Sonntag, 20. Juli 2008

Am Israel Chai

B"H

Am gerade ausgeklungenen Schabbat hatte ich genügend Zeit, mich durch sämtlich Zeitungen zu wälzen. Da war zuerst einmal die MAARIV, welche in ihrer Wochenendausgabe große Berichte über Ehud Goldwasser und Eldad Regev brachte. Die einzelnen Schritte zum Gefangenenaustausch wurden nochmals erörtert. Nebenbei gab es ein seitenweises Interview mit dem Terroristen Samir Kuntar, der sich jetzt zum Ziel macht, Israel zu vernichten. Nicht erst "jetzt", sondern dies war schon sein Ziel als er 14 Jahre alt war.

Aufgelistet wurde Kuntars Zeit im israel. Sicherheitsknast. Dort durfte er schon kurz nach seiner Verurteilung zu 5x lebenslänglich + 48 Jahren Knast an einem Fernkurs der Offenen Universität teilnehmen. Ausgiebig lernte er über den Holocaust, israelische sowie zionistische Geschichte. "Um den Feind zu besiegen, muß man ihn verstehen und seine eigene Historie gehört nun einmal dazu", so Kuntar. Somit besitzt er jetzt ein B.A. und kam als kleiner Akademiker in den Libanon zurück.

Währenddessen bedanken sich die Familien Goldwasser und Regev für die landesweite Anteilnahme der gesamten letzten zwei Jahre. Und hier kommen wir zum Punkt. So manch einer im Ausland mag sich wundern, warum die israelische Bevölkerung soviel um Goldwasser und Regev trauert. Kommen nicht ständig Soldaten um ? Warum trauern alle "nur" um die Beiden ?

Israel ist ein kleines Land und irgendwie kennt immer jeder jeden. Alle sind verwandt, verschwägert, zusammen zur Schule gegangen oder haben gemeinsam in der Armee gedient. Und wenn ein nationales Unglück geschieht, dann wird es familiär bei uns. In der Kabbalah sowie dem Chassidismus heißt es, dass die Seelen aller Juden miteinander verbunden sind und dadurch das größte Mitgefühl und die allergrößte Sorge um seine jüdischen Mitmenschen entsteht. Dies wird besonders bei Unglücken deutlich. Auf einmal halten alle zusammen, egal wer und wie.

Zwei Jahre lang sahen und hörten wir die Familien Goldwasser und Regev fast täglich in den Medien. Häuserwände waren mit Plakaten zugeklebt, Websites für Ehud und Eldad, und und und.
Und da Israel so ein kleines Land ist, transformierten Ehud (Udi) und Eldad zu "unserem Udi und unserem Eldad". Allmählich wurden die Goldwassers, Regevs, Arads und Schalits unsere Familie und jeder litt / leidet mit.

Ich weiß nicht, ob es diese Mentalität in dem Maße anderswo auf der Welt gibt. Aber genau diese Mentalität ist es, welche Israel so sehr von anderen Ländern unterscheidet und besonders lebenswert macht.

Eine andere Zeitung brachte einen riesigen Artikel zum Zweiten Libanonkrieg sowie zum Fall Goldwasser / Regev. Ein herausragender Artikel einer Zeitung, der man solch ein Thema auf den ersten Blick nicht gerade unterstellt. Dem "HaModiah" der litvischen Haredim (Ultra - Orthod.) sowie der chassidischen Gruppe Gur.

Professionell und doch gefühlvoll brachte "HaModiah" es fertig, Details aufzulisten. Und was andere nicht tun, tat gerade diese Zeitung. Ein Journalist fuhr an die Nordgrenze zum Libanon und sprach mit den Bewohnern der dortigen Kibbutzim und Moshavim. Über ihre Ängste und den alltäglichen Drohgebärden der Hizbollah nur mehrere Meter entfernt; gleich hinter dem Grenzzaun. Was die israel. Presse sonst nicht berichtet sind die täglichen Explosionen auf libanesischer Seite, welche die Hizbollah als Warnung gegenüber Israel loslässt. Ein sehr guter langer Artikel und äußerst lesenswert !!!

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