Mittwoch, 9. Juni 2010

Jaffa Road - Rehov Yaffo

B"H

Die Jaffa Road gehört zu Jerusalem wie die Klagemauer (Kotel). Touristen werden bei jedem Jerusalembesuch zuerst mit ihr konfrontiert, denn der Zentrale Busbahnhof liegt direkt an der Jaffa. Von hier aus fahren die Stadtbusse ab. Wer weiss, wie lange noch, denn die Straßenbahn kommt. Viele Male wurde der Termin zur Einweihung des neuerbauten Schienennetzes bekannt gegeben, aber immer wieder verschoben. Pleiten, Pech und Pannen, so das Motto der Stadtverwaltung. Kein Geld mehr oder die Technik versagt. Da sehne ich mir glatt ein Jerusalem zurück, wo noch alles beim Alten war. Vor zehn Jahren war die Jaffa eine enge Straße, doch dennoch der Mittelpunkt der Stadt. Wer erinnert sich nicht an die Enge der Straße am Machane Yehidah Markt. Damals als die angrenzenden Häuser noch nicht baulich verschoben waren, um eine breitere Jaffa Road herbeizuführen. Damals als die Stadtbusse von Egged noch am Fussgänger zwischen Markt und der schräg gegenüber liegenden Krankenkasse "Kupat Cholim Me'uchedet" vorbeirauschten und jeder von uns bei Regenwetter nassgespritzt worden ist. Damals als die alte Bettlerin vor dem Machane Yehudah ihre kleinen Tehillim - Bücher verkaufte. Sommer wie Winter sass sie stumm da in ihrem Mantel und schaute auf die in einem kleinen Pappkarton vor ihr aufgestapelten Psalmen - Bücher. Weiter unten (gen Busbahnhof) standen die kleinen Schlosserein und Möbeltischlereien.

All das wurde vor einigen Jahren mit dem Bau der Straßenbahn anders. Häuser wurden seither versetzt und die Jaffa gleicht auf mehreren Kilometern Länge einer Baustellenkatastrophe ohne Ende. Vielseits nur einspurig befahrbar und morgens findet man die Bushaltestelle nicht mehr, die noch am Tag zuvor dastand. Improvisationen zwecks Schienenverlegung.

Ab August wird die Jaffa Road auch noch für die letzten, auf ihr fahrenden, Autos gesperrt. Keine Busse oder Taxen mehr. Dann ist Ruhe und die Geschäftsleute sehen einem Business - Eldorado entgegen. Statt Auspuffabgase viel Grün und draußen sitzen. Irgendwann fährt die Straßenbahn zwischendurch. Veränderungen sind jetzt schon sichtbar. Neue Geschäfte machen auf. Vom Zion Square bis zum Machane Yehudah. Essen wird in Jerusalem groß geschrieben und so macht eine Pizzeria, ein Falafelstand, Kaffeehaus oder eine Bar nach der anderen auf. Gefressen wird immer und da lässt sich was verdienen.

Auch im einst heruntergekommenen und von Ratten (in den Gossen) besiedeltem Machane Yehudah Markt neigt sich viel der Moderne zu. Die neuesten zwei Schreie:

- IMMA (Mutter) machte einen Kube (Fleisch - Pilzkroketten) stand auf. Schaut nobler aus als das IMMA Restaurant weiter unten in der Agrippas Street und die genauen Preise habe ich daher noch nicht erforscht.

- In einem der Mittelgänge machte ein Seifenstand auf. Drinnen war ich auch dort noch nicht, denn zwei komische Alternativ - Teesocken - Tussen sassen draußen nicht gerade einladen auf kleinen Hockern.

Ich sehe es kommen: Wie noch vor 40, 50 oder 60 Jahren nimmt die Jaffa wieder den zentralen Mittelpunkt der Stadt ein. Wer hätte das gedacht als er vor mehr als zehn Jahren vor den Tischlereien an der Me'uchedet nassgespritzt wurde, wenn der Bus durch eine Pfütze raste ?

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