Montag, 28. Juli 2008

Ke'ilu Bachutz - כאילו בחוץ

B"H

Wer zehn Jahre lang nicht mehr in Israel war, der wird es heute kaum wiedererkennen. Überall wird gebaut, neue Stadtteile wurden aus dem Boden gestampft und selbst die Mentalität hat sich verändert. Was der Israeli früher nur aus dem Auslandsurlaub kannte, holte er sich jetzt ins eigene Land. Alles, außer dem kurzweiligem Glücksgefühl, allem Schrecklichen entkommen zu sein.

Ich bin kein super Koch und stehe aus Zeitgründen eh kaum einmal in irgendeiner Küche. Bedienung muß nicht unbedingt sein, aber das Essen sollte schon schnell auf dem Tisch stehen. Und da bleibt halt oft nur der Falafel - oder Schwarmastand übrig. Ein Schwarma ist übrigend gleichzusetzen mit dem "deutschen" Döner.

Zwar sind die Falafel etc. - Preise letzter Zeit rapide angestiegen, aber alles ist besser als sich spätabends nich zum Kochen in die Küche zu begeben. Selbst, wenn das triefende Fett der Falafel (kleine Kugeln aus Kichererbsenbrei) auf die Hose kleckert.


Die Falafel


Viele Israelis denken so, sind jedoch der Falafel überdrüssig. Innerhalb der letzten Jahre haben zahlreiche Restaurants eröffnet und uns das Essen aus aller Welt ins Land gebracht. Vom Sushi über die Pasta bis hin zu den Nachos. Nicht immer koscher, doch es soll halt international sein. Und wer heute die Dizengoff in Tel Aviv hoch und runter geht, der kann sich sage und schreibe durch die Speisekarte der Welt fressen. Erst Pizza und dann noch irgendwo ein Kaffee. Eine Routine, die ich auch schon hinter mir habe. Vielleicht zwischendrin noch kurz ein Softeis.

Früher saß man daheim oder bei Moshiko in der Schwarmabude, heute kommt die Paella angerollt. Was mich dabei teilweise stört ist, dass genau diese als international angesehenen Restaurants von israel. Köchen aufrechterhalten werden. Ab und an sieht man einmal einen Thai oder Japaner; jedenfalls kurz, denn er soll den Israelis seine Kochkünst lehren und sich dann ja schnell vom Acker machen. Die Ausländerpolizei will nicht noch mehr Arbeit haben und auf dem Innenministerium gibt es eh kein Visum. Das ist es also: Israelis anlernen und dann weg.

So mancher Spezialitätenhändler bzw. Hersteller von Schokoladen (wie in der Tel Aviver Ibn Gvirol Street) geht auch schon einmal allein nach Belgien, um die Kunst der Schokoladenherstellung zu erlernen. Dennoch stört es mich, die Pizza oder die Frühlingsrolle von einem israelischen Koch zu bekommen. Anderen wiederum ist das alles egal, Hauptsache die Klitsche ist IN. Man will gesehen werden und da kann noch so ein kleines Salatblatt auf dem Teller liegen. Nur, neu muß der Laden sein.

Ein ehemaliger Kollege von mir meinte, dass die Jerusalemer Kundschaft treu ist. Sephardische Juden kaufen ihr Leben lang bei einem Bäcker. Das Brot einmal probiert, es schmeckt, man bleibt. Das ist alles.

In Tel Aviv hingegen ist jeder auf der Suche. Was ist IN und wo gibt es etwas Neues ? Jeder hockt im Cafe und will gesehen werden und falls einmal nicht, dann komme dieses unbeschreiblich depressive Gefühl auf, draußen zu sein - כאילו בחוץ Außerhalb jeder Gesellschaft.

Mich ziehen solche Restaurants nicht an und ich denke altmodisch sephardisch. Wenn ich schon für etwas zahle, dann soll auch etwas auf dem Teller liegen und deswegen gehe ich in Jerusalem oft in kleine kurdische Restaurants. Meistens als einzige Aschkenazin.
In diesen Lokalen stehen vorn neben der Theke die riesigen Töpfe auf der Warmhalteplatte und wer hereinkommt, der hebt erst einmal den Deckel an, um zu sehen, was es heute gibt.
Reis, Kube (Fleischbälle in Teig), Mgadara (Reis mit Linsen), Huhn oder Kube Chamusta (saure Kubesuppe). Sephardische Juden wissen zu essen und die Teller sind bis zum Rand voll mit Reis.
20 Schekel (4 Euro), aber egal. Man ist satt und original war es auch. Heimische kurdische oder irakische Küche.
Labriut - Labriut - Gesundheit - Gesundheit !

Wer richtig essen will, der gehe in Jerusalem zu:

IMMA
(Kurdische Küche)
Kreuzung Agrippas - Richtung Zentraler Busbahnhof
Preise: Gemischt

TAVSHILIN - DISHES
(Kurdische Küche)
Yaffa Road, gleich gegenüber dem Rathaus am Safra Square
Preise: Billig, ab 14 Schekel (3,50 Euro) aufwärts


In Tel Aviv:

SHILO
Ben Yehudah Street (Nummer weiß ich leider nicht mehr)
Preise: Gemischt, aber viel auf dem Teller

FALAFEL SHEINKIN
Sheinkin Street (Ecke Allenby)
Preise: Falafel für 13 Schekel. Etwas teuer, aber die Salate machen alles wett.

2 Kommentare:

  1. Und wie siehts mit den Hechscherim aus.V.a. speziell jetzt im Shmitta - Jahr?
    Gibt es auch HP`s von den entsprechenden Restaurants?
    Danke zum voraus.
    Rachel

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  2. B"H

    Normalerweise haelt jedes Restaurant auch ein Schemittah - Zertifikat bereit. Von "Schmittah Le'Chumrah" bis hin zu allem Moeglichen.

    Wer es ganz genau wissen willen, der kann immer nachfragen. Ob er, trotz Zertifikat, immer eine professionelle Antwort erhalten wird, bleibt einmal dahingestellt.
    Abr das Schmittah ist ja bald vorueber.:-)))

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