Mittwoch, 28. April 2010

Von der Kaffeelust und dem Überschuß

B"H

Seit ca. acht Jahren grasiert in Israel der Kaffedurst. Vorher gab es ihn auch, doch eher limitiert. Kaffee Bots (Schlamm), womit der Türkische Kaffee gemeint ist sowie den allseits beliebten und mir verhassten löslichen Nescafe. Richtiger Bohnenkaffee war oft Fehlanzeige und wenn, dann wurde ein kleiner Plastikfilter auf die Tasse gesetzt und der Kunde wartete, bis alles durchgelaufen war.

Mit "Cafe Hillel" kam vor einigen Jahren Schwung in die Bude und die Jerusalemer entdeckten als erstes das Kaffeehausvergnügen mit europäischem Touch. Nicht nur Middle East Flair a la Kaffee Bots und Wasserpfeife, sondern a la Paris. Das kam an und die Kaffeeketten (Aroma, Cafe Joe, Neeman, usw.) sprossen nur so aus dem Boden. Man roch das große Geld, doch Sieger bleiben die genannten Ketten und nicht unbedingt der kleine Kaffeehausbesitzer. Dennoch läßt die Eröffnungslust jener Unternehmer des schnellen Gewinnes nicht nach und Cafes spriessen aus dem Boden wie Falafelstände. Oft schliessen sie nach kurzer Zeit wieder, denn die Kundschaft treibt es zu Ketten wie AROMA mit den Sonderangeboten.

Am Jerusalemer Machane Yehudah Markt befinden sich gleich mehrere Cafes. An der Agrippas (gegenüber vom Markt) finden wir "English Cake". Das "English Cake" war zusammen mit dem im Markt gelegenen "Mizrachi" unter den Ersten, die sich ansiedelten und den Markt nicht nur als Gemüseparadies sahen. Danach eröffnete im Markt das "Emil" und dann auch noch die Riesenkette "Aroma".

"Aroma" kam, sah und siegte. Ein nettes Team, was fix arbeitet. Dank Mudi (Mahmoud) und Chedwa. Der Gebäckstand nebendran zog mit und bot die Tasse für nur 5 Schekel (1 Euro). Aroma verlangt 10 (2 Euro) wobei die Tasse größer ist. Kurz gesagt, alle suchen den Kaffeeprofit und soviel Kaffee wie heute gab es noch nie. Ich rede von gutem Kaffee auf Niveau und nicht vom Nes(cafe).

Jetzt prangt ein Schild gegenüber unserer Bäckerei / Ecke Agrippas - Shilo Street. Dort wird eine alte Ruine gerade in ein neues Cafe verwandelt, dabei will die Bäckerei auch eines eröffnen. Platz haben wir neben dem Laden, doch seit Jahren bestehen nur Pläne und der Umbau steckt unter "Fernerliefen" fest. Derweil hopsen die Kakerlaken durch den Lagerraum, der einmal Cafe werden soll.

Gegenüber war man schneller und baut um. Das Fatale jedoch ist die Location. Keiner schaut an der Agrippas um die Ecke in die Shilo, sondern geht schnurstracks in Aroma. Falls die Bäckerei jemals in die Gänge kommt, ginge es sogar uns noch besser, denn wir haben einen Namen. Bei dem zukünftigen Cafe gegenüber aber sehe ich schwarz.

Soviel zur Jerusalmer Kaffeewut !

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