Samstag, 7. Januar 2012

Deutsche bei den Haredim


Gesehen in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke
B”H 

Auf meinem e – mail account lief eine ziemlich dumme Bemerkung Israels Haredim (ultra – orthodoxer Juden) gegenüber auf und ich überlege noch, die Message überhaupt zu beantworten. Was mir jedoch dabei erneut auffiel ist, dass Haredim in Deutschland so gut wie unbekannt sind. Fast jeder meint, er sei qualifiziert genug, zum Thema zu berichten. Immerhin gehe er hier und da mal zu Chabad oder Nichtjuden sehen ein Mitglied der chassidischen Gruppe Chabad (Lubawitsch) von Weitem. Wer hingegen die Realität des haredischen Lebens kennen lernen will, der ziehe nach New York, New Jersey, London, Manchester, nach Zürich oder Wien oder eben nach Israel. Und dort schaue man sich nicht nur oberflächlich in jüdischen Gegenden (Beispiel: Golders Green in London) um, sondern werde ein Teil der Gesellschaft. 

Fast zwei Jahre lang war ich auf einer haredischen Schule (“Yeshiva” oder um den exakten israelischen Ausdruck zu benutzen: “Michlalah”). Ich war allerdings schon aus der Schule heraus und hatte mich, aus persönlichen Gründen von der haredischen Gesellschaft etwas entfernt als ich zufällig eine junge deutsche Frau kennen lernte, die in Deutschland zum Judentum konvertiert war und seitdem in Israel lebt. Ob sie Aliyah machte oder sich lediglich mit Touristenvisum in Israel aufhält, kann ich nicht sagen. Jedenfalls schloß sie sich der orthodoxen Riege des Judentums an und besuchte (als ich sie kennen lernte) ein litvisch – haredisches Institut für junge Frauen. 

Die Einrichtung ist mir bekannt, denn ich selbst verbrachte dort ein paar Tage. Auf Probe, um zu sehen, ob ich mir ein Studium dort vorstellen könnte. Ich konnte nicht, denn meine Absicht war es, Gemara (sprich Talmud) zu lernen und besagtes Institut bot solcherlei Studien nicht an. Am Ende landete ich auf einer anderen litvisch – haredischen Einrichtung mit Talmudstudien. 

Israels Haredim bestehen längst nicht nur aus Israelis, sondern Tausende amerikanische Juden zogen nach Israel. Sie machten Aliyah. Ein Trend, der sich immer weiter fortsetzt und die Mehrheit kommt mit der Aliyahorganisation “Nefesh be’Nefesh”. Ebenso ziehen britische, südafrikanische oder australische Haredim nach Israel. Allgemein unterscheiden sie sich häufig von den in Israel aufgewachsenen Haredim. Allein durch die Mentalität, dem Ausleben der Religion sowie vielerlei interne religiöse Auffassungen. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man direkt meinen, die Diaspora – Haredim seien “light” und moderner. Das mag in vielerlei Hinsicht stimmen, doch kommt es immer auf die Betrachtungsweise an. Oft erlebte ich es, dass gerade die israelischen Haredim eher toleranter sind als jene Zugezogenen aus dem Ausland. Wobei der Aspekt zwischen “geboren religiös und neureligiös” eine weitere entscheidende Rolle spielt. Eine extrem wichtige sogar, was ich auf meinen relig. Blogs immer wieder anspreche und besonders betone. Aber dazu in späteren Artikeln etwas mehr. 

Die junge Frau fiel mir auf, weil sie sich absolut dem Leben der Anglo – Juden hingegeben hatte. Natürlich kam der große Einfluss diesbezüglich von der sich in Jerusalem befindenen relig. Einrichtung, in der sie lernte. Dort werden Programme für Amerikaner, Briten, Australier, Kanadier, etc. angeboten genau so wie hebräische, und ich glaube auch spanische und franz. Programme. Nach einiger Zeit im Programm transformierte die junge Deutsche fast zur Amerikanerin. Es war klar, dass sie nicht aus den USA kam; allein schon ihres deutschen Akzentes im Englischen wegen. Dennoch gab sie sich vollkommen amerikanisch. Von Deutschland keine einzige Spur mehr. Und da dachte ich immer, in Israel werde man zum Israeli. Falsch gedacht. Die junge Frau wurde hierzulande zur Amerikanerin. 

Zwischenzeitlich wechselte sie in ein Arbeitsverhältnis und lernt schon lange nicht mehr in besagtem Institut. Nach wie vor lebt sie in Jerusalem, wenn man von Zwischenaufenthalten in den USA absieht. Was natürlich jetzt fehlt ist ein Ehemann, den sie anscheinend sucht. Einen amerikanischen Juden, nehme ich einmal ganz stark an. Sie als haredische Frau, da muss natürlich ein haredischer Mann her und eben das ist nicht so einfach. Nicht, wenn man als Konvertit aus Deutschland kommt, denn bis heute sieht die haredische Gesellschaft in Deutschland das Nazitum. Nicht, dass Hitler und Anhängerschaft immer noch existieren, doch sind nicht viele amerikanische relig. Familien bereit, jemanden Deutsches in die Familie einheiraten zu lassen. Vergessen wir nicht, dass im Holocaust viele 100,000 Haredim von den Deutschen umgebracht worden sind und dass zahlreiche Überlebende nach dem Krieg nicht nur nach Israel zogen, sondern insbesondere in die USA. An erster Stelle stand dabei New York. 

Allein aus dem Grund ist es nicht einfach für die junge Frau, die ja konvertierte und daher die Familie theoretisch Hitler zumindest gewählt haben könnte, einen amerikanisch haredischen Gatten zu finden. Eben weil relig. amerikanische Juden nicht gut auf Deutschland zu sprechen sind. In Israel ist das nicht anders, dennoch bestehen oft Gelegenheiten, Haredim auf anderen Wegen kennen zulernen. Vielleicht nicht immer toleriert, wenn dies auf eben jenen anderen Wegen geschieht, doch existieren tut es. 

Haredim, die sephardischer Abstammung sind, tun sich mit dem Holocaust teilweise etwas leichter, denn sie haben nicht immer diese Vergangenheit in der eigenen Familie. Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass Generalfeldmarschall Erwin Rommel mit seinem deutschen Feldzug in Nordafrika genau so marokkanische, tunesische oder anderweitige nordafrikanische Juden in den Tod schickte.

12 Kommentare:

  1. Only a few people see it as problematic, I believe. And even those few would see the difference between 'German German' and a German who undergoes giyur and is then a Jew. I don't think many people would object to that, especially those who are themselves of German (Jewish) descent, since they are typically more familiar with the country (language, having been there etc) than "typical" people who don't.

    The "anti-German" feeling some people have is 99% simply ignorance. Whenever I meet anyone like that I point out that the Austrians were just as guilty; the camps were built in Poland for a reason (because the Poles hated Jews as much as the Germans did); the French had the Vichy-government; the Italians were fascists (though not as anti-Semitic); the Brits wouldn't let Jews into the country until fairly recently; etc.... In other words, every country in the world is to blame. Singling out only Germany is silly.

    And I think it would be much wiser for those who hate Germany to focus on the ideology that caused so much bloodshed. There are people in Israel whose ideology is the same - and I am not talking about Russian Neo-Nazis in Petach Tikva, but about the Kach/Kahane followers...

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  2. B"H

    I have never really come across any anti - German ideology in haredi society but I heard that, in Shidduchim, it may be an issue. My accent tells everyone that I wasn't born in Israel and, at Tishes, some chassidic women ask me where I was born. However, no one has ever made a face nor a negative remark. Maybe because I live in Israel and people were more interested in what kind of Rabbis I know.:-)

    By the way, when you read Kahane's predictions, many of them became true. However, I am not part of his community.:-)

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  3. Shalom,

    personoally I think that everything came true what Rav. K. said. That´s a sad truth.
    I studied all of his works and I have them at home.

    Every jew should study his books, speeches and articles.

    Sadly there are many strange people in the "movement".

    Kol Tuv

    Joshua

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  4. B"H

    Most of rabbi Kahane's predictions have come true and a friend of mine just reading a Kahane book told me that she feels like Kahane is alive today and talking about our times. This is how real the content is.

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  5. 100% true! Do yourself a favor and read ALL of his books, you will be shocked.

    Problem war nur das sein Auftreten sehr hart war und viele abgeschreckt hat.

    Joshua

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  6. B"H

    Ich liege eigentlich nicht auf der Kahane - Schiene, doch habe ich Freunde dort. Mein Plan ist nach wie vor mehr ueber Rabbi Me'ir Kahane in Erfahrung zu bringen und einmal seine Witwe, Libby Kahane, zu treffen.

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  7. Shalom,

    Libby Kahane hat ein sehr gutes Buch über Rav Kahane HY"D geschrieben.

    Was er geschrieben hat, war alles richtig, leider hat er es oft auf eine sehr eigenwillige Art versucht zu vermitteln.
    Guck Dir an was für Leute teilweise in Tapuach rumhängen... damit möchte man an sich nichts zu tun haben.

    Egal was ist, man sollte die Werke von Rav Kahane HY"D gelesen haben, allein um mitreden zu können.

    Joshua

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  8. Nur mal ein Beispiel, wie ein 'haredischer' Chassid in West-Deutschland lebt.

    Also, ich bin in der jüdischen Gemeinde in NRW Mitglied, also deutsch-normal orthodox: Nichts wissen, nichts fragen, Mincha am Shabbos halb verboten, und kein Talmud on Board, weil sich dafür niemand interessiert [außer ich] - eben deutsch. Dort muss ich mir jedoch gelegentlich anhören: Chabbat sei Götzendienst und Chabbat sei Ultra, also haredisch. Etwas recherchiert kam mir dieses vor die Augen: judaism.about.com/od/denominationsofjudaism/a/habad.htm und mindestens 200 gleichlautende Seiten.

    Wie es innerhalb des Chabbat gewertet wird, ist mir so ziemlich egal. Rabbi Schneerson ist für mich genauso wenig der Moshiach, wie Rabbi Nachman oder Jesus. Wenn das andere glauben, ist das deren Sache, nicht meine. Und ob Ultra oder nicht, auch egal. Wichtig ist für mich: Zionistisch und innerhalb der Gemeinschaft immer lehrreich, vorzugsweise Hang zu Gebeten und Dritten helfen. Das ist meine Erziehung, das bin ich. Bemerkungen wie 'Ultra' und 'Götzendiener' kommentiere ich schon lange nicht mehr. Und ich ziehe den Kontakt zu chassidischen 'Heredi' in Antwerpen vor, als den mit Deutschen, der mich an … eingeschlafene Füße … erinnert. Man hetzt gerne untereinander, … nichts für mich. Mit meinen fast 60 bin ich dafür inzwischen … zu müde … Es gibt wichtigeres zu tun, als destruktiv Adrenalin zu verschleudern ...

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  9. B"H

    Ich denke, dass man Chabad heutzutage viel zu sehr auf die Meschiach - Ideologie festlegt, doch dabei die eigentlichen Inhalte der Gruppe entweder ignoriert oder nicht kennt.

    Mindestens bis zum sechsten Rebbe Yosef Yitzchak Schneersohn, der Schwiegervater des Nachfolgers Rebbe Menachem Mendel, war Chabad (Lubawitsch) eine der angesehensten chassidischen Gruppen ueberhaupt. Hierbei insbesondere auf die chassidischen Lehren und Inhalte bezogen.

    Was man heutzutage mit Chabad betreibt, indem jeder Chabadnik zum Meschichisten degradiert wird, ist geradezu laecherlich.

    In deutschen orthodoxen Gemeinden meine ich, dass es wohl eher um ein Konkurrenzdenken geht und Chabad teilweise absichtlich madig gemachtwird, damit andere Rabbiner nicht die Oberhand verlieren und ihnen die Schaefchen ins Chassidische entweichen.

    Ich habe eh vor, auf Hamantaschen heute abend etwas Kurzes zu Chaad zu verfassen, denn selbst in Israel gehen ziemliche Vorurteile ueber die Chassidut um.:-)

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  10. Shalom Tom,

    ich habe einen Freund der Chabadnik ist. Der fährt zum Gimmel Tammuz nach 770, ich fragemich warum er in 770 davent. Gross in 770 steht YECHI und das wird auch offen nach der Teffilah gesagt. Warum halten sich denn Nicht-Meshichisti nicht davon fern?

    Nicht jeder Chabadnik ist Meshichist aber man muss auch die Ideologie von Chabad verstehen. Chabad glaubt nur Chabad, heisst, nur die Meinung von Chabad-Rebbes ist massgeblich, alles andere wird als minderwertig angesehen.
    Ausserdem war der Rebbe der Melitz Yosher, wer ist das jetzt?

    Chabad tut vieles Gutes, wer das bezweifelt, hat keine Ahnung. Problem ist das Chabad nie wirklichen Kiruv gemacht hat. Mal Teffilin anlegen oder Lulav schütteln reicht nicht. Die Leute kommen zu Chabad, haben eine nette Zeit und gehen dann wieder ihrem gewohnten Leben nach. Das wars meist.

    Mit der Konkurrenz hast Du nicht unrecht, kannst Du ja an Düsseldorf sehen. Mittlerweile hat sich das allerdings beruhigt.
    Köln hat es geschickt gemacht und Rav Shtrocks eine Stelle in der Gemeinde gegeben, so macht er selbst nichts eigenes auf.

    Würde mich freuen wenn Du was über Chabad / Chassidut schreiben würdest. :) Komme auch aus NRW.

    Kol Tuv

    Joshua

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  11. "Chabbat sei Götzendienst und Chabbat sei Ultra, also haredisch. "

    Gegen Haredisch ist nichts einzuwenden, gegen Avodah Zarah schon. Wenn man einen toten Mann, egal ob er ein Zaddiak, als Mashiach verehrt, dann ist das exakt das was Notzrut glaubt, ohne lehavdil.

    "Rabbi Schneerson ist für mich genauso wenig der Moshiach, wie Rabbi Nachman oder Jesus."

    Grosse Kreise von Chabad sehen das völlig anders, da liegt der Haken. Nicht jeder sagt das offen und viele weichen einer Antwort aus wenn man sie direkt danach fragt.

    "Zionistisch und innerhalb der Gemeinschaft immer lehrreich, vorzugsweise Hang zu Gebeten und Dritten helfen. "

    Chabad ist antizionistisch, wenn das auch nicht jedem klar ist.

    "Und ich ziehe den Kontakt zu chassidischen 'Heredi' in Antwerpen vor, als den mit Deutschen, der mich an … eingeschlafene Füße … erinnert. "

    Sehe ich 100% genauso und wir handhaben das auch so, in Antwerpen kenne ich mich besser aus als in den deutschen Gemeinden. Liegt auch daran das man als Deutscher nicht mehr in den Kreis der Leute kommt, meist russischsprachig.

    "Mit meinen fast 60 bin ich dafür inzwischen … zu müde … Es gibt wichtigeres zu tun, als destruktiv Adrenalin zu verschleudern ..."

    Und sich ständig Lashon HAra anzuhören ;)

    Sei gesund

    Joshua

    PS: Wir sollten vielleich mal e-mail austauschen :) Oder bist Du bei facebook?

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  12. B"H

    Hier mein aktueller Artikel zu Chabad:


    http://hamantaschen.blogspot.com/2012/01/positive-und-negative-vorurteile-gegen.html


    Die wenigsten Juden, die an Chabad Events teilnehmen, hegen die Absicht, Gruppenmitglied zu werden. Chabad geht es in erster Linie darum, jedem Juden seine Mitzwah zu ermoeglichen. Sei es bei Frauen mit dem Schabbatkerzen anzuenden oder bei Maennern mit den Tefillin.

    Zu 770: Das ehemalige Haus der Schneersons in Crown Heights befindet sich seit Jahren voll und ganz in den Haenden der Meschichistim. Viele interne Chabad - Machtkaempfe finden darum immer wieder neu statt.

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