Dienstag, 22. Juni 2010

Miethaie in Nachlaot

B"H

Ehrlich gesagt habe ich heute keine große Lust auf die Politik, denn Netanyahu ist wieder einmal umgefallen und gab nach: Die Blockade nach Gaza wurde gelockert, aber Gilad Shalit steht immer noch ohne jegliche Hilfe da. Anstatt der Hamas klipp und klar bekannt zugeben, es laufe nichts, ohne dass das Rote Kreuz Shalit besuche … nein, unser Premier ist so doof und gibt dem internationalen Druck sowie der Hamas nach. Da fehlen einem die Worte !

Also wird es Zeit für Jerusalemer Lokalnachrichten ! 
Heute aus dem Stadtteil Nachlaot, in welchem unsere Bäckerei ansässig ist. 
In der Innenstadt, gleich neben dem Machane Yehudah Markt.

Nachlaot entwickelte sich in den letzten paar Jahren zum absoluten IN - Stadtteil für Künstler sowie Studenten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten hier meist sephardische Neueinwanderer aus Kurdistan, dem Irak oder Marokko … heutzutage aber finden wir viele amerikanische Neueinwanderer und moderne sowie relig. Israelis. Egal ob Ashkenazi oder Sepharadi.

Im Jahre 2002 wohnte ich in Nachlaot und damals wollte kaum jemand in den Stadtteil ziehen. Die German Colony oder Katamon waren absolut "in". Heute dagegen ist es umgekehrt und die hohe Wohnungsnachfrage brachte wieder einmal die Vermieter auf die Wucheridee. Stinkende vermoderte Löcher wie Lagerräume werden für 2000 und mehr Schekel (ca. 400 Euro) pro Monat vermietet. Drei - Zimmer - Wohnungen sind unter 4000 Schekel (ca. 800 Euro) gar nicht mehr zu haben; dabei ist die Wohnungsqualität mit tropfenden Dächern und sonstigem nicht immer dem Preis entsprechend.

Nun geht eine Studentengruppe auf die Barrikaden und gründete sogar eine Facebook Group gegen den Mietwucher im beschaulichen Nachlaot. Man wolle keine reichen Amerikaner, die alles wegkaufen, sondern einen israelischen Stadtteil mit Jerusalemcharakter. Täglich ziehen Mitglieder der Gruppe los und schreiben mit Fettstift auf in den Strassen aushängende Mietangebote "Oschek - Raub". Vermieter sollen dazu gebracht werden, ihre Preise wieder normal zu gestalten, aber wer glaubt daran, dass die Wirklichkeit wird.

Wer momentan eine Wohnung in Jerusalem sucht:
Der Wohnungsmarkt ist tot. Die Nachfrage zu hoch und alles kloppt sich um die paar freien Wohnungen. Suchende sollten mindestens 3 Monate Wohnungssuche einplanen. Und wundert Euch nicht, wenn Ihr allen möglichen heruntergekommenen Müll angeboten bekommt.

In Tel Aviv schaut die Lage nicht wesentlich positiver aus, es sei denn, Ihr seid bereit hinaus in die Pampa zu ziehen und jeden Tag in die Stadt zu pendeln.



Hauswandposter der Nachlaot - Protestler: 
Vermieter sollen nicht dem Mietwahn erliegen und stattdessen faire Preise offerieren. Dieses Poster sah ich gestern an einer Hauswand in der Nissim Bechar Street in Nachlaot. 


Photo: Miriam Woelke

4 Kommentare:

  1. Wie heisst die Gruppe? ICH MUSS DA REIN!

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  2. Ja, wir haben das Glück die vier Wände unserer Tropfsteinhöhle unser Reich nennen zu dürfen. Gemietet, nicht gekauft.

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  3. :-)))))))))))))))))))))))


    Ich glaube kaum, dass jemand gegen die hohen Mietpreise angehen kann. Wenn die Nachfrage stimmt, kann es doch den Vermieter voellig egal sein und einen Dummen finden sie immer.

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