Freitag, 1. August 2008

Die Vergessenen aus Gush Katif

B"H

Vor fast genau drei Jahren ließ der damalige Premierminister Ariel Sharon Gush Katif im Gazastreifen räumen. Jahre zuvor hatte er stets die Siedlungen im Gush unterstützt und gründlichst propagandiert, doch plötzlich kam der Umschwung. Wenn, ja, wenn die Palästinenser erst einmal den gesamten Gazastreifen für sich haben, ja, dann kommt so richtig Frieden auf. Die großen Raketenangriffe auf Sderot sowie den Wahlsieg der Hamas erlebte Sharon nicht mehr bewußt mit. Gut für ihn, schlecht für uns, denn die Bevölkerung ist es letztendlich immer, die mit den Fehlentscheidungen eines Premier leben muß. Und so sind sich heute, drei Jahre danach, fast alle einig:
Die Räumung Gush Katifs war eine Fehler. Frieden trat, wie erwartet, nicht ein. Eher das Gegenteil, denn die Hamas hat nun bessere Schußpositionen in die israel. Negev. Sderot und Ashkelon werden beschossen, Kiryat Gat und Ashdod sollen noch folgen.

Die Knesset entschied jetzt, einen Untersuchungsausschuß einzurichten, der die Behandlung der geräumten Gush Katif Bevölkerung unter die Lupe nehmen soll. Ausschußvorsitzender ist Zvulon Orlev von der MAVDAL (Nationalrelig. Partei). Viel erhoffen tun sich die ehemaligen Gush Katifler von dem neuen Ausschuß nicht. Die Entschädigungzahlungen hat die Regierung zwar weitgehend bewältigt, doch stehen noch immer weit mehr als 50 % der ehemaligen Gush Katifler auf der Straße. Neulich hieß es sogar 82 %.

Immer noch wohnen viele zur befristeten Miete oder werden anderweitig herumgestossen. Dabei hatte ihnen die Sharon - Regierung Land versprochen, damit sie neue Siedlungen bauen können. Die Einwohner der Gush - Orte wollten unbedingt zusammenbleiben. Zusätzlich ist ein Großteil der Leute aus dem Gush nach wie vor arbeitslos. Wer über 50 Jahre alt ist, hat auch auf dem hiesigen Stellenmarkt einen schweren Stand. Und wer will schon die ganzen ehemaligen Landwirte einstellen ? Selbständig wollten sie sich wieder machen, doch die Regierung gab kein Land frei. Wohin also ?

Etwas 8000 Menschen wurden vor drei Jahren aus dem Gush geräumt und weder Sharon noch Olmert hatten trotz großer Sprüche keine aktiven Lösungen bereit. Leute standen auf der Straße und man pferchte sie in kleine Hotel oder Pensionen. Wenn es sein mußte mit dem Knüppel. Wo sind heute all jene von damals, die so aktiv mit bei der Sache waren ?

2 Kommentare:

  1. 1. Wie steht es eigentlich tatsächlich um A. Sharon? Man erfährt hier in Dt. nullkommanix. Außer einer sachlichen 45minütigen Reportage (von R.C. Schneider, dem einzig sachlichen dt. Nahost-Reporter) über sein politisches Leben anläßlich der 60-Jahres-Feiern im Mai 2008 - allerdings ausgestrahlt auf einem öffentlich-rechtlichen Spartenkanal - ist es von keinerlei öffentlichem Interesse mehr, wie es um ihn steht. Mag man stehen zu ihm wie man will, aber ganz totschweigen ist auch keine Lösung. Oder?
    Apropos dt. Nahost-Reporter: Während, wie gesagt, Schneider's Reportagen sachlich-korrekt sind und mit fundiertem Hintergrundwissen aufwarten, ist das weibliche Gegenstück des Zweiten Dt. Fernsehens, deren Namen ich ganz bewußt ignoriere, von einer Voreingenommenheit beseelt, die schon fast krankhaft zu sein scheint. Wobei das keine ihr allein anzulastende Eigenschaft unter den Reportern der Anstalten des öffentlichen Rechts ist. Aber da hier und jetzt weiter auszuführen, wäre vergebene Zeit...
    2. Das klingt nach dem auch in Dt. beliebten "Das hat mein Vorgänger verbockt, damit hab ich nix zu tun" und "Irgendwann vergißt sich das". Entweder man hat ihnen Land und Entschädigung vertraglich zugesichert, dann dürfte es doch eigentlich keine Probleme geben. Abgesehen vielleicht von den Unannehmlichkeiten - auch finanzieller Art -, die durch ein Einklagen des Rechts entstünden. Wenn aber beides nicht geregelt wurde, sieht es wohl düster aus für die Betroffenen. Dann liegt es an den Anderen, zu helfen.

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    1.
    Ariel Sharon ist nach wie vor bewusstlos und es besteht keine Chance mehr, dass er jemals wieder aufwachen wird. Er liegt auf der Pflegestation einer REHA - Klinik nahe Tel Aviv. Seine Soehne besuchen ihn regelmaessig, haben sich aber ansonsten fast ganz aus der Oeffentlichkeit zurueckgezogen. Sein Sohn Gilad schreibt ab und zu polit. Kolumnen fuer eine israel. Tageszeitung. Sein Sohn Omri wurde gerade auf Bewaehrung aus dem Knast entlassen. Er war wegen Bestechungen zur Amtszeit seines Vaters verurteilt worden.

    Sharon selber ist in Israel keine Thema mehr. Vielleicht waere es nicht schlecht, wenn er einen Tag aufwachen taete und sehe, was sein Nachfolger Olmert alles verbockt hat !

    2.
    Die Regierung Olmert fuehlte sich an Sharons Zusagen nicht mehr gebunden und. Ploetzlich hiess es, dass sei alles nicht mehr aktuell und die Leute standen auf der Strasse. Quartierte Sharon die Leute aus Gush Katif noch in Hotels ein, lies Olmert alle wieder rausschmeissen.

    Insgesamt werde ich zum Thema "Gush Katif" in diesen Tagen noch mehr schreiben !!!!

    AntwortenLöschen