Dienstag, 1. Juli 2008

Long time, No see

B"H

Ein guter Freund von mir, der amerikanisch - israelische Schriftsteller David Farer, den ich aus Jerusalem her kenne, lebt seit mehr als einem Jahr in der von Kassam - Raketen geplagten Kleinstadt Sderot. Übrigens ließ ich ihn gerade wissen, dass er seinen Sderot - Blog öfter updaten soll, da bestimmt viele Leute Interesse haben.

Ich habe heute meine letzte Nachtschicht in der Bäckerei und auch David weilt derzeit ein paar Tage in Jerusalem; und dann trafen wir uns nach langer Zeit auch noch rein zufällig und ich fragte ihn sogleich nach Sderot aus. Er meinte, dass die Mehrheit der Leute glaube, in Sderot herrsche Chaos und Wild West. Nichts davon sei der Fall. Alles ginge seinen geregelten Gang und die Bewohner haben sich an die Kassam - Raketen aus Gaza gewöhnt. Man lebe halt damit.

Ich erwiderte, dass dies eine ziemlich traurige Tatsache sei. Und ob es einen denn nicht nervös mache, wenn da unerwartet die Sirenen zwecks neuen Rakentenangriffs losgehen ? Da steht man unter der Dusche, hockt auf dem Örtchen oder geht einkaufen und schon gehen die Sirenen los. Wohin dann ?

"Was denn für Sirenen ?" , fragte David. Man habe keine Sirenen. Sobald eine neue Kassam im Anmarsch ist, löst das Frühwarnsystem ein Tonband aus. Ein Tonband mit einer Frauenstimme, die dann durch die Lautsprecher Sderots ertönt und in ruhigem Ton folgende Worte sagt: "Zewa Adom, Zewa Adom …".

Immer wieder diese zwei monotonen Worte, die da übersetzt "Farbe rot, Farbe rot …" lauten. Danach hat man ca. 15 - 18 Sekunden Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.

David will unbedingt, dass ich ihn einmal in Sderot besuche.
Ja, würde ich schon. Für ein paar Stunden, aber nicht über nacht. Oder vielleicht doch ? Wir werden sehen ?

Und wo ich dann hinlaufe, wenn ich "Zewa Adom" höre ? Wie finde ich den Luftschutzraum ?

Luftschutzraum ?

Da gehe kaum noch jemand hin. Man suche halt irgendwo in Deckung und renne nicht ewig in den Luftschutzraum. Schaffen ja eh nicht viele bei 18 Sekunden. Ich solle mich neben eine Wand stellen und nicht auf einem freien Platz herumlaufen.

Und wenn es die Wand trifft ?

Pech gehabt.

In acht Jahren seien nur sieben Leute umgekommen und somit ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass mir eine Kassam - Rakete aufs Haupt fällt.

Na, man gut das zu wissen …..

Ausführliches zu Sderot:

http://www.sderotmedia.com/

Gestern flogen trotz Waffenstillstand zwei weitere Kassam - Raketen auf Sderot.

Reaktion Israels:
Keine, sondern nur Hoffnung auf Frieden.
Kein Wundern, denn wir hören ja auch kein "Zewa Adom".
Gebe es ein kollektives "Zewa Adom", sehe die Lage sicherlich anders aus.

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