Donnerstag, 24. Februar 2011

Wo sind meine Gedanken ?

B”H

Der Baal Shem Tov sagte einmal, dass ein Mensch dort ist, wo sich seine Gedanken befinden. Um diese chassidische Aussage auf die Aliyah (Einwanderung nach Israel) zu beziehen: Wer stetig an sein vorheriges Heimatland denkt, der ist nicht nach Israel eingewandert, sondern befindet sich nach wie vor daheim. Der Körper befindet sich in Israel, doch die Gedanken sind im früheren Heimatland und somit fand die Aliyah niemals statt.

Ich erlebte viele solcher Neueinwanderer, die es einfach nicht schafften, ihre Gedanken auf Israel zu konzentrieren. Bei mir fand das genaue Gegenteil statt. Wahrscheinlich, weil ich schon viele Jahre zuvor in Israel gelebt hatte. Ich war in einigen Kibbutz – Ulpanim zum Hebräischsprachkurs. Die Kibbutzim zogen uns durch das ganze Land auf Trips und Erklärungen zur Geschichte des Staates Israel. Die Landessprache erlernten wir von Muttersprachlern, die uns gleich dazu den landesüblichen Slang und die damit verbundene Soziologie lehrten. Wir hörten täglich im Unterricht die Radionachrichten und diskutierten sie durch. Als ich den letzten Sprachkurs verliess, zog ich in die Stadt und legte Wert auf israelische Mitbewohner. Kurz gesagt ich nahm die Worte meiner letzten Ulpanlehrerin Mimi wörtlich: Eine erfolgreiche Eingliederung in das Land findet aufgrund der Sprache sowie der Sozialisierung statt. 

Ich renne nicht herum und teile jedem meine Herkunft mit, sondern bin Normalo – Israeli mit einem Akzent in der Landessprache. Tausende Israelis haben einen Akzent und ab und an fragt mich jemand, woher ich komme. Wenn die Sprache auf das Thema “Wo man geboren wurde”, kommt es ab und an vor, dass einige Leute überrascht sind, dass ich nicht in Israel geboren worden bin. Sage ich “Deutschland”, erfolgt meist ein Nicken und das war es. Angemacht worden bin ich nie, aber das liegt meiner Meinung nach am Verhalten des Neueinwanderers. Was mir jedoch passierte war, dass ich als Deutsche in der Hinsicht verlacht worden bin, weil ich anfangs pünktlich zur Arbeit erschien und sogar arbeitete. Da kamen schon die Sprüche auf. Humorvoll und nicht ernst gemeint. Insgesamt aber “erleidet” jeder Neueinwanderer den meist sarkastischen Spott der Israelis. Wobei ich vielleicht erwähnen sollte, dass die Russen nicht selten richtig fahrig angegangen werden, aber das hat andere Gründe.

Der Franzose wird aufgrund seines Akzents nachgeahmt genauso wie der Amerikaner. Bei mir war es immer die pedantische Arbeitsweise (die ich schon längst abgelegt habe). Man muss halt damit umzugehen wissen, richtig antworten und nicht alles so tierisch Ernst nehmen.

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