhalb der Armutsgrenze leben. Besonders betroffen sind der Süden sowie der Norden. Der Gesamtanteil armer Familien liegt bei 20,5 %. Tendenz steigend.
Seit Jahren versuchen die Regierung und Kommunen große Firmen dazu zubewegen, sich in infrastrukturell ärmeren Gebieten wie im Süden (Kiryat Gat oder Dimona) anzusiedeln, um der dortigen Bevölkerung mehr Arbeitsplätze zu bieten. Viele Unternehmen (z.B. Intel) tun dies aufgrund von Steuererleichterungen. Doch bringen die meisten Hightech Firmen ihr Personal aus Tel Aviv mit. Die neue Bahnlinie macht alles möglich und ruckzuck sitzt man in Kiryat Gat. Die lokale Bevölkerung hingegen darf überwiegend nur im Lager arbeiten. Ganz einfach der Bildung wegen, denn im Süden herrscht das Proletariat und keine Absolventen der allerneuesten Akademie. Wer nicht in die Küstengegend abwandert, hat da oft das Nachsehen und kommt nicht runter von der Stütze.
Lösungen sind keine in Sicht; auch deswegen nicht, weil die Regierung der Wirtschaftspolitik fast keinerlei Prioritäten beimißt. Wer in der Knesset verfügt schon über Wirtschaftskenntnisse ? Bestenfalls wie man die Hand für Cash aufhält, mehr aber auch nicht. Generäle sind willkommen, Volkswirtschaftler gehen leer aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen