Donnerstag, 3. Juli 2008

Terror in Jerusalem


Die umgekippte Buslinie 13
Photo: Ynet


B"H

Jahrelang war mehr oder weniger Ruhe eingekehrt und was dann gestern in der belebten Jaffa Road geschah, erinnerte uns alle an die Zeit der Anschläge vor wenigen Jahren. Damals gehörten exlodierende Busse fast zum Jerusalemer Alltag und niemand wußte morgens, ob er abends noch leben nach Hause kommt. Die Presse gab uns Ratschläge, wie wir uns denn im Falle eines explodierenden Busses oder eines schiessenden Amoktäters verhalten sollen. Stieg jemand arabisch ausschauend mit einer großen Tasche in den Bus, dann schrillten bei uns allen schon die Alarmglocken. Ich kann das alltägliche flaue Gefühl in der Magengegend kaum beschreiben.

Die Amokfahrt des gelben Baggers von gestern ließ bei uns allen eben jenes Gefühl wieder hochkommen. Ein palästinensischer Bauarbeiter bog von an der Kreuzung Sa'arei Israel / Jaffa Road links in die Jaffa ab. Er kam von einer Baustelle in der Sa'rei Israel. Eine belebte Straße, welche in der Bar Ilan Street endet. Die Gegend ist absolut haredisch (ultra - orthod.) und gerade zu Beginn der Sa'arei Israel werden gerade neue haredische Wohnkomplexe errichtet.

Der Terrorist Chussam Duwiyat (30) arbeitete bei einem der Bauunternehmen. Es heißt, er habe kurz zuvor noch mit seinen Kollegen gegessen und gelacht; dann sei er auf den Bagger gestiegen und habe seine 300 Meter - Amokfahrt gestartet. Er bog in die Jaffa ein und walzte alles platt, was ihm in die Quere kam. Autos, ein Taxi, dann rammte er den Linienbus Nummer 30. Duwiyat fuhr weiter in Richtung Pressegebäude des ersten israel. Fernsehens. Fast genau gegenüber befindet sich das Jerusalemer Hauptgebäude der Kupat Cholim Me'uchedet - Krankenkasse. Die Amokfahrt ging von der Kreuzung Sa'arei Israel bis HaTurim Street, der Tankstelle vor der Me'uchedet.

An der Haltestelle des ehemaligen vorübergehenden Zentralen Busbahnhofes (vor der Fertigstellung des neuen Busbahnhofes) rammte er die Buslinie 13 aus Katamon kommend. Die Linie 13 kippte um und unter den Fahrgästen brach das absolute Chaos aus. Danach rammte der Attentäter das Auto der 33 - jährigen Batsheva Untermann, die mit ihrer sechmonatige alten Tochter Efrat von der Kupat Cholim kam. Passanten wollten der Frau und ihrem Baby helfen, doch die Türen klemmten. Währenddessen holte der Attentäter mit der Planierraupe zum nächsten Schlag aus. Doch die Autotür sprang auf und das Baby Efrat konnte gerettet werden. Für die Mutter Batsheva reichte die Zeit nicht mehr, denn die Planierraupe walzte Sekunden später das Auto platt.




Photos: Ynet




Zuerst dachten alle, dass es sich um einen Unfall handele. Passanten hingegen berichteten, dass sie die Augen des Baggerfahrers sahen und diese wiesen nichts von einem Unfall auf, sondern von kaltblütiger Absicht. Wie kaltblütig muß man sein, um ein Auto absichtlich zweimal zu rammen, damit die Insassen auch ja sterben, wie Batsheva Untermann.

Der Sanitäter, der das Baby nach der Rettung in der Hand hielt, erinnerte uns alle an ein ähnliches Bild. Im März 1997, einem Freitag nachmittag, flog in der Ben Gurion Street in Tel Aviv das Cafe "Apropos" in die Luft. Zu genau der gleichen Zeit befand ich mich gerade in einem Bus von Jerusalem nach Rehovot, um eine Freundin über den Schabbat zu besuchen. Damals rettete die Polizistin Ziona Buschari das Baby Schani Winter aus den Trümmern des Cafes. Schanis Mutter, die Anwältin Anat Rosen - Winter (32) hatte mit dem Baby und einer Freudin im Cafe neben dem Attentäter gesessen, der sich kurz darauf in die Luft sprengte. Anat Rosen - Winter kam ums Leben und heute berichtet das damalige Baby und heutige 11 - jährige Mädchen Schani über ihre Erfahrungen beim Aufwachsen ohne eine Mutter. Elf Jahre seien seit dem Tod ihrer Mutter vergangen und noch immer bringen palästinensische Terroristen Israelis um. Als sie und ihr Vater von dem Attentat in Jerusalem hörten und das Photo des geretteten Babies Efrat Untermann sahen, kamen alle Erinnerungen wieder hoch.

Die Familie des Attentäters gab sich erst schweigsam. Später jedoch rief eine Verwandte fanatische Haß und erklärte den Planierraupenfahrer zum Jschahid. Nahe Verwandte hingegen sehen das alles als einen Unfall. Chussam Duwiyat habe Drogen genommen und deswegen sei er wohl ausgerastet.

Wie dämlich können die Ausreden eigentlich noch sein ?

Die israel. Regierung will die Wiedereinführung von Haussprengungen paläst. Terroristen. Jeder, der ein Attentat gegen israel. Bürger begeht muß damit rechnen, dass hinterher sein Haus zerstört wird und die Familie auf der Straße steht.

Wieso wurde die Aktion "Häuserzerstörung" überhaupt jemals eingestellt ?

Da will Israel sich immer menschlich zeigen und stellt solche harschen Aktionen ein. Im gleichen Moment aber kommen die Palis daher, betrachten Israels Menschlichkeit als weinerlich und Schwäche und nutzen die Situation aus. Seit dem gestrigen Attentat ist Jerusalem wieder voll Polizei und Militär. Aber welchem Pali sieht man es schon an, dass er auf einen Bagger steigt und alles plattwalzt ?

Der Terrorist Chussam Duwiyat wurde von einem 20 - jährigen Soldaten dreimal in den Kopf geschossen. All das konnten wir gestern Abend im TV mitverfolgen, denn das Attentat fand genau vor dem TV - Center des 1. Kanals statt. Der Soldat ist ein Verwandter desjenigen Soldaten, der vor wenigen Monaten den Mercaz HaRav - Attentäter erschoß. Die Presse ernennt den Soldaten heute zum Helden.


Link:

Terrorist - Info
Auf Deutsch

Terror in Jerusalem

Palestinian Suicide Bombings 1994 - 2004

2 Kommentare:

  1. Warum die Häuserzerstörungen eingestellt wurden? Weil sie eine gänzlich undemokratische und unmenschliche Handlung sind, die der Staat Israel sich nicht erlauben darf. Das Prinzip der Sippenhaft oder gar Blutrache ist nichts für ein zivilisiertes Rechtssystem. Wer ein Verbrechen begeht, muss bestraft werden. Wer nur mit einem Verbrecher verwand ist, darf nicht angetastet werden, es sei denn er hat bei der Planung oder Ausführung geholfen. Dass vielleicht die Familie solche Verbrechen öffentlich gutheißt, ist traurig, jedoch nicht strafrechtlich relevant.

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  2. B"H

    Ich sehe das nicht so ganz als Blutrache. Eher als Abschreckung, die in einigen Faellen sogar half.

    Man koennte natuerlich darueber dieskutieren, inwieweit diese Art der Abschreckung erlaubt ist. Dabei sollte man auf alle Faelle miteinbeziehen, dass es sich in Israel um ernsthafte Notlagen (naemlich den Terror und den GEPLANTEN und BEABSICHTIGTEN Tod vieler Buerger) geht.

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