Freitag, 10. Juni 2011

Weibliche Konvertitinnen sowie Neureligiöse und die Verkupplung mit älteren Männern


Gesehen in Bnei Brak bei Tel Aviv

Photo: Miriam Woelke

B"H

Zu meinen Freunden in Israel gehören, u.a., ein paar Konvertiten zum Judentum sowie recht viele gebürtige Juden, welche im späteren Verlauf ihres Lebens religiös geworden sind. Sogenannte “Ba’ale’i Teschuva". Wenn es jedoch zum Thema “Schidduchim” (den passenden Ehepartner zu finden) kommt, dann werden beide Kategorien nur allzu häufig mit demselben Problem konfrontiert. Die Schadchanit (Heiratsvermittlerin) schlägt den Betreffenden zuerst ihre hoffnungslosen Fälle vor, die sie da immer noch loswerden bzw. unter die Haube bringen will. In der Praxis schaut dies oft so aus, dass relative junge Konvertitinnen zum Judentum sowie neureligiöse geborene Jüdinnen oftmals ältere Herren angeboten bekommen. Nicht selten stellt da eine 30 – jährige Frau erschrocken fest, dass sie beim Schidduchtreffen mit einem über 50 Jahre alten Mann am Tisch sitzt.

Ist das nicht unfair, wenn die Schadchanit eine junge Frau mit einem alten Knacker verkuppeln will ? Immerhin will die Frau sicher noch Kinder haben; kurz gesagt, eine Familie haben und nicht jemanden, der ein gewisses Alter überschritten hat und eher eine Pflegerin oder Haushälterin sucht als einen richtigen Ehepartner.

Vor etwas mehr als einem halben Jahr traf ich im nordisraelischen Zfat auf ein Ehepaar, bei dem die Frau ganz sicher nicht älter als 24 Jahre alt war. Ihr Gatte hingegen hatte die 50 überschritten und gemeinsam sahen sie aus wie Vater und Tochter.

Die junge Frau stammte ursprünglich aus Deutschland und war offenbar zum Judentum konvertiert. Ihr älterer Gatte, ein neureligiöser Breslover Chassid, war Israeli, sprach aber Deutsch und beide leben in einem deutschsprachigen Land. In Israel befanden sie sich nur kurze Zeit auf Besuch.

Die Beiden wussten nicht, dass ich Deutsch verstand und am Anfang war mir ebenso wenig bekannt, dass beide überhaupt Deutsch sprachen. So traf ich zum ersten Mal bei einem relig. Vortrag auf sie, bei dem der Gatte behauptete, er sei Direktor einer relig. Schule an ihrem Wohnort in Europa. Mir war klar, dass er log, denn er sagte es auf eine bestimmte Weise und seine Frau verstand eh nur Bahnhof, denn sie war der hebräischen Sprache nicht mächtig.

Hinterher war ich mit meinem Laptop beschäftigt, während die junge Frau ihrem Gatten schwere Vorwürfe machte. Er solle sich endlich einen Job suchen und sie wolle eine richtige Familie mit Kindern. Er aber hänge nur ziellos herum und nichts bewege sich in ihrem Leben. Ständig ohne Geld und hier auf ihrem Israelbesuch campieren sie teilweise bei seinen Freunden auf einer Couch. Am Ende der Diskussion drohte die junge Frau sogar mit Scheidung, denn so habe sie sich ihr Leben nicht vorgestellt.

Dem Gatten war es sicherlich nicht unrecht eine junge Frau zu haben, denn der kann man sagen, was sie zu tun hat. Man kann sie formen, aber in dem Fall des Ehepaares gelang dies nicht immer. Die junge Deutsche klang sehr entschlossen und liess sich nicht alles einfach so gefallen.

Der besagten Frau hätte ich eher einen Mann in ihrem Alter gewünscht, der da mit voller Energie durchs Leben geht und sich nicht auf die faule Haut legt. Andererseits mag das Paar ja glücklich sein und alle Probleme haben sich daher hoffentlich in Luft aufgelöst. Ob eine junge Frau sich dennoch einen wesentlich älteren Partner aufschwatzen lassen sollte – darüber hege ich nach wie vor meine Zweifel.

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