Donnerstag, 24. Juli 2008

Der Multi - Kulti Park

B"H

Die Gegend ist, für jedermann offensichtlich, versifft. Vor Jahren wurde der neue Busbahnhof in Tel Aviv - Süd fertiggestellt. Ein Monument der Moderne im Nahen Osten sollte er darstellen. Kurz darauf jedoch wurde er zu dem, was er heute noch ist; ein häßlicher Betonklotz inmitten eines Ghettos. Junkies und Obdachlose konnte man weitgehend verbannen, was allerdings einiges an Zeitaufwand bedurfte, denn vorerst scherte sich niemand so recht um das Problem. Immerhin gibt es ein MIKLAT, eine Obdachloseneinrichtung, im Untergeschoß. Da israelische Busbahnhöfe nicht nur Busse, sondern fast immer auch eine Shopping Mall beinhalten, breitet sich das Einkaufsangebot in Tel Aviv gleich über mehrere Stockwerke aus. Dort etwas zu essen oder trinken, kann ich kaum empfehlen, denn es ist übel teuer. Insgesamt ist der Busbahnhof ein Durchgang und wer nicht muß, der hält sich nicht lange auf.



Tel Aviv - Süd mit Busbahnhof


Shoppen und Kaffeetrinken tun dort fast allabendlich Hunderte von philippinischen Gastarbeitern und wer besonders am Schabbatausklang (Mozzaei Schabbat) durch den Busbahnhof geht, der meint, er sei in Manila, aber garantiert nicht in Israel. Viele Ladeninhaber haben sich längst auf die neue Kundschaft eingestellt und verkaufen nun asiatische Spezialitäten statt Humus. Ebenso gibt es Läden mit afrikanischen Zutaten und Nahrungsmitteln, denn draußen vor der Haustür im Levinsky - Park und Umgebung, hausen Hunderte von Afrikanern. Die aktuelle Zahl der in Israel asylsuchenden Afrikaner beläuft sich auf 9000. Davon sollen ca. 1000 Darfur - Flüchtlinge sein. Und die Wenigsten der Darfur - Leute erhielt bisher ein Bleiberecht. Die Regierung hat eh noch nicht entschieden, was genau aus diesen Flüchtlingen werden soll und man würde sie am liebsten wieder zurück nach Ägypten schicken, von wo aus sie die Grenze zu Israel illegal überquerten.

Gemütlich und sauber war die Gegend um den Busbahnhof noch nie. Auch nicht um den Alten, dessen Überreste nur ein paar Hundert Meter weiter zu finden sind. Überhaupt ist die Gegend um den Levinsky - Park ein Gemisch aus multikulturellem Israel, Asien und Afrika. Nebendran tummeln sich auch noch ein paar russische Junkies auf dreckigen Matratzen liegend. Ein Gang durch den kleinen Park zeigt zwar ein schockierendes Bild mit all den Afrikanern auf dem Rasen schlafend. Doch wenn ich durchgehe, dann zeigt es auch ein Quentchen Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die es in Afrika oder anderswo nicht gibt oder gab. Es ist Sommer und abends kann es im Park sogar richtig gemütlich werden. Philippinische Freunde tun sich zusammen und feiern und die Afrikaner sind ebenso dabei.



Afrikaner auf "Asyl" in Israel


Was mir auffällt ist, dass die Afrikaner zumindest versuchen, sauber gekleidet herumzulaufen und die zugekifften Russen nebendran fallen dabei als regelrechter Schandfleck ins Auge. Pünktlich am Morgen stehen die Afrikaner am Straßenrand und warten auf Jobangebote vorbeifahrender Autofahrer. Hier mal was anstreichen oder da ein Umzug. Alles illegal, aber immerhin. Während die Russen noch zugedröhnt pennen, sind die Afrikaner bereitwillig zur Stelle. Und das alles zwischen dem Levinsky - Park und dem Russengeschäft "The Kingdom of Pork Factory", wo munter Schweinefleisch verkauft wird. Eine Straße weiter dann der Straßenstrich samt Striptease - Shows". Hier herrschen überwiegend die Russen, aber immer mehr israel. Falafel - Stände tun sich auf.



Photo: Zwischen Busbahnhof und Straßenstrich



Zahlreiche Israelis begannen ihre ausrangierte Kleidung im Levinsky - Park abzustellen, wo sich die Afrikaner etwas aussuchen können. Obwohl illegal und immer am Rande der Abschiebung, erweisen sich gerade die Afrikaner als ehrgeizig. Viele von ihnen sind, nach eigenen Angaben, Akademiker und wollen etwas erreichen. Und so berichtet das israel. Wirtschaftsmagazin "The Marker" schon von einigen Businesseröffnungen. Und wer in der Levinsky auf und ab geht, der sieht so israel. - fremde Geschäfte, wie den Friseursalon, welcher sich auf "Afro - Haar" spezialisiert hat oder die Jobagentur "Manila".

Aber nicht immer verläuft alles so wunderbar romatisch und tolerant. Die israel. Anwohner fühlen sich durch die Gastarbeiter überfremdet und fürchten um den Wert ihrer Immobilien. Ganz zu schweigen vom Schweinefleischangebot. Die umliegenden Ladeninhaber jedoch haben sich schon Jahre auf die neue Kundschaft eingestellt und alles wird relativ billig verkauft. Die Tel Aviver haben sich an die Afrikaner gewöhnt. Auch daran, dass sich viele von ihnen täglich vor den Büroräumen der UNO in der Ben Yehudah anstellen und auf Einlaß (um 9.00 Uhr) warten. Die UNO soll den Aufenthalt regeln, denn die Afrikaner wollen bleiben und sich ein Leben aufbauen. Solange Israels Gastarbeiter sich ruhig verhalten und nicht lautstark nach etwas schreien, gibt es keine wesentlichen Proteste aus der Bevölkerung. Dass, was stört sind besonders christliche Gastarbeiter wie die Philippinas, die meinen, den Judenstaat mit Kirchen überziehen zu müssen. Auch am Busbahnhof wurden illegal Kirchen bzw. Gebeträume errichtet und ein Missionärspaar tat sich da besonders hervor. Beide sind (ich weiß nicht, ob sie noch im Lande weilen) illegal in Israel, wohnen in einer Nebenstraße am Busbahnhof. Der Mann ist ein Weißer aus Afrika und die Frau kommt aus Ostdeutschland.

Israel ist ein überaus tolerantes Land, aber bei relig. Angelegenheiten kann es oftmals zum Umbruch kommen. Und das nicht nur beim relig. Bevölkerungsteil.

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