B"H
Es ist Pessach und der erste Feiertag ist in Israel gerade zuende gegangen. In der Diaspora ist dies erst morgen abend der Fall. Sonne und warmes Wetter machen den Feiertag doch noch zu einem Ausflugsevent. Schon heute war der Tel Aviver Strand übervoll.
Die Pessach Seder wurde bei Chabad in Ramat Aviv draussen gefeiert und alles erinnerte eher an Sukkot (Laubhüttenfest). Trotz ursprünglich anderer Pläne fuhr ich letztendlich kurz vor Beginn des Feiertages mit dem letzten Bus nach Ramat Aviv; Tel Avivs reicher Norden oder anders gesagt "Ramat Aviv - das Beverly Hills von Tel Aviv".
Seit einiger Zeit hat sich Chabad dort niedergelassen und innerhalb eines Shopping Centers eine Synagoge sowie eine Yeshiva (relig. Schule) errichtet. Man breitet sich aus und die meist säkuleren Ramat Aviver sind nicht gerade begeistert. Beschwerden gab es. Vor allem das sich Chabadnikim vor den Schulen postieren und Jungen Tefillin (Gebetsriemen) anlegen lassen. Eigentlich eine Mitzwah, doch die Eltern ahnen eine Ausbreitung von Chabad oder der Religion überhaupt.
Gestern abend allerdings hatten die Chabadnikim ca. achtzig Sedergäste. Darunter die Mehrheit aus Ramat Aviv; Leute, die ansonsten niemanden zur Pessach Seder hatten und alleine waren. Jenen Leuten ermöglichte Chabad ein tolles Event, genauso wie weltweit die Chabad Schlichim Pessach Seders veranstalteten. Tausende Juden im Ausland bekamen so ihre Seder und koscheres Essen.
Was ich nicht wusste war, dass die Chabadnikim von Ramat Aviv "Meschichisten" sind. Jener Teil von Chabad, der glaubt, dass der siebte und letzte Lubawitscher Rebbe Menachem Mendel Schneerson der Meschiach ist. Und so kam es dann auch bei Abendgebet "Maariv" zu Meschiachrufen "Yichi Adonenu …".
Ich traf relativ früh ein und so half ich Chabad bei den letzten Vorbereitungen. Zumindest bin ich jetzt im Besitz einer "Meschiach Plastiktüte". Einer großen weissen Tüte mit einer gelben "Meschiach Krone" darauf. Und einer "Meschiach Hagaddah" zur Seder gab es auch.:-)
Es war ein tolles Event, nur dauerte es zu lange, denn der Rabbi liess sich ungemein Zeit. Wer Israelis kennt, der weiss, dass sie schnell gelangweilt sind, wenn nichts vorwärts geht. Der Rabbi redete und nach einer Weile knabberten schon die Ersten an den Mazzot. Als gegen Mitternacht das Essen aufgetragen wurde, blieb auch noch eine Fischgräte im Hals eines achtjährigen Jungen stecken und die Mutter keifte hysterisch. Man half und die Gräte flog heraus.
Danach wurde Fleisch und Huhn aufgetragen und ich machte mich langsam auf den Heimweg, der aus 1,5 Stunden Laufen bestand. Gegen kurz vor drei Uhr fiel ich endlich ins Bett, doch mit Chabad Ramat Aviv bleibe ich in Kontakt.
Den Mittwoch und Donnerstag will ich für diverse Ausflüge nutzen; wie alle Israelis auch. Das Land ist auf den Beinen und bei dem idealen sonnigen Wetter werden die Ausflugsziele überlaufen sein. Es gilt, sein Essen mitzubringen oder vorher im Supermarkt einzukaufen, denn an Pessach ist alles doppelt so teuer. Selbst das Eis.
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